uge Veränderungen, die ſich ſeit der Zeit, wo ich die hatte, Sie von der politiſchen Lage Europas zu unterhalten, in den Angelegenheiten des Auslandes zugetragen haben, maohten es mir zur Pflicht, alle Faͤlle vorher zu berechnen, die Aufmerkſamkeit des Koͤnigs und ſeines Conſeils auf die moͤglichen Folgen jener Veraͤnderungen zu lenken und ſie vor Allem fuͤhlen zu laſſen, daß unſere erſte Pflicht die Erhoͤ⸗ hung unſerer militairiſchen Macht auf einen, mit der der übri⸗ gen Staaten uͤbereinſtimmenden Fuß erheiſche. Zur Errei⸗ chung dieſes Zweckes haben der Kriegs⸗ und der See⸗Mini⸗ —ſter von Ihnen außerordentliche Zuſchuͤſſe verlangt. Neue Complicationen koͤnnen aber alle Berechnungen der Klugheit und der Politik leicht vereiteln und die Miniſter wuͤrden da⸗ her ihre Pflicht zu verletzen geglaubt haben, wenn ſie denſelben nicht zuvorzukommen geſucht, oder wenn ſte ſich der Moͤglichkeit ausgeſetzt haͤtten, von ſolchen Ereigniſſen, an denen Frankreich einen mehr oder minder directen Theil zu nehmen haben möͤchte, unvorbereitet uͤberraſcht zu werden. Eine ſolche Anſicht kann nur Ihren Beifall finden, meine Herren, und ich bin daher weit entfernt vorauszuſetzen, daß unſere ſeit der Vorlegung des Geſetzes, durch die Umſtaͤnde ſo vollſtaͤndig gerechtfertigte Forderung die Kammer irgend in Verwunderung ſetzen koͤnnte. Im Uebrigen, ſo iſt dieſe Fporderung von der Art, daß ſie weder das Intereſſe Frank⸗ reichs verletzen, noch irgend einen Verdacht im Auslande er⸗ wecken kann. Die Erhaltung des Friedens, welche ſtets die
eceeſte Pflicht der Regierungen und das erſte Beduͤrfniß der BAFFlrllker iſt, verlangt ſchon an und fuͤr ſich, daß eine Macht
— wie Frankreich, diejenige Stellung einnehme, die ihrem Range 1 gebuͤhrt. Eine ſtarke und freie Regierung muß ſich ſtets ſo⸗ wohl die Mittel, die Begebenheiten zu beherrſchen, als das Recht ſSKaran Theil zu nehmen, oder auch die Moͤglichkeit ihnen, ſobald es ihr Intereſſe erheiſcht, voͤllig fremd zu bleiben, vorbehalten.
Sie wiſſen, m. H., daß Rußland ſich entſchloſſen hat, durch eine Kriegs⸗Erklaͤrung auf das mindeſtens unvorſichtige Ma⸗ nifeſt zu antworten, weſches der Großherr an die Muſel⸗ männer erlaſſen hat. Wir haben die aus St. Petersburg uns zugekommenen Documente, woraus die Gruͤnde zum Kriege hervorgehen und in welchen die Bedingungen enthalten ſind, woran ſich die Dauer deſſelben knuͤpft, bekannt ge⸗ macht. Schon ſind die Ruſſiſchen Truppen über die Graͤnze gegangen und der Kaiſer ſelbſt befindet ſich auf dem Wege zur Armee, um ſich an die Spitze derſelben zu ſtellen. Ge⸗ wiß kann Niemand Rußland das Recht ſtreitig machen, die Vollziehung ſeiner Tractaten mit der Pforte durch die Gewalt der Waffen zu verlangen. Gleichwohl und ohne uͤbrigens die
wollen, wird man leicht begreifen, daß die veſp. Lage der Maͤchte in Beziehung auf die Tuͤrkei, unter ihnen einige Beſprechungen uͤber die Ausfuͤhrung eines ihnen gemeinſchaftlichen Tractates nothwendig macht. Alles was ich in dieſer Beziehung heute ſagen kann, iſt, daß die Alllirten des Koͤnigs erklaͤren, gleich ihm, ihre Verpflichtungen halten und den in dem Vertrage vom 6. Juli angegebenen Zweck erreichen zu wollen. Frank⸗ reich fuͤr ſeinen Theil kann aber mittlerweile (und bis daß eine gemeinſchaftliche