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ciere zu ſichern.“ Nach dieſer Rede wurde die Discuſſion geeſchloſſen und uͤber den Geſetz⸗Entwurf, welcher nur aut eeinem einzigen Artikel folgenden Inhalts beſteht, abgeſtimmt: 8 X „ Es wird dem Kriegs⸗Miniſterium auf die Einnahme fuͤr ddas Jahr 1828, außer dem gewoͤhnlichen Credite, der dem⸗
ſelben durch das Geſetz vom 24. Juni 1827 zuerkannt iſt, noch ein außerordentlicher Credit von 300,000 Franken, zur 8 — Beſtreitung des, in Ausfuͤhrung der Koͤniglichen Verordnung voom 21. Maͤrz d. J., den inactiven Officieren in den letzten ſechs Monaten von 1828 zu zahlenden Wartegeldes bewilligt.“ Die Anzahl der Stimmenden belief ſich auf 280, und der Geſetz⸗Entwurf wurde mit 277 gegen 3 Stimmen angenom⸗ men. — Die Verſammlung beſchäftigte ſich hierauf mit dem Entwurfe wegen Auslegung der Geſetze nach zwei 8 Caſſations⸗Urtheilen, in einer und derſelben Rechtsſache. Herr Amat hielt den Entwurf fuͤr hoͤchſt fehlerhaft und uunvollſtaͤndig, und machte mehrere Verbeſſerungs⸗Vorſchlaͤge, ohne deren Annahme er denſelben fuͤr durchaus unzulaͤſſig erklaͤrte. Hr. Devaurx ſprach zu Gunſten des Entwurfes, ſa derſelbe endlich einer peinlichen Ungewißheit ein Ende mmache. Der Marquis Terrier de Santans behauptete, daß das Recht der Auslegung der Geſetze allein dem Koͤnige
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gebuͤhre, und ſtimmte ſonach gegen den Entwurf. Der Ba⸗ ron von Daunant vertheidigte denſelben dagegen; er zollte
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bei dieſer Gelegenheit dem ehrenvollen Betragen der Juſtiz⸗ Beamten unter der vorigen Verwaltung ſeinen Beifall, trug darauf an, die zahlreichen Ungerechtigkeiten, die unter jener Verwaltung bei den Befoͤrderungen im Juſtiz⸗Weſen ſtatt gefunden, wieder gut zu machen, und aͤußerte zugleich, wie die Wahl des neuen Erſten Praͤſidenten des Caſſationshofes jenen Ungerechtigkeiten gluͤcklicherweiſe ein Ziel geſetzt habe.
Der Baron Voyſin de Gartempe erhob ſich nament⸗
8 die
lich gegen diejenige Beſtimmung des Geſetzes, wodurch definitive Entſcheidung des Rechtspunktes in einem Prozeſſe nach zweimaliger Caſſation, den vereinigten Kam⸗ — mern eines Koͤniglichen Gerichtshofes zuerkannt wird, ohne daß alsdann noch ein weiterer Recurs ſtatt findet. Die Sitzung wurde um 5 ⅞ Uhr aufgehoben. 1 8 Paris, 24. Mai. Der Koͤnig wird heute Nachmittag aus Compidègne hier zuruͤck erwartet. Der Meſſager des Chambres meldet als Geruͤcht, daß die ſaͤmmtlichen, bei dem Infanten⸗Regenten von Por⸗ tugal beglaubigten Geſandten der fremden Maͤchte kuͤrzlich den Befehl erhalten haben, Liſſabon zu verlaſſen. Die ſetz⸗ ten Handlungen des Regenten haben dieſe einſtimmige Maaßregel geboten. „Wir koͤnnen verſichern,“ faͤhrt jenes ZBlatt fort, „daß der diesſeitige Geſandte, Baron Durand von Mareuill, in Ausfuͤhrung der Befehle ſeines Hofes, ſich in keiner Art von den Beſchlüſſen trennen wird, welche die * 7 Englands und Oeſterreichs gemeinſchaftlich gefaßt aben.