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Perſonen uͤberfuͤllt, die ſich mit der erſten guͤnſtigen Gelegenheit nach London begeben wollen. Man glaube ja nicht, daß dieſe zahlreichen Auswanderungen von einem pa⸗ niſchen Schrecken hexruͤhren. Um die Gunſt der Koͤnigin zu bewahren, muß man ihr mit blindem Gehorſam zugethan ſein; denn der Graf von Rio⸗Pardo, der in den zehn Ta⸗ en, wo er dem Kriegs⸗Miniſterium vorſteht, ſchon das Heer faſt ganz desorganiſirt hat, iſt nahe daran, ſeinen Abſchied zu erhalten, well er dem Infanten⸗Regenten einige Vorſtel⸗ lungen uͤber die zahlreichen Abſetzungen, die ihm taͤglich an⸗ befohlen werden, gemacht hat. Der Finanz⸗Miniſter, Graf von Louzan, iſt, weil er ſich geweigert hat, die in ſeinen aͤnden befindüchen Fonds herzugeben, nicht beſſer daran als ſein College, denn auch er hat ſich zuruͤckziehen muͤſſen, und iſt wenige Stunden nachher durch den Grafen von Apo⸗ boa, einen der Köͤnigin Mutter ebenſo ergebenen als in Fi⸗ nanz⸗Angelegenheiten voͤllig unerfahrenen Mann, erſetzt wor⸗ den. Auch der Patriarch iſt von ſeinem Poſten als Groß⸗ Almoſenier entfernt worden und man hat ihm den Zutritt bei Hofe verboten. Dieſe Ungnade ſoll er ſich dadurch zuge⸗ zogen haben, riate der Koͤnigin⸗Mutter ihm zugefertigte Verfuͤgung zu erlaſſen ſich geweigert und daß er in dem Staats⸗Rathe, wo die Aufloͤſung der Deputirten⸗Kammer beſchloſſen wurde, gegen dieſe Maaßregel geſtimmt hat. Privat⸗ Briefe aus Liſſahon vom 23. Maͤrz (in Eng⸗ liſchen Blättern) melden: daß mehrere angeſehene Perſonen, worunter einige fremde Vice⸗Conſuls, ſich, in Folge der ar⸗ gerlichen Auftritte in Setubal, aus dieſer Stadt entfernt, und daß ſich an andern Orten ähnliche traurige Begebenhei⸗ ten zugetragen haben. Drei Profeſſoren von der Univerſitaͤt Coimbra und zwei Geiſtliche des dortigen Capitels, welche in dem Rufe ſtehen, daß ſie Feinde der Conſtitution ſind, wur⸗ den auf dem Wege nach Liſſabon, wohin ſie ſich als De⸗ putirte zur Begluͤckwuͤnſchung des Regenten begaben, von einer Bande vermummter Menſchen angefallen, aus ihren Wagen geriſſen, und in ein nahe liegendes Feld geſchleppt, wo Anſtalten gemacht wurden, ſie ſaͤmmtlich zu erſchießen. Bei der erſten Salve fielen zwei Profeſſoren todt hin, und die beiden Geiſtlichen wurden ſchwer verwundet. Mehrere Bauern und Milizleute wurden durch die Schuͤſſe und das Geſchrei der Ueberlebenden herbei gelockt, und es gelang ih⸗ nen, nicht bloß die Reiſenden zu befreien, ſondern auch drei der Miſſethäter gefangen zu nehmen. Es fand ſich, daß es Studenten aus Coimbra waren. In Folge deſſen haben mehrere Verhaftungen an der Univerſität ſtatt gefunden und es iſt eine Unterſuchung eingeleitet worden. wurde der junge Graf Ficalho, der bei der Marine angeſtellt iſt, als er aus einer Vorleſung bei der Marine⸗Schuſe her⸗ auskam, von einem See⸗Cadetten moͤrderiſch angefallen; die⸗ ſer fuͤhrte, mit den Worten: „Da haſt Du, was ein Negro (ein Conſtitutionneller) verdient“, einen Stoß mit dem De⸗ ten nach ihm. Glücklicher Weiſe ging er ſeitwaͤrts und der Graf iſt nicht in Lebensgefahr. Der Moͤrder, der zu einer ſehr achtbaren Famllie gehöͤrt, iſt verhaftet. Es iſt ein Glück, daß die Engliſchen Truppen noch hier ſind, ſonſt wuͤr⸗ den wohl noch aͤrgere Dinge geſchehen. General Saldanha iſt nicht ans Land gekommen; er befindet ſich noch immer am Bord des Schiffes des Engliſchen Admirals Beauclerc. Tuürkei und Griechenland.

