Schweiz.

Zuͤrch, 12. April. Der Repraͤſentanten⸗Rath des Can⸗ rtons Genf eroͤrterte in den Sitzungen vom 26. und 28. Maͤrz einen ihm erſtatteten Commiſſional⸗Bericht uͤber Ver⸗ anſtaltung und Herausgabe eines Tageblatts ſeiner Sitzun⸗

gen. Nach ziemlich langen Debatten ſiel der Beſchluß da⸗ hiin aus, daß eine Summe von 4 bis 5000 Fl. als Aufmun⸗ 8 terung und zu einem Verſuche, dem verantwortlichen Her⸗ aausgeber eines nicht officiellen Tageblatts der Sitzungen des epraͤſentanten⸗Raths vom 1. Mai 1828. bis zum 29. April 829. abgereicht werden. Der verantwortliche Herausgeber des Tageblatts genießt fuͤr ſeine Perſon die Befugniß, den Sitzungen des Repraͤſentanten⸗Raths beizuwohnen. Er darf einen Semertvece fuͤr Faͤlle von Abweſenheit oder Krank⸗ heit vorſchlagen. So oft die Verſammlung unter dem Sie⸗

gel des Geheimniſſes berathſchlagen will, oder wenn ſonſt ſie

's beſchließen wuͤrde, ſoll er abtreten. Eine Commiſſion aus der Mitte des Rathes gewäaͤhlt, ſoll die Anerbietungen eines verantwortlichen Herausgebers annehmen, und fuͤr die Voll⸗

ziehung dieſes Beſchluſſes von kommendem 1. Mai an Sorge

Italien. Alus Genua ſchreibt man: Seit der Anweſenheit des Hofes in unſerer Stadt iſt es hier ziemlich lebhaft gewor⸗ den, da ſich ein Theil des Diplomatiſchen Corps und meh⸗ rere Fremde hoͤheren Ranges eingefunden haben. Am ö6ten April war, zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Koͤnigs, große Cour, auf welcher die fremden Ge⸗ ſandten Höͤchſtdemſelben ihre Gluͤckwuͤnſche darbrachten. Die Erzherzogin, Herzogin von Parma wird binnen Kur⸗ zem erwartet. . Das neue Theater „du Carlo Felice“ wird mit der Oper Bianco e Fernando, componirt von dem jungen Bellini, und mit zweien Balletten eroͤffnet werden. Das Haus iſt groß und ſchoͤn, jedoch das Aeußere deſſelben noch nicht voll⸗ endet, ſo ſtehen erſt zwei von den 6 Marmor⸗Saͤulen, wel⸗ che die Haupt⸗Facade zieren ſollen. Zur Bequemlichkeit fuͤr die ab⸗ und anfahrenden Wagen iſt eine neue und breite Straße durchgebrochen worden; in dem hieſigen Hafen lie⸗ gen gegen 400 Kauffahrtei⸗Schiffe. 1 Portugal. 2 Durch das Schiff „Julius und Julia,“ welches Liſſa⸗ bon am 3. April verlaſſen hat und am 10. deſſelben Monats in Havre angelangt iſt, hat man Nachrichten aus jener

