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Allgemeinen
Pr
zur
Frankreich. 8 (Nachtrag). 18 Paris, 23. Maͤrz. Einer telegraphiſchen Nachricht aus Toulon vom 20ſten d. M. zufolge, ſind in dem dortigen Hafen die Fregatte „Bellona“, die Briggs „Cuiraſſter“, „Euryale“, „le Curieux“, ſo wie die Gabarre „die Loire“ von der Cadixer Station angekommen. tin Der General Sébaſtiani hat auf das Buͤreau der De⸗ putirten⸗Kammer die Bittſchriften der in den Departements dder Nordkuͤſten, des Gers, der Moſel, des Rhone, der Vienne und der Yonne anſaͤßigen Mitglieder der Ehrenlegion niedergelegt, worin dieſelben die Auszahlung ihres ruͤckſtaͤn⸗ digen Gehalts verlangen. 1— In der geſtrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer iſt uͤber die Verlfication der Vollmachten einiger Deputirten, deren Aufnahme vorlaͤufig ausgeſetzt worden war, ſo wie uͤber verſchiedene Bittſchriften Bericht abgeſtattet worden. „Seit mehreren Tagen“ ſagt der Conſtitutionnel, „ſpricht man in Paris von einer abermaligen Veraͤnderung des Mi⸗ niſteriums; als neue Miniſter macht man mehrere Maͤnner namhaft, als Herrn von Chaͤteaubriand, Herzog von Broglie, Herrn Pasquier und ſogar Herrn Caſimir Périer; doch be⸗ zeichnet man nicht diejenigen Miniſter, welche durch ſie er⸗ ſetzt werden ſollen. Alle dieſe Geruͤchte beweiſen mindeſtens, daß das jetzige Miniſterium nicht auf feſten Grundlagen beruhe; dergleichen Zweifel wuͤrden gar nicht erhoben werden, wenn die Miniſter nicht in allen ihren Maaßregeln ſo viel Ungewißheit und Unſchluͤſſigkeit zeigten. irgend eine unſichtbare Hand alle ihre Bewegungen hemme. Die Nachricht von dem Eintritte des Herrn v. Chategubriand, der ſchon ſeit langer Zeit die verfaſſungsmaͤßige Monarchie mit eben ſo viel Ergehenheit als Beredſamkeit vertheidigt, gewinnt unter dieſen Umſtaͤnden immer mehr Glauben. Da man weiß, daß derſelbe am 21. d. M. eine Privat⸗Audienz beim Koͤnige gehabt hat, ſo haͤlt man ſeine Ernennung fuͤr eine bereits entſchiedene Sache, glaubt aber daß er vor der and kein Portefeuille erhalten werde. Wir fuͤgen dieſem Geruͤchte noch ein zweites hinzu, womit man ſich ebenfalls ſeit kurzem herumtraͤgt, von dem wir aber hoffen, daß es ungegruͤndet iſt. Man behauptet naͤmlich, daß der Herzog von Wellington mit dem Fuͤrſten v. Talleyrand in Corre⸗ ſpondenz ſtehe und dieſen ehemaligen Miniſter wieder an die Spitze der Verwaltung zu ſtellen wuͤnſche, um die Anſichten Frankreichs in Betreff der Angelegenheiten des Orients mit denen Englands uͤbereinſtimmender zu machen“. Das geſtrige Blatt des Journal des Débats beruͤhrt aufs neue die Angelegenheiten des Orients und ſtellt daruͤber folgende Betrachtungen an: „Seit vierzehn Jahren“, ſagt es unter andern, „ſchien der Krieg nicht mehr zu den Be⸗ rechnungen der Cabinette zu gehoͤren; man hielt denſelben fuͤr gaͤnzlich ausgeſchloſſen von ihren politiſchen Combinatio⸗ nen. Heute wo dieſe angenehme Taͤuſchung eines