ſterium nicht von Tag zu Tag einen unbedeutendern und dem Wohle des Landes widerſtrebendern Charakter an⸗ nähme. Welche Rolle wuͤrde der beredte und uner⸗ muͤdliche Vertheidiger der Oeffentlichkeit neben Herrn v. Martignac ſpielen, den ſchon die (oben erwaͤhnte) Propoſi⸗ tion des Herrn B. Conſtant ſo ſehr allarmirt hat? Was wuͤrde er mit Collegen anfangen, deren Schritte durch die Raͤnke deſſelben Villele gehemmt werden, den Hr. von Chaͤteaubriand ſtets mit einer ſo ehrenvollen Beharrlichkeit bekaͤmpft hat? Es gab eine Zeit wo man annehmen durfte, daß das Miniſte⸗ rium ſich durch einige Maͤnner von ausgezeichnetem Talente verſtaͤrken wuͤrde; ſeitdem daſſelbe aber einen ſo heilloſen Weg eingeſchlagen hat, ſeitdem es ein Vergnügen darin zu finden ſcheint, die von ihm erregten Hoffnungen wieder zu zerſtoͤren, laͤßt ſich nicht wohl abſehen, wie ihm wieder aufzuhelfen wäͤre, noch welcher eminente Staatsmann ſich eines ſo ſchwie⸗ rigen Geſchaͤfts unterziehen wuͤrde.“

Zwei Geiſtliche und der Graf von la Bourdonnaye, ſollen ſich von der, zur Unterſuchung des Zuſtandes der klei⸗ nen Seminarien niedergeſetzten Commiſſion gaͤnzlich zuruͤck⸗ gezogen haben. 8 1

Nach einer Verfuͤgung des Finanz⸗Miniſters werden die ſaͤmmtlichen Pariſer Tagesblätter vom 1. k. M. ab nur bis 2 Uhr Mittags auf der Poſt angenommen. Dieſe Beſtimmung iſt die Folge einer bei dem gedachten Miniſter eingereichten Bitt⸗ ſchrift der Zeitungs⸗Redactoren ſelbſt, worin ſie daruͤber Klage uͤhrten, daß die Gazette de France bisher das Vorrecht atte, ihre Exemplare bis 5 Uhr Abends zur Poſt zu liefern.

Der Conſtitutionnel macht die Bemerkung, da zu einer Zeit, wo die Rolle des Diplomaten wichtiger ſei, als jemals, die meiſten Franzoͤſiſchen Geſandten im Aunslande ſich in Paris befinden: als der Herzog von Blacas aus Neapel, der Vicomte von St. Prieſt aus Spanien, der Herr von Rayneval aus der Schweiz, der Baron von Mareuil aus den Vereinigten Staaten; eben ſo ſeien, gerade in dem Au⸗ genblicke wo die Angelegenheiten des Orients mit dem groͤß⸗ ten Eifer betrieben wurden, weder der Marquis von Caraman in Wien, noch der Fuͤrſt von Polignac in London geweſen; den Baron von Vitrolles habe der Koͤnig ſchon ſeit Mona⸗ ten zum Geſandten in Florenz ernannt, er ſei aber immer noch in Paris; auch die Geſandtſchaft in St. Petersburg ſei ſchon ſeit geraumer Zelt unbeſetzt; zwar ſpreche man jetzt von der Ernennung des Herzogs von Mortemart an die Stelle des Grafen von la Ferronnays, doch ſei dieſe Ernen⸗ nung immer noch nicht amtlich bekannt gemacht worden.

Das 16te Linien⸗Infanterie⸗Regiment, und 4 Com⸗ pagnieen des 2ten Ingenlieur⸗Regiments ſind am 15ten, 16ten und 18ten d. M. von Montpellier nach Toulon 5—

Die Geſammtzahl der noch auf halbem Sold ſtehen⸗ den Officiere, denen die (geſtern erwähnte) Verordnung Bewilligung eines Wartegeldes zu Gute koͤmmt, bel 88 ſich auf 1250, und der Betrag ihres jetzigen Halbfoldes auf 979,500 Franken. Außer dieſen 1250 Offi⸗ cleren haben aber noch 360 andere, deren Halbſold bereits in dem Zeitraume von 182 ½¼ aufgehoͤrt hat, an das bewil⸗ ligte Wartegeld Anſpruch. Die geſammte Ausgabe wird ſich ür die letzten 6 Monate des laufenden Jahres auf 380,000 ranken, fuͤr 1829 auf 760,000 Franken, und fuͤr die fol⸗ Jahre im Durchſchnitte auf 5 bis 600,000 Franken elaufen.