Der Oeſterreichiſche Beobachter enthaͤlt im neueſten Blatte Folgendes aus Konſtantinopel vom 19. Maͤrz: Der Grriechiſche Patriarch, Agathangelos, zu Konſtantinopel, hat in Folge des, auf eine dem Sultan uͤberreichte Bittſchrift

) ſchrif zu Gunſten der Inſurgenten, erhaltenen Antwortſchreibens), in den erſten Tagen dieſes Monats nachſtehenden Aufruf än ſeine Glaubensbruͤder in Morea und auf den Inſeln des

SEE An alle geehrte Oberhäͤu Griechi 4 8 pter der Griechiſchen Na⸗ Cheiren der Geiſtlichkeit, und an ſaͤmmtliche e 88 orea und auf den Inſeln des Archipelagus, tandes und Namens ſie ſein moͤgen, in denen noch I und geſunder Vernunft 3 Friede ſei mit Euch, und de des möge Euch nie verlaſſen!“ 4 Ie au „Vielleicht haben Manche unter Euch, da die Kirche ein

o langes St 8 der Venſchweigen beobachtete, geglaubt, ſie habe das

riechenlands gänzlich aus ahenneſae

Augen verloren; es ſet d Schatz ihrer geiſtlichen Erm 8 För 1 5 heren Warnungen ſo ienszanngen,

9 t aufgenommen habet, er⸗ ſchöpft, und ſie ſei unempfindlich gegen Euer Elend geblieben,

* *) Vergl. Nr. 77. der Staats⸗Zeitung. vrn

daß er eine ihm aus dem Privat⸗Secreta⸗

Vorgeſtern

ohne weiter auf Mittel zu denken, wie Eure Wunden geheilt und Ihr dem drohenden Abgrunde entriſſen werden koͤnnet.

