3 als den Zukritt zum Parlament und zu den buͤrger⸗
ichen Aemtern habe einraͤumen wollen. Nie haben Koͤnig Wilhelm oder ſeine Miniſter eine ſolche Abſicht gehabt; nie koͤnnen ſie dieſelbe gehabt haben, da der Zweck des Königs recht eigentlich der war, Irland der Oberherrlichkeit des Pap⸗ ſtes zu entziehen. Durch das Verſprechen, die Katholiken vor Stoͤrungen in ihren Religions⸗Uebungen zu bewahren, ſollte ihnen insbeſondere zugeſichert werden, daß ſie nicht dergleichen Beeintraͤchtigungen zu fuͤrchten haͤtten, wie ſie unter Eliſabeths Regierung erfahren hatten, wo Jedermann, Katholik oder Proteſtant verpflichtet war, in einer gegebe⸗ nen Zeit dem Gottesdienſte nach dem Ritus der Anglicani⸗ ſchen Kirche beizuwohnen und wo die Uebertretung dieſer Vorſchrift beim dritten Male mit der Confiscation aller Guͤter be⸗ ſtraft wurde. Daß die Katholiken den Unterſchied zwiſchen einer freien Religions⸗Uebung, und der Ausuͤbung der politi⸗ ſchen Rechte, ſehr wohl zu machen wußten, beweiſet der Vertrag den die Irlaͤnder im Jahre 1648 mit Karl I. ab⸗ ſchloſſen. In dieſem Vertrage wurden wirklich politiſche Rechte fuͤr die Katholiken bedungen. Nicht ſo im Vertrage von
Limerick; und ſchon, daß ſie, nach dem was vorher geſchehen war,
nicht bedungen wurden, iſt ein ſchlagender Beweis, daß man weder daran dachte, ſie zu verlangen, noch ſie zu gewähren. Noch mehr. Kurz vor der Capitulation machten die Bela⸗ gerten Capitulations⸗Vorſchlaͤge, und verlangten unter andern, daß „die Iriſchen Papiſten befugt ſein ſollten, ſich jedem Gewerbe, Handel oder Beruf zu widmen.“ Der Belagerer verwarf aber gerade dieſen Vorſchlag, ließ eine neue Batte⸗ rie errichten, und ſandte ihnen 12 Capitulations⸗Artikel, welche nachmals die Grundlagen des Vertrags von Limerick wurden. Iſt es nun glaublich, daß man den Papiſten jenes verweigert
aͤtte, um ihnen hernach ungleich gröͤßere und wichtigere Be⸗ fugniſſe einzuraumen? (Hoͤrt, hoͤrt!) In Beziehung auf eine neuere Perjode unſerer Geſchichte, naͤmlich die Zeit der Union, iſt behauptet worden, daß den Katholiken Verſprechungen Fertheilt worden ſeien. Ich muß dies aber laͤugnen. Weder Hr. Pitt, noch Lord Caſtlereagh, noch Lord Cornwallis ha⸗ ben jemals dergleichen Verſprechungen weder feierlich und ſchriftlich, noch ſelbſt in einer formloſern, fuͤr den Mann von Ehre gleich bindenden Art, ertheilt. Herr Pitt ſelbſt, wiewohl er der Meinung geweſen ſein mag, daß die Union dazu beitragen wuͤrde, die den Katholiken entgegenſtehenden Hinderniſſe hinwegzuraͤumen, hat ſelbſt, und zwar nach ſeiner Ab⸗ dankung gelaͤugnet, daß er dergleichen Verſprechungen jemals ertheilt habe, und Lord Cornwallis, wie auch Lord Caſtlereagh, haben ſich in aͤhnlicher Weiſe und in den beſtimmteſten Ausdruͤk⸗ ken bei einer andern Gelegenheit ausgeſprochen. Es kann dem⸗ nach durchaus nicht behauptet werden, daß Vertraͤge oder Ver⸗ ſprechungen zum Nachtheil der Katholiken verletzt worden ſind, denn die Vertraͤge ſicherten ihnen nichts zu, was ſie nicht jetzt wirklich genoͤſſen, und die angeblichen Verſprechungen ſind nie ertheilt worden. Zur Betrachtung der Sache im Allgemeinen übergehend, ſo muß ich zuvoͤrderſt bemerken, daß die Zulaſſung der Katholiken zu den Staatsäaͤmtern eine weſentliche