läßt, was wir werden koͤnnten außer Acht. Doch wir, wir wollen wenigſtens einen ſolchen Zwieſpalt der Meinungen zu verdraͤngen ſuchen, da er ja leicht weichen muß, wenn wir ihn zu vernichten nur ernſtlich entſchloſſen ſind. Und ein großes, ein unfehlbares Mittel einer gänzlichen Vereini⸗ gung iſt in unſere Hand gelegt: es iſt die Liebe zu unſerer Verfaſſung. Was duͤrfen uns doch ver⸗ chiedene Religion, verſchiedene Sprache, ungleichartige Ab⸗ ſtammung kuͤmmern, wenn keiner von uns in der Ausuͤbung ſeiner Gewohnheiten, in der Anwendung ſeiner Fertigkeiten ſich durch abſichtlich aufgeſtellte Hinderniſſe gehemmt Aebeer O! es muß genüuͤgend fuͤr uns ſein zu wiſſen, daß Freiheit und Duldung bei uns einen untaſtbaren Sitz gefunden haben. Seit langer Zeit macht man uns den Vorwurf, daß wir — und Vertheidiger des Syſtems der Beſchraͤnkung eien; wir wollen die ſchon ſonſt eingelegte Proteſtation ge⸗ en jene Beſchuldigung hier foͤrmlich und feierlich wiederho⸗ en. Auch wir ſtimmen fůr die Freiheit des Handels, doch nicht fuͤr eine ſolche, die wir nach Art der Thoren und Ver⸗ blendeten ohne eigene Wahl annehmen muͤßten. Wollten wir den auswaͤrtigen Handel ohne die geringſte Hemmung zulaſſen, ſo wuͤrde er ſehr bald den entſchiedenſten Raub an unſerer Induſtrie begehen und ſehr bald ſelbſt in den Ab⸗ grund mit verſinken. Die Vortheile unſerer Lage und der noch immer uns gebliebene Sinn des Erwerbs und der Sparſamkeit durch welchen wir veranlaßt wurden, einen höchſt bedeutenden Tribut von denjenigen Voͤlkern einzuziehen, als deren Geſchaͤftsfuͤhrer wir uns eigenmaͤchtig aufgeſtellt hatten, vermoͤgen jedoch gegenwaͤrtig nichts mehr gegen die⸗ jenigen Anſichten, welche der Fortſchritt der Voͤlker in Kuͤn⸗ ſten und jeder andern menſchlichen Kenntniß zu einer un⸗ widerruflichen gemacht haben. Von jetzt an muß der Han⸗ del mit jedem Lande nur dahin gerichtet ſein, es mit demje⸗ nigen zu verſorgen, was ihm gebricht, und den Ueberfluß ſeiner Erzeugniſſe auszufuͤhren. Es kann allerdings auch andere Beziehungen geben, durch welche der Handel mit dem Auslande wichtig wird; doch bleibt Zufuhr und Durchfuhr des der andern Gegend Nothwendigen, der unſrigen Ent⸗ behrlichen, die erſte und weſentlichſte aller Ruͤckſichten, die in ſolchem Falle zu nehmen ſind. Der Handel ſteht mit dem Reichthum einer Provinz oder eines Reiches in enger Ver⸗ bindung, und wenn er die Huͤlfsquellen, aus denen der National⸗Wohlſtand ſich erzeugt, mit auszutrocknen trachtet, ſo iſt er in Anſehung ſeines eignen Intereſſe’s uͤbel bera⸗ then. Denn auch ohne ihn wuͤrden dieſe Huͤlfsquellen noch fortbeſtehen köͤnnen. Man verdaͤmme unſre Häfen, man verbrenne auch das letzte von unſern Schiffen: doch werden wir ein von Ackerbau und Manufacturen ſich naͤhrendes Volk bleiben. Wir werden vielleicht kein reiches Volk mehr ſein, aber wir werden doch ein Volk ſein und wir werden in uns ſelbſt neu und wiederholt die ehemalige Lage der Franzöſiſchen Nation aufſtellen, welche, als ſie nur noch auf ihre eignen Hülfsquellen beſchraͤnkt war, weiter, als je, auf der Bahn der Gewerbsthärigkeit forrzuſchreiten wußte. Ja, Ew. HH. Herren, Ackerbau und Fabrſken wäre es, was man uuns nicht nehmen koͤnnte; und doch, woher müſſen auch dieſe ihr Bluͤhen vornehmlich erwarten? Allerdings von dem Han⸗ del. Denn wir wollen es nicht beſtreiten, daß gerade auf deſſen Schwingen, ſo unzuverläßig ſie auch ſein moͤgen, das goldene Zeitalter ſich in die Laͤnder des Erdballs niederläͤßt.
