Discuſſion, wie die in Rede ſtehende, zu gut kennt, um ſie durch einen plumpen Widerſpruch herbeizufuͤhren, dies ſind in der That parlamentariſche Facta von der hoͤchſten Wichtigkeit. Auch wir wollen uns kein voreiliges Urtheil uͤber die kuͤnftigen Beſchluͤſſe der Kammer erlauben; aber

aus ihrer Stellung in der Sitzung vom 12ten ſcheint her⸗

vorzugehen, daß ſie ihren Beruf vollkommen erkennt. Wollte ſie aber auch mit Nachſicht verfahren, wer weiß, ob die Be⸗ rathungen über die Budgets der verſchiedenen Miniſterien ihr nicht ſolche pflichtwidrige Handlungen enthuͤllen werden, daß ſie gezwungen iſt, ſich mit aller Strenge zu waffnen und die Gerechtigkeit walten zu laſſen.“

Der Kammer⸗Praͤſident am Koͤniglichen Gerichtshofe zu Toulouſe, Baron von Cambon, iſt zum erſten Praͤſidenten des Koͤniglichen Gerichtshofes zu Amiens ernannt worden.

Der Cardinal von Latil und der Cardinal Fuͤrſt⸗Groß⸗ Almoſenier ſind vor einigen Tagen hieſelbſt eingetroffen.

Frankreichs Staats⸗Einkuͤnfte (an indirecten Steuern) haben, wie bereits geſtern erwaͤhnt, in dem erſten Quartale d. J. etwa 8,200,900 Fr. mehr als ſolche, nach dem Ertrage pro 1825 veranſchlagt geweſen waren, betragen; vergleicht man dieſelben mit denen in dem erſten Quartale des ver⸗ floſſenen Jahres, ſo belaͤuft ſich die Mehr⸗Einnahme gar auf 12 Millionen Fr. Das Journal des Débats und der Conſtitutionnel enthalten uͤber die finanzielle und commercielle Lage Frankreichs einen langen Aufſatz des Grafen von Mos⸗ bourg, der vorzuͤglich gegen das vorige Miniſterium gerich⸗

tet iſt und an deſſem Schluſſe es in Beziehung auf jene

Mehr⸗Einnahme heißt: „In der Gazette de France vom 10. April mißt das vorige Miniſterium ſich einen ſeltſamen Triumph bei, indem es uns in den Einkuͤnften Frankreichs fuͤr das verfloſſene Quartal eine Erhoͤhung von mehreren Millionen ankuͤndigt. Der Wohlſtand herrſchte im Lande, als jenes Miniſterium im Jahre 1822 die Verwaltung uͤber⸗ nahm, denn die beiden vorhergehenden Jahre 1820 und 1821 hatten einen reinen Ueberſchuß von 73 Millionen Fr. ge⸗ währt. Dieſer Wohlſtand iſt aber unter dem vorigen Mi⸗ niſterium und unter dem Einfluſſe der von ihm zuſammen⸗ geſetzten Kammer verſchwunden, da das Jahr 1827 ein De⸗ ſicit von 41 Millionen darbietet. Wenn nun der Wohlſtand vüräcterhe⸗ gleich nachdem wir ein neues Miniſterium und eine volksthuͤmliche Kammer erhalten haben, iſt derſelbe da nicht gerade die beißendſte Satyre auf das beklagens⸗ werthe Miniſterium und die beklagenswerthe Kam⸗ mer?

Die Lyoner Zeitung giebt ihre Verwunderung daruͤber zu erkennen, daß die zu dem neuen Stempel⸗Paplere ange⸗ wandten beiden Stempel weder die Lilie noch ſonſt irgend ein Zeichen fuͤhren, woraus man entnehmen koͤnnte, daß die Bouͤrbons uͤber Frankreich herrſchen. Eine ſolche Vergeſſen⸗ eit, meint jenes Blatt, wuͤrde zu allen Zeiten unverzeihlich ein, Unter den jetzigen Umſtänden muͤſſe man ihr aber eine ganz beſondere Wichtigkeit beilegen.