Dazwiſchenkunft mit dem gegenwaͤrtigen iſolirten Handeln einer der contrahirenden Maͤchte in Ver⸗ bindung gebracht werden kann) die langen Truͤbſale der Griechen, denen jene Dazwiſchenkunft von drei großen Maͤch⸗ ten von nun an das Recht giebt, einer beſſern Zukunft ent⸗ gegen zu ſehen, unmoͤglich mit Gleichguͤltigkeit betrachten. Die mit den Wuͤnſchen beider Kammern uͤbereinſtimmende Sorgfalt des Koͤnigs 3 darauf bedacht, Mittel zu ergreifen, um ein ſo großes Elend mindeſtens zu erleichtern n dieſer Beziehung hoffen wir, daß die Menſchlichkeit Frankreichs Politik niemals einen Vorwurf zu machen haben wird, und wir ſind im Voraus verſichert, daß die uͤlfe und der Beiſtand, den die Regierung den un⸗ gluͤcklichen Griechen leiht, von Ihnen, meine Herren, nie⸗ mals unter die Opfer werden gezählt werden, die Ihnen in der Folge leid thun, oder ſich Ihren Vorwurf zuziehen koͤnnten. Die Peven geheece⸗ die ich in dieſer kurzen Darſtellung Iünen angegeben habe, werden hinreichen, um Sie von der ichtigkeit der Ihnen gemachten Forderung zu uͤberzeugen; Sie werden darin ſorwobe einen Beweis unſerer Wach untalt als ein Pfand des Vertrauens des Koͤnigs in die Treue und Ergebenheit ſeiner Völker finden, und wir haben daher ge⸗ wiß Ihren Geſinnungen nur Gerechtigkeit widerfahren laſ⸗ ſen, wenn wir uns bel dieſer Gelegenheit fuͤr Ihre Zuſtim⸗ mung bei Sr. Maj. im Voraus verbuͤrgt haben. Europa, meine Herren, iſt auf unſere Berathungen aufmerkſam. Ihnen gebuͤhrt es, hinter dem Schleier eſniger Meinungs⸗ Verſchiedenheiten uͤber Gegenſtaͤnde der inneren Verwaltung,
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moͤglichen Folgen eines ſolchen alleinigen Agirens uͤbertreiben zu
1 Ehre
unſerm Welttheile das Eae l Schauſpiel einer afsache.
zu; dergleichen Eroberungen ſind aber nicht das
11. “ “ 1 *₰ tigen Uebereinſtimmung zwiſchen den Kammern und der R b
gierung in Allem, was das Vaterland betrifft, zu zeigen Alle Meinungen ſchweigen, wo das National⸗Gefuͤhl ſpricht. Dieſes edle Gefuͤhl, meine Herren, iſt es, welches die ge⸗ genwaͤrtige Frage hoch uͤber das Ungewiſſe einer gewöhnli⸗ chen Berathung ſtellt. Dieſes Gefuͤhl nehmen wir heute fuͤr uns in Anſpruch; von ihm erwarten wir eine Ant wort; daſſelbe Gefuͤhl iſt es auch, welches heute Ihnen im Namen des Koͤnigs und Frankreichs ſpricht.“ 88 Meſtadier war der Meinung, daß nach einer ſolchen Rede das vorliegende Geſetz ohne irgend eine Berathung bewilligt werden muͤßte. Die Discuſſion wurde gleichwohl fortgeſetzt. Herr Bignon meinte, daß der Vortrag des Miniſters der auswaͤrtigen Angelegenheiten keine neuen Gruͤnde zu Gunſten des Geſetz⸗Entwurfes darbiete; er unterſuchte hierauf dieſen Entwurf in politiſcher, militairiſcher und finan⸗ zieller Beziehung. In erſterer Hinſicht beſtritt er die Anſicht des Grafen v. la Ferroynays, daß Frankreich den neuen Com⸗ plicatienen in den Angelegenheiten der Tuͤrkei nicht fremd bleiben koͤnnte. „Warum,“ fragte er, „will unſer Cabinet ſich in Streitigkeiten miſchen, bei denen es, wenigſtens eine Zeit lang, lieber einen ruhigen und unabhängigen Zuſchaue abgeben ſollte? Man muthet Rußland Eroberungs⸗Pläne erk eines Tages; geſetzt aber auch, Rußland hegte wirklich eine ſolche
Abſicht; wem wuͤrde ſie gefahrlich werden? Oeſterreich
