aauf, daß er den Verſicherungen des Finanz⸗Miniſters Glau⸗ ben beimeſſen, und daß er mit ihm annehmen wolle, das ſchwarze Cabinet exiſtire nicht mehr, wenn anders das⸗ ſelbe nicht den Nachforſchungen des gedachten Miniſters felbſt entgehe; er glaube aber, daß es exiſtirt habe; MNiiemand koͤnne dies beſſer wiſſen, als Hr. v. Vaulchier und er erſuche ihn daher, auf ſein Ehrenwöoͤrt zu erklaͤren, ob dies der Fall ſei oder nicht. Als der General⸗Poſt⸗Director ſchwieg, fuhr Hr. Dupont fort: die oͤffentliche Meinung wiſſe nunmehr, woran ſie ſich zu halten habe, und er verlange, daß b man die Bittſchrift des Herrn Germain nicht blos dem Finanz⸗ Miniſter, ſondern auch dem Großſtegelbewahrer uͤberweiſe, da⸗ mit dieſer eine gerichtliche Unterſuchung veranlaſſe, woraus ſich hinkaͤnglich ergeben werde, ob die angefuͤhrten Thatſachen ungegruͤndet oder ob einige von den Poſt⸗Beamten wirklich ſtraffaͤllig ſeien. Jetzt beſtieg Herr von Vaulchier die Rednerbuͤhne; aber es erhob ſich ſofort ein großer Theil der rechten Seite; man rief ihm zu, er ſolle nicht ſprechen; er habe kein Recht dazu; ein General⸗Director brauche auf der⸗ gleichen Herausforderungen 1Ke 8 antworten. Hr. v. Pup⸗ maurin fuͤgte hinzu: daß es ſich hier blos um eine Sache der Verwaltung handele, woruͤber er (Vaulchier) dem Koͤnige allein Rechenſchaft ſchuldig ſei. Als dieſer demungeach⸗ tet auf der Rednerbuͤhne blieb, wandte ſich Hr. v. Corcelles an die rechte Seite mit den Worten: „Laſſen Sie ihn im⸗
nichts ſein.“* Der Praͤſident ſtellte endlich die Ruhe mit der Be⸗ merkung wieder her: daß Niemand das Recht habe, ein Mitglied der Verwaltung auf die Rednerbuͤhne zu citiren, Ntemand aber auch ein ſolches Mitglied verhindern duͤrfe, die Rednerbuͤhne zu beſteigen, Hr. von Vaulchier habe aber ſelbſt das Wort verlangt. Dieſer ſprach hierauf folgende Worte mit beweg⸗ ter Stimme: „Die Kammer mag mit der Bittſchrift machen, was ſie will; dies geht mich nichts an; aber es geziemt we⸗ der mir noch Ihnen, daß ich hier die Rolle eines Fingeklag⸗ ten ſpiele; dieſe Tribune iſt keine Gerichts⸗Bank. Man lade mich vor eine competente eben ſo großer Leichtigkeit als Offenheit uͤber den vorliegen⸗ den Gegenſtand aͤußern. Dies iſt die einzige Antwort, die hliicch meinem Herrn Collegen zu geben habe.“ Beifall zur Reechten und troniſches Laͤcheln zur Linken folgten auf dieſe Erklaͤrung. Als es hierauf zur Abſtimmung kam, wurde die Tages⸗Ordnung verworfen, und die Bittſchrift des Herrn Germain dem Finanz⸗Miniſter erele Ueber die Frage, ob dieſelbe auch dem Großſiegelbewahrer mirzutheilen ſei, mußte, nach zwei zweifelhaften 11“ Kugel⸗Wahl geſchritten werden. Waͤhrend des Namen⸗Auf⸗ rufs herrſchte eine große Bewegung im Saale, und mehrere Deputirte von der linken Seite entfernten ſich ganz*). Das Ergebniß des Scrutiniums war, daß die Ueberweiſung der gedachten Bittſchrift an den Großſiegelbewahrer mit einer Mehrheit von 8 Stimmen (157 gegen 149) verworfen wurde. Die