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zur außerordentlichen Beilage der Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr. 115.

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8 Berlin, 5. Mni. Folgendes ſind die Actenſtuͤcke, de⸗

Mittheilung wir uns geſtern vorbehalten haben.

reesnd⸗ Bemerkungen.

Das Ruſſiſche Cabinet hat in ſeiner heutigen Erklaͤrung, als Klagepunkte gegen die Ottomaniſche Pforte, angefuͤhrt: die Feſthaltung von unter Ruſſiſcher Flagge ſegelnden Fahr⸗ zeugen, die ihrer Fahrt durch den Bosphorus gelegten Hin⸗ derniſſe, die Beſchlagnahme ihrer Ladungen, die den Schiffs⸗ patronen auferlegte Verpflichtung, ihre Ladung zu willkuͤhrlich beſtimmten Preiſen herzugeben, die gewaltſame Vertreibung aller Ruſſiſchen Unterthanen und Kaufleute aus ſaͤmmtlichen der Ottomaniſchen Herrſchaft unterworfenen Gebietstheilen.

Dieſe Hanvlungen ſind eben ſo piel offenbare Eingriffe in die woͤrtlichen Beſtimmungen der Vertroͤge, und vernich ten die wichrigſten Artikel der zwiſchen Ruffland und der

Pforte beſtehenden Vereinbarungen. Es wird hinreichen, den Tert der letztern hler anzufuͤhren, um zu beweiſen, in welchem Maaße ſie verletzt worden ſind. .

1) Feſthaltung von S. unter Ruſſiſcher a e.

„Die hohe Pforte 848 den Ruſſiſchen Kauffahrtei⸗

ſchiffen eine freie Fahrt von dem ſchwarzen nach dem weißen

Meere, und umgekehrt (Art. 1 des Vertrages von Kai⸗

nardié.) 1 Die hohe Pforte, geſtattet allen Ruſſiſchen Untertha⸗ ] b Pff 7 Schifffahrt auf allen

nen im Allgemeinen, die und Gewäſſern, auf der Donau und uüberall, wo Schiff. Unterthanen anſtehen moͤch⸗

fahrt und Handel den Ruſſiſchen nſ

ten.“ (Art. 1 des Handels, Vertrages von 1783.) . „Die unter FAe Sns eregs. Sg n icht dem mindeſten Aufenha ſten Unterſuchung, mit welcher Waare ſie immer beladen ſein

moͤgen, unterworfen ſein.“ (Art. 30. deſſelben Vertr.) 2 Die der Fahrt der vrſegcehe . durch den Bosphorus gelegten Hinderulſſe. „Man iſt üͤbereingekommen, daß alle unter Rnſſiſcher Flagge ſegelnden Kauffahrteiſchiffe frei und Ungehindert ürch den Canal von Konſtantinopel, vom Schwar⸗ duͤrfnach dem Weißen Meere und umgekehrt ſollen ſegeln en. (Art. 30. des Handelsvertr, v. 1783.)

ſagtes e hohe Pforte verſpricht die Sen zungen e;, öPandels⸗Vertrages ſtre u beobachten, alle dem dce 5 4 enSegafattonen var uſzuheben, und der freien Schifffahrt der vng Ruſſefcher Flagge ſegelnden Kauffahrtei⸗ vomnanlſchankoallen Meeren und Gewaͤſſern des Ot⸗ hinderlich Reichs, ohne Ausnahme, in keiner Art 3) zu ſein (Art. 7 der Convention von Akerman.)

Die Rohelchlagnahme der Ladungen. nzehigt ſe vlſtſchen Kauffahrtei⸗Schiffe ſollen nicht ge⸗ . jedwene ihre Ladungen weher in Konſtantinopel, Phe Berahhgrn 88 Orte zu löſchen. (Art. 31. des

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Fahrzeuge mit Le⸗

„Weun es ſich ereignen ſollte, daß bensmitteln zur Auefuhr aus Rußland nach der Pforte nicht vntermworfene 3 waͤren, ode gekehrte Fall eintraͤte, daß ſie aus beſ⸗ mittel nach den Ruſſiſchen Staaten nicht Staaten vom j dieſe Schlffe ürtlichen Regulativen nicht unterwor⸗ en ſein, ſondern frei durch den Canal von Kpu⸗ Kantinopel ſegeln duͤgfen.“ Sirt. 35. des Handels⸗ 9 ng ee nencv Die den Patronen von Ruſſiſchen Fahrzeugen auferlegte Verpflichtung, 3 Sae Abrtich beſtimmten Preifen herzugeben. leuth Die, hohe Pforte vertſücheet ſich, dis Ruſſiſchen Kauf⸗ cht zu znt geMeng vahen wider ihren Willen rtra 5 5 16255 ag pg 1.21%¼ Art. 7. des Handels⸗ 35 des Nach Inhalt der Beſtimmungen der Artſkel 30, und beſagten Vertrages (des Handels⸗Vertrages v. 128), veeiſchen Reut Lebensmitteln und andern Waag⸗ maniſchen Neugniſſen,Ruͤßlands, oder anderer dem Otto⸗

uſſiſchen enche nücht untergebenen Staaten, beladenen

Canal von mnſancinopej wie

jagten Laͤndern Lebens⸗

auch die freie Verfuͤgung

er dieſe dieſe ebensmittel, Waaren und Erzeug⸗

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oder wenn der um⸗

bruͤchten, wenn ſie nur Gebiet ſind, ſo ſollen

chiffen die frele Fahrt durch den⸗

ſchaͤtzt hatte, ſogleich zu bezahlen, und den Reſt ſpöter zu berichtigen; ſie veramlaßte aber ſofort eine Umpraͤgung ihrer Muͤnzen, und diejenigen, welche hierauf in Umlauf

wuͤnſche.

keine Anordnung ſtoͤrt ſie in der Ausuͤbung aller ihrer Re⸗ ANigions⸗Gebraͤuche.

