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„warum die Gazette de France den Stand der Wiener Courſe falſch angiebt. Das Handels⸗Schreiben, welches ſie uͤber dieſen Gegenſtand kuͤrzlich mitgetheilt hat, ſcheint uns die Erfindung irgend eines Speculanten zu ſein, wenn es nicht eine Folge des Wunſches der Gazette iſt, ſich wichtig 2u zu machen und ſich den Anſchein zu geben, als erhalte ſie ihre Nachrichten auf außerordentlichem Wege; es iſt gut, daß das Ausland erfahre, daß die Gazette nicht die mindeſte Mittheilung mehr von Seiten der Regierung erhaͤlt“ Großbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. In der Sitzung des Oberhauſes vom 25ſten ſetzte der Graf Darnley ſeinen Antrag auf Niederſetzung eines Ausſchuſſes zur Pru⸗ fung des Zuſtandes von Irland, auf naͤchſten Donnerſtag (1. Mai) aus, weil er, wie er ſagte, vernehme, daß es der Wunſch des Hauſes ſei, die Berathung uͤber die Teſt⸗ und Corporations⸗Acte fortzuſetzen. Dteſe wurde demnaͤchſt auch wieder aufgenommen, und vom Grafen Eldon eroͤffnet. Seinem Antrag auf Auslaſſung eines Theils der Einleitungs⸗ Worte der Bill wurde aber als ungehoͤrig, weil man in der Discuſſion ſchon weiter als die Einleitung geſchritten ſei, vom Grafen Grey widerſprochen, und als er dennoch dar⸗ auf beſtand, daß ſein Antrag ganz in der Ordnung ſei, er ſich auch dann nicht beruhigen wollte, als ihm das Protocoll der letzten Sitzung vorgelegt wurde und er erklaͤrte, daſſelbe ſei falſch abgefaßt, ſo erhob ſich Lord Holland: Es iſt uns, hob er an, die erſten Tage unſerer diesjahrigen Seſſion geſagt worden, daß die Tuͤrken ein ganz vorzuͤglicher Menſchenſchlag ſeien, deren bloßes Wort ſo gut wie geſchriebene und unterſchriebene Dokumente anderer Men⸗ ſcen waͤren. Ihr Gezaͤchtniß, hat man uns geſagt, ſt ſo gut und ihre Rechtſchaffenheit ſo groß, daß wir ihnen 9* urcht betrogen zu werden, undedingt trauen koͤnnen. ir aber, Mylords, ſind ſchwache gebrechliche Menſchen und bloß Chriſten. Wir ſind nicht ſo vortreffliche Leute und nicht ſo genau in unſern Transactionen; es gehoͤrt daher zu den Regeln dieſes Hauſes, daß was darin vorgeht, nieder⸗ geſchrieben, und in den Protokollen zum ewigen Andenken aufbewahrt werde (Beifall und Gelaͤchter). Ich bin kein Juriſt, Mylords; wäaͤre ich einer, ſo wuͤrde ich Ihnen die furchtbaren Folgen des Umſturzes unſrer Regeln recht ſchwarz ausmalen, ich wuͤrde Ihnen zeigen, wie ein revolutionair es Beſtreben obwaltet, die Geſetze und Gebraͤuche, welche uns von unſeren Vorfahren uͤbermacht worden ſind, zu ſtürzen. (Gelächter) ꝛc. Der edle Lord fuhr in dieſer Weiſe fort, die fruͤhern Reden des Grafen Eidon zur großen Beluſti⸗ gung des Hauſes zu parodiren, und ſchloß mit dem Antrage, daß die Motion des Letztern verworfen werden moͤchte; wor⸗ auf dieſer ſie zuruͤcknahm. Nach einigen Zwiſcheureden frug der Graf Eldon auf die Einſchaltung der Worte: „ich bin ein Proteſtant,“ in die abzugebende Erklaͤrung, an. Er ſagte, man ſei darin einverſtanden, daß die vorliegende Bill die katholiſche Frage ganz unberührt laſſen ſolle, wenn man aber nicht das Wort „Proteſtant“ in die Erklärung einſchal⸗ ten wolle, ſo wuͤrden die Katholiken unzweifelhaft durch die Zuruͤcknahme der Teſt, Acte gewinnen, denn ſie wuͤrden als⸗ dann regierende Mitglieder von Corporationen (Lord⸗Mayors oder Aldermann) werden koͤnnen; ihm ſei wenigſtens kein Geſetz bekannt, welches dieſes hindern wuͤrde; und er fordre den gelehrten Lord auf dem Wollſack auf, zu ſagen, ob dies nicht richtig ſei. wiederte, er habe uͤber die Sache reiflich nachgedacht, und

er ſei zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Auslaſſung der Worte: „ich bin ein Proteſtant,“ die Sache der Ka⸗ tholiken keinesweges befördern werde, wohl aber wuͤrde die