war (wie Pariſer Blaͤtter melden) bei dem Abgange des ge⸗ nannten Schiffs, der Zuſtand der Hauptſtadt und des Lan⸗ ddes fortwaͤhrend beunruhigend. Man zweifelte nicht mehr an weitausſehenden Plänen des Infanten; doch hatte der⸗ ſelbe einen entſcheidenden Schritt noch nicht gethan. Nie⸗ mand glaubte indeß, daß der Zeitpunkt, wo er uͤber ſeine Abſichten keinen Zweifel mehr laſſen wuͤrde, ſehr entfernt ſei, ſogar wollte man wiſſen, daß vor Eintritt des 10ten Al⸗ les beendigt ſein muͤſſe. Andere Vermuthungen lauteten da⸗ hiin, daß der Infant bei einer am Oſter⸗Montage abzuhal⸗ ſecenden Muſterung ſich zum abſoluten Koͤnige wuͤrde procla⸗ irxen laſſen. An demſelben Tage, wo das vorgedachte . Schiff den Tajo verließ, machte ſich auch die Engliſche Flotte ſegelfertig und nur Ein Linienſchiff und wenige Truppen ſoll⸗ teen zu Liſſabon zuruͤckbleiben. Unter den Paſſagieren des zu Havre angelangten Schiffs, deren Zahl ſich auf 22 be⸗ Kuft, befinden ſich auch ein Douanen⸗Director, ſo wie der Staats⸗Miniſter Morinto⸗Silveira. Außer dieſen iſt bereeits aus Liſſabon eine ſehr betraͤchtliche Zahl von Perſonen auf andern Schiffen abgegangen. Vorſtehende Nachrichten wer⸗ den (nach dem obgedachten Pariſer Blatte) auch noch von einer anndern Seite, naͤmlich durch das von Liſſabon am 4ten abgegan⸗ ggene und am 10ten Morgens zu Portsmouth mit 25 Paſſagie⸗ —ren angekommene Paketboot Herzog von York beſtaͤtigt; durch Letztere hat man noch erfahren, daß der nicht lange vorher aus⸗ England uͤbergeſchiffte Graf Saldanha, da er unter den ob⸗ wmaltenden Umſtaͤnden nicht ans Land zu gehen wagen durfte, * bereits mit dem genannten Dampfboote nach Portsmouth zuruͤck gekommen iſt. 1 Was die Soldaten der Engliſchen Marine betxifft, de⸗ ren 600 die beiden den Tajo beherrſchenden Forts beſetzt hal⸗ cen, ſo ſind ſie keineswegs geſtimmt, in die Plaͤne Dom Miguels einzugehen und ihm die Forts zu uͤberlaſſen, ob⸗ gleich der Infant ſolches forderte und, im Falle der Weige⸗ rung, Gewalt anzuwenden drohte. Aber die Gegenwart des * im Tajo zuruͤckgelaſſenen Engliſchen Linienſchiffes ſchien die

8 Vollziehung dieſer Gewaltthaͤtigkeit bis dahin gehindert zu bàheaben. Denn weil es noch nicht in Kanonenſchußweite von dem Pallaſt des Infanten vor Anker lag, ſo konnte es je⸗

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Hauptſtadt bis zu gedachtem Tage erhalten. Ihnen zufolge

den feindlichen Verſuch leicht auf ähnliche Weiſe erwidern. In der Armee ſind (wie bereits erwaͤhnt worden) durch den nfanten ſehr viele Veraͤnderungen erfolgt, da er ſich auf die Ergebenheit derſelben gar nicht verlaſſen zu koͤnnen meint. Beſonders ſind die Ober⸗Officiere, bei denen man An⸗ haͤnglichkeit an die Conſtitution vermuthete, haͤufig durch Freunde des abſoluten Syſtems erſetzt worden. Von an⸗ derer Seite kommen die vormals aus Portugal als Rebellen gegen die Verfaſſung Verwieſenen jetzt haufenweiſe, der Gunſt des Infanten verſichert, aus Spanien zuruͤck. Andere, in Pariſer⸗Blaͤttern befindliche, angeblich auf außerordentlichem Wege angelangte Privat⸗Nachrichten mel⸗ den noch Folgendes: Die letzten Truppen der Engliſchen Di⸗ viſion haben ſich am 2ten d. M. eingeſchifft. Am Abende deſſelben Tages befand ſich die ganze Escadre an der Muͤn⸗ dung des Tajo und den folgenden Morgen ging der Gene⸗ ral Tlinton mit allen Schiffen und Truppen, mit Ausnahme eines Linienſchiffs und einer Fregatte ab, ohne jedoch, wie⸗ wohl der Wind ſehr guͤnſtig war, ſich weiter als zwei Meilen von Liſſabon zu entfernen. Hier nehmlich ſtellte ſich die ganze Escadron Liſſabon im Angeſichte auf und behielt ſo ihre Stellung. Bevor die Engliſchen Schiffe ausliefen und waͤhrend ſie be⸗ reits die Anker lichteten, machte ſich ein Courier von Seiten der Spaniſchen Geſandſchaft zur Abreiſe fertig, und kaum war das Letzte Engliſche Schiff aus dem Hafen geſegelt, als derſelbe auch mit verhaͤngtem Zuͤgel den Weg nach Madrid einſchlug. Der ganze Weg, welcher zwiſchen Liſſabon und dem Pallaſte der Koͤnigin liegt, befand ſich nach vollendeter Abfahrt der Engliſchen Schiffe aus dem Hafen, mit Kut⸗ ſchen bedeckt, worin ſich lauter Perſonen befanden, die Ihrer Maj. wegen des Abganges der Englaͤnder Gluͤck zu wuͤnſchen beabſichtigten. Obgleich in Liſſabon fuͤr den Augenblick noch Ruhe herrſcht, ſo iſt doch der Schrecken auf allen Geſichtern ver⸗ breitet. Auch haben ſich dieſelben Unruhen, die vor einiger Zeit zu Setubal ſich ereigneten, nun keider zu Extremoz wie⸗ der begeben. Denn da hier die Soldaten aufs Aeußerſte ebracht wurden, ſo ſahen ſie ſich endlich genoͤthigt, auf die olksmenge Feuer zu geben, worauf man ungefaͤhr von bei⸗ den Seiten hundert theils Getoͤdtete theils Verwundete zäͤhlte.

