rencey und Mächin ſtatteten Bericht uͤber mehrere Bitt⸗ ſchriften ab. Es befand ſich darunter eine, worin eine Ver⸗ beſſerung in dem Paßweſen verlangt wurde. Die Com⸗ miſſion ſtimmte fuͤr die Ueberweiſung derſelben an den Mi⸗ niſter des Innern. Herr Deleſſert unterſtüͤtzte den Vor⸗ ſchlag und machte auf die mancherlei Uebelſtände und Miß⸗ braͤuche bei der gegenwaͤrtigen Einrichtung des Paßweſens, namentlich in Betreff der Paͤſſe fuͤr das Ausland, aufmerk⸗ ſam. Der Miniſter des Innern erklaͤrte, daß er ſich dem Antrage der Commiſſion nicht widerſetze, da jeder Aufſchluß uͤber einen wichtigen Gegenſtand der Verwaltung den Mi⸗ niſtern willkommen ſein muͤſſe; er aͤußerte, wie er ſich ſchon ſelbſt uͤberzeugt habe, daß die Ausfertigung der Päͤſſe nach dem Auslande zu umſtaͤndlich und mit zu vielen Schwierig⸗ keiten verknuͤpft ſei, da bisher die Praͤfekte keine ſolche Paͤſſe ertheilten durften, bevor ſie nicht deshalb bei dem Miniſte⸗ rium angefragt hatten. Der Miniſter fuͤgte hinzu, daß um die mit einem ſolchen Geſchaͤftsgange nothwendig verknuüͤpf⸗ ten Weitlaͤuftigkeiten fuͤr die Folge zu vermeiden, er den Praͤfekten bereits aufgetragen habe, die Paͤſſe nach dem Auslande ohne Weiteres auszufertigen und nur in be⸗ denklichen Faͤllen vorher bei dem Miniſterium anzufragen. Die oben erwaͤhnte Bittſchrift wurde hierauf, dem Antrage der Commiſſion gemäß, dem Miniſter des Innern uͤberwie⸗ ſen. Dieſer entwickelte demnaͤchſt mehrere Geſetz⸗Entwuͤrfe, wodurch die General⸗Conſeils verſchiedener Departements zur Ausſchreibung einer außerordentlichen Beiſteuer Behufs der Unterhaltung und Wiederherſtellung der Landwege er⸗ maͤchtigt werden. Nach ihm ſtattete Herr Carl Dupin den Commiſſions⸗Bericht üͤber die Wahl des Herrn Garnier⸗ Dufougeray ab, deſſen Aufnahme, wie man ſich erinnern wird, von der Kammer ausgeſetzt worden war. Dieſer De⸗ putirte war in dem Departement der Ille und Vilaine, Bezirk von St. Malo, wo er das Wahlcollegium praͤſidirt hatde, mit 142 Stimmen unter 270 gewaͤhlt worden. 71 Waͤhler hatten indeſſen dagegen proteſtirt, weil, wie ſie be⸗ haupteten, bei dem Wahl⸗Geſchaͤfte mehrere Unregelmaͤßig⸗ keiten vorgefallen waͤren, namentlich weil die Steuer⸗Erheber den Waͤhlern die Steuer⸗Rollen, woraus deren Wahl⸗Fäͤhig⸗ keit hervorgeht, verweigert haͤtten, und weil Herr Garnier⸗ Dufougeray, nach Herabſetzung der fruͤher von ihm entrichteten Absgaben, keine 1000 Franken an directen Steuern mehr zahlte. Heeerr Dupin erklärte, daß dieſe letztere Behauptung ſich als unge⸗ gsruͤndet erwieſen habe, dagegen laſſe ſich nicht laͤugnen, daß bei der Wahl des gedachten Deputirten 17 Wäaͤhler unberufener Weiſe mitgeſtimmt haͤtten, weshalb das Buͤüreau auf die An⸗ nnullirung derſelben antrage. Dieſem widerſetzte ſich Hr. v. Formont wäaͤhrend Herr Thil den Anſichten der Commiſſion beitrat. Der Miniſter des Innern beleuchtete noch einmal das ganze Factum und machte die Verſammlung auf die Ue⸗ belſtaͤnde aufmerkſam, welche daraus entſtehen wüͤrden, wenn die Kammer ſich zum Richter, nicht blos uͤber die Wahlfaͤ⸗ higkeit des Gewaͤhiten, ſondern auch uͤber die des Waͤhlers aufwerfen wollte; nur durch ein neues Wahl⸗Geſetz ließe ſich dden Mißbraͤuchen, die bei den Wahlen vorgefallen waͤren, üͤr die Folge vorbeugen; bis dahin mochte es vielleicht