Einſchaltung Erbitterung erzeugen, was immer Ungluͤck brin⸗ gend ſei; er muͤſſe deshalb gegen die Motion ſtimmen (hoͤrt, hört!). Was die Beſorgniß betreffe, daß Katholiken, nach Zuruͤcknahme der Teſt⸗Acte regierende Mitglieder von Cor⸗ porationen werden könnten, ſo ſei ſie völlig grundlos, denn dieſe muͤßten nicht bloß den Teſt⸗Eid, den man jetzt abſchaffen wolle, ſondern auch den Kirchen⸗Eid (Oath of Supremacy. wodurch der Koͤnig als Haupt der Kirchen an⸗ erkannt wird), der beibehalten werde, leiſten, was kein Ka⸗ tholik thun koͤnne (höͤrt), da nun außerdem noch immer die Erklaärung, daß man den Glauben an die Transſubſtantia⸗ tion verwerfe, verbleibe, ſo ſei man vollkommen gegen das Eindringen von Katholiken in die Corporation geſichert; er muͤſſe alſo nochmals gegen die Motion ſeines edlen üUnd ge⸗ lehrten Freundes ſtimmen, weil ſie unnüutz ſei, nur Erbitte⸗ rung erzeugen und Ungluͤck bringen werde. (Lauter Beifall) Der Graf Eldon war ſehr entruüͤſtet, daß von ihm geſagt worden ſei, er habe einen ungluͤckbringenden Vorſchlag ge⸗ macht. Ich verdiene, ſagte er, ſolch eine Beſchuldigung

„Staat, welches ich fuͤr das Weſentlichſte der Verfaſſung un⸗

1 24 Shill. 4 D. in Vorſchlag brächte, aber bei jedem Stei⸗ Der Lord⸗Canzler (Lord Lyndhurſt) er⸗

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nicht, und ich werde ſie mir von Niemand gefallen laſſe (Hoͤrt); ich werfe ſie auf den zuruͤck, der ſie gemacht ha und zwar mit der Verachtung welche Jeder fuͤhlen m der ſich auch nur durch einen Verdacht fuͤr beleidigt haͤl Meiner Ueberzeugung nach werden die Katholiken durch gegenwaͤrtige Bill, wie ſie jetzt geſtaltet iſt, nicht verhi dert werden, regierende Mitglieder von Corporation zu werden, denn ſie ſind wie ich beſtimmt uͤberzeu bin, zur Erklaͤrung gegen die Transſubſtantiation geſetzlich nicht verpflichtet, und wenn es auch bei einigen Corpora⸗ tionen geſchehen mag, ſo iſt es doch nicht an 8neng

der Fall. Die von mir vorgeſchlagene Einſchaltung halte i

fuͤr aͤußerſt wichtig und fuͤr dringend nothwendig. Die Auf⸗ hebung der Teſt⸗Aecte iſt, wie ich hier vor Gott und der Welt erkläre, nach meiner Ueberzeugung, die wichtigſte revolutio⸗ naire Maaßregel, die jemals dieſem Hauſe vorgelegt worden iſt (hoͤrt! Gelaͤchter). Die edlen Lords die hinter mir ſitzen, moͤgen lachen; ich moͤchte ihnen nicht gern dies Vergnuͤgen rauben; wenn ſie aber etwas warten wollen, ſo werden ſie vielleicht ihr Ergoͤtzen maͤßigen. Ich wiederhole es, die Maaßregel iſt revolutionair und ungluͤckhringend (Gelaͤchter); denn ſie zerſtoͤrt das Band zwiſchen der Kirche und den