Veraͤnderung nicht eines Theils der Conſtitutlon ſondern der ganzen Conſtitution ſein wuüͤrde, die eine ganz beſonders proteſtantiſche Conſtitution iſt, denn gerade zum Schutz des proteſtantiſchen Glaubens wurden die Roͤmiſchen Katholiken von den oͤffentlichen Aemtern ausgeſchloſſen. Die proteſtantiſche Kirche iſt durch das Geſetz ausdruͤcklich ein Theil des Staats geworden; wollte man aber den Katholi⸗ ken geſtatten, Mitglieder der geſetzgebenden Koͤrper zu wer⸗ den, ſo hieße dies die Aufloͤſung der ſo wichtigen Bande zwiſchen Kirche und Staat bewirken; es wuͤrde nur noch Eines bleiben, naͤmlich die Religion des Souveralns. Dieſes reicht nicht hin, und unſer proteſtantiſcher Staat wuͤrde ſeinen Haupt⸗Karakter verlieren, wenn man die Ausſchließung der Katholiken aufheben wollte (Hoͤrt). Man ſagt uns zwar, die Religion, gegen welche jene Verbote gerichtet ge⸗ weſen ſind, ſei nicht mehr dieſelbe. Wer buͤrgt uns aber dafuͤr, daß die Prieſter⸗Herrſchaft nicht wieder die Oberhand gewinnen wird, wenn wir den Katholiken politiſche Rechte einraͤumen? Wer dafuͤr, daß die buͤrgerlichen und veligloöſen Freiheiten dieſes Landes nicht unter der Gewalt der katho⸗ liſchen Kirche ſtuͤrzen werden, wenn wir ihre Schutzwehr zer⸗ ſtoͤren? Wer beweiſet uns, daß nicht geräͤde die Geſetze, de⸗ ren Aufhebung jetzt verlangt wird, den Geiſt der Herrſchaft jener Kirche gemildert und gebeugt haben? Man wirft Eng⸗ land vor, daß es eine Ausnahme von dem allgemeinen herr⸗ ſchenden Geiſt der Duldſamkeit bilde; man fordert uns auf, es den andern Ländern nach zu thun; — koͤnnen wir es aber jenen Staaten in aleen Dingen nach thun? (Hort!) Man uͤberſteht hlerbei gaänzlich den weſentlichen Unterſchied zwiſchen unſerm Lande und jenen Staaten; man vergißt, daß ſie an⸗
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dere Schutzmittel haben, die wir weder beſitzen noch anwen⸗ den koͤnnten. Man hat Preußen angefuͤhrt; dort ſind al⸗ lerdings die Katholiken von buͤrgerlichen Hemmniſſen frei, allein die katholiſchen Benifizien werden vom Staats⸗Ober⸗ haupt gewaͤhrt, die Anſtellungen ſtehen nicht unter der Con⸗ trolle des Papſts, die Ernennungen gehen vom Koͤnige aus; kurz ſie ſind dem Staate recht eigentlich einverleibt. Wollte aber die Regierung ſich in Irland eine ſolche Einwir⸗ kung beimeſſen, ſo wörde dies gewiß die allergrößte Unzufriedenheit und Unruhe nach ſich ziehen. Es wuͤrde zwiſchen Proteſtanten und Kathollken ein beſtaͤndiges Ringen um die Oberherrſchaft ſtattfinden, und die Uebel, ſelbſt wenn die Proteſtanten ſiegen ſollten, mannichfaltig und endlos ſein. In den Niederlanden ernennt zwar der Koͤnig nicht, aber er hat ein viel uneingeſchraͤnkteres Veio als dasjenige, was in Betreff der Katholiken dieſes Landes vorgeſchlagen und abgelehnt worden iſt. So auch in Hannover. Ich ſage und behaupte daher, daß kein Land, in welchem die Katholiken mit den Proteſtanten gleiche politiſche Rechte genießen, in der Lage iſt, in welcher ſich, ſollte des achtbaren Baronets Vorſchlag angenommen werden, Großbritanien befinden wuͤrde. Zwar haben wir keinen Praͤtendenten zu fuͤrchten; auch iſt die Macht des Papſtes nicht mehr ſo aus⸗ gedehnt als in fruͤhern Zeiten. Aber haben wir denn gaͤnzlich die Lehren der Erfahrung