KFeeſſer ſein, ſtatt Herrn Garnier⸗Dufougeray ganzlich zuruͤck⸗
zuweiſen, deſſen Aufnahme auszuſetzen, und zwar um ſo mehr, als in dem Buüreau die Stimmen ſelbſt getheilt ge⸗
weſen waͤren, indem 15 fuͤr die Vertagung und 16 fuͤr die Annullirung geſtimmt haͤtten. Herr Mauguin bezeichnete mehrere offenbare Betruͤgereien, die bei der Wahl des ge⸗ deachten Deputirten vorgeſallen waͤren und verlangte, daß ddie Kammer ein Exempel ſtatuire. Herr Séguy melnte, da deas Geſetz den Kammern ausdruͤcklich verbiete, die Wah ALiſten, deren Anfertigung lediglich der Regierung gebuͤhre, 61 unterſuchen. Herr Ravez behauptete, daß die in dem Commiſſtons⸗Berichte angefuͤhrten Gruͤnde ihm nicht hii8nlaͤnglich ſchienen, um die gänzliche Zuruüͤckweiſung des — Garnier⸗Dufougeray ſchon jetzt zu motiviren. Die Verſammlung fing berelts an, ungeduldig zu werden, als
noch F. Dupin der Aeltere die Rednerbuühne beſtieg, um . dem Antrage der Commiſſion beizutreten. Endlich ſchritt “ zur Abſtimmung; die Lergn wurde verworfen; eine erſte und zweite Abſtimmung uͤber die Annulltrung 8 zweifelhaft; man mußte daher zum Namens⸗Aufruf
—
ſcchreiten. Das Serutinium hatte bereits angefangen, als dder Praͤſident, zur großen Verwunderung der Verſammlung, ddie Bemerkung machte, es ſeien einige Kugeln weggenom⸗ mmen worden und das Serutinium müſſe daher aufs neue beginnen. Hr. von la Bourdonnaye rief demſelben zu: Er habe das Recht nicht, ein einmal eröffnetes Secrutinium zu annulliren; ein anderer Redner verlangte das Wort; der Praͤſident verweigerte es ihm, und es entſtand ein Tumult,
von dem die bisherigen Sitzungen noch kein Beiſ iel gege⸗ ben hatten. Die bereits in den Wahl⸗Urnen befindlichem Kgen b“ wieder in die Körbe geſchuͤttet, und es begann ein zweiter Namens⸗Aufruf. Da indeſſen der Larm nicht auf hoͤrte, ſo beſtieg einer der Secretarien die Rednerbuͤhne, um das Verfahren des Buͤreaus in dem vorliegenden Falle durch die Erklärung zu rechtfertigen, daß einige Deputirte, ehe die Reihe an ihnen geweſen, geſtimmt und daß einer derſelben, ſtatt einer Kugel zwei genommen haͤtte; unter dieſen Um⸗ ſtaͤnden waͤre der Praͤſident der Meinung geweſen, daß die — Operation aufs neue beginnen müßte. Hr. von la ourdonnaye blieb nichts deſto weniger dabei, daß der Pra⸗ ſident Unrecht gehabt habe, das Scrutinium zu annulliren,
da ſolches allein der Kammer zuſtehe. Die Erklärung des Praͤſtdenten, „daß, wenn er einen Fehler begangen, er au
die Nachſicht der Kammer rechne, da dieſe wohl wiſſe, 8 er die beſten Abſichten habe,“ ſtellte zuletzt zur allgemeinen Zufriedenheit die Ruhe wieder her. Nach einer zweiten Abſtimmung fanden ſich (unter 330 Stimmgebern) 177 Ku⸗ geln fuͤr und 153 gegen die Annullirung, worauf der Prä⸗ ſident erklaͤrte, daß die 88; des Hrn. Garnier ⸗Dufougeray null und nichtig ſel. Dieſer Beſchluß bei einer Majo⸗ rität von 24 Stimmen erregte großes Aufſehen. 85 er Herzog von Lavauqguyon, Pair
Sitzung wurde erſt gegen 7 Uhr aufgehoben. März. von Frankreich, iſt am 14ten d. M. hierſ⸗ ſein b Jahre mit Tode —— l. heerſelqtt in ſelsenn 6en Das Journal des Débats vom 15ten d. äußert ſich uͤber