Bittſchrift eines Herrn Boyard in Nanci, worin der⸗ ſelbe eine neue Departemental⸗ und Municipal⸗Organiſation verlangte, wurde, nach dem Antrage des Bericht⸗Erſtatters, dem RNachweis⸗Buͤreau zugeſtellt. Großes Gelaͤchter erregte der Vorſchlag eines Herrn Deloncle, den Seeraͤubereien der Algierer dadurch ein Ende zu machen, daß man ihr Land eroberte und mit frei gegebenen Galeeren⸗Sclaven bevölkerte. Ueber eine andere Bittſchrift, worin verlangt wurde, daß man den Schmähungen, die ſich gewiſſe öffentliche Bläͤtter gegen die Religion erlaubten, Einhalt thue, hatte die Com⸗ miſſion die Tages⸗Ordnung vorgeſchlagen. Hr. v. Counny verlangte dagegen, daß man dieſelbe der mit der Pruͤfung des neuen Preß⸗Geſetz⸗Entwurfes beauftragten Commiſſton
üuͤberweiſe, da ſich nicht laͤugnen laſſe, daß ſeit einiger eit ſowohl die Religion als ihre Diener, und gan beſonders die frommen Miſſionarien, auf eine empoͤrende Weiſe ange⸗
riffen wuͤrden. Der Baron Méchin meinte bei dieſer Ge⸗ egenheit, daß Hr. v. Conny kluͤger gethan haͤtte, uͤber die Miſſionarien gaͤnzlich zu ſchweigen; ihm (Meéchin) waͤren FTChatſachen bekannt, weiche hinlaͤnglich bewieſen, daß der Ei, fer dieſer Herren der Religion 88 geſchadet als gefrommt habe; es ſei laͤcherlich, wenn man die Franzöͤſtſche Nation vypor den Augen von ganz Europa ſtets als eine gottloſe dar⸗
ſtelle, deren Mangel an Reltgion täglich zunehme; zu kei⸗ ner Zeit waͤren die Kirchen mehr beſucht worden, als gerade jetzt; üͤbetall wuͤrden die Gotteshaͤuſer wiederhergeſtellt oder
*) Dieſer Umſtand veranlaßte Hrn. B. Conſtant, ſofort fol⸗ gende Propoſittvn auf das Buͤreau niederzulegen: Ich ſchlage vor: dem Reglement die Beſtimmung hinzuzufügen, daß die Ramen derjenigen Deputirten, die dei dem Aufrufe nicht ant⸗ vwegs Aein urtut ier füiu⸗ Unpellchteit 1ore Ad⸗
rechtfertigt, in dem Protololle vermer werden.
mer reden, meine Herren; was er ſagen wird, wird ſo gut wie
ehörde, und ich werde mich mit
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neue gebaut, und die General⸗ und Municipal⸗Raͤthe vo⸗ tirten ſo bedeutende Summen fuͤr den Gottesdienſt und die Geiſtlichkeit, daß man eher wuͤnſchen muͤßte, ſie maͤßigten ihren Eifer in dieſer Beztehung. — Man ſchritt gleichwohl über die obige Bittſchrift zur Tagesordnung. Die Eingabe des Grafen v. Polignac zu Paris, worin derſelhe das Ver⸗ bot der Einfuͤhrung fremder feiner Wollen verlangte, gab zu einer lebhaften Discuſſton s Hr. Gkrod erklaͤrte die darin angefuͤhrten Thatſachen fuͤr unrichtig, die gezogenen Folgerungen fuͤr irrthuͤmlich und die in Vorſchlag gebrach⸗ ten Maaßregeln fuͤr gefaͤhrlich, ſowohl fuͤr Frankreichs Ma⸗ nufacturen als fuͤr die Eigenthuͤmer von Schaafheerden. Nach einer weitlaͤuftigen Auseinanderſetzung des Handels⸗Mi⸗ niſters, (deren Haupt⸗Inhalt wir morgen nachträͤglich lie⸗ fern werden) wurde die Eingabe des Grafen von Polignac-— dem Miniſter des Innern, dem Handels⸗Miniſter und dem Nachweis⸗Buͤreau uͤberwieſen.
