z ur

Außerordentliche Beilage

Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitun

g. Nr. 115.

8 Berlin, 4. Mai. Aus St. Petersburg ſind heute Aktenſtuͤcke eingegangen:

Manifeſt Seiner Majeſtaͤt des Kaiſer.; Von Gottes Gnaden, Wir Nikolas der Erſte,

und Selbſtherrſcher aller Reußen ꝛc. ꝛc. ꝛc. 8 Der im Jahre 1812 mit der Ottomanniſchen Pforte ggeſchloſſene Friede von Buchareſt, nachdem er ſechzehn Jahre der Gegenſtand von haͤufig erneuerten Streitigkeiten geweſen iſt, beſteht, ohnerachtet aller unſerer Anſtreugun⸗ gen, dieſen Vertrag aufrecht zu erhalten und ihn vor allen An⸗ griffen zu bewahren, heute nicht mehr. Die Pforte, nicht deee die Grundlage des Friedenszuſtandes zerſtoͤrt zu

Kaiſer

aben, ſpricht in dieſem Augenblicke Rußland Hohn und ereitet ihm einen Kampf auf Leben und Tod; ſie ruͤft ihre Voͤlker in Maſſe zu den Waffen, beſchuldigt Rußland, ihr unverſoͤhnlicher Feind zu ſein, tritt die Convention von Akerman und ſomit auch alle fruͤheren Traktaten mit Fuͤ⸗ ßen. Die Pforte nimmt endlich keinen Anſtand, zu erklaͤ⸗ ren, daß ſie ſich zu den Bedingungen dieſes Friedens nur verſtaunden habe, um ihr Vorhaben und ihre Ruͤſtungen zu einem neuen Krlege beſſer dahinter verſtecken zu koͤnnen. Keaum iſt dieſes merkwuͤrdige Geſtaͤndniß ausgeſpro⸗ chen, als ſchon die Rechte der Ruͤſſiſchen Flagge geringge⸗ ſchäͤtzt, die Fahrzeuge, die ſie beſchuͤtzt, angehalten, ihre La⸗ dungen die Beute einer habſuͤchtigen und willkuͤhrlichen Re⸗ gierung werden. Unſere Unterthanen ſehen ſich gezwun⸗ gen, ihren Eid zu brechen, oder ohne Aufenthalt ein feind⸗ ſeliges Land zu verlaſſen. Der Bosporus wird geſchloſ⸗ ſen; unſer Handel vernichtet. Unſere ſuͤdlichen Provinzen, des alleinigen Ausfuhrweges ihrer Erzeugniſſe beraubt, werden mit nicht zu berechnenden Verluſten bedrohet. Noch mehr! Im Augenblicke, wo die Unterhandlungen zwiſchen Rußland und Perſien ihr Ziel beinahe erreicht haben, bemmt eine plöͤtzliche Veraͤnderung von Seiten der Perſi⸗ ſchen Regierung den Lauf derſelben. Bald beſtaͤtigt es ſich, die Ottomanniſche Pforte es iſt, die ſich abmuͤht, den meſchluß Perſiens wankend zu machen, indem ſie maͤchtige ſhn verheißt, in Cile die Truppen der angraͤnzenden Pa⸗ ſe 2 bewaffnet, und ſich anſchickt, eine ſo hinterliſtig feind⸗ 8 Sprache durch einen drohenden Angriff faktiſch zu unterſtuͤtzen. Dlies iſt die Relhe der Attentate, deren ſich die 1 Tuͤrka ſeit dem Abſchluſſe des Buchareſter Tractats bis auf den heutigen Tag ſchuldig gemacht hat. Und das iſt unſeeligerweiſe die 1

