uͤber die gedachte Frage die groͤßte Verſchwiegenheit zu beob⸗ achten, und zwar um ſo mehr, als die Berathungen der Commiſſion von ſo ernſter Art geweſen ſind, daß die Mit⸗ glieder ſich das Verſprechen gegeben haben, den Gegenſtand derſelben außerhalb der Commiſſion in keiner Art zu berüh⸗ ren, weshalb wir auch nicht einmal das Recht zu haben glauben, die durch oͤffentliche Blaͤtter verbreiteten laäͤcherlichen und unſchicklichen Geruͤchte zu widerlegen. In dieſer Ver⸗ ſammlung hat ſich ſogar Jemand des Ausdrucks bedient, daß die Commiſſion die Frechheit gehabt habe, den ange⸗ kuͤndigten Beſchluß zu faſſen, und die Zeitungen haben die⸗ ſen Ausdruck wiederholt. (Hr. Viennet in der Sitzung vom 16ten d. M., Nr. 135 der St. Z.). Dieſer Tadel iſt aber um ſo unpaſſender, als die Commiſſion ihre Berathungen noch gar nicht beendigt hat. (Zeichen der Verwunderung.) Sie ſehen daraus, m. H., wie unvorſichtig und unzuverlaͤſſig dergleichen Behauptungen ſind; man greift dadurch offenbar die Meinungs⸗Freiheit an, und begeht eine Unſchicklichkeit, wogegen ſich billig Jedermann erheben ſollte. Eine Genug⸗ thuung iſt uͤbrigens der Commiſſion zu Theil geworden, nämlich die, daß mehrere Zeitungen und namentlich der Mo⸗ niteur den obigen Ausdruck nicht aufgenommen haben. Hr. Dupin der Aeltere machte die Bemerkung, wie er nicht

in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied der gedachten Commiſſion, ſondern als Deputirter, die gegenwaͤrtige Dehatte herbeige⸗ fuͤhrt habe; was uͤbrigens die von Herrn von Noailles er⸗ waͤhnten Verpflichtungen betraͤfe, ſo haͤtte die Commiſſion dergleichen nie uͤbernommen, und er (Dupin) wuͤrde ſich auch nie dazu verſtanden haben; er habe deshalb auch gleich, als die Commiſſion ihre Berathungen begonnen habe, ausdruͤck⸗ lich erklaͤrt, daß er nur unter der Bedingung Theil daran nehme, daß dadurch ſeine Unabhaͤngigkeit und ſeine Meinungs⸗Freiheit in keiner Art gefaͤhrdet werden; kein Mitglied habe ſich verpflich⸗ tet, auf Fragen, die ihm außerhalb der Commiſſion gemacht wer⸗ den moͤchten, nicht zu antworten, da es keinesweges die Abſicht der Commiſſarien geweſen ſei, ein Conclave zu bilden; was aber die von den oͤffentlichen Blaͤttern verbreiteten Nachrich⸗ ten angehe, ſo wiſſe er nicht, wie ſie dazu gekommen ſeien; er ſeinerſeits habe ihnen wenigſtens nicht die mindeſte Mit⸗ theilung in dieſer Beziehung gemacht. Der Miniſter des Innern gab ſein Bedauern daruͤber zu erkennen, daß man in eine reine finanzielle Berathung, ſehr zur Unzeit, einen voͤllig fremden Gegenſtand verwebt habe, „In mei ner ewwenſchaßt als Deputirter,“ aͤußerte derſelbe, „muß ich ſehr wuͤnſchen, daß die gegenwaͤrtige Discuſſion ein Ende nehme; der Gegenſtand derſelben verdient ohne Zweifel die ganze Sorgfalt der Regierung; dieſe kann indeſſen in die⸗ ſem Augenblicke ſelbſt noch keinen Beſchluß faſſen; denn ob⸗ gleich man ſchon ſeit mehreren Tagen im Publikum und in den oͤffentlichen Blaͤttern von einem angeblichen Gutachten ſpricht, welches die betreffende Commiſſion abgegeben haben ſoll, ſo iſt dieſes doch bis zu dieſem Augenblicke noch vicht zu unſerer Kenntniß gelangt. (Allgemeine Verwunderung.) Jede voreilige Diseuſſion iſt daher unnütz; ſie leitet nur die oͤffentliche Meinung irre und erregt Mißtrauen; und die Wuͤrde der Kammer erheiſcht daher, daß ſie dergleichen De⸗ batten meide.“ Nach dieſer Auseinanderſetzung verlangten nichtsdeſtoweniger noch mehrere Redner das Wort zur Be⸗ „richtigung einer perſoͤnlichen Thatſache. Hr. Viennet er⸗ klaͤrte zuvoͤrderſt, in Bezug auf ſeine oben erwaähnte Aeuße⸗ rung, daß in ſeinem Manuſcripte das Wort Unvorſichtig⸗ keit und nicht Frechheit (audace) geſtanden habe; da er ſich nun aber einmal dieſes letztern bedient habe, ſo wolle er