“ 8 8 2 Die mit der Pruͤfung der Propoſition des Hrn. Benj. Conſtant beauftragte Commiſſion, wonach die Namen der⸗ jenigen Deputirten, welche aus Nachlaͤſſigkeit die Sitzungen vperabſaͤumen, in dem Protocolle vermerkt werden ſollen, be⸗ ſitteht aus folgenden Mitgliedern: den Herren Etienne, Girod, Graf du Moncel, Benj. Conſtant, Baron Lepelletier d'Aul⸗ nay, Graf von Montſaulnins, Guilhem, Vicomte du Ter⸗ tre und Devaux. „ Der Meſſager des Chambres enthält ausführlich den Bericht, welchen der Baron Pasquier in der Sitzung der Pairs⸗Kammer vom 21ſten d. M. Namens der Commiſſion zur Pruͤfung des, von der zweiten Kammer gefaßten Be⸗ ſchluſſes, Deputirte, die ein beſoldetes Amt annehmen, einer neuen Wahl zu unterwerfen, abgeſtattet, und worin der⸗ ſelbe ſchließlich auf die Nicht⸗Annahme dieſes Beſchluſſes angetragen hat. Der Bericht⸗Erſtatter begruͤndet ſeinen Antrag durch folgende Betrachtungen: Der gedachte Be⸗ ſchluß der zweiten Kammer beruhe hauptſaͤchlich auf der Meinung, daß die Waͤhler bei der Ernennung eines Depu⸗ tirten deſſen Lage und Verhaͤltniſſe genau gekannt, und daß ſie mithin das Recht haͤtten, ſobald dieſe Lage und Verhaͤlt⸗ niſſe ſich durch Annahme eines bezahlten Poſtens aͤnderten, lihhm ihr Vertrauen wieder zu entziehen, inſofern ſie ihn deſ⸗ felben nicht mehr wuͤrdig hielten. Hierbei komme es aber vpor Allem auf die Frage an, ob das Recht eines Waͤhlers nicht mit dem Augenblicke aufhoͤre, wo er ſeine Wahl ge⸗ troffen hat, und ob dieſes Recht ſich unter jedem Vor⸗ wande wieder erneuern duͤrfe? Wollte man dieſe Frage bejahend beantworten, ſo muͤßte man mit Recht befuͤrchten, daß die Mitglieder der Kammer zuletzt mehr die Deputirten der Wahl⸗Collegien, als die Deputirten des Landes ſein wuͤr⸗ den, und daß man das directe Mandat, d. h. die vöͤllige des Repraͤſentativ⸗Syſtems in ſeinem eigentli⸗
chen Sinne herbeifuͤhren wuͤrde; die Deputirten wuͤrden da⸗ durch einerſeits voͤllig von den Launen der Waͤhler abhaͤngig 2 gemacht, und andererſeits von den öͤffentlichen Bedienungen bei⸗ 8 nahe ganz ausgeſchloſſen werden, da doch die Deputirten⸗ Kammer die ehrenvollſte und ſicherſte Stufe waͤre, um zu den erſten Staats⸗Aemtern zu gelangen. Aber auch fuͤr den Köͤ⸗ nig wuͤrde die Annahme des mehrerwaͤhnten Beſchluſſes ei⸗ nen weſentlichen Nachtheil haben, da derſelbe alsdann, in ſeiner Wahl beſchraͤnkt, ſeine vornehmſten Beamten nicht mehr unter den Deputirten wuͤrde ſuchen koͤnnen, — ein Umſtand, welcher in einem Repraͤſentativ⸗Staate, wo je⸗ des Talent hervorgezogen werden muͤſſe, ganz vorzüglich⸗ der Beruͤckſichtigung werth waͤre. Nachdem der Berlcht⸗ erſtatter noch die vorgeſchlagene Maaßregel in ihren Ausnahmen zu Gunſten der Armee unterſucht hatte, glaubte er, daß nicht bloß Frankreichs geſellſchaftliche Organiſation, ſowohl im Ganzen als in ihren einzelnen Verzweigungen be⸗ trachtet, ſondern auch deſſen Wahl⸗Syſtem, ſo wie es nach⸗ Geſetzen und Gewohnheiten noch jetzt beſtehe, ſich der An⸗ nahme des von der Deputirten⸗Kammer gefaßten Beſchluſſes widerſetzten und ſtimmte ſonach fuͤr deſſen Verwerfung.
