naer, dem ſchwarzen Cabinette und der Verletzung des Brief⸗

Geheimniſſes gehalten hat, von den geſtrigen liberalen Blaͤt⸗ tern hart mitgenommen. „Wenn ſolche Grundſaͤtze“ meint der Courrier francçais „bei der Maſſe des Volkes Eingang faͤnden, ſo wuͤrden ſich bald alle Bande der Geſellſchaft loͤſen.“ Die von Herrn Vatismenil ausgegangene Verordnung in Betreff der Elementar⸗Schulen, hat mehreren Franzoͤſiſchen Zeitſchriften Veranlaſſung zu Bemerkungen gegeben, die be⸗ ſonders deshalb nicht ohne Intereſſe ſind, weil ſich aus ihnen ſowohl der Zuſtand des Elementar⸗Schulweſens in Frankreich, als die Anſicht der Nation von dieſem Theile des Unterrichts mit ziemlicher Deutlichkeit erkennen laͤßt.

Die Koͤnigl. Ordonnanz in Betreff der Primair, Schulen, ſagt der Meſſager des Chambres, hat in einigen Journalen leidenſchaftlichen Widerſpruch gefunden, und eben deshalb be⸗ fremdet es uns nicht, in der Beſtreitung derſelben eine Ver⸗ einigung von Meinungen gefunden zu haben, die in andern Hin⸗ ſichten einander ſchnurſtracks entgegen. waͤren. Ein geiſtvoller Mann hat geſagt: in der Zeit, worin wir gegenwäaͤrtig leben, koͤnne

Niemand eine Nadel von ihrer Stelle nehmen, ohne den ganzen ſocialen Koͤrper tief zu verwunden. Das Bild iſt kein erhabenes, aber es iſt wahr und die Erſcheinung ſelbſt nur dadurch zu erklaͤren, daß Jeder zwiſchen der Vergangen⸗ heit, die nicht mehr zuruͤck kehren will, und einer Zukunft, die unſere feurige oder in Mißmuth, verſenkte Einbildungs⸗ kraft nur mit Schreckbildern erfuͤllt waͤhnt, auch die Gegen⸗ wart verkennt, und in ihr nichts Feſtes, keine Gewaͤhr fuͤr die Zukunft erblickt. Zu andern Zeiten haͤtte von einer Verord⸗ nung, durch welche die Verfaſſung der kleinen Schulen ein⸗ gerichtet wird, kein Menſch Kenntniß genommen; heute iſt ie der Gegenſtand einer allgemeinen Aufmerkſamkeit. Sie ſt, ſprechen Einige, ein Angriff auf die Religion; nein, ent⸗ gegnen die Andern, ſie verletzt die Gewiſſens⸗Freiheit. Wir wollen denen nicht antworten, die der Meinung ſind, es ſei das Projekt auf eine Unterjochung des kommenden Geſchlechts be⸗ rechnet, nur ſagen wollen wir, daß ja noch Niemand gefragt hat, was denn eine Elementar⸗Schule ſei? 1817 wurde von Seiten der Univerſität eine in Beziehung auf den damaligen Zuſtand des oͤffentlichen Unterrichts hoͤchſt wichtige Arbeit angeordnet. In Folge derſelben fand man, daß eine Million Kinder die kleinen Schulen in Frankreich beſuchte. Nimmt man nun an, daß die Bevöͤlkerung ſich damals, wie jetzt, auf 30 Mll⸗ lionen belief, und daß der Schulbeſuch ſich im ganzen Reiche gleichmäßig verhielt, ſo muͤßte ſich ein Verhältniß von 1-zu 30 ergeben. o iſt es aber nicht; im Gegentheile fanden ſich die abweichendſten Extreme und zwar in den oͤſtlichen und weſtlichen unſerer Provinzen. Denn im Elſaß war das Ver⸗ haͤltniß 1 zu 8, in Lothringen 1 zu 10, in der Bretagne aber 1 zu 500. Dauphiné und Languedoc ſtanden in der Mitte mit 1 zu 80. Wer nun ein Vergnügen daran findet, aus dieſen Angaben politiſche Beweiſe fuͤr oder wider ein Syſtem zu ſchoͤpfen, dem ſei es vergöͤnnt, die obigen Reſul⸗ tate fuͤr dieſen Zweck zu benutzen. Doch machen wir ihm bemerklich, daß die Elſaſſer Geiſtlichkeit ganz vorzuͤglich zur Verbreitung des Elementar⸗Unterrichts beigetragen hat, denn ſie hatte waͤhrend ihres Exils auf der andern Seite des Rheins Gelegenheit gefunden, zu bemerken, wie viele Auf⸗ merkſamkeit von den freien Stäͤdten und den weltlichen eben ſowohl, als den geiſtlichen Staaten Deutſchlands dem Un⸗ terrichte der niedern Stande gewidmet wurde. Außerdem hatte man auf beiden Ufern des Fluſſes das Beiſpiel der proteſtantiſchen Bevöͤlkerung vor ſich und um ſo leichter und williger erkannte nun die katholiſche Geiſtlichkeit ihre Pflichten.

