verletzen drohte, ſo wuͤrde es Pflicht des Miniſteriums ſein, ſich demſelben zu widerſetzen. Zur Erfuͤllung dieſer Pflicht wuͤrde ihm aber dann nur ein Mittel bleiben, naͤmlich den König zu erſuchen, die Kammer aufzuloͤſen. Geſchieht dies nicht, ſo koͤnnen die Miniſter nur vorwarts ſchreiten, wenn

ſie ſich zu der Majoritaͤt halten; zu dieſem letztern Behufe aber muͤſſen ſie wiſſen, wie dieſe Majoritaͤt iſt und was ſie wuͤnſcht; dies koͤnnen ſie aber nicht, ſo lange eine ſchwankende Majoritaͤt an einem und demſelben Tage uͤber dieſelben Fra⸗ gen ganz verſchiedene Beſchluͤſſe faßt. Alles, was uͤber die Grundſaͤtze der Majoritaͤt irgend einen Zweifel verbreitet, iſt dem Lande und den Miniſtern ſelbſt verderblich. Und iſt es deaher nicht traurig, wenn man bedenkt, daß dieſe Ungewiß⸗ heeit nur durch die Abweſenheit einiger unſerer Collegen er⸗ zeugt worden iſt, die ſich durch ſonſtige Geſchaͤfte abhalten laſſen, den Sitzungen beizuwohnen? Geſtehen wir es uns frei, meine Herren, zwei Dinge ſind es, die ſich unſerer voͤlligen IVPVereinigung entgegen ſtellen: das Erſte iſt die Fortdauer des Ganges der vorigen Miniſter, das Zweite, die Annahme eines 8* von dem fruͤhern abweichenden Syſtems. Durch das beſtaͤndige Hin⸗ und Herſchwanken in den Anſichten und Meinungen dieſer Kammer, wird es dem Miniſterium unmoͤglich, zu er⸗ b Ferbin⸗ zu welchem Syſtem ſich dieſelbe eigentlich hinneige, unnd die Folge davon iſt, daß die Miniſter Maaßregeln er⸗ ggrreifen, die an und fuͤr ſich unvollſtaändig ſind, und welche ſee ſich ſogat genothigt ſehen, zuweilen zuruͤck zu nehmen. Denb Beweis davon finden wir in allen uns vorgelegten Geſetz⸗ Entwuͤrfen, in allen Verordnungen, ſo wie in der Beibehaltung ggewiſſer Beamten, die von einem Theile dieſer Kammer an⸗ geſchuldigt, waͤhrend ſie von dem andern in Schutz genom⸗ men werden. Die Majoritaͤt muß daher klar erkannt wer⸗ deern; ſie zu ergruͤnden, heißt, ſich loyal 1 alle Partheien

zelgen. Vereinigen wir uns daher, m. H., um durch unfere ſtete Gegenwart dieſe Majoritaͤt außer Zweifel zu ſetzen; ich richte dieſe Aufforderung an alle Seiten dieſer Kammer; der Gang der Reglerung wird alsdann leichter werden, und das Minlſterium, wenn anders es gute Abſichten hegt, wird die⸗ jenige Kraft erlangen, deren es nothwendig bedarf, und uns ſo der Nothwendigkeit uͤberheben, zu einer betruͤbenden Maaß⸗ regel, näͤmlich der, der Verweigerung des Budgets unſere Zu⸗ flucht zu nehmen. Ein Miniſter (Hr. v. Martignac) hat uns

Fwar die großen Gefahren geſchildert, die, ſeiner Meinung nach, aus einer ſolchen Verweigerung für die ganze Verwaltung ent⸗

. fecten würden. Hierauf antworte ich durch eine einzige That⸗ tige Jahr ſo lange verwerfen, bis das Minſſterium uns die noͤthigen Garantieen gewaͤhrt haͤtte.“ Rede entſchied die Kammer mit ſtarker Stimmen⸗Mehrheit,

waͤgung zu ziehen ſei; dieſelbe wurde daher den Buͤreaus

zur Pruͤfung uͤberwieſen und demnaͤchſt die Discuſſion uͤber das neue Wahl⸗Geſetz wieder aufgenommen. Der 17te Ar⸗

b ache: die Auſtagen ſind bis zum 31. December 1828 bewil⸗ 8 ng⸗ und wir wuͤrden daher das Budget fuͤr das kuͤnf⸗ daß die Propoſition des Herrn Benjamin Conſtant in Er⸗ tikel (löte im Entwurfe) ward, nachdem der Baron von hatte, in Folge

