No. 138.

Berlin, Donnerſtag den 29ſten Mai.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majeſtaͤt der Koͤnig haben den Ober⸗Praͤſidenten von Schleſien Dr. Friedrich Theodor Merckel in den Adel⸗ ſtand zu erheben geruhet.

Der bisherige Ober⸗Landes⸗Gerichts⸗Referendarius Albert Wilhelm Moll iſt zum Juſtiz⸗Commiſſarius bei den Unter⸗ Gerichten im Departement des Ober⸗Landes⸗Gerichts zu Frankfurt an der Oder, mit Anweiſung ſeines Wohnſitzes zu

Soldin, beſtellt worden.

Angekommen: Der Koͤnigl. Großbritaniſche Cabi⸗ nets⸗Courier Fricker, von St. Petersburg. .

Abgereiſt: Se. Excellenz der General⸗Lieufenant, General⸗Inſpecteur der Feſtungen und Chef der Ingenieure und Pioniere, von Rauch, nach Poſen; 1 Der General⸗Major und Inſperteur der iſten Inge⸗ von Reiche, nach Cuͤſtrin.

nieur Inſpection,

—— 3 Frankreich. Deputirten⸗Kammer. Sihzung 29 1 Fortſetzung der Berathungen uͤber die einzelnen Artikel des Anleihe⸗Projects und namentlich uͤber das Amendement des Herrn Laffitte. (Vergl. das geſtrige Blatt der Staats⸗Zeit.) Baron von Schonen ſchloß ſich dieſem Amendement Der Es leidet keinen Zweifel“, meinte derſelbe, „daß der an. ſſhe Horizont mit Wolken bedeckt iſt und uns eine dro⸗ politi Zukunft verkuüͤndigt; wenn der Sturz eines großen 2 bereitet wird und an deſſen Stelle vielleicht ne⸗ Reiches vorbereitet 2 elle vielleicht neue Nei Hren entſtehen, ſo darf Frankreich ſich bei der Theilung Ss ſelbſt enterben; die Forderung des Miniſteriums ſcheint nich inlaͤnglich gerechtfertigt. Eine andere Frage iſt 3 iſtern unbedingt trauen duͤrfen und ob ſie das Intereſſe der Nation gehöͤrig wahrnehmen koͤnnen len. Wir wiſſen, was dleſelben bisher gethan und mag ſte unterlaſſen haben. Andererſeits aber hoͤren wir auch üb] REe Unter dieſen Umſtaͤnden bleibt uns 8 die Hand aufs Herz zu legen und unfer Gewiſſen zu efragen; denn die vorliegende Frage iſt eine reine Gewiſſens⸗ age.“ Der Redner ging hierauf in ein weitlaͤuftiges hiſtoriſches Detail uͤber die es Sehh eeeg Wuth der Anleihen, die er eine wahrhaft chroniſche Krankheit der neueren Re⸗ gierungen nannte, ein, und meinte, daß dieſes Huͤlfsmittel elten erſprießliche Folgen gehabt habe. Hr. Agiel bemerkte, wie der Vorſchlag des Herrn Laffitte in zwei ganz verſchie⸗ dene Theile zerfalle, (naͤmlich die Art der Anleihe, und die Vertazung der ganzen Maaßregel) wovon jedoch der erſtere ein ganz anderes Reſultat haben werde, als dasjeuige, wel⸗ ches Herr Laffitte ſich davon verſpreche, der andere aber völlig unzuläſſig ſei, indem durch deſſen Annahme die Kam⸗ mer mit ſich ſelbſt in Widerſpruch gerathen wuͤrde, da ſie die erſte geweſen, welche die Dazwiſchenkunft Frankreichs in die 5 des Ortents gewuͤnſcht habe, und da in einem ugenblicke, wo die Ruſſen auf dem Marſche nach Konſtantinopel begriffen ſeien, Niemand vernuͤnftiger Weiſe verlangen koͤnne, daß Frankreich die Hände in den Schooß lege. Man trage bloß deshalb, fuhr der Redner fort, auf die Ausſetzung der vorgeſchlagenen Maaßregel an, well man noch argwoͤhniſch ſei und die Ruͤckkehr des vorigen Miniſte⸗