und England, nicht ec Iſt denn aber die Umſtoßung eines Reſches, wie das Osmaniſche, ein ſo gar leichtes Werk, und ſollte ein geuͤbtes Auge
nicht einige Aehnlichkeit zwiſchen dem Marſche der Ruſſen auf entinopel und dem der Franzoſen auf Moskau im Jahre 1812 entdecken?“ Die ganze Rede des Hrn. Bignon Uef zuletzt dahin hinaus, zu beweiſen, daß Frankreich an den gegenwaͤrtigen politiſchen Begebenheiten keinen Antheil zu nehmen brauche, und daß es abgeſchmackt ſel, fuͤr gewoͤhn⸗ liche Vorſichts⸗Maaßregeln eine außergewoöͤhnliche Anleihe zu machen. Nach ihm beſtieg der Ser⸗Miniſter die Red⸗ nerbuͤhne, um den Geſetz⸗Entwurf zu vertheidigen. Er be⸗ rüͤhrte bei dieſer Gelegenheit auch die Portugieſiſchen Ange«. legenheiten, hinſichtlich derer man von einer Uſurpation Dom Miguels geſchwatzt habe; gluͤcklicherweiſe waͤren Zeitungs⸗ Nachrichten keine Thatſachen; noch befände die Koͤnigin von Portugal ſich in Brafilien und in Portugal gäbe es nur einen Regenten. Dieſe beſtimmte Erklärung wuürde von dem größeren Theile der Verſammlung mit vielem Beifalle auf⸗ genommen. Hr. Ternaux hielt eine lange Rede gegen den Geſetz⸗ Entwurf und verlaugte, daß derſelbe, wenigſtens vor der Hand noch, ausgeſetzt werde. Nach ihm ſprach Hr. v. Rourx fuͤr und der Vicomte v. Tracy gegen den Entſvurf. Der Letztere fand, daß die Forderung des Miniſteriums durch die Umſtände durchaus deche gen ſcſakrs⸗ wuͤrde. Hr. Beſſiee⸗ res ſtimmte fuͤr das Geſetz, inſofern naͤmlich die verlangten 4 Millionen zur —5 auf die Land, und Seemacht und zur andern Haͤlfte auf die Verbeſſerung der Landſtraßen ver⸗ wendet wuͤrden. Die Fortſetzung der Discuſſion wurde auf den folgenden Tag verlegt. Im Laufe der Sitzung hatte der General von la Fayette auf das Buüreau des Präſidenten der Deputirten⸗Kammer eine Propoſition niedergelegt, worim er darauf antraͤgt, den Koͤnig um die Wiederherſtellung der National⸗Garde zu erſuchen. Derſelbe nahm indeſſen, um die Berathungen uͤber den vorliegenden Geſetz⸗Entwurf nicht zu unterbrechen, ſeine Propoſition am Schluſſe der Sitzung vorlaͤufig⸗ wieder zurüͤck.
Paris, 15. Mai. Der geſtrige Moniteur theilt nun⸗ mehr ebenfalls das Ruſſiſche Manifeſt ſo wie die Declara⸗ tion, das Schreiben des Groß⸗Vezirs an den Grafen von Neſſelrode, die Antwort darauf, und die Proclamation des Grafen von Wittgenſtein mit. Das Manifeſt ſelbſt klefert indeſſen der Moniteur, ſonderbar genug, nicht nach dem Ori⸗ ginale, ſondern in einer Ruͤckuͤberſetzung aus dem Deutſchen.
Der dieſſeitige Botſchafter am Kaiſerl. Oeſterreichiſchen Hofe, Marquls v. Caraman, iſt am 18ten in ſechs Tagen aus Wien hier eingetroffen.
orgeſtern Abend legte Hr. Royer⸗Collard, an der Spitze des Buͤreaus der Deputirten⸗Kammer, Sr. Maj. dem Kö⸗ nige den von dieſer Kammer angenommenen Wahl⸗ALiſten⸗
Geſetz⸗Entwurf vor. . 88 dem geſtrigen Meſſager des Chambres lieſt man ſolgen⸗ 48½ aben angezelgt daß die
den Artikel: Fen⸗ hang de 868 miſſton, zur Unterſuchun jetzigen Zuſtandes der Geſetz⸗ nügſan, ahr die geiſtlichen Schulen, ihre Arbeiten beendigt habe; ſie thun ſogar nog 2 ſte ziehen aus der Perſoͤn⸗ Uichkeit der Mitglieder dieſer Commiſſion Schluüͤſſe und deu⸗ ten die, wahrſcheinlich von denſelben abgegebene Meinung an. 8 EZ.“ gg 2 1 8* 8