Großbritanien und 11“ London, 21 Maͤrz. Vorgeſtern verſammelten ſich die Mitgileder des Cabinets bei Hrn. Peel und blieben bis tief in die Nacht beiſammen. Im Verlauf der Berathungen wurde oͤftets nach dem auswaͤrtigen Amte nach Papieren und Documenten geſchickt. Unmittelbar nach dem Auf⸗ brechen der Verſammlung ging ein Koͤnigsbote an Sir Fr. Lamb in Liſſabon ab; gleichzeitig wurden Depeſchen nach Paris an Lord Granville und nach Wien an Lord Cowlay abgefertigt. Vom Lord Groß⸗Admiral iſt ebenfalls ein Eil⸗ bote mit Inſtructionen an die See⸗ Befehlshaber in Ply⸗ mouth abgeſandt worden.

Geſtern ſind bei der Admiralitaͤt Depeſchen von Sir Edw. Codrington aus Malta vom 3. Maͤrz eingegangen. Sie wurden unverzuͤglich an den Herzog von Wellingkon befoͤrdert. Es heißt, Sir E. Codrington habe haͤufige Com⸗ municationen mit Oeſterreichiſchen Officieren gehabt, und er hege noch immer die Hoffnung, daß die Angelegenheiten im Hrient durch die Vermittelung des Kaiſers von Oeſterreich regulirt werden koͤnnten. er ſoll Alles zur Erhal⸗

Der Kaiſ⸗ tung des Friedens aufbieten und ſogar verſprochen haben, ſich an die Engliſche Politik anſchließen zu wollen. Deſſen ungeachtet werden bedeutende Vorbereitungen getroffen. Es ſoll der Befehl ergangen ſein, mehrere Fregatten und Linien⸗ ſchiffe ſegelfertig zu machen; auch heißt es in der City und wird im vornehmern Stadttheile beſtaͤtigt, daß die Regierung eine große Anzahl von Dampfſchiffen miethen werde. Die Morning⸗Chroniele ſagt uͤber die Angelegen⸗ heiten im Orient, namentlich in Beziehung auf die jetzige Politik Frankreichs Folgendes: Frankreich hat bedeutende Zu⸗ ruͤſtungen in den Haͤfen des Mittellaͤndiſchen Meeres an⸗ geordnet. Die Franzoͤſiſchen Journaliſten ſchweigen uͤber die Beſtimmung derſelben; es ſoll aber entdeckt worden ſein, daß der Zweck derſelben eine Landung in Aegypten ſei. Unſer Miniſterium iſt durch dieſe Entdeckung in keine geringe Verlegenheit gerathen, und vermuthlich iſt dieſes eine der Urſachen warum unſere Cabinetsmitglieder die Koͤpfe ſeit einiger Zeit ſo gewaltig zuſammen ſtecken. Wie Frank⸗ reich ſolch' ein Unternehmen rechtfertigen, was es fuͤr Er⸗ klaͤrungen daruͤber abgeben wird, muß man zwar abwarten; das Feld der Muthmaßungen ſteht indeſſen offen; wir wol⸗ len es daher, bis beſtimmte Eroͤffnungen erfolgen, etwas bearbeiten. Rußland, mit dem Frankreich, wie man hier uͤberzeugt iſt, vollkommen einverſtanden iſt, hat der Tuͤrkei den Krieg aus Separat⸗Gruͤnden erklaͤrt. Hat Frankreich nicht eben ſo gute Separat⸗Gruͤnde? Iſt Algier nicht ein Theil des Tuͤrkiſchen Reichs? Und haben die Algierer und Tuneſianer ſich nicht als gute Moslemin und gute Unter⸗ thanen gezeigt, indem ſie Schiffe abgeſchickt haben, um mit der Tuͤrkiſchen Flotte gegen Griechenland zu handeln? Und geht nicht hieraus zunaͤchſt hervor, daß der Großherr eben ſowohl fuͤr das Benehmen der Algierer als fuͤr das aller ſeiner andern Unterthanen einſtehen muß? Giebt man dieſes zu, und wir ſehen nicht wohl ein, wie man es beſtreiten wollte, ſo muß man auch zugeben, daß Frankreich, welches von den Algierern zu feindſeligen Maaßregeln gezwungen iſt, berechtigt iſt, ſich die ihm gebuͤhrende Genugthuung, wo es nur immer kann, zu verſchaffen. Frankreich kann demnach ſagen: Algier iſt zu ſtark und zu feſt, als daß wir es ohne Küee Heles bezwingen koͤnnten. Algier iſt ein Theil des uͤrkiſchen Reichs. Das Ganze iſt fuͤr das Unrecht verant⸗ wortlich, welches ein Theil ausgeuͤbt hat; und die beſchaͤdigte Parthei iſt befugt, als Gegenſtand ſeines feindlichen Augriffs den Theil des Ganzen zu waͤhlen, der ſich fuͤr ihre Mittel am beſten dazu eignet. Wenn unſere Colonie Jamaica ſich einfallen ließe, die Daͤniſche Colonie St. Thomas anzugreifen, ſo koͤnnte man es Daͤnemark nicht verargen, wenn anſtatt Jamaica anzugreifen, dieſe Macht einen Angriff auf eine der Shetlaͤndiſchen Inſeln vollfuͤhrte. Eben ſo mag Frank⸗ reich ſich fuͤr berechtigt halten, ſich wegen der von Algieri⸗ ſchen Tuͤrken erfahrnen Unbill an den Aegyptiſchen Tuͤrken zu raͤchen. Wenn wir aber dagegen proteſtiren wollen, ſo koͤnnte uns Frankreich entgegnen, daß wir in Aſien große Reiche mit Krieg uͤberziehn und gewoͤhnlich den beſten Theil davon in Beſitz nehmen, ohne erſt bei den Europaͤiſchen Faͤchten deshalb anzufragen; und daß Frankreich ſich fuͤr berechtigt haͤlt in Africa eben ſo zu verfahren. In Frank⸗ reich ſelbſt waͤre Aegyptens Beſetzung gewiß eine ſehr po⸗ pulaire Maaßregel. Der Courier ſagt, die Lage Portugals ſei aͤußerſt bedenk⸗ lich. Dom Miguel ſcheine ſich nicht mit der Koͤniglichen Macht begnuͤgen, ſondern auch den Koͤniglichen Titel anneh⸗ men zu wollen, und ohne die Maske ganz abgelegt zu haben ließe er hinreichend ſeine Wuͤnſche und Abſichten durchblicken.