auch dieſes nicht zuruͤcknehmen, und zwar um ſo weniger,

als daſſelbe einer ſehr guten Auslegung fäͤhig ſei; wenn er naͤmlich fruͤher, in ſeiner Eigenſchaft als Militair, auf eine Batterie losgegangen, ſo ſei dies ohne Zweifel mit Kuͤhnheit (Audace.) geſchehen; ein anderer Vor⸗ wurf aber, den der Miniſter der auswaͤrtigen Ange⸗ legenheiten ihm gemacht habe, ſei von ernſterer Art. Es ſei ihm gewiß nie in den Sinn gekommen, den fremden Sou⸗ verainen in irgend einer Art zu nahe zu treten, er habe nur ihre Politik und ihre Miniſter angegriffen und zwar, wie er uͤberzeugt ſei, nicht ohne Grund. Nachdem noch der Graf v. Noailles gegen Hrn. Dupin und Hr. Caſimir Pé⸗ rier, nach einer Lobrede auf den Finanz⸗Miniſter, zu Gun⸗ ſten des oben angefuͤhrten Amendements des Hry. Odiet aufgetreten war, wurde dieſes letztere faſt einſtimmig ange⸗ nommen; ein Zuſatz⸗Artikel des Barons von Puymaurin

des Inhalts: daß von der Anleihe, ohne Bewilligung bei⸗ der Kammern, nicht die kleinſte Summe einer fremden Re⸗ gierung geliehen werden duͤrfe, wurde verworſen und demnächſt uͤber das ganze Geſetz abgeſtimmt. Der Namens⸗ Aufruf ergab 352 anweſende Mitglieder; in den Wahl⸗Ur⸗

8 8

loyalen

nen fanden fiß 287 weiſſe und 65 ſchwarze Kugeln; der 2 0

Entwurf iſt ſonach (wie bereits im geſtrigen Stuͤcke der Staats⸗Zeitung erwaͤhnt worden) mit einer Mehrheit von 222 Stimmen angenommen worden. Am folgenden Tage ſollte in den Buͤreaus eine Commiſſion ernannt werden, um ſich mit der Propoſition des Hrn. Ven⸗ jamin Conſtant, die Namen der abweſenden Deputirten in dem Protocolle zu verzeichnen, zu beſchaͤftigen.

Paris, 23. Mai. Endlich enthaͤlt auch der Moniteur die Nachricht von der Einberufung der Cortes von Lamego, mittelſt Decrets des Infanten⸗Regenten vom 5ten d. M.

Der bisherige Botſchafter am Roͤmiſchen Hofe, Herzog von Lapal⸗Montmorency iſt in der Nacht vom Liſten auf den 22ſten d. M. hier eingetroffen. Der Courrier frangais will nunmehr mit Beſtimmtheit wiſſen, daß derſelbe den Geſandtſchafts⸗Poſten in Wien erhalten, und daß der Vi⸗ comte von Chateaubriand ſtatt ſeiner nach Rom gehen werde.

Der Meſſager des Chambres hat die Rede ausfuͤhrlich aufgenommen, womit der Miniſter des Innern in der Siz⸗ zung der Pairs⸗Kammer vom 17ten d. M. die Vorlegung des Wahl⸗Geſetz⸗Entwurfes begleitet hat; er macht zugleich die Bemerkung, daß dieſer Entwurf ſein Entſtehen eigentlich der Pairs⸗Kammer zu verdanken habe, da derſelbe auf den von dieſer Kammer bei Votirung des Geſchwornen⸗Geſetzes auf⸗ geſtellten Grundſaͤtzen beruhe, und giebt zu verſtehen, wie dieſer Umſtand ohne Zweifel einen weſentlichen Einfluß auf die bevorſtehenden Berathungen der erblichen Kammern ha⸗ ben werde.