Paris, 5. Mai. Der in Orleans zum Deputirten gewaͤhlte Herr v. Cormenin hatte vorher die Verpflichtung uͤbernommen, ſeine Stelle niederzulegen, wenn er ein beſol⸗ detes Amt von der Regierung erhielte. „Dieſer brave Mann,“ ſagt der geſtrige Conſtitutionnel, „hat das Ungluͤck gehabt, heute Abend von der Gazette de France gelobt zu werden. Einem guten Buͤrger muß es in der That recht verdrießlich ſein, ſich vor dergleichen Lobeserhebungen nicht. ſchuͤhen zu koͤnnen. Der Kümmer, den Hr. v. Cormenin daruͤber empfinden muß, wird ohne Zweifel ſeine Freude uͤber den von ihm errungenen Sieg truüͤben.“
Der Graf de Seze, welcher ſo eben einer kurzen Krank⸗ heit unterlegen hat, gehoͤrt zu Denen, deren Tod durch die Groͤße der Erinnerungen, die ſie erwecken, eine allgemeine Trauer erregt. Der Name dieſes beredten und muthigen Mannes blelbt auf immer mit dem Namen Ludwigs XVI. verknüpft und hat in der Geſchichte einen Platz erworben, den die ſchoͤnſten Handlungen und die hoͤchſte Anhaͤnglichkelt verſchaffen. Der Graf de Seze, im Jahre 1750 zu Bor⸗-⸗ deaur geboren, zeigte glelch bei ſeinem Auftreten im Parla-⸗ mente dieſer Stadt die Talente und den Muth, die ihn zu den Ehrenſtellen gefuͤhrt haben. Der Erfolg, den er davon trug, war ſo glaͤnzend, daß ſelbſt von Paris aus ihm leba⸗; hafte Aufforderungen gemacht wurden, ſich dahin zu begeben. 1t De Ssze, welcher mit einem ſchon gefeierten Namen kam,— erlangte alsbald neuen Ruhm. Die Prozeſſe, die ihn ſogleich .
unter die erſten Advocaten der Hauptſtadt ſtellten, waren die der Töͤchter des Helvetius und des Barons von Beſen⸗
val, den er von einer gegen ihn erhobenen Anklage befreite. De Seze, lebte, wie die Redner Roms, in der Mitte der Wiſſenſchaften, im freundſchaftlichen Umgange mit den be⸗ ruͤhmteſten Maͤnnern und in der hohen, ſeinen erfolgreichen Handlungen gewidmeten Achtung, als die Revolution aus⸗ brach, die ihm bald die herrlichſte aller Anwaltſchaften zufuͤhrte, und der Pflichten heiligſte auferlegte. De Seze war dem hohen Berufe, der ihm durch den Prozeß Lud⸗ wig'’s XVI. zu Theil wurde, vollkommen gewachſen. De ungluͤckliche Monarch nahm ſeine Vertheidigung als eine ihm nothwendige Huͤlfe in Anſpruch, und de Stze's Stimme ver⸗ band ſich mit denen von Tronchet und Malesherbes, dem treuen Freunde ſeines Fuͤrſten und deſſen Rathgeber bei al⸗ len ſeinen Wohlthaten. Das Teſtament des hingeopferten Monarchen und die Nachwelt haben ihm die gebuͤhrende An-⸗ erkennung gezollt. Seit dem großen oͤffentlichen Acte der Vertheidigung des Königs, lebte de Soze, nachdem er mit Muͤhe der Rache ſeiner Verfolger entgangen war, in der Eingezogenheit des Privatlebens und in der Ausuüͤbung ſei⸗ nes Berufs als Sachwalter, Alle Reglerungen, die b b reich auf einander gefolgt ſind, haben ihn unerſchuͤtterlich in ſeinen Grundſaͤtzen, treu im Ungluͤcke und treu ſeinem Ruhme gefunden. Nur die Fiederherſtellung der angeſtamm v naſtie konnte ihm die Ehrenbezeugungen und gewaͤhren, die einem ſolchen Leben gebuͤhren. 1815 zum Praͤſidenten des Caſfationshofes ernannt, wurde er bei der zweiten Ruͤckkehr des Koͤnigs Pair erhoben, in welcher Eigenſchaft er oftmals das Wort ergriff und durch ſeine Reden, wie durch ſeine Einſichten und das Gewicht ſeines Namens, dem Throne neue Dienſte leiſtete. Endlich wurde er, der ſtets auch mit Eifer den Wiflenſchaften gehul⸗ digt harte, zum Mitgliede der Franzoͤſiſchen Akademte an Ducis's Stelle erwaͤhlt. — Der Graf de Seze hinterläßt zwei Soͤhne und eine Tochter, welche mit dem General⸗Major Baron Rohault de Fleury vermählt iſt. Von den Söͤhnen iſt der aͤlteſte, auf welchen der Grafen⸗Titel und die Palrs⸗ Wuͤrde übergehen, Kammer⸗Praͤſident am Köͤnigl. Gerkichts Hofe, und der juͤngere, Requetenmeiſter. —
Als Nachfolger des Verſtorbenen in ſeiner Eigenſchaft
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