Ader Diejenigen, welche dieſes glauben irren ſich. Die Kirche, ihre gemeinſchaftliche Mutter, hat mit der ganzen Griechiſchen Nation, welche gottesfuͤrchtig unter dem Osma⸗ niſchen Scepter lebt, nicht aufgehoͤrt, um Euch zu trauern; ſie iſt vom Schmerz zerriſſen uͤber Euren Verluſt; ſie ſieht, mit welch' unſaͤglichem Jammer Ihr Euren fruͤhern Wohl⸗ ſtand vertauſcht habt; ſie hat bis auf den heutigen Tag immer nur Eure Ruͤckkehr zur Pflicht, Eure Reue abge⸗ wartet, um Euch wieder mit dem Kleide der Reinen ſchmuͤk⸗ ken, Euch verzeihen zu koͤnnen, um die Bande, die Euch von der Kirchen⸗Gemeinde ausſchließen, zu loͤſen, und Euch wieder ihrer geiſtlichen Gaben theilhaftig zu machen. Dieſe liebevolle Sorge der Kirche hat ſich neuerlich durch die That bewaͤhrt; kaum erfuhr ſie, daß ein Theil der Irre⸗ gelelteten im Peloponnes zur Reue ſich wende, als ſi? ihnen ihre muͤtterlichen Arme aufſchloß, ſie des auf ihnen laſtenden Vannfluchs entband, und eifrige Fuͤrſprache bei der erlauch⸗ ten Regierung fuͤr ſie einlegte, worauf ſie der Verzelhung derſelben theilhaftig und unter den weithin ragenden Schat⸗ ten des immer gruͤnen Stammes Kaiſerlicher Huld und Ge⸗ rechtigkeit aufgenommen wurden, wie dies ſchon bei fruͤhe⸗ ren Anlaͤſſen, vermoͤge des unerſchoͤpflichen Maaßes der Er⸗ barmung unſeres gnaͤdigſten Monarchen der Fall gewe⸗ ſen. Allein noch immer haͤlt der Irrthum einen nicht geringen Theil von Griechenland umſtrickt! Haben doch Viele von Euch ſich überzeugt, daß, ſo oft ſie fremden Ver⸗ ſprechungen trauten, ſie hintergangen wurden, ſo oft ſie von dem Pfade der Treue gegen unſere rechtmäͤßige, von Gott uͤber uns geſetzte, Regierung zu weichen verſuchten, ſie An⸗ dern zur Beute geworden und durch ihre unbeſonnenen Auf⸗ opferungen nur immer fremden Intereſſen gedient haben! Entweder alſo verharren die Bewohner Morea's und der Inſeln noch beſtaͤndig in dieſem naͤmlichen Irrwahn, oder ſie laſſen ſich bethoͤren durch gehaͤſſige Anfeindungen Ande⸗ rer, deren Gewohnheit es iſt, die Wahrheit zu entſtellen, zu mißdeuten und auf die großmuͤthigen Geſinnungen der ho⸗ hen Pforte gegen Jene, die zu ihrer Pflicht zuruͤckkehren wollen, ein falſches Licht zu werfen. Furcht macht Euch zau⸗ dern; Ihr glaubt, durch jene Vorſpiegelungen betrogen, kuͤnftige Uebel im Geiſte vorauszuſehen, welche diejenigen Uebel uͤbertreffen wuͤrden, in die Ihr Euch bereits geſtuͤrzt habt. Allein die Kirche hat fuͤr Euch Sorge getragen. Sie wollte dem guten Hirten des Evangeliums gleichen und das verlorene Schaaf aufſuchen, um es wieder in die Huͤrde der Kirche und des Staats⸗Vereins zuruͤckzufuͤhren, aus der es ſich verirrte; ſie wollte Euch Euer voriges Gluͤck, un⸗ ter dem Schutze der Huld unſers gnädigen Beherrſchers wie⸗ derfinden laſſen. Werdet Ihr alſo nun endlich hoͤren die rufende Stimme der Kirche? Werdet Ihr Euer Ohr leihen ihren heilſamen Ermahnungen? Werdet Ihr endlich Euer eigenes Beſte erkennen, oder werdet Ihr noch ferner, ver⸗ ſtockten Herzens, verblendet und verfuͤhrt von den truͤgeri⸗ ſchen Einfluͤſterungen der argliſtigen Feinde Eures Gluͤcks, auf Irrwegen fortwandeln und dadurch kund geben, daß Euer Zuſtand unempfaͤnglich ſei fuͤr Beſſerung? Aber dann wuͤrde uns wenigſtens das Bewußtſein bleiben, unſere heilige Pflicht und die Pflicht der Menſchlichkeit erfuͤllt zu en und ſo ſei denn hiemit dieſer letzte Verſuch gethan.“”

„Die Erinnerung an Dasjenige, was die Verſtaͤndigen und Beſſergeſinnten unter Euch ohne Zweifel noch nicht vergeſſen haben an den ehemaligen! ruhigen und un⸗ geſtoͤrten Beſitz und Genuß Eurer Gluͤcksguͤter, der Euch in gleichem Maaße, wie den Muſelmaͤnnern, vergoͤnnt war; die Sicherheit des Eigenthums und der Ehre, die Leichtigkeit jeder Gattung von Erwerb, die gleichmaͤßige Hansabung der Gerechtigkeitspflege vor allen Gerichten, Vortheile, welche die Bewohner von Morea und des Archi⸗ pelagus, nebſt andern, noch ausgedehntern Beguͤnſtigungen, und alles dies auf ein eigenes, von unſerem Monarchen gnaͤ⸗ digſt verliehenes Reglement feſt begruͤndet, in vollem Maaße genoſſen; dagegen der unausſprechliche Jammer, der Euch jetzt zu Boden druͤckt, der Tod ſo vieler der Eurigen, die Verwuͤſtungen und alle die andern ſchweren Uebel ohne Zahl, in die Ihr geſtuͤrtzt ſeid, und in die Ihr noch ſtůrtzen werdet, wenn Ihr Euch nicht beeilet, das Erbarmen unſerer erlauchten Reglerung anzuſlehen, und ſie Euch nicht wieder gnaͤdig enfaimme. ferner die wichtigen Gruͤnde, welche wir den Vorſpiegelungen der Uebelgeſinnten und Feinde der Ordnung entgegen zu ſetzen haben, die oft ſchon die Umſichtigſten und Berſeindigſten zum Falle zu bringen ver⸗ mochten, andererſeits die Ueberzeugung, die wir in hundert Beiſpielen geſchoͤpft haben, daß die Pforte Diejenigen,