Bruüſſel, 29. Mäarz. In der vorgeſtrigen Si
der zweiten Kammer der General⸗Staaten, ward 1— ſchiedene Bittſchriften Bericht erſtattet, deren Gegenſtand von keinem, fuͤr das Ausland, erheblichen Intereſſe iſt. In der Sitzung vom 27ſten erfolgte die Berathung uͤber das Zollgeſetz, welches mit 533 Stimmen gegen 37 angenommen wourde. — Die naͤhern Details in Betreff dieſer Sitzung ſind
in unſern heutigen Vläͤttern nicht enthalten. — (Die Auf⸗ 2 hebung der Sitzung erfolgte ohne beſtimmte Vertagung.) * Amſterdam, 29. März. Die Holländiſchen Staats⸗
Papiere ſind während dieſer Woche faſt ohne Preis⸗Verän⸗ berung gedlieben; bloß Aetien der Handels⸗Geſe 82b haben ſich wegen einiger Frage um 1 pCt. gehoben. Wegen des höher gekommenen Courſes der 5bv. Fonds, ver⸗ 22 durch die etwas guͤnſtigern Nachrichten vom 14ten aaus Portugal verurſacht, war die geſtrige Börſe ziemlich an⸗ 2 genehm und blieben faſt alle Fonds degehrt Die Franzöſi⸗
ſcchen Briefe erwaͤhnen auf eine ſehr undeſtimmte Art, daß hUnuterhandlungen zu einer neuen Anlethe von Spanten mit eainem Engliſchen Handlungshauſe angefangen ſind, welches jedoch nicht den mindeſten Einſtuß auf die Spaniſchen Fonds, wealche ſich, ſo lange die Sachen daſelbſt auf den jetzigen Fuß 7 bleiben, auch wohl nicht veraͤndern werden, gehabt hat. Hier
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ſind Spaniſche Fonds um 1 pCt. gewichen. — Unſere Brieſe aus England reichen nur bis zum 25ſten d. M. 8 1 Deutſchland.
„Baieriſche Kammer der Abgeordneten. 44ſte Sitzung. Ueber den Geſetz⸗Entwurf: die Ergänzung des ſte⸗ henden Heeres betreffend, ſprachen 15 Abgeordnete vom Platze aus. Gegen die Annahme des Entwurſs erhob ſich eine Stimme. — Abkuͤrzung der Dienſtzeit auf 4 Jahre, innerhalb welcher ſich Jeder zum Soldaten leicht ausbilden koͤnne, und wodurch in national oͤkonomiſcher und Hinſicht auf Familten⸗Verhaͤltniſſe fuͤr den Einzelnen ganz bedeutend gewonnen werde, ſo wie fruͤherer Anfang der Militair⸗Pflich⸗ tigkeit wurden wiederholt als hoͤchſt wuͤnſchenswerth angeregt. Gleichheit in Tragung der bLaſten, gleiche Pflichtigkeit, Gleich⸗ heit vor dem Geſetze, als erſte Grundzuͤge der Verfaſſung, wurden von einem Abgeordneten im vorliegenden Entwurf vermißt; es wurde die Beſtimmung hinſichtlich des Looſens von demſelben getadelt, weil da nicht das Loos entſcheiden ſollte, wo bloß die Gerechtigkeit allein dieſe Entſcheidung ge⸗ ben ſollte. Von einem Abgeordneten wurde beantragt, es moͤge das anticonſtitutionnelle Verfahren und die Bemuͤhun⸗ gen und Kunſtgriffe, wodurch Juden ihre conſcriptionspflich⸗ tigen Soͤhne ſo haͤufig der Waffenpflicht zu entziehen wuͤß⸗ ten, durch die nachdruͤcklichſten Maaßregeln beſchränkt wer⸗ den; man koͤnne unmoͤglich das als Erſatz fuͤr die Zuruͤck⸗ ziehung dieſer Volksclaſſe von der Waffenpflicht betrachten daß dieſelbe in ſedem Lande, wo ſie Fuß faſſe, daran ge * daſſelbe allmählig auszuſaugen ꝛc. Die Verſegung des * fangspunkts des Conſcriptions⸗Geſchäftes vom 16. Al. uſt auf den 'ſten oder 2ten Novbr. jedes