Der diesſeitige Conſul in Buenos⸗Ayres, Hr. v. Men⸗ deville, welcher vorgeſtern ſeine Abſchieds⸗Audienz beim Kö⸗ nige hatte, wird ſich auf eins der Schiffe, welche zu der Expedition des Contre⸗Admirals Rouſſin gehoͤren und am 25ſten d. M. von Breſt aus unter Segel gehen werden, nach dem Orte ſeiner Beſtimmung einſchiffen. Der Contre⸗ Admiral Rouſſin wird in den Braſtliſchen Gewaͤſſern dieje⸗ nige Diviſion an ſich ziehen, welche bisher unter den Befeh⸗ len des Contre⸗Admirals Lemarrant ſtand, und dieſer wird dagegen das Commando der Franzoͤſiſchen Station im Stil⸗ len Hcean uͤbernehmen.

Ein ähnlicher Unfall, wie vor einigen Tagen dem Mi⸗ niſter des Innern, iſt vorgeſtern dem Miniſter der auswaͤr⸗ tigen Angelegenheiten zugeſtoßen; Eins von ſeinen Wagen⸗ Meöhen ſtuͤrzte und wurde eine 8 Strecke weit fortge⸗ ſchleift; es iſt indeſſen Niemand dabei zu Schaden gekommen.

Großbritanien und Irland.

London, 12. April. Geſtern hieß es in der City, es ſei eine Summe von 100,000 Sovereigns fuͤr Herrn Roth⸗ ſchild bei der Muͤnze gepraͤgt worden, und dieſes Geld werde nächſtens nach dem Continent verladen werden; wer es aber ſchließlich erhalten ſollte war nicht bekannt geworden.

Der in der Peſtern Abend erſchienenen Hof⸗Zeitung be⸗ kannt gemachte Durchſchnitts⸗Preis des Getreides iſt: fuͤr Weitzen 54 Shill. 8 D., Roggen 32 Shill. 4 D., Gerſte 30 Shill. 9 D., Hafer 20 Shill. 9 D.

Nach hier eingegangenen Privat⸗Briefen aus Konſtan⸗ tinopel vom 4. Maͤrz hegt die Tuͤrkiſche Regierung gegen⸗ waͤrtig wirklich gemaͤßigtere Geſinnungen. Der hier ſtatt⸗

gehabte Miniſter⸗Wechſel ſoll bei der Pforte einen guͤnſtigen

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zu der Engliſchen Regierung erzeugt haben. Die an den Engliſchen und Ruſſiſchen Schiffen in Malta vorgenommenen Ausbeſſerungen duͤrften, nach den zuletzt eingegangenen Be⸗ richten, nicht vor Anfang Mai beendigt, und die Admirale Codrington und Heyden folglich bis dahin in Malta aufgehal⸗ ten werden.

Briefe aus Rio⸗Janeiro melden, daß der Finanz⸗Mi⸗

niſter einen Befehl erlaſſen hat, wonach die Einfuhr⸗Abga⸗ ben, welche fruͤher nur 3 oder 6 Monat nach geſchehener Declaration bezahlt zu werden brauchten, gegenwaͤrtig baar entrichtet oder Verzugs⸗Zinſen dafuͤr verguͤtigt werden muͤſſen.

Die zur Verbeſſerung des Zuſtandes von Irland in

Dublin beſtehende Geſellſchaft hat vor Kurzem mehrere Ver⸗

ſammlungen gehalten, um ſich uͤber die bei dem Lord Lieu⸗ tenant oder dem Parlament zu machenden Antraͤge zu bera⸗ then. Es wurden der Verſammlung mehrere Reſolutionen,

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welche eine Deputation dem erſten Secretair fuͤr Irland,

Hr. Lamb, uͤberreichen ſoll, vorgelegt. In einer derſelben

heißt es: Irland remittire jaͤhrlich an abweſende, ſich mei⸗

ſtens in England aufhaltende, Guts⸗Beſitzer vier Millionen Pfd. St. (28 Mill. Rthlr.); um dieſes und die Bezahlun

der in Irland verbrauchten Engliſchen Fabrikate zu beſchaß fen, werde Irlaͤndiſches Getreide und Vieh nach England ausgefuͤhrt; die Mehrzahl der Bevoͤlkerung Irlands ſei mit⸗ hin lediglich auf Kartoffeln angewieſen; wenn aber die Kar⸗ toffel Erndte fehlſchluͤge; was gewoͤhnlich einmal alle 5 oder 6 Jahre ſtattfinde, ſo entſtehe Hungersnoth. Unter mehre⸗ ren, zur Verbeſſerung des Zuſtandes dieſes unglucklichen Lan⸗ des gemachten Vorſchlaͤgen nennen wir folgende: Austrock⸗ nung von Suͤmpfen, Urbarmachung von uncultivirten Land⸗ ſtrecken, Bau von kleinen Haͤfen zur Befoͤrderung der Fiſche⸗ reien und Vervollkommnung und Ausdehnung der inlaͤndi⸗ ſchen Schifffahrt. Da aber die Kraͤfte der Einzelnen nicht hinreichen, um alles dieſes auszufuͤhren, ſo wird die Ein⸗ ſchreitung des Parlaments in Vorſchlag gebracht, um ent⸗ weder Geld oder die Befugniß zur Eingehung von Anleihen zu bewilligen.

