inzwiſchen mit dem obigen des Finanz⸗Miniſters uͤberein⸗ ſtimmten, ſo daß es ſich jetzt nur noch von dieſem letztern handelte. Als es daruͤber zur Abſtimmung kam, wurde daſ⸗ ſelbe von der rechten Seite, dem rechten Centrum, dem gan⸗ zen linken Centrum, und einem Theile der linken Seite an⸗ genommen; nur etwa 30 bis 40 Mitglieder dieſes Theiles der Kammer erhoben ſich dagegen. Der Präͤſident erklaͤrte ſonach den Artikel fuͤr angenommen, und wollte zum zweiten uͤbergehen, als Hr. Benj. Conſtant die Bemerkung machte, daß der 1ſte Artikel des urſpruͤnglichen Entwurfes noch gar nicht zur Berathung gekommen ſei. Dies verur⸗ ſachte eine große Bewegung im Saale, und die Sitzung war waͤhrend etwa 10 Minuten ganz unterbrochen. Der Praͤ⸗ ſident verſuchte mehrmals die Ordnung wieder herzuſtellen; jedoch umſonſt. Endlich benutzte er einen ruhigen Augen⸗ blick, um den 2ten Artikel des Geſetz⸗Entwurfes zu verleſen. Sogleich ſtuͤrzte aber Hr. Benj. Conſtant mit einer ge⸗ ſchriebenen Rede zur Tribune und erinnerte an den bisher von der Kammer befolgten Gebrauch, wonach nach der An⸗ nahme eines Amendements immer noch uͤber den urſpruͤng⸗ lichen Artikel abgeſtimmt worden ſei. Der Finanz⸗ bemerkte aber, daß, da in dem vorliegenden Falle ſein Amendement, welches ſtatt des urſpruͤnglichen erſten Artikels dient, angenommen worden ſei, jener Artikel nicht mehr exi⸗ ſtire; der Praͤſident theilte dieſe Anſicht; aber Herr Benj. Conſtant gab ſich nicht zufrieden; er behauptete, daß ein ver⸗ aͤnderter Artikel den erſten Vorſchlag nicht aufhebe und be⸗ rief ſich auf fruͤhere Faͤlle, wo uͤber den Artikel der Regie⸗ rung immer noch beſonders abgeſtimmt worden ſei. Der General Demargay war derſelben Meinung; der Mar⸗ uis von Chauvelin ließ ſich noch beſonders uͤber den Incident⸗ Punkt vernehmen und verlangte, daß, wenn gleich das Amendement des Finanz⸗Miniſters angenommen worden, der erſte Artikel des urſpruͤnglichen Geſetzes nichts deſto weniger zur Berathung komme. Hr. Ravez gab da⸗ egen dem Praͤſidenten voͤllig Recht, und meinte, daß der⸗ elbe uͤber den gedachten erſten Artikel nicht mehr abſtimmen jaſſen koͤnne. Nach vielem Hin⸗ und Herreden wurde end⸗ lich die Sache durch die vorlaͤufige Frage, wonach jede fernere Berathung unſtatthaft iſt, beſeitigt. Der 2te Arti⸗ kel des Geſetzes, welcher ohne Weiteres angenommen wurde, lautet wie folgt: „In der Sitzung von 1829 wird uͤber die Realiſation und die ganze oder theilweiſe Verwendung die⸗ ſes Renten⸗Credits Rechnung abgelegt; es kann von dieſem Credite nur mittelſt oͤffentlicher Negociationen, unter Mit⸗ wirkung der Concurrenz, und in derjenigen Art und Weiſe Gebrauch gemacht werden, wie ſolche hinſichtlich der, durch den Vertrag vom 9. Auguſt 1821 bewirkten Renten⸗ Veraͤußerung befolgt worden iſt.“ Hr. Mächin entwik⸗ kelte demnäaͤchſt einen von ihm herruͤhrenden Zuſatz⸗Ar⸗ tikel, folgenden Inhalts: „Die ganze oder theilweiſe Ver⸗ wendung des in Rede ſtehenden Credits wird der Gegenſtand eines beſtimmten und beſondern Artikels des Geſetzes ſein, wodurch die Ausgaben fuͤr 1828 definitiv regulirt werden.“ Zur Motivirung dieſes Antrages erinnerte Hr. Möchin an die Verwendung der fuͤr den Krieg mit Spanien bewilligten Gelder; der Finanz⸗Miniſter erklaͤrte, daß er ſich demſelben nicht widerſetze, und der Vorſchlag, welcher nunmehr den zten Artikel des Geſetz⸗Entwurfes abgiebt, wurde ſonach mit ziemlich ſtarker Stimmen⸗Mehrheit angenommen. Der 3te Artikel des urſpruͤnglichen Entwurfes, welcher jetzt der 4te wird, lautet folgendermaaßen: „Die durch das Geſetz vom 25. Maͤrz 1817 zur Tilgung der fundirten Schuld beſtimmte aͤhr⸗ liche Summe von 40 Millionen Fr. wird, ebenfalls vom 22.2 Käͤrz 1828 ab, auf die Summe von 40,800,000 Fr. erhöͤht.“ Der Finanz⸗Miniſter machte die Bemerkung: daß dieſer Tilgungs⸗Fonds von 800,000 Fr. nur auf die Creirung 5pro⸗ centiger Renten berechnet ſei; würde die Anleihe dagegen zu 4 pCt. gemacht, ſo muͤßte man den Tilgungs⸗Fonds ſtatt zu 1 pCt. zu 1 ½ pCt. annehmen, in ſofern man die Tilgung in dieſer Friſt bewirken wollte. Drei Amendements waren in derſelben Beziehung in Antrag gebracht worden und wurden am Schluſſe der Sitzung der betreffenden Commiſſion zur Prufung üͤberwieſen; die Berathungen daruͤber ſollten am

