demſelben noch vorgenommen werden moͤchten, vorlaͤufig hin⸗ reichen werde, um Auftritten von der Art, wie ſolche bei den letztern Wahlen ſtatt gefunden hatten, fuͤr die Folge vorzubeugen; der einzige Punkt, der dem Redner eine gruͤnd⸗ liche Unterſuchung zu verdienen ſchien, war die Frage, ob
man in dem Geſetze eine Strafe fuͤr die Uebertreter deſſelben
feſtſetze oder nicht? Er entſchied ſich fuͤr dieſe letztere Anſicht,
da ein Wahl⸗Geſetz rein moraliſch und politiſch ſei; nur Die⸗ enigen, meinte er, die noch von dem Mißtrauen angeſteckt waͤren, welches die vorige Verwaltung ihnen eingefloͤßt häͤtte, koͤnnten eine ſolche Straf⸗Beſtimmung verlangen, und hier⸗
aus leuchte recht eigentlich das Uebel hervor, welches durch dieſe Verwaltung dem Lande zugefuͤgt worden ſei, da ſie aus einer ſonſt zutraulichen Nation eine argwoͤhniſche ge⸗ macht habe. Ich wuͤrde,“ fuhr Hr. Agier fort, „dieſen Gegenſtand nicht beruͤhrt haben, wenn ich nicht uͤber⸗ zeugt waͤre, daß die vorige Verwaltung immer noch maͤch⸗
tig iſt und Hoffnungen hegt. Wer könnte an deren Einfluſſe auch zweifeln, wenn er ſieht, wie ſie in einigen öͤf⸗ fentlichen Blaͤttern, gleich in den Tagen ihrer Gewaltherr⸗ ſchaft, immer noch ſpricht, han z jetzigen Miniſter taͤglich angreift, ſie beſchuldigt, daß ſie die Repolution herbeifuͤhren, ihnen Vorwuͤrfe macht, daß ſie die National⸗Garde wieder herſtellen wollen, und ſolchergeſtalt
die Regierung und die ganze Hauptſtadt gleichmaͤßig laͤſtert. Die Unſinnigen! glauben ſie denn daß die Wunde, die ſie dem Lande, (durch Aufloͤſung der National⸗Garde) geſchlagen aben, ſchon vernarbt iſt? daß der 12. April (Jahrestag des inzugs des Koͤnigs, wo die National⸗Garde ſonſt den Dienſt
in den Tutlerien verſah) dieſe Wunde nicht vielmehr von Neuem aufgeriſſen hat? Allerdings hatte der Koͤnig das Recht die National⸗Garde aufzuloͤſen, ſo wie es ihm auch allein zuſteht, ſie wieder herzuſtellen. Die Bewohner der S. adt haben ſich daher in die damaligen Befehle mit rgebung gefuͤgt; aber ſie wiſſen auch, daß ein gewaltiger Unterſchied zwiſchen dem Koͤniglichen Vorrechte und der Ver⸗ antwortlichkeit eines Miniſters iſt. — Was ſoll man von Maͤnnern denken, die, nachdem ſie Jahre lang die Nation und
die Hauptſtadt verlaͤumdet haben, noch jetzt, wo ſie von den oͤffentlichen Angelegenheiten entfernt ſind, ſich unaufhoͤr⸗
lich bemuͤhen, Koͤnig und Volk von einander zu trennen? Sache der Kammer iſt es, das Gewölk, welches man zwi⸗ ſchen beiden aufthuͤrmen will, zu zertheilen, und dem Mo⸗ narchen Frankreich ſo zu zeigen, wie es iſt, — eine Feindin, aller Unruhen, duͤrſtend nach Ruhe und geſetzlicher Ordnung, dem Throne und der Verfaſſung mit gleicher Treue ergeben. Sache der Kammer iſt es, das Miniſterium, in der zwar ſchwierigen, aber glorreichen Laufbahn, die ſich vor ihm oͤff⸗ net, zu unterſtuͤtzen; daſſelbe hat ſchon den Vortheil, daß man ihm mit Hoffnung und Vertrauen entgegenkommt; aber es muß ſich auch ſeiner Macht zu bedienen, und ſich durch ſeine Handlungen zu befeſtigen wiſſen.“ Nachdem Hr. araille ſich gegen das Geſetz, namentlich gegen das
Pass egunn des doppelten Votums, geaͤußert, zugleich aber