In Deutſchland iſt uͤberhaupt, ſo wie in Holland, der Elementar⸗Unterricht auf dem Lande ſehr weit vorgeſchritten. Er umfaßt die Kunſt zu leſen, zu ſchreiben, zu rechnen, ſelbſt die Meßkunſt, die Feldmeß⸗Kunſt und der religioͤſe Ge⸗ ſang ſind davon nicht ausgeſchloſſen. Sind wir wohl in

Frankreich eben ſo weit? Was den Elſaß und das andere Rheinufer betrifft, Ja! ſonſt aber muß man das nirgends

bei uns auf dem Lande ſuchen. Und was iſt alſo eine mentar⸗Schule in Frankreich? Hier muß man vor allen Din⸗ een die Schulen in den Staͤdten ausſondern, wo es ſchickte Lehrer immer allerlei glebt; geht man aber wirklich bis auf’s Land inab: was findet man So manche Schule, deren ant⸗ Dotation auf 30, bis 40 Fr. jährlich ſich belaͤuft. Diejenigen, welche 100 Fr. ein⸗ bringen, ſind ſchon herrlich ausgeſteuert. Die Lehrer erhalten von den armen Kindern, welche während der ſogenannten todten Jahreszeit leſen lernen, monatlich etwa 10 bls 15 Sous Faͤd man iſt folglich von dem Plane Heinrichs des Aten noch weit entfernt, der es burchaus dahin bringen

woollte, daß ein jeder Schullehrer in den Land⸗Gemeinden des Reichs wenlgſtens 150 Fr. Beſoldung erhielte.

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Sobald nun die ganze Frage nicht laͤnger mehr vermit:. telſt bloßer Theorieen, ſondern durch Huͤlfe von Thatſachen, das heißt auf wahrhaft ſachgemaͤße Weiſe entſchieden werden ſoll, ſo wird man etwa 30,000 bis 35,000 Gemeinden fin⸗ den, bei denen die Schulen in dem Zuſtande, wie wir ihn geſchildert haben, wirklich ſind und doch haben wir noch gar nicht einmal von den Gebirgsgegenden geſprochen, wo die Bewohner der verſchiedenen Orte durch Bergſchluchten und Waldſtroͤme von einander geſchieden ſind, und eben ſo wenig von den ganz ebenen Gegenden, wo⸗ die Doͤrfer von dem Haupt⸗ oder Kirch⸗Orte viel zu entfernt liegen, als daß die Kinder dahin in die Schule gehen koͤnnten. Und was iſt davon die Folge? Die Lehrer ſind genoͤthigt, einen Tag in der Woche per domos, was ſie wiſſen oder nicht wiſſen, zu lehren und erhalten dafuͤr einige Lebensmittel oder ein gaſtliches Mahl. Der Verfolg des Aufſatzes beſchaͤftigt ſich mit Widerlegung der in andern Zeitſchriften gegen den Geſetz⸗ Vorſchlag aufgeſtellten Einwuͤrfe. Niemand, heißt es, werde den Gegenſtand fuͤr einen Artikel gemeiner Induſtrie anſehen, bei dem es keiner Gewaͤhrleiſtung irgend einer Art beduͤrfe; durch die Verordnung vom Jahre 1824 haͤtten die Biſchoͤfe die Ober⸗ Aufſicht uͤber den Unterricht gehabt; ſie ſelbſt aber haätten zum großen Theile, der vielen Schwierigkeiten wegen, welche ſie darin gefunden, darauf Verzicht geleiſtet. Deshalb habe man wohl gethan, mit Benutzung der in den letzten vier Jahren gemachten Erfahrungen auf den Zuſtand vor 1824 zuruͤckzugehen; die Behauptung aber, daß in dem Vorſchlag ein Attentat auf die Religion enthalten ſei, duͤrfe Nieman⸗ den ſchrecken und ſei in der That laͤcherlich. Von der Haupt⸗ ſtadt Frankreichs, aus geſehen koͤnne allerdings? Nanches nicht vollkommen paſſend erſcheinen. Doͤrfer um Paris wuͤrden in einer Entfernung von hundert Stunden zu anſehnlichen Städten. Der wechſelſeitige Unterricht ſei nuͤtzlich, ſobald ein geſchickter Lehrer ihn leite; ohne dieſen werde wenig durch ihn geleiſtet. 1819 ſei eine Schule dieſer Art zu Dijon ein⸗ gerichtet worden und habe nur ein Chaos dargeſtellt. Des⸗ wegen muͤſſe man auch hier klar zu ſehen ſuchen und es ſel nicht noͤthig, daß das Mißtrauen des Jahres 1827 ſich auch auf das Jahr 1828 vererbe. 582

