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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Seine Köoͤnigliche Hoheit der Prinz Friedrich von Wüͤrtemberg ſind von St. Petersburg hier eingetroffen.

8 er Juſtiz⸗Commiſſarius Weniger in Neuhaldensleben Ien Notarius im Departement des Hber⸗Landes⸗ richts zu Magdeburg beſtellt worden. b

Der bisheri e Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Brach⸗

mann iſt zum Juſtiz⸗Commiſſarius bei dem Ober⸗Landesge⸗

richt zu Ratibor beſtellt worden. 3

Her bisherige Ober, Landesgericht⸗Referendarius Theo⸗ dor von Kalbacher iſt zum Juſtiz⸗Commiſſarius bei den

Unter⸗Gerichten des Leobſchuͤtzer Kreiſes mit Anweiſung ſei⸗

nes Wohnorts in der Stadt Leobſchüͤtz beſtellt worden.

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u ““ 8 v . Zeitungs⸗Nachrichten. ““ Frankreich. 2 Deputirten⸗Kammer. der Sitzung vom 14. April welcher ſämmtliche 2 ber beiwohnten, und in der ſowohl die oͤffentlichen als auch die vorbehaltenen Tri⸗ bunen von Neuglerigen uͤberfüllt waren, ſtattete zuvörderſt Herr von Hauſſez einen Bericht uͤber 15 Geſetz⸗Entwuͤrfe, wegen Anlegung oder Unterhaltung von Landſtraßen in eben 8* vielen Departements ab. Der Praͤſident theilte demnaͤchſt der Verſammlung den Tod des Herrn von Farcy, ſo wie ein Schreiben des Herrn von Prade mit, worin derſelbe, in Ruͤckſicht ſeiner ſtets abnehmenden Geſundheit, ſeine Entlaſ⸗ ſung als Deputirter des Departements des Puy de Dome einreicht. Ietzt beſtieg der Großſiegelbewahrer die Rednerbuͤhne um der Kammer das neue Geſetz uͤber die pe⸗ riodiſche Preſſe vorzulegen Aus der langen Rede, womit derſelbe dieſe Mittheilung begleitete, entnehmen wir folgende Hauptpunkte: „Der Geſetz⸗Entwurf“, ſagte derſelbe unter andern, „den ich Ihnen auf Befehl des Koͤnigs vorlegen ſoll, hat den Zweck, das wahrhafte Intereſſe der Preßfrei⸗ heit aufrecht zu erhalten und den Preßunfug zu unter⸗ druͤcken. Welche Meinung man auch uͤber das Recht, ein Journal zu ſchreiben, haben moͤge, Jedermann wird eingeſtehen muͤſſen, daß die periodiſche Preſſe eine ſotche iſt, welche die beſondere Aufmerkſamkelt des Geſetzgebers erheiſcht; denn ein Journal iſt nicht der Ausdruck der Meinungen eines einzelnen Menſchen, es ſpricht räͤglich zu Tauſenden von Zu⸗ därern, die daſſelbe mit den öͤffentlichen Angelegenheiten und mit den vornehmſten Intereſſen der geſellſchaftlichen Ordnung unterhäͤlt. Die Oeffentlichkeit iſt gleichwohl die Seele un⸗ ſerer Regierung, und die nothwendigen Organe dieſer Oef⸗ fenelichkeit ſind die Zeitungen; ohne ſie wuͤrden die Vera⸗ thungen dieſer Kammer oder der Gerichtshoͤfe auf den klei⸗ nen Kreis von Zuhoͤrern beſchraͤnkt ſein, welche den fuͤr ſie . en engen Raum in den Sitzungsſälen einnehmen. Damit ſene Oeffentlichkeit aber wirkſam ſei, muͤſſen deren Or⸗ gane mit Aufrichtigkeit zu Werke gehen. Privilegien, oder eine abhaͤngige Stellung verderben ſie; gegen die Erſtern muß die Concurrenz ſie ſchuͤtzen, von der Letzteren muß die Abſchaffung jeder Cenſur ſie befreien. Dieſes doppelte Ziel heaben wir uns in dem vorliegenden Geſetz⸗Entwurfe geſteckt. 3 ach der gegenwaͤrtigen Geſetzgebung darf kein neues Tagesblatt Dohne die Genehmigung des Koͤnigs herausgegeben werden; ein⸗ * ſeolcher Zuſtand der Dinge iſt aber der Gleichheit der Rechte, der