ewigen Friedens ſchwindet, geht man ploͤtzlich von einem Extreme zum andern uͤber, und malt ſich die Zukunft mit den ſchwaͤr⸗ zeſten Farben aus. Uebertreiben wir indeſſen ſo wenig un⸗ ſere Beſorgniſſe als unſere Hoffnungen. Das Schickſal Europas haͤngt, Gott ſei Dank, nicht von dem erſten Ka⸗ nonenſchuſſe ab. Es handelt ſich in dieſem Augenblick um eine Frage die weder Frankreich noch England betrifft. Dieſe beiden Maͤchte haben zunaͤchſt nur uͤber die Vollziehung des Tractates vom 6. Juli zu wachen. Aber, wird man fagen, Rußland, welches dieſem Tractate beigetreten war oder vielmehr denſelben veranlaßt hatte, iſt, der That nach, maaus der Allianz ausgeſchieden; denn die Grundlage jenes Ver⸗ trages war die Verzichtleiſtung auf jede Gebietsvergroͤßerung, und jetzt marſchiren die Ruſſen uͤber den Pruth, beſetzen die Fuͤrſtenthuͤmer, und, wenn ſie erſt uͤber die Donau gegangen ſind, ſo haben ſie nur noch einige funfzig Meilen bis nach Konſtan⸗ tinopel. — Kommen wir zunaͤchſt auf den mehr erwaͤhnten Tractat zuruͤck. Da man in demſelben der Pforte eine be⸗ ſtimmte Friſt ſtellt, ſo ſah man ſchon damals voraus, daß von zwei Dingen eins geſchehen wuͤrde, entweder daß der Divon die ihm geſtellten Bedingungen annehmen, oder daß er ſie verwerfen wuͤrde. Wenn man nun nicht vorweg an⸗ nehmen will, daß jene ſtillſchweigende Drohung nur in der Abſicht, ſie nicht zu erfuͤllen, gemacht worden ſei, ſo wird man eingeſtehen muͤſſen, daß der Einfall der Ruſſen in die
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Fuͤrſtenthuͤmer ebenfalls ſchon damals als ein moͤgliches Er⸗
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Man moͤchte faſt behaupten, daß
an. Ihn vor vollendetem vierzehnten Jahre endigen zu laſe
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eigniß, um die Pforte zur Annahme der ihr gemachten Vor⸗ ſchlaͤge zu bewegen, vorhergeſehen 88 nne e. nun heute zu den gemeinſchaftlichen Beſchwerden der drei Maͤchte noch eine beſondere Beſchwerde hinzukoͤmmt, wenn ſich zu einem, Allen widerfahrenen Schimpfe, noch eine ſpe⸗ cielle Beleidigung geſellt, geht daraus hervor, daß der Marſch der Armee einer jener Maͤchte die andern von der heiligen Verpflichtung entbinde, durch die Gewalt der Waffen zu erlangen, was man auf guͤtlichem Wege nicht erlangen konnte? Geſtehen wir offen, daß wir alle von dem Divan hintergangen worden ſind. Weil aber das der Tuͤrkei naͤher gelegene Rußland zuerſt auf⸗ gehoͤrt hat, der Spielball der Pforte zu ſein, ſollen wir es deshalb noch laͤnger bleiben? Der Zweck des Tractates vom 6. Juli iſt nicht erreicht; er muß es werden. Eine abermalige Verheerung Griechenlands durch die Horden der Muſelmaͤnner wuͤrde die Politik der chriſtlichen Cabinette fuͤr immer mit Schande bedecken. Es iſt genug, daß Athen und Miſſolunghi in Truͤmmern liegen.“
Inliahn d
