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rechtigkeit widerfahren, glaubte durch die gedachten beiden Artikel den religioͤſen Corporationen ein zu großer Einfluß eingeraͤumt wuͤrde. Ueber die Bitt⸗ ſchrift des Herrn Delaunay wurde zuletzt zur Tages⸗Ordnung geſchritten; eben ſo uͤber mehrere andere Eingaben, deren wir indeſſen nicht erwähnen, da ſie fuͤr das Ausland von keinem erheblichen Intereſſe waren. Großes Gelaͤchter er⸗ regte der Antrag eines Licentiaten der Rechte, daß man den Katholiken geſtatte, Geld zu dem geſetzlichen Zinsfuße zu lei⸗ hen, ohne daß ihre Beichtväter ihnen ein Verbrechen daraus machen duͤrften. Die Bittſchrift des Buchhaͤndlers Cordier in Paris, worin er darauf antrug, daß man alle, den Buch⸗ handel betreffende Geſetze, Reglements und Verordnungen in ein einziges zuſammenhaͤngendes Geſetz zuſammenfaſſe und die Preß⸗Vergehen aufs Neue vor die Geſchwornen⸗Gerichte verweiſe, wurde, nach einer Auseinanderſetzung des Herrn Firmin⸗Didot den Miniſtern des Innern und der Juſtiz, ſo wie der mit der Pruͤfung des neuen Preß⸗Geſetz⸗Cntwurfes beauftragten Commiſſion uͤberwieſen. Am Schluſſe der Siz⸗ vung⸗ welche erſt um 6 Uhr aufgehoben wurde, machte der Praͤſident noch die Verſammlung auf die Nothwendigkeit aufmerkſam, jetzt, wo ihre eigentlichen legislativen Functio⸗ neu erſt beginnen ſollten, ſich puͤnktlich (um 1 Uhr) einzu⸗ finden, um den Gang der Verhandlungen moͤglichſt zu be⸗

ſchleunigen. Der Monirteur enthaͤlt nunmehr die beiden Koͤniglichen

Verordnungen vom 18. und 26. April, wodurch der General⸗

Major und Adjutant des Koͤnigs, Graf von Trogoff, zum Gouverneur des Schloſſes von St. Cloud, und der Pair, Staats⸗Miniſter und General⸗Lieutenant, Baron von Da⸗ mas, zum Erzieher des Herzogs von Bordeaur ernannt wird. Beide Verordnungen ſind von dem Pair, Staats⸗Miniſter und General⸗Intendanten des Koͤnigl. Hauſes, Baron von la Bouillerie, contraſignirt.

Durch eine andere Verordnung vom 25. April werden zwei Bezirks⸗Wahl, Collegien der Departements der Mayenne und des Puy de Dome, ſo wie das Departements⸗Wahl⸗Colle⸗ ium der obern Vienne auf den 10. Juni zuſammen beru⸗ ten, um an die Stelle des mit Tode abgegangenen Herrn von Farcy, und der ausgeſchiedenen Herren von Pradt und Mousnier⸗Buiſſon, andere Deputirte zu waͤhlen.

Paris, 28. April. Vorgeſtern haben Se. Maäj. die hieſige Kunſt⸗Ausſtellung in Augenſchein genommen und dem⸗ naͤchſt den daſelbſt verſammelten Künſtlern die ihnen br. kannten Orden Allerhoͤchſteigenhaͤndig zugeſtellt. Die Ver⸗ theilung der Medaillen erſter und zweiter Klaſſe erfolgte durch den Vicomte von la Rochefoucauld, nachdem der Koͤ⸗ nig das Muſeum bereits verlaſſen hatte; im Ganzen ſind 1 St. Michaels⸗Orden, 2 Offizier⸗Kreuze der Ehren⸗Legion, 18 Ritter⸗Kreuze der Ehren ⸗Legion, 21 Medalllen erſter Klaſſe und 40 Medaillen zweiter Klaſſe vertheilt worden. Der Bildhauer Hr. Boſio hat den Barons⸗Titel erhalten.