die Angelegenheiten Rußlands und der Tuͤrkel in folgender Art: „Die Langmuth Rußlands iſt endlich erſchoͤpft. Nach dem Erſcheinen des Tuͤrkiſchen Manifeſtes wuͤrde eine laͤn⸗ gere Unthaͤtigkeit nicht mehr als ein der Ruhe Europas ge⸗ brachtes 2% ſer gegolten, man wuͤrde vielmehr darin das in⸗ nere Gefuͤhl einer unerklärlichen Schwaͤche erkannt, man wuͤrde ſich gefragt haben; Wozu eine Armer von 800,000 Mann, wenn man nicht ein einziges Bataillon davon mar⸗ ſchiren laſſen will? Und Rußland, allmaͤhlig von der üͤber⸗ wiegenden Hoͤhe zuruͤckgewieſen, auf welche die letztern Er⸗ eigniſſe es gehoben hatten, wuͤrde ſich gar bald ſelbſt üͤber⸗ zeugt haben, daß man in der Politik nur das gilt, was man zu gelten ſcheint, und daß die wahre Stäͤrke einer Regierung mehr von dem Gebrauche, den ſie von ihr Huͤlfsquellen zu machen weiß, als von dieſen Huͤlfsquellen ſelbſt abhaͤngt. Dies iſt eine ſo unbeſtreitbare Wahrheit, daß wir keinen Augenblick Anſtand haben, laut zu verkuͤndigen, die Beſetzung der Moldau und Wallachei werde die unmitrelbare Folge des Tuͤrkiſchen Manifeſtes ſein. Jene offene Herausforderung des Divans im Angeſicht von ganz Europa, jenes freiwillige Geſtaͤndniß blos deshalb g zu haben, um ſich unter dem Scheine des Friedens zum riege zu ruͤſten, jene öͤffentliche Verletzung der Hauptbedingungen des Tractats von Akerman; — alle dieſe Umſtaͤnde geſtatte⸗ ten dem St. Petersburger Cabinette nicht, es noch ferner bei dem langſamen Gange der Diplomatie bewenden zu laſſen. Man mußte entweder den Schimpf ahnden, allleim ſogar ahnden, oder ſich darauf gefaßt machen, vielleicht nie eine Genugthuung dafuͤr zu erhalten. Der an die Armee in Beſſarablen ergangene Befehl, am 12ten April uͤber den Pruth zu gehen, erſcheint uns ſonach als die unvermeidliche und freiwillige Maaßregel einer Regierung, die, geſtuͤtzt auf die Nachgiebigkeit welche ſie bisher zur Er⸗ haltung des Friedens von Europa bewleſen, dieſen Frieden durch ein läͤngeres Zoͤgern in eben dem Maaße gefährdet 1 durfte als durch eine kraͤftige Entſchließung, deren
ufſchub ohnehin mit jedem Tage bedenklicher wurde. War
Rußland nicht in der Thar zu glauben berechtigt, daß die 9 weit entfernt die Schwierigkeiten wacge die Grie⸗ iſche Frage in Menge darbietet, zu heben, d
— viel⸗ mehr nur noch mehr verwickeln würde? Zwei aͤlſche Cabinette ſind gefallen. In London folgte, auf eine 8. die Befreiung Griechenlands ſo 121 geſtimmte Regierung, ein aus Tadlern und Feinden des Tractates vom 6. Jull ebildetes Miniſterium. Von einem ſolchen durfte R
8 von Anfang an eben keinen eifrigen Bundesgenoſſen
im Orient verſprechen, und die Thron⸗Rede bei Eröͤffnung⸗
des Britiſchen Parlaments mußte in St. Petersburg vol⸗ lends zu ernſten Betrachtungen Anlaß geben. In Frank⸗ reich dagegen machte ein Miniſterium, das ſich nur
allzu lange als ein entſchiedener Feind alles Großen, Edlen und Hochherzigen gezeigt hatte, endlich einem Cabinette Platz, wovon mehrere Mitglieder ſeit drei eine im hohen Grade volksthuͤmliche Sache
ten, und die mit ihrem Eintritt ins Miniſterium zugleich die Verpflichtung uͤbernahmen, dem Lande den Rang zuruͤckzu⸗