8 Hauſſez ſein Amendement zuruͤckgenommen Fſner von dem Miniſter des Innern abgegebenen Erklaͤrung in nachſtehender Abfaſſung angenommen: 8 „Art. 17. Es kann ſodann eine fernere Aenderung in ddeer Liſte nur kraft eines Beſchluſſes vorgenommen werden, welcher in der, durch den nachſtehenden Titel des Geſetzes

feſtgeſetzten Form erfolgt.“

welcher von dem Recurſe gegen die Entſcheidungen des Praͤ⸗ ektur,Rathes handelt. Statt des 18ten, 20ſten und 2iſten Artikels (1 7ten, 19ten und 20ſten im Entwurfe) hatte der Miniſter des Innern einen einzigen in einer veraͤnderten KAcbfaſſung vorgeſchlagen. Dieſer Umſtand bewog mehrere Deputirte, ꝙf die ſeüͤher von ihnen in Antrag gebrachten Amendements zu verzichten; einige andere verlangten dage⸗ gen, daß der Artikel in ſeiner neuen Geſtalt abermals der Tommiſſion uͤberwieſen werde; dleſer Antrag wurde inzwi⸗

ſchen, auf die Bemerkung des Herrn Mauguin, daß, wenn man alle Amendements der Commiſſion wieder e wolle, man mit dem Geſetze nie zu Ende kommen wüͤrde, mit ſtar⸗ ää.“ e en Ferhehen verworfen. Nach einer langen Dis⸗

cuſſton uͤber den Conflict zwiſchen den Köͤnigl. Gerichtshoͤfen und dem Staats⸗Rathe, in welcher ſich abwechſelnd Herr Dupin der Aelrere, der Varon von Montbel, der Marine⸗Miniſter, 787 Mauguin, der Großſie⸗ gelbewahrer und der Minlſter des Innern verneh⸗ men ließen, wurden endlich die obigen 3 rtikel, die nun⸗ mehr zuſammen den 18ten bilden, mit einem von der Com⸗ miſſion in Vorſchlag gebrachten Zuſatze, in folgender Abfaſ⸗ ſung angenommen:

Nach dieſer tu Spyſtem ein bloßes Boͤrſenſpiel geweſen ſel.

Man ging hierauf zu dem III. Titel des Geſetzes über,

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„Art. 18. Ein Jeder, deſſen, kraft der Artikel 11 u. 12 angebrachte, Reklamation von dem Praͤfekten im verſammel⸗ ten Rathe verworfen worden iſt, kann deshalb Klage vor dem betreffenden Köͤnigl. Gerichtshofe fuͤhren. Die erſte ſchrift⸗ liche Vorladung zur Inſtanz muß, bei Strafe der Nullitaͤt, innerhalb 10 Tagen ſowohl dem Praͤfekten als den betheilig⸗ ten Partheien inſinuirt werden. In dem Falle, wo durch die Entſcheidung des Praͤfekten im verſammelten Rathe ein von einem Dritten angebrachter Einſchreibungs⸗Antrag ver⸗ worfen worden iſt, kann der Recurs dagegen nur von dem⸗ jenigen Individuum, deſſen Eintragung verlangt worden iſt, genommen werden. Der Prozeß wird ſummariſch, mit Hint⸗ anſetzung aller andern Rechtsſachen, und ohne daß dazu der Beiſtand eines Sachwalters erforderlich iſt, gefuͤhrt; die ge⸗ richtlichen Verhandlungen, wozu derſelbe Anlaß giebt, wer⸗ den gratis eingetragen. Die Sache wird in oͤffentlicher Sitzung von einem der Mitglieder des Koͤniglichen Gerichts⸗ Hofes vorgetragen, und das Erkenntniß erfolgt, nachdem der General⸗Procurator vernommen worden iſt. Wird auf Caſſation angetragen, ſo ſoll dabei, wie vor dem Koͤniglichen Gerichtshofe, ebenfalls mit dem Erlaß der Einregiſtrirunge⸗ Gebuͤhren, und ohne Hinterlegung einer Geldbuße, verfah⸗ ren werden“.