Der Conſtitutionnel iſt mit der Ernennung des Barons von Damas, die von dem Koͤnige 1en. beſchloſſen ſein ſoll, hoͤchſt unzufrieden, da dieſer Staatsmann mit zu dem beklagenswerthen Miniſterium gehoͤrt habe; nicht daß er (der Conſtitutionnel) denſelben mit den Herren von Villeèle, Corbieère und Peyronnet auf gleiche Stufe ſtellen wolle; immer aber habe er an deren Verwaltungs⸗Maaßregeln Theil genommen, und dies ſei hinreichend, um ſich das Er⸗ ſtaunen zu erklaͤren, welches deſſen Ernennung zu dem wich⸗ tigen eines Erziehers des Thron⸗Erben allgemein er⸗ regt habe.

Daſſelbe Blatt meldet, daß ſich das Ungluͤck weiſſagende Geruͤcht verbreite, der Finanz⸗Miniſter Graf Roi wolle we⸗ gen der Ernennung des Barons von Damas ſeine Entlaſ⸗ ung nehmen. „Ohne Zwelfel,“ ſagt der Courrier fran⸗

gais „wird Herr v. Damas bei der Erziehung des jungen Peünzen Talente entwickeln, wovon er als Miniſter oder Ge⸗ neral nur geringe Beweiſe abgegeben hat; aber das Publi⸗ kum bezeichnete einen ganz andern faͤhigen Kopf zur Aus⸗ bildung des Thronerben.“ Einige Perſonen wollen wiſſen, daß die Miniſter zu dem gedachten Poſten den Herzog von , oder den Vicomte von Chateaubriand auserſehen tten.

Bei dem diplomatiſchen Gaſtmahle, welches (wie bereits erwähnt worden) der Engliſche Geſandte an unſerm Hofe, am Aſten d. M., zur Feier des St. Georgs⸗Tages und des Namens⸗Feſtes Sr. Maj. des Koͤnigs von England, gege⸗ ben hat, waren alle fremden Miniſter, die Franzöſiſchen Marſchälle und die Groß⸗Officiere des Koͤniglichen Hauſes zugegen. Die Geſellſchaft beſtand aus ſechszig Perſonen und die Gemahlin des Geſandten machte ſelbſt die Honneurs. Waͤhrend der Mahlzeit ſpielte das Muſik⸗Chor vom Generalſtabe

aber nichts deſtoweniger, daß

der Koͤniglichen Garde. Beim Nachtiſche ſtand einer von den Koͤniglichen Miniſtern auf und brachte die Geſundheit des Koͤnigs von England aus, worauf ſogleich das Lied Coh save de king geſpielt wurde. Bald nachher erwiderte der Engliſche Geſandte dieſen Gruß mit einem Toaſt auf S. M. Karl X., wobei die Muſik in die Arie „Vive le Roi, vive la France“ einfiel. Um 9 Uhr trennte ſich die Geſellſchaft.

Die neuen Bas⸗Reliefs, welche man an dem Triumph⸗ bogen des Carouſſel angebracht hat, ſtellen die vorzuͤglichſten Ereigniſſe aus dem Kriege auf der Halbinſel dar. Man ſieht hier den Einzug des Prinzen, als Oberbefehlshaber, in Madrid, die Capitulation des Generals Balleſteros, die Ein⸗ nahme des Trocadero und die Zuſammenkunft im Hafen von St. Maria, ſo wie auch den Empfang, welcher dem Her⸗ zoge von Angouleme bei ſeiner Ruͤckkunft nach Paris von Seiten Ludwigs XVIII. zu Theil ward.

Aus Bayonne hat man die Nachricht erhalten, daß die erſte Colonne der Franzoͤſiſchen Garniſon von Pampelona dieſe Stadt am 18. April geraͤumt hat; der General⸗Major Graf Balthaſar wollte den Platz am 24ſten mit ſeinem Ge⸗ nerak⸗Stabe verlaſſen, und wurde am 2o9ſten in Bayonne erwartet.

Das in Toulon ſeegelfertig liegende Geſchwader beſteht aus 2 (Scipio und Breslau) 8 Fregatten, 2 Corvetten, 8 Briggs, 4 Goeletten und 4 Gabarren.