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freien Aeußerung der Meinungen und dem politiſchen In⸗ tereſſe des Staats zuwider. Jedes Monopol iſt ſchäͤdlich, und das der periodiſchen Preſſe mehr als jedes Andere. Der neue Geſetz⸗Entwurf raͤumt daher jedem Franzoſen, der volljaͤhrig iſt und der buͤrgerli⸗ chen Rechte genießt, die Befugniß ein, eine Zeit⸗ oder Tagesſchrift herauszugeben. Wie groß in⸗ deſſen auch der Nutzen der Zeitungen ſein mag, ſo darf man, ſobald man ihren maͤchtigen Einfluß einmal anerkannt hat, der Geſellſchaft nicht das Recht verweigern, beſondere und eben dieſem Einfluſſe angemeſſene Gewaͤhr⸗Leiſtungen von ihnen zu verlangen. Was die Journale vorzüglich von den Buͤchern unterſcheidet, iſt das Periodiſche ihres Erſchei⸗ nens. Die gute oder ſchlechte Tendenz der Buͤcher laͤßt ſich

nur durch eine entgegenſtehende Tendenz verbeſſern oder⸗

bekämpfen. Nicht dadurch, daß man den Unterrricht be⸗ ſchraͤnkt oder ihn nur ſpaͤrlich verbreitet, nicht dadurch, daß man dem Zeitgeiſte entgegenwirkt, wird man das Reich ge⸗ ſunder Grundſaͤtze und guter Sitten, das Reich der Religion und wahren Phlloſophie aufs neue begruͤnden; das einzige und alleinige Mittel, dazu iſt die Fortpflanzung nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, die Verbreitung guter Buͤcher, ein gerechtes Vertrauen in das Gute und eine unbeugſame Strenge ge⸗ gen das Boͤſe. Anders verhaͤlt die Sache ſich mit den Zeit⸗ ſchriften: ſie bilden nicht den Geiſt ihres Jahrhunderts; ſie leiten bloß die augenblickliche Meinung; ſie circuliren mit bewundernswuͤrdiger Schnelligkeit; wenige Augenblicke rei⸗ chen hin, um ſie zu leſen. Die natuͤrlichſte Vorſichts⸗-Maaß⸗ regel gegen ein ſo raſches Wirken iſt, daß man den Eigen⸗ nutz mit zu Rarhe zieht, und ſowohl dem in ſeiner Ehre verletzten einzelnen Buͤrger, als der ganzen beleldigten Ge⸗ ſellſchaft, fuüͤr einen ihnen jederzeit drohenden Nachtheil einen jederzeit bereit liegenden Erſatz darbietet. Daher die Ein⸗ führung der Cautions⸗Leiſtung, deren Nuͤtzlichkeit ich nicht noͤthig habe, vor Ihnen zu rechtfertigen, zu welcher in⸗ deſſen bisher nur die politiſchen Zeitſchrifren verpflichtet waren. Dieſe letztere Beſtimmung ſcheint uns auf irrigen Anſichten zu beruhen, denn es beſteht ein moraliſches Band zwiſchen allen menſchlichen Wiſſenſchaften; die Graͤnzen, die ſie von einander ſcheiden, ſind in der Regel kaum wahrzunehmen, und die ſogenannten literariſchen Blätter, denen es ohnehin unmöͤglich iſt, ſich immer und allein mit ſtrengwiſſenſchaft⸗ lichen Gegenſtaͤnden zu beſchaͤftigen, haben eben ſo viel Ge⸗ legenheit einen Preß⸗Unfug zu begehen, als die politiſchen. Wir ſchlagen ihnen daher vor, die Cautions⸗Leiſtung ohne Ausnahme auf alle Tagesblaͤtter und alle ſolche Zeitſchriften auszudehnen, die in der Woche mehr als einmal erſcheinen. In dem Intereſſe der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften hat uns indeſſen noch eine an⸗ dere Maaßregel nothwendig geſchienen: Der Geſetz⸗Entwurf behaͤlt dem Koͤnige das Recht vor, jedes literariſche oder wiſſenſchaftliche Blatt, welches nur einmal in der Woche oder noch ſeltener erſcheint, von der Cautions ⸗Leiſtung zu dispenſiren, ſobald ſolches von einer der vier Akademieen des Königl. Inſtituts verlaugt wird. Nach den bisherlgen Ge⸗ ſetzen mußte eine jede Zeitung einen verantwortlichen Her⸗ ausgeber haben, an welchem der als Klaͤger auftretende Theil ſich halten konnte. Hier ſtellten aber die Zeitungs⸗Schreiber groͤßtentheils einen Menſchen, der im Uebrigen dem Jour⸗ nale völlig fremd wat, ſich aus Geldſtrafen nichts machte, weil ſie ihn nicht trafen, und mit Vergnuͤgen eine Zeit lang im Gefaͤngniſſe ſaß, weil ihm daſſelbe durch einen hohen Lohn verſuͤßt wurde. Um dieſem Uebelſtande, wodurch das

Geſetz offenbar umgangen wurde, fuͤr die Folge völlig abzu⸗ helfen und eine reelle Verantwortlichkeit zu erlangen, ver⸗ tangt der neue Geſetz⸗Entwurf, daß die Eigenthüͤmer oder Actlonairs eines Journals die Verwaltung Einem oder Meh⸗ reren unter ihnen uͤbertragen, daß dieſe die Unterſchrift im

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