Ein, von Hrn. v. Montbel vorgeſchlagener Zuſatz⸗Arti⸗ kel wurde verworfen und man ging zu dem 19. Artikel (dem 18. im Entwurfe) uͤber, deſſen Faſſung mit Zuſtimmuhg des Miniſters des Innern ganzlich veraͤndert wurde, der indeſſen von der Kammer noch nicht angenommen iſt. Die Sitzung wurde gegen 6 Uhr aufgehoben.

Paris, 9. Mal. Die Gazette de France enthält neuer⸗ dings einen ſehr heftigen Aufſatz gegen die Miniſter, worin ſie ſich namentlich gegen den ihr mit Recht gemachten Vor⸗ wurf zu verwahren ſucht, daß ſie eine ſyſtematiſche Oppoſt⸗ tion gegen die Verwaltung angenommen habe. Sie erkläͤrt zuvöͤrderſt, daß, wenn das Miniſterlum zu dem Gefuͤhle ſei⸗ ner Pflicht zuruͤckkehrte und den von ſöm eingeſchlagenen verderblichen Weg verließe, ſie die erſte ſein wollte, die ihm ihren Schutz und Beiſtand leiſtete. Dies laſſe ſich indeſſen von einem Miniſterium nicht erwarten, welches aus ſo wi⸗ derſtrebenden Elementen zu einer Zeit zuſammengeſetzt wor⸗ den ſei, wo es ſich nur darum gehandelt habe, die ausge⸗ zeichneten Mitglieder der vorigen Verwaltung dur

den Erſten Beſten zu erſetzen. rae- prophezeiht die Gazette dem Miniſterium, daß man bei ſeinem dereinſtigen

Ausſcheiden daſſelbe von ihm ſagen werde, was man von dem Mirnnſterium des Hrn. Decazes geſagt habe, daß näm, lich ſeine Exiſtenz eine anhaltende Ohnmacht, ſeine Verwal⸗ tung ein ewiges Hin⸗ und Herſchwanken, und ſein Finang⸗

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—Die General⸗Lientenants, Graf von Alton, Vicomtes Corſin, Jamin, Vaſſerot und von Fezenſae, und Barons Fririon, Teſte und Billard, ſo wie die General⸗Majors Her⸗ zog von, Crillon, Graf von Montlivault, Barons von Dru⸗ auit, Hurel, Higonnet und von Cadoundal ſind zu General⸗ Inſpectoren der Iufanterle fuͤr das laufende Zahr, und die General⸗Lieutenants, Grafen Defrance, Excelmans, von Sparre, Ornano, v. Vittré, Colbert und Herzog von Dino, ſo wie die General⸗Majors, Marquis v. Naidalllac und Vi⸗ comte v. Latour⸗Maubourg zu General⸗Inſpectoren der Ca⸗ vallerie ernannt worden.

Man verſichert, daß gegenwärtig im oberſten Kriegs⸗ Rathe die Rede davon ſei, den Oberſt⸗Lieutenants⸗Grad, ſo wie den der Seronde⸗Lieutenants, bei, den Linien⸗Regimen⸗ tern gänzlich abzuſchaffen.

Der Herzog von Grammont liegt gefährlich krank.

Am 6ten d. M: hielt die Franzoͤſiſche Akademie eine außerordentliche Sitzung, in welcher unter andern der af Daru einen Geſang aus ſeinem Gedichte uͤber die Aſtro⸗ nomie vortrug. Unter den, der Akademie überreichten Buͤ⸗ chern befanden ſich auch zwel juriſtiſche Werke in Portugie⸗ ſiſcher Sprache, wovon das eine den Lommandeur Pinhelro⸗ Ferreira, das andere den Varon v. Vülla-da⸗Praya zum Ver⸗ aſſer hat. 8 1 E Pfarrer eines der Kirchſplele von Chaͤteauroux hatte ſc geweigert fuͤnf Kinder zu der 8 Communton zuzu⸗ aſſen, aus dem ciuzigen Geunde, well ſie eine Freiſchule des oͤffentlichen Unterrichts beſuchten; es iſt deshalb eine Be⸗ ſchwerde bei dem Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten ein⸗ gerelcht worden.

Man hat nunmehr zu Bordeaur Nachrichten aus Guade⸗ loupe vom 25ſten und zu Haͤvre vom 31. März erhalten, wonach es ſich beſtaͤtigt, daß das fruͤher gemeldete Erobeben, welches angeblich Baſſe⸗Terre verſchlungen ſollte, eige reine Erdichtung geweſen iſt. ] S Eere .

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