Frucht der Opfer und der edelmuͤthi Fr. 3 ithige Anſtrengungen geweſen, welche Rußland ſich unaufhötkech auferlegt hat, um den Frleden mit ei 3

it einer denachbarten Spsh

benachbarten Macht Allein jede Langmuth hat ihre Graͤnzen ßle Ehre des Ruſſiſchen Namene, dis Würde des Relch’s, die Acnen letzbarkeit ſeiner Rechte und die Unſers Nation⸗ 8 haben Uns das Ziel derſelhen vorgezeichnet. Nur nachdem Wir Unſere auf einer gebieteriſchen Noth⸗ wendigkeit beruhenden Pflichten in ihrem ganzen Umfange erwogen haben, und⸗ von der unlgſten Zuverſicht auf die Gerechtigkeit Unſerer Sache beſeelt, haben Wir Unſern Heeren anbefohlen, unter goͤttlichem Beiſtande gege nſ 18

die heiligſten Verpflichtungen und das Völkerrecht verlehene den Feind 1 5 u vees he

gir ſind uͤberzeugt, daß Unſere getr⸗

mit ee Gebeten ihre fearofſere Leühren gehe folg Unſers Unternehmens vereinigen mäͤchtigen anflehen werden, auf da apfern Soldaten verleihe und Sel

gen, und daß ſie den All⸗ Er Seine Kraft Unſern

br ne himmliſchen S gen uͤber Unſere Waffen ausbreite znllſchen Segnun⸗ uſere heilige Religion und Unſer /gaheche beſtimmt ſind,

vertheidigen. tes Vaterland zu

Gegeben zu St. Petersb 8 zu t. Pe ers urg den des Heile 1928, und im dritten Unſeraa ten April im Jahre

eer Regierung. Contraſignirt. Der Vice⸗Canzler .eeh,e.. Alle Wünes. D. er charatio 8 in Frieden Jg nafsa s, um mit einem behachbarten Reiche ner großen Geduld mſe der ſetens eweſen Vhneracheet ſer verſeht, de Wengten Doſe⸗, See ö . Gr erechtſäme in der Lepante und

21

Nationalruhms

ſche fuͤr den Er⸗

der Ottomanniſchen Pforte die Ehrfurcht vor be rehenden Trak⸗ taten eindringlich zu machen, will Es dennoch vec tben 98 25 teriſchen als gerechten Beweggründe entwickeln, die ihm die traurige Nothwendigkeit eines ſolchen Entſchluſſes auferlegen.

Sechzehn Jahre ſind ſeit dem Frieden von Buchareſt ver⸗ floſſen, und eben ſo lange hat man die Pforte den traktaten⸗ mäßigen Stipulationen zuwider handeln, ihre Verſprechungen 1ngehns oder deren Erfüllung unbeſtimmten Friſten unterordnen geſehen. Nur allzuviele Beweiſe, welche das Kaiſerl. Kabinet liefern wird, thun dieſe blindlings feindliche Tendenz der Politik des Divans unwiderlegbar dar. Bei mehr als einer Gelegen⸗ heit, und namentlich im Jahre 1821 nahm die Pforte Rußland gegenüber einen Eharacter der Herausforderung und der offen⸗ baren Feindſchaft an. Sie hat eben dieſen Character ſeit 3 Monaten durch förmliche Handlungen und Maaßregeln, welche bereits ganz Europa kennt, von Neuem angenommen. 2

An demſelben Tage, wo die Geſandten der drey Mächte, welche durch eine, jedem Eigennutze fremde, Uebereinkunft in ei⸗ ner Sache perbunden ſind, die keine andere iſt, als die der Re⸗ ligion und der leidenden Menſchheit, bey ihrem Abgange von Konſtantinopel, den lebhafteſten Wunſch ausdrückten, den Frie⸗ den erhalten zu ſehn; an demſelben Tage, wo ſie das leichte Mittel zu dieſem Zwecke bezeichneten, und wo die Pforte in gleicher Weiſe ihre friedlichen Geſinnungen auf das beſtimmteſte ausdrückte“) an eben dieſem Tage hat auch ſie alle Völker, welche ſich zum Muhamedaniſchen Glauben bekennen gegen Ruß⸗ land zu den Waffen gerufen, indem ſie daſſelbe als den unver⸗ ſönlichen Feind des Islamismus verkündet, es der Abſicht das Ottomanniſche Reich umzuſtürzen beſchuldigt, und während ſie ſelbſt ihren Beſchluß bekennt, einzig nur zu unterhandeln, um Zeit zur Rüſtung zu gewinnen, niemals aber die weſentlichen Artikel der Convention von Ackerman erfüllen zu wollen, er⸗ klärt ſie zugleich, jenen Vertrag in keiner andern Abſicht ge⸗ ſchloſſen zu haben, als um ihn zu brechen. Die Pforte wußte wohl, daß ſie auf dieſe Weiſe auch alle früheren Tractate brach, deren Erneuerung in dem von Ackerman ausdrücklich ſtipulirt worden war, aber ſie hatte ihre Beſchlüſſe bereits im Voraus gefaßt und ihre Schritte darnach eingerichtet. .