die Hoffnung ausgeſprochen hatte, daß die Kammer daſſelbe
in veraͤnderter Geſtalt dennoch annehmen werde, beſtieg der Miniſter des Innern die Rednerbuͤhne um den Geſetz⸗ Entwurf gegen den ihm bisher, ſo ziemlich von allen Red⸗ nern, gemachten Vorwurf, daß er unzulaäͤnglich und unvoll⸗ ſtändig ſei und einige weſentliche Auslaſſungen enthalte, zu vertheidigen. Er machte zuvörderſt auf die Nachtheile auf⸗ merkſam, die es fuͤr den Köͤniglichen Dienſt haben wuͤrde, wenn an fuͤr die Uebertreter des Geſetzes eine Strafe beſtimmen
. und z. B. einen Praͤfekten vor die Gerichte laden und ihn deadurch ſeinen wichtigen Geſchaͤften entziehen wollte. Was dden von der Commiſſion in Antrag gebrachten Eid betrifft/ behlelt der Miniſter ſich vor, dieſen Vorſchlag ſeiner Zeit naͤher zu pruͤfen, ertlaͤrte aber ſchon jetzt, wie ihm die Nach⸗ thelle eines ſolchen Eides die Vortheile deſſelben weit zu Überwiegen ſchienen. Er gedachte bei dieſer Gelegenheit der ſeltſamen Mittel, deren man -2 in Paris kuͤrzlich bedient „heat, um der Maſoritaͤt der Waähler ihre Wahl durch die Miorſtaͤt aufzudringen, und fand, daß ein ſolches 58 ren die Wuͤrde und Unabhängigkeit der Waͤhler in gleichem Maaße verletze, Am Schluſſe ſeiner Rede ſuchte der Mini⸗ ſtter noch die bei Vorlegung des Geſetz⸗Entwurfes von ihm und oftmals angefochtenen Worte: daß der Kö⸗ nig Feinde habe, zu rechtfertigen; er habe naͤmlich geoͤußert, daß man ſein eigenes Intereſſe verletze, wenn man einen
Candidaten fuͤr die Kammer unter ſolchen Maͤnnern ſuche, die ſich als Feinde des Königs beweiſen moͤchten; er habe mithin nicht von einer Tharſache geſprochen, ſondern eine bloße Vor⸗ einung ſel uͤbrigens ebenfalls daß und daß
ausſetzung aufgeſtellt; ſeined der Känig keine Feinde habe, n
och haben koͤnne,
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manu daher das 827. Land verlaͤumde, wenn man behaupte,
handelt und droht? Wie ſie die
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daß es zahlreiche Feinde des Koͤnigs in ſich faſſe. Na
Herrn von Martignac aͤußerte ſich Herr Dec aſt.,Ire nédan gegen den Geſetz⸗Entwurf in einer langen Rede, die er jedoch mit ſo ſchwacher Stimme ſprach, daß der groͤßte Theil davon fuͤr die Verſammlung verloren ging. Nachdem noch Herr Béranger fuͤr das Geſetz geſprochen und Herr von Chantelauze verſchiedene Verbeſſerungs⸗Vorſchläͤge gemacht hatte, beſtieg der General von Lafayette die Red⸗ nerbuͤhne, um, wie er erklaͤrte, als Veteran der National⸗ Garde von 1789 vor allen Dingen der Energie, womit einer der wuͤrdigſten Chefs dieſes Corps (Hr. Agier) deſſen Rechte vertheidigt häͤtte, eine Lobrede zu halten; er beleuchtere hierauf die ganze gegenwaͤrtige Geſegebuns in Wahl Angelegenhei⸗ ten und ſtimmte zuletzt für die Annahme des vorgelegten Entwurfes mit den von der Commiſſion in Vorſchlag ge⸗ brachten Aenderungen. Noch ſprach Herr v. Conny gegen die Beſtimmungen des Geſetzes, worauf die Fortſetzung der Berathungen auf den folgenden Tag verlegt wurde. — Was den oben erwaͤhnten Geſetz⸗Entwurf uͤber die Ausgabe von 4 Mill. 5 procentiger Renten betrifft, ſo haben ſich bereits 4 Redner fuͤr und 11 gegen denſelben einſchreiben laſſen.