folgenden Tage beginnen.

Paris, 22. Mai. Der König, ſo wie der Dauphin und die Dauphine ſind im beſten Wohlſein in Compibgne eingetroffen, und von den dortigen Einwohnern mit dem größten Jubel empfangen worden.

Der Prinz Maximilian von Baiern iſt angekommen.

In dem Conſtitutionnel beſindet ſich ein Aufſatz uͤber den neuen Preßgeſetz⸗Entwurf, worin dieſer bitter getadelt und

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vorgeſtern hieſelbſt

unter andern behau tet wird die Vor chlaͤge der Com⸗

miſſion denſelben nur noch verderblicher machten, als er aus den Haͤnden des Großſiegelbewahrers hervorgegangen waͤre. Der Verfaſſer bemuͤht ſich, zu beweiſen, daß, da in dem Artikel 8. der Charte, wo den Franzoſen das Recht zuer⸗ kannt wird, ihre Meinungen offen zu aͤußern und durch den Druck bekannt zu machen, nur von einer Abwehrung des Mißbrauchs, den man etwa von dieſer Freiheit machen moͤchte, die Rede ſei, jedes Preßgeſetz nur erſt nach der Pu⸗ blication in Anwendung kommen koͤnne, daß daſſelbe ſonach den Preß⸗Unfug unterdruͤcken, nicht aber ihm zuvor⸗ kommen duͤrfe. Nach dieſem ſpitzfindigen Raiſonnement geht der Verfaſſer zu dem vorliegenden Geſetz⸗Entwurfe felbſt uͤber und behauptet, daß daſſelbe ein Praͤventions⸗ aber kein Repreſſions⸗Geſetz ſei; um näͤmlich ein, ſelbſt nur fuͤr das Theater beſtimmtes Blatt zu ſchreiben, beduͤrfe es in Paris einer Caution von 200,000 Fr. und einer ver⸗ haͤltnißmäͤßig ſtarken in den Provinzen; Namen, Wohnung und Antheil eines jeden Actionairs, Redacteurs oder Theil⸗ nehmers muͤßten genau angegeben werden, und wenn ſich in einer dieſer Angaben ein Irrthum vorfaͤnde, muͤßten alle Theilnehmer, fuͤr ein Vergehen, woran nur Einer von ihnen ſchuldig waͤre, buͤßen, und 10, 20, 30, ja 100,000 Fr. Strafe zahlen. Die Actlonairs waͤhlten ſich Geſchaͤftsfuͤhrer; dieſe waͤren nun unumſchraͤnkte Herren uͤber deren Eigenthum und Capital; wenn ſie aber einen ſchlechten Gebrauch davon machten, ſo wuͤrden die Actionairs zu ungeheuren Geldbdu- ßen verurtheilt oder ihr Blatt wuͤrde auf 3 Monate ſuspen⸗ dirt; ſie duͤrften auch waͤhrend dieſer Zeit kein anderes her⸗ ausgeben und waͤren ſonach jedes Mittels, ſich vom gaͤnzli⸗ 2. chen Untergange zu retten, beraubt; und dieſe hoͤchſt ſelt⸗ ſame Beſtimmung haͤtte *. die Commiſſion hinzugefuͤgt, denn in dem Entwurfe der Regierung befäͤnde ſie ſich nicht⸗ „Jetzt,“ heißt es ferner in dem Artikel, „fragen wir Jeder⸗ mann anfrichtig: Wo wird man einen Capitaliſten finden, der unſinnig genng waͤre, ſein Geld zu einem ſolchen Unter⸗ ternehmen herzugeben? es muͤßten ſich denn Leute dazu her⸗ geben, die ſich zu ihrem Privat⸗Vergnuͤgen taͤglich gerichtli⸗ chen Unterſuchungen und jaährlich dem Verluſte einer