Vire⸗Kanzler hierauf ertheilte Antwort, nachſtehend mitzu-⸗

ſelben Augenblicke ertheilte, wo ſie den Hatti⸗Sheriff vom

Große⸗ Weſſirs an den

niſſe zuſagt, verſpricht die hohe Pforte ꝛc. ꝛc. (Art. 7. der

Convention von Akerman.) .

5. Gewaltſame Vertreibung der Ruſſiſ⸗ 8 terthanen und Kaufleute aus allen 8Söx Aün⸗ niſchen Herrſchaftunterworfenen Gebietstheilen.

„Die beiden Reiche geſtatten den Kaufleuten, ſich auf ihrem Gebiete ſo lange aufzuhalten, als ihr Intereſſe es er⸗ heiſchen wird.“ (Art. 113 des Vertrages von Kainardjé.)

„Es ſoll jedem Ruſſiſchen Kaufmann geſtattet ſein, in den Sraaten der Pforte ſo lange als der Vortheil ſeines Handels es verlangen moͤchte, unter dem Schutze ſeiner Re⸗ glerung zu reiſen, zu verweilen oder zu verbleiben.“% (Art. 1. des Handels⸗Vertrages von 1783.)

„Die hohe Pforte verſpricht, die Ruſſiſchen Kanfleute, Schiffs⸗Patrone und alle Ruſſiſchen Unterrhauen uͤberhaupt die durch die, zwiſchen beiden Reichen beſtehenden Vertraͤge ausdruͤcklich ſtipulirten Vortheile, Vorrechte und vollkommene Handels⸗Freiheit genießen zu laſſen.“ (Art. 7. der Conven-⸗ tion von Akerman.) BABI

Nachdem die Pforte alle Privilegien der Ruſſiſchen in., terthanen, des Ruſſiſchen Handels und der Ruſſiſchen Flagge vernichret hatte, verſprach ſie den dritten Theil des Preiſes, wozu ſie die in Beſchlag genommenen Ladungen ſfelbſt abge⸗

1u1] wurden, waren von einem ſolchen Gehalte, daß ihr Werth um 300 pCt. geringer war. 1 Nächſt dieſen Thatſachen wird das Ruſſiſche Cabinet noch einige erwaͤhnen, welche auf die betzten Verhandlungen zwiſchen Rußland und der Pforte Betzug haben. 8 Im Jahre 1821, als die Pforte dem Kaiſer Alerander, b glorreichen Andenkens, die gewichtigſten Gründe zu Beſchwer:⸗ den gab, als ein Bruch zwiſchen beiden Staaten nahe be- vorzuſtehen ſchien, erklärte Perſten der Türkei den Krieg. Weit entfernt, aus einem Ereiguiſſe, weſches ſeinem Inter⸗ eſſe ſo guͤnſtig werden konnte, Nutzen zu ziehen, weit ent⸗ fernt, Perſten zu unterſtuͤtzen oder aufzumuntern, gab Ruß⸗ jand zu erkennen, daß es nicht nur die Feindſeligkeiten nicht epregt habe, ſondern, daß es deren baldige Beendigung Im Jahre 1828 ſollten gluͤckliche Unterhandlun⸗ gen den Hof von Teheran mit dem von St. Petersburg verſoͤhnen, als die Tuͤrkei Perſten durch Vermittelung des Paſchas von Van benachrichtigte, daß der Ausbruch eines Krieges zwiſchen der Tuͤrkei und Rußland bevorſtehe) letztere Macht aufforderte, einen Vertrag mit uns nicht abzuſchlie⸗ ben und ihr eine Sendung von Öttomaniſchen Truppen an⸗ kuͤndigte. Zwei andere Paſchas, die von Kars und von Ak⸗ haltzith, ſind, weil ſie lange vor der Bekanntmachung des 8.e mit dem Ober⸗Beſehlshaber des Ruſſiſchen eeres ein gutes Vernehmen unterhalten hatten, vor Kur⸗ zem abgeſetzt worden. Wir bemerken noch, daß, wäͤhrend die Pforte Rußland beſchuldigt, der erklaͤrte Feind des Islams zu ſein, Millio⸗-⸗ nen von Muſelmaͤnnern mitten in den Staaten des Kalſers oöffentlich und ungeſtoͤrt ſich zum Glauben ihrer Vaͤter be- kennen. Kein Hinderniß brſchrankt fuͤr ſie dieſe Freiheit,

Auch wird es nicht unnoͤthig ſein, das vom Groß Bezir unterm 12. Derember v. J. an den Grafen von⸗ Neſſelrode erkaſſene Schreiben, und die, auf Befehl des Kaiſers vom

rheilen. Das Erſtere dieſer Documente zelgt, wie die Pforte uns die Verſicherung ihrer friedfertigen Geſimnungen inedem⸗ 20. December publicirte; und das Zweite, wie Rüßland, wiewohl genoͤthigt, der Pforte den Krieg zu eckläven, ihr die Mittel an die Hand giebt⸗ die Dauer deſſelben durch eine ſchnelle Wiederherſtellung des Friedens abzukuͤrzen.

Woͤrtliche Ueberſetzung eines Schrelbens des Grafen von Refſelrode, vom Zſten des Mondes Djemaziuteval 1243. den 30. November (12. December] 1827. 88

Unſer ſehr erhabener und ſehr genei ter Freund! 5 Indem wir unſere Wuͤnſche fuͤr die Erhaltung Ihrer G-:

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