vergeſſen und den verderblichen Einfluß außer Acht gelaſſen, welchen die Anhaͤnger der ka⸗ tholiſchen Religion ſo oft zum Nachtheil der buͤrgerlichen Geſellſchaft ausgeuͤbt haben? Die von dem ehrenwerthen Baronet vorgeſchlagene Veraͤnderung würde die Zerſtörung alles Desjenigen herbeiführen, was wir durch die Revolution erlangt haben und auch noch jetzt aufrecht erhalten muͤſſen, nämlich den proteſtantiſchen Karakter der Staats⸗Verfaſſung hoͤrt, hoͤrt!). Als ich den ehrenwerthen Baronet behaupten hoͤrte, es beſtehe kein bedeutender Unterſchied zwi⸗ ſchen den beiden Religionen — (Geſchrei: „Nein, nein!*). Ich ſage, ich hoͤrte, wie der ehrenwerthe Baronet eine Behauptung von ſolchem Inhalte aufſtellte (Hoͤrt, hoͤrt, hoͤrt). Da ich jene Behauptung gehoͤrt habe, ſo muß man mich nicht verhindern, darauf zu antworten. Der ehrenwerthe Baronet ſagte, der Unterſchied zwiſchen Katholiken und Proteſtanten ſei nicht roß genug, um jene zu Srudan⸗ an allen Rechten und reiheiten der Letzteren Theil zu nehmen; ich aber behaupte, daß der Unterſchled ſehr groß iſt; denn wir ſind Proteſtan⸗
ten, wir proreſtiren gegen die irrigen Lehren der katholi⸗—
ſchen Kirche — Lehren welche ſehr weit von den unſrigen abwei⸗
chen. Ich ende mit der Erklaͤrung, daß trotz aller von der an⸗ dern Selte angefuͤhrten Gruͤnde, trotz aller beigebrachten hohen Zeugniſſe, trotz der uͤber dieſen Gegenſtand im Parlamente und in der Regierung ſo ſehr getheilten Memmnung, ich meiner Pflicht am beſten nachznkommen glaube, wenn ich mich dem vutraß⸗ des ehrenwerthen Baronets widerſetze (Lautes Ru⸗ fen: Hoͤrt! hoͤrt!) Hr. Brownlow und nach ihm Hr. W. Lamb vertheidigten die katholiſche Frage, aber Beider Reden wurden durch das ſich immer lauter aͤußernde Verlangen nach der Beendigung der Sitzung unterbrochen. Auf den Antrag des Lord Sandon vertagte ſich endlich das Haus um drei Uhr und verſchob den Fortgang der Verhandlung bis zum naͤchſten Montage.
London, 10. Mal. Geſtern iſt ein aus Oporto kom⸗ mendes Kauffartheiſchiff, welches dieſe Stadt den 3ten d. M. verlaſſen hatte, hier angelangt. Die Briefe, welche es mitbringt, ſind nicht von einem ſo friſchen Datum, es heißt darin, daß Dom Miguel in Trasosmontes und in andern noͤrdlichen Provinzen proclamirt worden iſt. Die Engliſchen Bewohner von Oporto lebten fortwaͤhrend in der größten Angſt. gSie Verhandlungen uͤber die Emancipatlon der Katho⸗ liken ſind der Gegenſtand der Betrachtungen *₰½ eitungen. In der geſtrigen Sitzung, die bis heute fruͤh um 3 Uhr dauerte, nahm auch Hr. Peel das Worr, und ſprach nach⸗ druͤcklich gegen den Vorſchlag. Merkwaͤrdig iſt es fuͤr Eng⸗ land, wo politiſche Meinungen ſich gewöhnlich ſo ſtreug ver⸗ erben, daß Hr. Spencer Perceval, Sohn des berüͤhmten Staatsmannes dieſes Namens, der, ſo lange er lebre, ein eifriger ner der Anſpruͤche der Katholiken war, in der vorgeſtrigen Sitzung fuͤr die Emancipatlon geſprochen hat. Er erinnerte auch im Eingange ſeines Voptrages die Anſich⸗ ten. ſeines Vaters und bemerkte, wie ſchwer es thm gewor⸗ den ſei, von dieſer Bahn abzugehen, und wie nur die in⸗ nigſte Uleberzeugung von der Rechtmäͤßigkeit der Sache der Kathollken ihn dazu habe bewegen koͤnnen.
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