Paris, 1. Mai. Das Bezirks⸗Wahl⸗Collegium zu Pontandemer (Eure) hat, an die Stelle des Hrn. Dupont, den liberalen Candidaten Hrn. Voyer d'Argenſon, und das zu Yvetot (niedere SeinSe, an die Stelle des Herrn Bignon, den liberalen Candidaten Hrn. Martin Laffitte, zum Deputirten gewaͤhlt. 8
Der Graf Portalis hat von der Commiſſion, die den Auftrag hat, die Geſetze zu revidiren und ſie mit der Ver⸗ faſſung in Einklang zu bringen, einen beſondern Vericht über Alles, was ſich auf die Organiſation und die Juris⸗ prudenz des Staats⸗Raths bezieht, verlangt, der als Grund⸗ lage zu den Maaßregeln, die man in Betreff dieſer Behoͤrde etwa ergreifen moͤchte, dienen ſoll.
Der Koͤnig hat ſo eben einen neuen Beweis der Freund⸗ ſchaft gegeben mit welcher er den verſtorbenen Herzog von Rivieère deehrte. Er hat naͤmlich befohlen, daß der zweite Sohn deſſelben und Pathe Sr. Maj. auch ferner in den Tullerien wohnen und mit dem Herzoge ven Bordeaux zu⸗ ſammen erzogen werden ſolle.
Die zu Breſt ſegelfertig liegenden Kriegsſchiffe ſind der
ean⸗Bart von 74 Kanonen, die Fregatte nn von 54 lanonen, 4 Corvttten und 1 Goeletrke. Die Fregatte die
Rymphe, welche einen Theil der unter dem Commando des Jean⸗Bart ſegelnden Expedition ausmachen ſollte, iſt am
gangen. Ein anderes zu Breſt noch in der Ausruüſtung begriffe⸗ a⸗
loten mit einer unbekannten Sendung unter Segel 8 4
nes Geſchwader wird aus einem e HeE von 74 nonen und 3 Fregatten von 54 Kanonen beſtehen. Der Herzog von Mortemart iſt geſtern zu ſeinem Bot: ſchafter⸗Poſten nach St. Petersburg saa.
Der Conſtitutionnel verküͤndigt, daß ganz Paris die Wiederherſtellung der National⸗Garde — und giebt zu verſtehen, wie das Miniſterium ſich hoffentlich nicht we⸗ gern werde, einem ſo allgemeinen und deutlich ausgeſproche⸗ nen Wunſche zu genüͤgen. Die Gazette de France ihrer⸗ ſeits iſt der — daß, wenn dieſes geſchaͤhe, man da⸗ durch den Grundſatz, daß die Dazwiſcheukunft der bewaff⸗ neten Macht in politiſchen Angelegenheiten erlaubt ſei, ein⸗ raͤumen und den Verfall des Koͤnigthums beſchleunigen, daß⸗ mit einem Worte die Miniſter ſich durch einen ſolchen Vor⸗ ſchlag des Kecperreche ſchuldig machen wuͤrden.
Die liberalen Bläͤtter können ſich darüber noch nicht beruhigen, daß die Verordnung, die den Baron von Damas zum Erzieher des Thronerben ernennt, von keinem verant⸗ wortlichen Miniſter contraſignirt worden iſt. „Es lisgt klar am Tage“ ſagt der Conſtitutionnel, „daß die Miniſter in ihrer Sphare nicht, frei bewegen können, und in einer ſolchen Lage thäten F. hundertmal beſſer, wenn ab⸗ dankten. Ueber die Ernennung des Barons von Damas ſcheinen ſie gar nicht vorher hefragt worden zu ſein; man be⸗ hauptet, daß dieſe Ernennung eine gamilien An elegenhelt be⸗ träfe; allerdings muß man die väterlichen Rechte ehren. Glaubt man denn aber, daß dem Volke die Erziehun eines Prinzen gleichguͤltig ſei, der es dereinſt beherrſchen ſoll Als die Herzoge von Montmorency und von Rividre zu Er⸗ — des Thronerben ernannt wurden, waren die beiden
enden Verordnungen von dem Herzoge von Doudeauville, 2 Welche vBer⸗ k
nem verantwortlichen Miniſter, contraſiguirt. antwortlichkeit bietet uns aber Herr von la 1 aͤtte man die des Herrn von Damas bloß als eine amilien⸗Angelegenheit betrachtet, ſo wuͤrde ſie nicht durch den Moniteur in der officiellen Rubrik bekannt gemacht wor⸗
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