Berlin. Zu der am 29ſten d. M. in dem hieſigen Gymnaſium zum Grauen⸗Kloſter von 8 bis 12 und Nach⸗ mittags von 2 bis 6 Uhr anzuſtellenden oöͤffentlichen Pruͤfung der Schuͤler ladet der Director dieſer Anſtalt, Doctor der Theologie, Bellermann, durch ein vom Herrn Profeſſor und Mitdirector Koͤpke geſchriebenes Programm ein, das von dem Herrn Verfaſſer ſchon fruͤher als Inaugural⸗Diſſertation, Behufs der Erlangung der Wuͤrde eines Doctors der Theo⸗ logie, verfaßt und bei der theologiſchen Facultaͤt zu Heidel⸗ berg eingereicht worden war, und vom Zuſtand der Chriſten unter den Roͤmiſchen Kaiſern des zweiten Jahrhunderts han⸗ delt. Aus den von Hrn. Direct. Bellermann dem Programm hinzugefuͤgten ſtatiſtiſchen Annalen ergiebt ſich, daß die Zahl der im letztverwichenen Vierteljahre die Anſtalt beſuchenden Schuͤler 543 betrug, von denen 67 in Prima, 58 in Se⸗ cunda, 69 in Groß⸗Tertia, in Klein⸗Tertia coetus A. 48, coetus B. 46, in Groß⸗Quarta 70, in Klein⸗Quarta 70, in Quinta 67, in Sexta 48 ſich befanden. Neu aufgenommen wurden im vorigen Schuhjahre 159; abgegangen ſind 168, von denen 29 nach gemachter Abiturienten⸗Pruͤfung zu Mi⸗ chaelis 1827 zur Univerſitaͤt promovirt worden und 23 jetzt dahin befoͤrdert werden ſollen, 125 andere aber, theils aus den obern, theils aus den untern Claſſen, meiſt um ſich dem Kaufmannſtande, Fabrikgeſchaͤften und dem Geſchaͤfts⸗ dienſte zu widmen, abgingen. g“
Im Preußiſchen Staate befanden ſich nach der Zaͤhlung zu Ende des Jahres 1825 unter üVberhaupt 12,256,725 Ein⸗ wohnern 4,487,461 Kinder, welche das vierzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hatten; alſo unter 1,000 Einwohnern im Durchſchnitte 366 Kinder; oder die Kinder waren ziem⸗ lich nahe 3½ der Nation. Es iſt leicht zu uͤberſehen, daß dieſes Verhaͤltniß nicht in allen Landestheilen daſſelbe ſein kann: wo die Bevoͤlkerung ſchneller waͤchſt, ſind die Kinder ein groͤßerer Theil der geſammten Volksmaſſe, als da, wo ſie langſamer fortſchreitet. Indeſſen mag hierauf vor jetzt nicht weiter eingegangen werden: jedenfalls iſt die Zahl der 1 Kinder uͤberall ſo groß, daß auf ihre Erziehung ein ſehr be⸗ 8 traͤchtlicher Theil deſſen verwandt werden muß, was die Na-⸗ tion uͤberhaupt jaͤhrlich durch ihre Arbeit erwirbt. 8 Unter den Verwendungen auf die Kinder iſt keine der geringſten die auf ihren Unterricht: ſelbſt wenn der Unter⸗ richt in den oͤffentlichen Schulen erſt mit dem vollendeten ſiebenten Lebensjahre beginnt, beduͤrfen ſeiner ungefaͤhr ³ derſelben; das iſt im Preußiſchen Staate uͤberhaupt noch uͤber 1,920,000. In vielen Landestheilen, und uͤberall in den ſorgſamern Familien, faͤngt aber der foͤrmliche Unterrich fruͤher, zum Theil bald nach vollendetem fuͤnften Lebensjahre
ſen, iſt nicht raͤthlich: es wird zu leicht vergeſſen, was nicht bis wenigſtens zu dieſem Grade der Reife in taͤglicher Uebung bleibt; und ein großer Theil des Unterrichts wird dadurch eine fruchtloſe Verwendung, ſo daß eine vermeinte Erſparniß auf dieſem Wege in der That nur eine große Verſchwendung