Mlllion unterwerfen wollten. Die Geſchaͤftsfuͤhrer werden aber ſo ſchwer als die Actionairs zu finden ſein; denn wer wird ſei⸗ nen Namen unter jeden Artikel ſetzen wollen, und mit Leib und Gut dafuͤr haften? man verlangt von ihnen 30,000 Fr. Caution; dies allein iſt ſchon ein unuͤberſteigliches Hinderniß. fuͤr †2 von Schriftſtellern, die in oͤffentlichen Blaͤttern auftre⸗ ten. Wuͤrde es dagegen nicht viel vernuͤnftiger geweſen ſein, ſtatt der 8 Artikel des Entwurfes nur einen einzigen zu ent⸗ werfen, der alſo lautete: „In der Folge iſt die Herausgabe von Journalen verboten.“ Man darf ja nicht glau⸗ ben, daß es den ſchon jetzt beſtehenden Zeitungen beſſer ergehen werde, als den noch zu ſtiftenden; im Gegen⸗ theile, jene wuͤrden ſich ebenfalls ganz neu conſtituiren muͤſ⸗ ſen, und dabei, wie dieſe, auf unuͤberſteigliche Hinderniſſe ſtoßen. Das alſo ſind die ſo oft wiederholten Verſprechun⸗ gen der Miniſter, ſich genau an die Charte halten zu. wol⸗ len! Der Courrier francals ſpricht ſich in demſelben Sinne aus; am Schluſſe eines Artikels, welcher hauptſaͤch⸗ lich von dem Berichte des Herrn Séguy in der Situng der Deputirten⸗Kammer vom 19ten handelt, heißt es: „Die gegen⸗ waͤrtigen Geſetze, ſo abſcheulich 2 auch ſein moͤgen, ſind weni⸗ ger todbringend fuͤr die periodiſche Preſſe als das vorgeſchlagene ; jenen wußte die Preſſe zu entgehen, bei dieſem wuͤrde es unmoͤglich ſein. Wenn die Kammer einen ihrer ſo unwuͤr⸗ digen Geſetz⸗Entwurf annaähme, ſo wuͤrde ſie der Freihe einen ſchlimmern Stoß als ſolches jemals in den Jahrei 1822 und 1824 der Fall geweſen iſt, verſetzen und Frankreich um ſo ſchmerzlicher taͤuſchen, als daſſelbe berechtigt war, u⸗ 4₰ Gutes von ihr zu erwarten.“ Auch das Journal hu 2₰ merce bezeigt ſeine Unzufriedenheit mit dem Ber Fatwurf Hrn. Seguy und behauptet daß der Preß⸗Geſehr Laen aus den Haͤnden der Commiſſion feindſeliger ee gang

ſei, als der Graf Portalis ihn erdacht gehabt .

Die Quotidienne behauptet, daß bns en. 5882 a 8

T. Sebaſtiani auf Corſika, ſieben fall and ſchmeichelt ſich

haben⸗

liberalen Parthei mitgeſtimmt haben. daher, daß jene Wahl fuͤr ungaleig werne erklaͤrt werden.

Der Meſſager des Chambres bere ſn n Zufriedenheit da⸗ mit, daß in der geſtrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer das 8 Amendement des Fimanz⸗Minſſters, wonach demſelben in 8

dem Anleihe ⸗Projeete ein freierer Spietraum gelaſſen wird, als be urſpruͤnglichen Entwurfe beſtimmt war, von der Kammer faſt einſtimmig angenommen worden ſei. „Wir können“ ſagt jenes Blatt „einem ſo hochherzigen Vertrauen nur unſern vollen Beifall zollen. Nur dadurch, daß ſich die Freunde des Koͤnigs und der Verfaſſung einem

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