riums fuͤrchte; er ſeinerſeits halte indeſſen dieſe Ruͤckkehr fuͤr unmoͤglich, da, wenn dieſer Fall wirklich eintreten ſollte, das alte Miniſterium, der jetzigen Kammer gegenuͤber und, wenn es dieſe letztere gar ſollte aufloͤſen wollen, zum zweiten und gewiß letzten Male ganz Frankreich gegenuͤber ſtehen wuͤrde; allerdings bebürf⸗ es einer Buͤrgſchaft gegen dieſes drohende Uebel, jedoch muͤſſe man dieſelbe nicht in einem Augenblicke verlangen, wo von einem dringen⸗ den Geſetze die Rede ſei, und bei den Berathungen uͤber das Budget ſei dazu immer noch Zeit genug. Nach Herrn Agier beſtieg Herr Laffitte zum drittenmale die Redner⸗ buͤhne, um ſeinen Vorſchlag zu vertheidigen und die vorlie⸗ gende Frage in finanzieller Hinſicht von allen Seiten zu be⸗ leuchten. Er blieb dabei, daß die projertirte Anteihe in 5pro⸗ centigen Renten ihm die nachtheiligſte von allen ſcheine, und verlangte ſtatt deſſen die Ausgabe Koͤniglicher Bons, welche ſpaͤterhin conſolidirt werden koͤnnten. „Uebrigens,“ ſo ſchloß der Redner, „dreht ſich die ganze legislative Frage um die Annahme oder Verwerfung der Forderung der 80 Millionen; die Art der Anleihe iſt eine bloße Neben⸗Frage. Sollte daher die Kammer, wie ich vermuthen muß, meine An⸗ ſicht nicht theilen, ſo wuͤrde es mir unbedenklich ſcheinen, den verlangten Credit zu bewilligen, inſofern nur der Finanz⸗Miniſter zugleich den Auftrag erhielte, die An⸗ leihe unter den ihm von den Capitaliſten zu machenden beſten Bedingungen zu eroͤffnen (Senſation); ja noch mehr, wenn der Finanz⸗Miniſter uns ausdruͤcklich ver⸗ ſprechen will, die Anleihe auf die vortheilhafteſte Weiſe fuͤr die Steuerpflichtigen zu unternehmen, ſo bin ich bereit, im Vertrauen auf dieſe bloße Erklaͤrung, mein Amendement ganz zuruͤckzunehmen.“ Der Finanz⸗Miniſter beſtieg ſo⸗ gleich die Rednerbuͤhne, um auf dieſe improviſirte Rede, die in der Verſammlung einiges Aufſehen erregte, zu antwor⸗ ten; er erklaͤrte: daß der von Herrn Laffitte vorgeſchlagene Ausweg, den Miniſtern die Art der Anleihe ganz zu uͤber⸗ laſſen, ihm von Anfang an der wuͤnſchenswertheſte geſchie⸗ nen, daß er indeſſen darauf nicht angetragen habe, weil er das Vertrauen der Kammer nicht eher habe in Anſpruch nehmen wollen, als bis ſolches von ihm wirklich verdient worden ſei. Zum Beweiſe, daß dies ſeine erſte Idee geweſen, uͤbergab der Miniſter hierauf dem Praͤſidenten einen Ffruͤher von ihm vorbereiteten Geſetz⸗Entwurf folgen⸗ den Inhalts: „Der Finanz⸗Miniſter wird ermaͤchtigt, in das große Buch der oͤffentlichen Schuld, mit dem Ge⸗ nuſſe von Zinſen, vom 22. Maͤrz 1828 anhebend, und bis zur Hoͤhe von 4 Millionen, die zur Darſtellung eines Capitals von 89 Millionen noͤthige Renten⸗Summe, zu dem⸗ jenigen Zinsfuße und unter ſolchen Bedingungen einzutragen welche das Intereſſe des Schatzes mit der Leichtigkeit der Negoeiation am beſten vereinigen. Der Ertrag der gedach⸗ ten Renten wird zu den fuͤr das Jahr 1828 zu bewilligen⸗ den außerordentlichen Ausgaben, in den durch Artikel 192 des Geſehes vom 25. Maͤrz 1817 vorgeſchriebenen Formen verwendet.“ Der Praͤſident bemerkte aber, daß, da dies

keine Propoſition im Namen des Koͤnigs fei, der Finanz⸗

Miniſter das Amendement nicht in ſeinem eigenen Namen vorlegen koͤnne, indem derſelbe nicht Mitglied der Kammer el; Und daß das Amendement daher, wenn anders die Ver⸗ ſammlung daſſelbe der Beruͤckſichtigung werth halte, von einem der Deputirten aufgenommen werden muͤſſe. Hierzu erklaͤrten ſich ſogleich mehrere der Anweſenden, unter andern auch Hr. Agier, bereit. Der Vorſchlag des Hrn. Laffttte, die Anleihe in Schatzkammer⸗Scheinen zu machen, wurde hierauf mit großer Stimmen⸗Mehrheit verworfen; fuͤnf andere Amen⸗ dements, die von den Herren von Bellisle, Dubourg, J. Leföbvre, von Pannat und Beſſtéres herrührten, wurden von dieſen zuruͤckgenommen; noch blieben zwei Amendements der Herren von Montbel und Syrieys de Mayrinhae, welche