Jahres, welche ſchon in der vorigen Sitzung beantragt worden, wurde unterſtuͤtzt. — Ein Privat⸗Schreiben aus Muͤnchen vom 25. März (in der Allgemeinen Zeitung) deutet auf einige der Urſachen bin, weshalb die Theilnahme Derjenigen, die den Verhan lungen der Kammer der Abgeordneten als Zuhoͤrer beiwohne geſchwaͤcht werde. So findet der Einſender in der Geräͤcht ordnung der Kammer den Grund, warum die Berathun weitlaͤufig ausgedehnt, die Ueberſicht des Ganzen dadurch e ſchwert, und ſo das Intereſſe, das nur aus einer einfach klaren Auffaſſung hervorgehen kann, verdunkelt werde. Der Styl der vorgeleſenen Schriften (heißt es in jenem Scyhrei⸗ ben weiter) entſpricht mehr dem Zwecke einer Abha die in der Stille eines Studirzimmers mit Aufmerkſe geleſen und gepruͤft werden ſoll, als daß er für den mund⸗
ſichen Vortrag berechnet wäre. Es wäͤre ſonach, in Bezie⸗ hung auf eine nur durch die Erleichterung der Sachkꝛunt⸗ b niß moͤgliche, allgemeine Theilnahme, wünſchenswerth, daß alle Abhandlungen, die ihrer Natur nach durch das Ableſen nicht verſtaͤndlich ſein köͤnnen, gedruckt oder lithographirt an die Mitglieder dei Zeiten vertheilt, und wenigſtens einen Tag vor Eroͤffnung der Debatte fuͤr Jedermann durch Kauf zugängtich wuͤrden. So waͤre es wenggſtens jedem aufmerk⸗ ſamen Zuhoͤrer möglich gemacht, den Verhandlungen zu fel gen, ohne daß er noͤthig häͤtte, durch das Opfer pieker lang.. weilig zugebrachten Stunden mit dem Gange der Geſchäfte Schritt zu halren. Wenn die Discuſſion uͤber das Ganze ei⸗ nes Geſetzesvorſchlags oder eines Antrages genau von der Disenſſion uͤber die einzelnen Theile deſſelben geſchleden iſte dann iſt Logik und Klarheit in den Debatten zu erhalten, und uͤberdem wird der Präſident dabei Gelegenhelt finden, ſein To⸗ lent der Leltung zu beweiſen, ſtatt daß er auf die Herſagung einiger eingelernter Phraſen beſchränkt iſt, wenn er den
der Debatte dem guten Gluück oder dem eigenen Tacte der Redner überlaͤßt, und ſtatt das Haupt der Verſammlung zu ſein, nur eine Maſchine, gleichſam die redende Tagesordnung wird. Zu dieſen innern Grunden, weiche die Ueberſicht, 25 Geſchaͤftsganges erſchweren, geſellt ſich ein aͤußerer, Welche die Unterſcheidung des Geiſtes der einzelnen Vorträge, ode deutlicher der Partheifarben, mühſam macht, und ſo d Spiel des Organismus jeder größern öſſentlichen Verſa. „ lüng verwirct. Bei dem Umſtande nemlich, baß bei uns 00 Abgeordneten ihren Platz in der Kammer nicht mach der Sch tirung der Anſicht, zu welcher ſich Jeder bekennt, dürfen, ſondern durch das Loos angewieſen erhalten, es unmoglich, 8c fruͤhzeitig ein Bild von den verſchledenen ſtandrheilen der Kammer und ihrem Verhaͤltniß gegen einander machen. Durch die jetzige, vom lle beſtmmte Sitzung das Daſein der Parthelen nicht aufgehoben, ſondern ihn nur Gelegenheit gegeben, ſich zu verbergen, und ſo d Schein einer Faetion anzunchmen. Es wäre daher nicht verwundern, wenn dem Publicum die Kammer als ohnt lebendige Bewegung, er
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