Nach heutig tugal befindlichen Truppen laſſen werden.

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em Vernehmen werden unſere

Unverkennbar iſt jedenfalls, daß der politiſche Horizont von Europa, ſo, wie ſchon fruͤher im Oſten, ſo durch die neueſten Ereigniſſe in Portugal, nun auch im Weſten ſehr Loͤſung der verwickelten Verhaͤltniſſe hoͤchſt ſchwierig iſt; ja es ſcheint faſt unmoͤglich, 1 den von ſo verſchiedenen Sei⸗ ten aufſteigenden und ſo mannigfache Intereſſen anregenden und bedrohenden Sturm voͤllig zu beſchwichtigen; doch ſetzt bekannte Charaecter⸗Feſtigkeit Premier⸗Miniſters volles Sehr natuͤrlich iſt es aber, daß bei der jetzigen Europa's, in den Handels⸗Verhaͤltniſſen, mit Staats⸗Papieren die groͤßte Vor⸗ die Engliſchen, wenn ſchon fortwaͤh⸗ behaupten ſich doch

umduͤſtert und eine befriedigende

daß es noch gelingen koͤnne,

man im Allgemeinen auf die und Entſchloſſenheit unſeres jetzigen Vertrauen. ſchwankenden Lage beſonders im Verkehr ſicht beobachtet wird; rend kleinen Schwankungen unterworſen, im Ganzen ziemlich hoch, wogegen ſich bei den andern Eu⸗ ropaͤiſchen Fonds die machen; namentlich ſind die Portugieſiſchen Fonds in Folge der neueſten Ereigniſſe in Liſſabon binnen wenig Tagen um

10 12 pCt., naͤmlich von 74 auf 64 ja auf 61 ½ geſunken. 8 In kommender Woche wird der Herzog von Wellington

die neuen Vorſchlaͤge in Betreff der Korn⸗Einfuhr machen.