Kaum hat der Großherr mit den Vaſallen ſeiner Krone geſprochen, ſo werden auch ſchon die Privilegien der Ruſſi⸗ ſchen Flagge verletzt, die durch ſie gedeckten Schiffe angehal⸗ ten, ihre Ladungen mit Beſchlag belegt, die Fuͤhrer der Schiffe genöthigt, jene gegen willkuͤhrlich feſtgeſtellte Preiſe hinzuge⸗ ben, der Werth einer üUnvollſtaͤndigen und verſpaͤteten Zah⸗ lung auf die Haͤlfte zuruͤckgefuͤhrt, und ſogar die Unterthanen Sr. Kaiſ⸗Mazeſtaͤt gezwungen, entweder in den Stand der Rajahs hinabzuſteigen oder in Maſſe das Gebiet der otto⸗ manniſchen Herrſchaft zu verlaſſen. Indeſſen wird der Bos⸗ Porus geſchloſſen, der Handel des ſchwarzen Meeres in Feſ⸗ ſeln geſchlagen, die ruſſiſchen Staͤdte, die demſelben ihre Exis⸗ tenz verdanken, ſehen ihrs Vernichtung vor Augen, und die mittaͤglichen Provinzen Sr. Majeſtaͤt des Kaiſers verlieren den einzigen Ausfuhrweg ihrer Produkte, und die einzige See⸗ Verhindung welche den Austauſch der Erzeugniſſe befoͤrdern, die Arbeit ertragsfahig machen und Induſtrie und Wohlha⸗ benheit dort hervorbringen koͤnnen. Selbſt die Grenzen der Tuͤrkei ſetzten der Aeußerung dieſer uͤbelwollenden Geſinnun⸗ gen keine Schranken. Zur ſelben Zeit, als ſie ſich in Con⸗ ſtantinopel kund gaben, unterhandelte der General Paske⸗ witſch, nach Beendigung eines glorreichen Feldzuges, mit Per⸗ ſien einen Friedens⸗Vertrag, deſſen Bedingungen vom Hofe von Teheran bereits angenommen worden waren. Urplötz⸗ lich uͤberraſchte ihn die Lauigkeit, welche an die Stelle des bisherigen Eifers zur Abſchließung einer Convention trat, die bereits von beiden Seiten in allen ihren Punkten genehmigt war. Auf dieſe Zöͤgerungen folgten Schwierigkeiten, auf dieſe eine unverkennbar feindſeelige Tendenz; und waͤhrend einer Seits das Benehmen der benachbarten, ſich eilfertig ruͤſten⸗ den Paſchas dieſe zu erkennen gaben, wurde andererſeits durch ſichere Benachrichtigungen und beſtimmte Eingeſtänd⸗

2

*) Das genommene Schreiben des Großveſſir ner r ſehece auf welches unmittelbar der Hatti⸗ Sherif vom 20. Deecbr folgte, ſo wie die Antwort ddes Grafen Reſſelrode, vom 14. (26.) April, dem gegen⸗ naͤrtige Declaratton beygefuͤgt iſt, werden wir, nebſt den zu letzterer gehoͤrigen erlaͤugternden Bemerkungen morgen mitthetlen.

252 öE11— b 292 eee 2 8