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IFInland.

Berlin, 21. April. Den heftigen, mit wolkenbruch⸗ aͤhnlichen Regenguͤſſen verbundenen Gewittern, welche an den Abenden vom l8ten und 18ten d. und in den darauf folgenden Naͤchten hier ſtatt fanden und die, bei der vorher⸗ gegangenen warmen Witterung und der ſchweren, dunſtrei⸗ chen Luft an jenen Tagen nicht befremden konnten, folg⸗ ten in verwichener Nacht, ſehr uͤberraſchend nach der Kuͤhle des Tages, wiederum mehrere Gewitter, deren eines, in der 4ten Morgenſtunde, ſehr heftig war. Ein beſonders furchtbarer Schlag, von welchem die Häuſer erzitterten und dröhnten, hat ein Haus an der Potsdamer Chauſſée getrof⸗ fen und, obſchon er nicht zuͤndete, doch durch die Erſchuͤtte⸗ rung, dem Vernehmen nach, ſehr beſchädigt. Bei den Ge⸗ wittern am 18ten d. hat, ſo viel bis jetzt bekannt, der Blitz an vier Orten hieſelbſt eingeſchlagen, doch nur in einem Hauſe zuͤndend, und das Feuer ward von den Hausbewoh⸗ nern im Entſtehen geloͤſcht. Ein Blitzſtrahl fuhr von dem Giebel eines Hauſes nach der daneben liegenden Dachwoh⸗ nung eines Arbeitsmannes, verletzte zwar die Betten etwas, jedoch ohne jemand von den darin befindlichen Perſonen zu beſchaͤdigen. .

Achen, 15. April. Unſere heutige Zeitung enthaͤlt das, unterm 17ten v. M. von Sr. Maj. dem Koͤnige er⸗ laſſene Reglement wegen der Wahlen der Landrathamts⸗ Candidaten und Kreis⸗Deputirten in den Provinzen Weſt⸗ halen und Niederrhein. Nach Vorſchrift deſſelben iſt die

ahl ſowohl der zu erledigten Landrathsſtellen vorzuſchla⸗ enden Candidaten, als der Kreisdeputirten den Kreisver⸗ e uͤbertragen. In jedem landraͤthlichen Kreiſe ſollen der Regel nach zwel Kreis⸗Deputirte ſein, doch ge⸗ nuͤgt in dem Fall⸗, wenn an wäͤhlbaren Perſonen Mangel iſt, ausnahmsweiſe auch ein Einziger. Zu jeder erledigten Landrathsſtelle ſind in der Regel drei Candidaten zu wäh⸗ len, in dem eben beruͤhrten Falle aber reichen ausnahms⸗ weiſe deren zwei hin. Zu den Stellen der Landräthe und Kreis⸗Deputirten koͤnnen in Weſtphalen der Regel nach nur Ritterguts⸗Beſitzer der Kreiſe gewäͤhlt werden; ſofern aber unter dieſen keine wahlfähige vorhanden ſein ſollten, iſt es

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