Herr Caſimir Delavigne iſt zum Mitgliede der Ehren⸗ legion ernannt worden.

Großbritanien und Irland.

London, 26. April. Der Geſundheits⸗Zuſtand der Prinzeſſin Auguſte hat ſich wieder verſchlimmert und auch die Prinzeſſin Sophie leidet an einer Erkältung.

Graf Karoli ſoll mit Depeſchen fuͤr den Oeſterreichiſchen Botſchafter hier angelangt ſein.

Rußland.

St. Petersburg, 26. April. Unterm 25. März (6. April) haben Se. Maj. der Kaiſer an Hoͤchſtihren wirklichen Geheimenrath Tatiſchtſchew folgendes gnäaͤdigſte Schrelben zu erlaſſen geruht.

Ihr ununterbrochener Eifer im Dienſte, Ihre wi en und raſtloſen Bemuͤhungen im ganzen Verlauf de een, beſonders aber waͤhrend Ihres Aufenthalts am Ko⸗ ſerlich Oeſterreichiſchen Hofe, die zum Wohl des Va landes gereichen, haben Ihnen Unſre beſondere Aufm ſamkeit 1 Zur Bezeugung derſelben ernenne

Wir Sie Allergnaͤdigſt zum Großkreuz des St. Wladin Ordens I. Klaſſe, deſſen Inſignien beiſendend, Wir Ihr wohlgewogen bleiben.

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Nicolas. Geſtern gegen Mittag begann der Eisgang auf großen Newa bel dem ſchoͤnſten heiteren Wetter; die Iſaa Bruͤcke wurde abgenommen. Seit heute fruͤh iſt die B. fahrt ſchon lebhaft. Der Fruͤhling laͤßt ſich freundlich den. Der Horizont iſt voͤllig unbewoͤlkt, die Luft ſtill und anmuthig, das Thermometer zeigt um Mittagszeit 152 Reaum. im Schatten, und 26° im Sonnenſchein. 8 Am 3ten d. iſt der Leichnam der Fuͤrſtin Liewen dem, der Verſtorbenen zugehoͤrigen Kirchhofe zu Meſoh in Kurland, welchen Ort ſie ganz beſonders liebte, feierlich beerdigt worden. deſſa, 12. April. Das hieſige Journal enthält. heute folgenden officiellen Artikel: „Es iſt zur Kunde der Ober⸗Behoͤrde gelangt, daß die Tuͤrkiſche Regierung vom der im October 1827 bei Navarin gelieferten Seeſchlacht, einen Vorwand geborgt habe, unſern Handel zu unterdruͤcken wodurch den Kaufleuten bedeutende Verluſte entſtanden ſein moͤgen. Demzufolge iſt auf den Befehl Sr. Maj. des K ſers eine beſondere Commiſſion in Odeſſa niedergeſetzt, die Prätenſionen derjenigen zu pruͤfen, die etwa in Folg der letzten Maaßnahmen der Ottomaniſchen Pforte Verluſt erlitten haben möͤchten. Individuen welche dergleichen An⸗ forderungen geltend zu machen haben, moͤgen unverzüglich ihre Anſprn e mit geſetzlichen Belegen unterſtuͤtzt, Sr. (. cellenz dem Herrn General⸗Gouverneur Neu⸗Reußens zu er⸗ kennen geben. „Ddie Niederlaͤndiſche Flagge iſt vielleicht die Erſte, dee die Einfahrt in das ſchwarze Meer verſtattet wurde; dem die Capitulationen zwiſchen dem Ottomaniſchen Reiche unl der Republik der vereinigten Niederlande, wodurch jene Be⸗ dingung eintrat, ſchreiben ſich beinahe aus dem Jahre 1680 her. Gleichwohl ging ſie nicht eher als im Jahre 1820 lmg Erfuͤllung, wo Firmans ohne Klauſeln oder irgend welch Bedingungen, ganz in der Art redigirt, wie jene, welche die Ruſſiſchen Schiffe erhalten, ertheilt wurden. Jahre 1823 paſſirten mit dergleichen Firmanen und

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