Der Marquls von Grammont hat auf das Buͤreau der Deputirten⸗Kammer eine Propoſition niedergelegt, worin er auf die Ernennung einer Commiſſion antroaͤgt, die ſich mit der Unterſuchung des Ausbaues des Sitzungs⸗Saales jener Kammer beſchaͤftigen ſoll.

Waͤhrend, nach den Behauptungen der Gazette de France, die linke Seite der Deputirten⸗Kammer fuͤnf Com⸗ miſſarien ernannt hat, die ſich mit der Unterſuchung mehre⸗ rer politiſchen Fragen von Wichtigkeit beſchäftigen ſollen, (angeblich die Herren B. Conſtant, Gautier, v. Preiſſac, Caſ. Périer und Sebaſtiani) haben nunmehr auch die De⸗ putirten des linken Centrums ſich kuͤrzlich bei dem Grafen von Charencey verſammelt und fuͤnf Commiſſarien gewählt, die zu gleichem Behufe mit jenen zuſammentreten und ſich mit ihnen beſprechen ſollen; man nennt als ſolche die Her⸗ ren v. Montſaulnins, v. Cambon, Lazerme, d'Andigné de Reſteau und Agier. AF.;

Ungrachtet der Miniſter des Innern in der obigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer verſichert hat, daß die Re⸗ gierung zur Zeit noch kein Gutachten von der Commiſſion fuͤr die kleinen Seminarien erhalten habe, ſo enthaͤlt nichts deſto weniger der Conſtitutionnel in ſeinem neueſten Blatte einen abermaligen Aufſatz uͤber dieſen Gegenſtand, an deſſen Schluſſe verſichert wird, daß die Majſoritaͤt der gedachten Commiſſion nunmehr den Beſchluß gefaßt habe, durch den Praͤſidenten derſelben, Erzbiſchof von Paris, dem Koͤnige Bericht uͤber das Reſultat ihrer Berathungen abzuſtatten und dabei der Minoritaͤt das Recht vorzubehalten, wenn an⸗ ders ſie es angemeſſen ſinde, einen Gegen⸗Bericht zu ent⸗ werfen. „So ſteht nun die Sache“¹, aͤußert das gedachte Blatt; „zwar ſpricht man noch von Erlaͤuterungen und Verbeſſerungen, die von ein oder zwei Mitgliedern der Ma⸗ joritaͤt gegeben und in Vorſchlag gebracht werden ſollen; dazu iſt aber jetzt keine Zeit mehr; und man darf hoffen, daß der Augenblick nahe bevorſteht, wo das Miniſterium ſich genöthigt ſehen wird, zwiſchen ganz Frankreich und einer

Supplemente zum

fremden Parthei, die alle Rechte bedroht, Alles demorallſirt

und herabgewuͤrdigt hat und uͤberall Haß und Schrecken ein⸗ floͤßt, zu entſcheiden. gg 2 Meſſager des Chambres ſagt mit Bezug auf die obigen Kammer⸗Verhandlungen: „Die Deputirten⸗Kammer hat heute mit großer Stimmenmehrheit den Geſetz⸗ Entwurf uͤber die Anleihe der 80 Millionen angenommen. Dieſes Zeichen eines 8— Vertrauens iſt der wohl verdlente Lohn des enehmens einer Verwaltung, die ihre Abſichten klar zu erkennen gegeben hat. Durch eine ſo ehrenvolle Uebereinſtimmung der verſchledenen Gewalten im Staate, werden wir, nach manchen ſtuͤrmiſchen Jahren, endlich die Brjſeſigung unſerer Inſtiturſonen und die natuͤrliche Ent⸗ wickelung der Wohlfahrt Frankreichs erlangen.“

Der beruͤhmte Engliſche Artillerie⸗General Sir Willlam

Congreve iſt am 15. dieſes 2 vonats, 57 Jahre alt, in Folge

einer langwierlgen ſchmerzhaften Krankheit, deren Hellung er von unſerem mitraͤglichen Klima erwartete, in Toulon mit Tode abgegangen.⸗ Man verſichert, daß er, den Krieg mit der Pforte vorausſehend, ſeiner Regierung 2 Plane mitge⸗