Im Unterhauſe hat Herr Peel erklaͤrt, das Miniſterium

wolle ſich, unter den obwaltenden Umſtaͤnden der Zuruͤcknahme der Teſt⸗Acte widerſetzen; es muͤſſe aber verlangen, daß alle Perſonen, welchen dieſ (d. h. alle Separatiſten) folgende Erklaͤrung abzugeben ge⸗ halten werden ſollten: „Ich, der Unterzeichnete, erlichſt daß ich, den Mittel, und meinen Einfluß nie benutzen werde, um die, durch das Geſetz in den drei Koͤnigreichen beſtehende pro⸗ teſtantiſche Kirche zu ſtuͤrzen oder ihr zu ſchaden, oder um beſagte Kirche in der Ausuͤbung der ihr durch das Geſetz zu⸗ ſtehenden Rechte und Privilegien zu ſtoͤren.“ Ein hieſiges Blatt bemerkt indeſſen, daß eine ſolche Erklaͤrung zwecklos ſein wuͤrde, da ſie den, der ſie leiſten ſollte nur verpflichten wuͤrde, dasjenige zu unterlaſſen, was ohnehin durch die be⸗ ſtehenden Geſetze verboten iſt.

Die dem Parlamente vorgelegte Ueberſicht uͤber den Er⸗

trag der Armen-⸗Taxe und uͤber die Zahl der unterſtuͤtzten Armen hat eine große Senſation hervorgebracht, da ſelbige in einem Maaße zugenommen hat, welches furchtbar iſt. Er⸗ waͤgt man nun, den Armen⸗Geſetzen, nicht blos einen moraliſchen Anſpruch, ſondern ein geſetzliches Recht auf die Mildthaͤtigkeit ihrer Mitbuͤrger haben, ſo iſt es offenbar, daß dieſe Geſetze die Wirkung haben, die Faulheit, die Unordnung und die Luͤder⸗ lichkeit zu befoͤrdern; weil ſobald er ſich durch Leichtſinn oder ſchlechten Lebenswandel außer Stande geſetzt hat, ſich und die Seinigen zu ernaͤh— ren, die Commune ihn erhalten muß. Von der einen Seite wird hiernach durch die Armen⸗Steuer das Laſter be— foͤrdert, und der Antheil desjenigen, der unverſchuldeterweiſe herunterkoͤmmt, geſchmaͤlert; von der andern Seite aber, da die Beitraͤge zur Armen⸗Steuer nach dem Grundbeſitz be⸗ rechnet werden, die ſchoͤnſte Tugend, welche das Chriſtenthum vorſchreibt, die Barmherzigkeit, zu einem Rechen⸗ Exempel herabgewuͤrdigt. So iſt es, und ſo muß es uͤberall ſein, wo man der Wohlthaͤtigkeit ihren moraliſchen, ihren religioͤſen Charakter raubt. So iſt es, und ſo muß es uͤberall ſein, wo es Armen⸗Steuern giebt. Schottland iſt gluͤcklicherweiſe mit dieſer Plage verſchont; und man braucht nur die Zahl der Verbrecher in beiden Laͤndern zuſammen zu halten, um eine klare Anſchauung der Wirkung der Ar⸗ men⸗Taxen in dieſer Beziehung zu erhalten.

Der Morning⸗Herald ſpricht die Vermuthung aus, daß die geheimnißvolle Reiſe des Leibarztes des Koͤnigs, Sir W. Knighton, nach dem Continent, woruͤber ſo viel geſprochen worden iſt, und die man anfaͤnglich, aber ganz mit Unrecht, einer Krankheit des Herzogs von Cambridge zuſchrieb, den Zweck haben ſoll, einen der auf dem Continente lebenden Bruͤder des Koͤnigs aufzufordern, den Ober⸗Befehl des Heeres zu uͤbernehmen. Se. Maj. ſollen laͤngſt gewuͤnſcht haben, dieſe Stelle durch einen Ihrer Bruͤder bekleidet zu ſehen.

Der Verkehr zwiſchen England letzten Zeit bedeutend zugenommen. daß in London allein in drei Tagen 46 Schiffe aus verſchiedenen Haͤfen Ir

und Irland hat in der Ein Beweis davon iſt, (vom 10ten bis 12ten) lands angelangt ſind.

noch in Por— vor der Hand auch daſelbſt be⸗

Wirkungen der Zeit⸗Umſtaͤnde fuͤhlbarer

e Acte bisher hinderlich geweſen 8

1 2 erklaͤre fei⸗ die mir durch meine Stelle zu Gebot ſtehen⸗

daß die Huͤlfsbeduͤrftigen, nach den beſtehen⸗

Jedermann in England weiß, daß,