Das Bezirks⸗Wahl⸗Collegium zu Milhau (Aveyron) hat, an die Stelle des aus der Kammer ausgeſchiedenen Hrn. Vernhette, den libe ralen Candidaten, Baron von Nogaret, mit 134 Stimmen unter 204 zum Deputirten gewahlt. Sein Mitbewerber, Hr. Clauzel de Conſſergues, der ſechs⸗ mal hinter einander für das Departement des Aveyron ge⸗ wählt worden war, hatte nur 64 Stimmen. Die n de France will wiſſen, daß der Vicomte von Chateaubriand zum Botſchafter in Rom ernannt wer⸗ den wird. 1 Lord Londonderry iſt, heit in Paris, am 3ten d. gekehrt. Ein neues Trauerſpiel in 5 Akten und in Verſen von errn Soumet: „Eliſabeth von Frankreich“ iſt kuͤrz⸗ lich mit Beifall auf dem Théatrefrangais gegeben worden; es 5. eine Nachahmung von Schlller’s Don Carlos. Das Stuck wuͤrde noch mehr gefallen haben, wenn es beſſer be⸗ ſetzt Pweſen waͤre. er Engliſche Schauſpieler Kean iſt kuͤrzlich hierſelbſt Rolle des Othello de⸗

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nach vierwöchentlicher Anweſen⸗ M. wieder nach England zuruͤck⸗

eingetroffen und wird morgen in der buͤtiren. Großbritanien und Irland.

London, 3. Mai. Der Standard entgegnet Folgen auf die durch einige Morgenblaͤtter uͤber die Veranlaſſu der Herreiſe des Herzogs von Cumberland und ſeines Soh⸗ nes ausgeſtreuten Geruͤchte: „Das Unterhaus hat (in der Seſſion des Jahres 1825) im Namen des Engiiſche S ol⸗ kes, den Wunſch ausgeſprochen, daß der Prinz C vorg, Sohn des Herzogs von Cumberland, zu einem * erzogen werden moͤchte; ein Wunſch, der, beiläuſig geſagt, durch die nahe Stelle, welche Se. K. H. in der Thronfolge⸗Ordnung einnimmt, vollkommen gerechtkertigt iſt⸗ Unter ſolchen Um⸗ ſtaänden durfte man erwarten, daß die Ankunft dieſes inter⸗ eſſanten jungen Prinzen, wodurch dem Verlangen der Volks⸗ Repraͤſentanten genuͤgt wurde, keineswegs unedle Beſchul⸗ digungen und den Verdacht anderweitiger ehrgeiziger Pläͤne erregen wuͤrde. Zwar iſt es nicht zu 8.5 daß 8* die Zutunft nichts wuͤnſchenswerther als eine Verbindung der verſchiedenen Anſpruͤche an die Succeſſion der Krone dieſer Reiche waͤre; dagegen iſt aber, nichts widerſinniger, als der Ankunft des Prinzen Georg in dem von ſeinen Vorfahren. ſo lange und ſo gluͤcklich beherrſchten Lande einen andern Grund, als den ausdruͤcklich ausgeſprochenen Willen des Parlaments unterſchieben zu wollen. Was des Vaters Wunſch

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