Wiewohl der Tunnel unter der Themſe bereits beinahe ganz von Waſſer befreit iſt, ſo koͤnnen doch keine Anſtalten zur Fortſetzung der angefangenen Arbeiten gemacht werden; indem beinahe alles Geld, woruͤber die Actionaire verfuͤgen konnten, bereits ausgegeben iſt und nicht zu erwarten ſteht, daß ſie, unter den obwaltenden Umſtaͤnden, zu weitern Vor⸗ ſchuͤſſen geneigt ſein moͤchten. Wird aber, fragt ein Corre⸗ ſpondent der Morning⸗Chronicle, das Publikum Nichts thun2 Werden die Miniſter Nichts thun? Wird der hohe Adek Nichts thun? Sind ſie ſo in politiſchen Intriguen und in Vergnuͤgungen vertieft, daß ſie gegen jede Stimme, die ſie zur Unterſtuͤtzung dieſes großen Werks anruft, taub ſein werden? Sind die Geldleute von der City denn ſo ſehr in die 6 Procent verſprechenden aber nicht zahlenden Suͤd⸗ Amerikaniſchen Bons verliebt, daß ſie Nichts hergeben moͤch⸗ ten um ein Werk zu foͤrdern, welches der Hauptſtadt ſo viel Nutzen und dem Lande ſo große Ehre bringen wuͤrde 2 Schande uͤber ſie Alle, wenn das Werk unvollendet bleibt; und ſollte es noch dazu kommen, ſo iſt meine einzige Hoff⸗ nung, daß der Tunnel, da wo man aufhoͤren wird weiter zu graben, vermauert werden, und dem nach London kom⸗ menden Fremden, nicht als ein alles bisher Geſchehene uͤber⸗ ſteigendes Werk, ſondern als ein unausloͤſchlicher Fleck im Schilde Englands, gezeigt werden wird.

Vorigen Dienſtag ſtroͤmte eine ungeheure auf 50,000 Koͤpfe geſchaͤtzte Menſchen⸗Maſſe nach der Ebene bei Bishops⸗ Wood unweit Cheſter um einer Boverei zwiſchen zwei beruͤhmten Kaͤmpfern Brown und Sampſon belzuwohnen! Nach 42 Gängen und nachdem Brown auf einem Auge blind geworden und ſich eine Schulter ausgefallen hatte. wurde Sampſon als Sieger proclamirt. Er ſtrich den Kampfpreis von 500 Pfd. St. (3500 Rthlr.) ein, und fuhr in einem ſechsſpäͤnnigen praͤchtigen Wagen mit fliegenden

ahnen davon. Der Beſiegte wurde nach dem näͤchſten rankenhauſe gebracht. Man erinnert ſich nur einen einzi⸗ en Fall dieſer Art, wo ſo viel Menſchen um einem ſolchen

chauſpiele beizuwohnen, zuſammen gekommen waͤren. Der Kampf dauerte 49 inuten.

Der von dem Herrn J. Wilks verkaufte Sitz im Un⸗ terhauſe (fuͤr den Flecken Sudbury) iſt nunmehr wieder be⸗ ſetzt. Der Kaͤufer Hr. Mac Leod war in großer Gefahr, ſein Geld und ſeine Muͤhe umſonſt verwendet zu haben, denn es trat ein anderer Mitbewerber auf, der einen gro⸗ ßen Anhang hatte. Herr Mac Leod trug jedoch mit 368 Stimmen gegen 320 den Sieg davon. Er ſoll Herrn Wilks

Tinndruck hervorgebracht und bei ihr ein groͤßeres Vertrauen] durch Zuſicherung einer Leib⸗Rente von 100 Pfund jaͤhrlich u]“ ök ZZ 11““ 8 8 * —2