Das Journal des Dobats ſtellt in Bezug auf die neue⸗ Ereigniſſe in Liſſabon folgende Betrachtungen an: „Eng⸗ and ſcheint endlich ſeine wahren Verhältniſſe zu Portugal klar erkannt zu haben. Seine Truppen werden der Uſurpa⸗ tion Dom Miguels keinen Vorſchud leiſten. Ein ſo läͤcher⸗ licher Ausgang der Beſetzung Portugals durch eine Engli Armee häͤtte auch das Londoner Cabinet mit Schmach be⸗ deckt, und die, der Erhaltung des allgemeinen Friedens ge⸗ brachten Opfer wuͤrden „½ ſen Frieden ſelbſt trauriger als den Krieg gemacht haben. Rothgedrungene Lagen haben das Gute an ſich, daß ſie alle Kraͤfte zu einem Zwecke ver⸗ einigen und jede Meinungs⸗Verſchiedenheit verſchwinden laſ⸗ ſen. Die Lage Englands in Bezug auf Portugal iſt aber tlar und deutlich. Der Infant Dom Miguel verdankt ſeine Rechte allein ſeinem Bruder und dem auf die Verfaſſung abgelegten Eide. Als verfaſſungsmaͤßiger Koöͤnig wäaͤre er aber kein rechtmäßiger Herrſcher, und als abſoluter Koöͤnig wuͤrde er in doppelter Beziehung ein Uſurpator ſein; in beiden Fällen aber waͤre das Buͤndniß Englands mit einer Regierung, an deren Spitze Dom Miguel ſich, die Krone auf dem Haupte, ſtellte, gebrochen, dagegen wuͤrde es mit Dom Pedro fortbeſtehen, und wir ſehen nicht ein, wie Eng⸗

land den beſtehenden Tractaten oder dem Völkerrechte zuwi⸗ der handeln würde, wenn es die unbeſtreitharen und unver⸗

jährbaren Rechte ſeines einzigen und wahren Verbuͤndeten, des Kaiſers von Braſilien, mit Hin ſeiner bereits in Portugal ſte⸗ henden Truppen gegen eine Haud voll Apoſtoliſcher vertheidigte. England erkennt ſich das Recht nicht zu, in die innern Angele⸗ genheiten Portugals einzuſchreiten. Dieſer Grundſatz iſt auch an und fuͤr ſich fuͤr die Erhaltung der Staaten zu weſent⸗ lich, als daß man die Weisheit und Nuͤtzlichkeit deſſelben be⸗ ſtreiten koͤnnte. Hier handelt es ſich aber nicht um Worte, ſondern um die That. Die Portugieſiſche Verfaſſung ver⸗ tritt die Stelle Dom Pedro's und ſeiner Rechte. Ob dieſe Verfaſſung unter Engliſchem Einfluſſe in Rio⸗Janeiro ent⸗ ſtanden ſel, ob ſie in allen ihren Puncten den Beduͤrfniſſen des Volkes vollkommen entſpreche, davon kann jetzt keine Rede mehr ſein. Sie uüber den Haufen ſtoßen, beißt aber die Rechtmaͤßigkeit des Hauſes Braganza angreifen; und, bei einem ſo traurigen Schauſpiele, ein muͤßiger Zuſchauer bleiben, heißt die Uſurpation billigen. Die Anweſenheit des neuen Fansüſchen Geſandten in Liſſabon, Hrn. Lamb, ſcheint der Politik Englands einen entſchiedenern Charakter gege⸗ ben zu haben, als den bisher von Herrn W. A'Court ver⸗ folgten Weg. Hr. Lamb hat in einem critiſchen Augenblicke ſeine Befugniſſe uͤberſchritten, die Einſchiffung der Engli⸗ ſchen Truppen ſuspendirt und die, zur Bezahlung der apo⸗ ſtoliſchen Parthei, in London geliehenen 50,000 Pfd. Sterl. mit demſelben Schiffe wieder nach England zuruͤckgehen laſ⸗ ſen, welches mit dieſer Summe bereits im Taſo eingelaufen war. Dieſe kraͤftige Maaßregel iſt in London beifällig auf⸗ enommen worden, und in dieſem Augenblicke überbringt ogar ein Courier dem gedachten Geſandten noch ausgedehn⸗ tere Vollmachten zur Fortſetzung der Occupation Portugalg. Ueberall ſcheint die Rolle der Diplomaten ausgeſpielt ſein; diejenigen unter ihnen, die nicht ſchon durch Admiräle oder commandirende Generäle erſetzt ſind, haben Flotten oder Regimenter zu ihren Befehlen. Aus einem ſolchen Zu⸗ ſtande müſſen andre Dinge, als diplomatiſche Noten her⸗ vorgehen. Bald werden Bulletins die Stelle der Depeſchen vertreten.“ Großbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. Nachträglich thei⸗