ſers Landes halte (hoͤrt! Gelaͤchter). Es iſt eine jener Maaß⸗ regeln, die erzeugt ſind durch das, was man den Fortgang der Erkenntniß und der Liberglitaͤt nennt, was aber nichts als eine die Wurzeln unſeres Staatsweſens zerſtoͤrende Neue⸗ rungs⸗Wuth iſt. Der edle Lord fulminrte weiter gegen die Biſchoͤfe, welche ihre Schuldigkeit nicht beſſer thaͤten, und ſich dieſer Maaßregel nicht widerſetzten; er erklärte ih⸗ nen rund heraus, daß er, wenn dieſe Bill angenommen wuͤrde, wohl noch in die Kirche, aber nicht mit Leuten, die als Biſchöͤfe nicht bemuͤht waͤren, den Untergang der Kirche zu verhüͤten, gehen wuͤrde. Die Biſchoͤfe von Lincoln und von Glou⸗ ceſter vertheidigten ſich in ſehr gemaͤßigten Ausdruͤcken gegen dieſen heftigen Angriff, worauf das Amendment des Grafen Eldon mit 117 Stimmen gegen 55 verworfen wurde. Der Graf von Winchelſea ſchlug demnaͤchſt vor daß in die Erklaͤrung die Worte eingeſchaltet wuͤrden: „J glaube, daß die Canoniſchen Buüͤcher des alten und neu⸗ Teſtaments, wie ſie in vieſem Lande geſetzlich gelten, d geoffenbarte Wort Gottes ſind.“ Die Biſchoͤfe von Cheſte und von Bath widerſprachen aber dieſem Antrage, ihrer Anſicht nach, durch die bereits genehmigten Worte: „Als ein rechtgläubiger Chriſt,“ hinreichend dafuͤr geſorgt ſer, daß nur Chriſten zur Abgebung der Erklaͤrung zugelaſ⸗ ſen wuͤrden. Die Motion wurden von dem unermuͤdlichen Grafen Eldon vertheidigt, aber mit 70 Stimmen gegen 22 verworfen, worauf man die uͤbrigen Paragraphen der Bill ohne Stimmenzaͤhlung annahm, und die dritte Loſung auf Montag anberaumte.

Im Unterhauſe wurden mehrere Petitionen in Be⸗ treff der katholiſchen Angelegenheit eingereicht. Sodann machte Herr Grant die Motion, das ganze Haus ſolle ſich zur Berathung uͤber die Korn⸗Geſetze in einen Ausſchuß ver⸗ wandeln, welches alsbald geſchah. Herr Benett ſchlug darauf vor, daß nach dem Preiſe von 62 Shill. die Abgabe langſam ſteigen ſollte. Er wolle 62 Shill. 8 D. als den Mittel⸗Preis annehmen, fuͤr welchen er eine Abgabe von

gen des Korn⸗Preiſes uͤber 62 Shill. 8 D. ſolle ſich die Ab⸗ gabe um einen Shill. vermehren. Nachdem er ſich hierauf in weitlaͤuftige Eroͤrterungen eingelaſſen hatte, fuhr er fort, er wuͤnſche, daß dieſer Vorſchlag angenommen wuͤrde, da er ganz fuͤr das Wohl des geſammten Gemeinweſens Choͤrt, hört, hoͤrt!) und die Vermehrung des allgemeinen Wohl⸗ ſtandes berechnet ſei. Als die erſte Reſolution zur Abſtim⸗ mung gebracht wurde: „daß, wenn der Weizen äuf 62 Sh. und unter 63 Sh. ſtände, die ſchüͤtzende Abgabe 24 Sh. 8

ſein ſollte,“ erhob ſich Herr Whitmore und ſagte: es ſchiene ihm, als wenn die Wirkung der vorgeſchlagenen Bill die ſein würde, die Korn⸗Einfuhr dis zum Steigen des Prei⸗ ſes nicht auf 62 Sh, ſondern auf 72 Sh. zu verhindern. Indem er ſich auf den Bericht des Herrn Jacob berief, meinte er, die Folge davon, daß wir uns von dem frem⸗ den Kornhandel ſo ſehr zuruͤckzoͤgen, wuͤrde ſein, daß das

olk in den Getreide producirenden Laͤndern gezwungen wuüͤrde, das einhelmiſche Koru ſelbſt zu conſumiren, und daß in Zukunft nicht mehr producirt werden wuͤrde, als gerabe zur eignen Conſumtion noͤthig wäre. Dieſe Maaßregel truͤge daher dazu bei, die Preiſe auf dem Feſtlande bei niedrigem Stande zu erhalten, und unſere kuͤnftigen Huͤlfsmittel in dieſer Hin⸗ ſicht zu verringern. Nach Hru. Jacobs Angaben, habr ſich die Bevoͤlkerung Englands und Irlands ſeit 1815 um 8,500,000

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