len wir Einiges aus der Rede mit, worin der Marquis v. Lansdowne die Veranlaſſung und die Beſtimmungen der beiden Bills auseinanderſetzte, welche er am vorigen Dienſta dem Oberhauſe vorlegte. Er erinnerte zuerſt an Dasfe⸗ nige, was ſein Amtsvorgaäͤnger, welcher auch ſein gegenwaͤr⸗ tiger Amtsnachfolger ſel, zur Verbeſſerung der peinlichen Gerichtspflege gethan habe und ſagte, er habe ſich verpflich⸗ tet gefuͤhlt, waͤhrend der Zeit, wo er im Amte geweſen, in dieſer Bahn vorzuſchreiten. Durch das eine der beiden Ge⸗ ſetze, welche er jetzt in Vorſchlag bringe, ſollten die in 56 verſchiedenen Acten zerſtreuten, zum Theil noch von Hein⸗ ch III. herruͤhrenden Beſtimmungen in eine zuſammen 8e aßt werden. Viele derſelben haͤtten eine nothwendige Ver⸗ nderung erlelden muͤſſen; namentlich habe es ihm nothwen⸗ dig geſchienen, die geſetzlichen Beſtimmungen, die Verklagung von Mͤrdern betreffend, zu modificiren, da z. B. nach den jetzt beſtehenden, der Moͤrder ſeines Ehegenoſſen, ſeines Dienſtherrn, beſſer geſtellt ſei, als der gemeine Moͤrder. Eben ſo wichtig habe es ihm geſchienen, in Anſehung der* Geſetze uͤber Angriff auf Perſonen, eine Aenderung vorzu⸗ nehmen, da nach der Faſſung derſelben es ſich, wenn die An⸗ klage nicht vollkommen mit den Worten des Geſetzes und mit der geſchehenen That uͤbereinſtimme, ereignen koͤnne, daß ein Schuldiger allein wegen dieſes formellen Mangels frei⸗ geſp wuͤrde; dieſes habe namentlich vor Kurzem mit einer on ſtattgefunden, welche angeklagt war, einen Menſchen mit einem ſtechenden oder ſchneidenden Inſtru⸗

und die den Beweis führte, daß

m b 2 . Seechenges bedient habe, womit man weder eine Stich⸗ noch eine Schnitt⸗Wunde bei

Au be er es für angemeſſen gehalten, Beſtim⸗ V— 8 Geſetzes, wonach das irßen nach Jeman⸗ dem mit einem Feuergewehre als Mordverſuch angeſehen werde, dahin abzuändern, daß geladene Gewehre uͤberhaupt ohne Erwähnung des ßeuers benennt wuͤrden, well 2s ja Schießgewehre gebe, welche keine Feuergewehre ſelen. Die zweite Bill bezieht ſich auf die Beweisfuͤhrung durch Zeugen. Redner bemerkte in dieſer Beziehung, wie auffallend es ſel, daß, nachdem ſeit ſo langer Zeit 8. Aus⸗ agen von Quakers in Civilſachen guͤltig 8. dieſelben in riminalfaͤllen nicht angenommen wuͤrden (Auakers ſchwören nie). Die Diebe und andere Spitzbuhen wuͤßten dies recht ur und wählten ſich gerade deshalb Auakers zu Gegenſtaͤn⸗ ihrer räuberiſchen Unternehmungen. In Mancheſter häͤtte ½. B. eine Bande Londoner Diebe ein

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