Aus Toulon meldet man unterm 15ten d. M. daß am vorhergehenden Tuge 2 Linienſchiffe, 2 Fregatten und 2 kleinere Fahrzeuge den dortigen Hafen verlaſſen haben, um ſich, wie man vermuthet, nach der Levante zu begeben,
In der vorgeſtrigen Sitzung der Franzoͤſiſchen Akademie erfolgte die Aufnahme des Herrn Lebrun an die Stelle des . Frangols de Neuſchaͤteau. Hr. Jouy verlas bei dieſer
elegenheit ein Fragment uͤber die elegiſche Dichtkunſt und uͤber den Einfluß der Frauen auf den Geiſt der Franzoͤſi⸗ ſchen Schriftſteller.
Die Lobrede, welche die Lyoner Allgemeine Zeitung vor einiger Zeit dem Freiburger Jeſuiten⸗Collegium gehalten hat, (S. Nuüm. 130. der Staats⸗Zeitung) bezieht ſich nicht auf Freiburg im Breisgau, ſondern Freiburg in der Schweiz, wo der Jeſuitismus arg ſein Weſen treibt.
Paris, 20. Mai. Den hieſigen Griechenfreunden ge⸗ reicht das Einruͤcken der Ruſſen in die beiden Fuͤrſtenthuͤmer zur großen Freude; doch auch diejenigen, welche Frankreich tadeln, daß es ſich mit der Pforte, die deſſen Intereſſe in keiner Art verletzt habe, uͤberwerfe, billigen es, daß Rußland losbricht, wenn gleich ſie fuͤr die Erhaltung der allgemeinen Ruhe von Europa ſehr beſorgt ſind. „Der Sultan Mah⸗ mud,“ ſagen ſie, „hat den Kaiſer Nicolaus foͤrmlich heraus⸗ gefordert, und dieſer Monarch kann ſeine Armee nicht laͤn⸗ ger mit Verſprechungen hinhalten. Rußlands ſuͤdliche Pro⸗ vinzen ſind in ihrer Cultur, ihrem Gewerbfleiße und 1. Handel gehemmt, ſo lange ihnen nicht die freie Durchfahrt durch den Bosporus auf unerſchuͤtterliche Weiſe geſichert iſt. Erobert Rußland die Europäͤiſche Tuͤrkei, ſo bekoͤmmt es im Innern derſelben und nach Aſien zu vollauf zu thun, und die Unabhängigkeit von Europa, weit entfernt Fr zu laufen, kann dabei nur gewinnen. Nichts deſto weniger aben Oeſterreich und England triftige Gruͤnde, eine ſolche zu ſcheuen. Und doch ſind dieſe beiden Staaten ſo geſtelltl, daß ſie bei Aufloͤſung des Tuͤrkiſchen Reiches maͤchtige Truͤm⸗ mer an ſich ziehen koͤnnen, wogegen Frankreich in große Verlegenheit gerathen wuͤrde, wenn es ſich, wie bisher, mit jenen Mäͤchten im Gleichgewicht erhalten wollte. Es muͤßte die Inſel Kandia bekommen und dieſe Acquiſition laͤßt ſich ohne einen Krieg kaum denken.“ So urtheilt das friedliee bende Publikum; mittlerweile fehlt es aber nicht an Kriegse-⸗ Liebhabern, die laut ihre Freude daruͤber verkuͤndigen, dass der Europaͤlſche Staatskoͤrper endlich aus ſeiner langjahrigen
Starrſucht erwacht ſei und ſich einmal wieder eine wohlthaͤ⸗ tige Bewegung mache. 2
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Großbritanien und Irland. „, . arlaments⸗Verhandlungen. Imn ber⸗ 3 4₰
des Cberhauſes vom 23. Mal wurden mebrere Bitrſchrif⸗ ten für und wider die Kathollken eingereicht. — Demnaͤchſt machte der Herzog von Wellington den Antrag, das Haus ſolle ſich bis Montag, den 2. Juni, vertagen. Dies. wurde bewilligt. Graf Stanhope reichte eine Petition mehrerer Land⸗Eigenthuͤmer in der Grafſchaft York ein, worin das Haus erſucht wurde, keine Aenderungen in den Korn⸗Geſetzen von 1822 zu machen. Der Graf druͤckte ſeine Uebereinſtimmung mit dem Verlangen der Bittſteller aus. — Lord Viscount 8 gford erhob ſich, um an den Staats⸗ Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten einige Fragen zu thun. Es habe ſich, ſagte er, waͤhrend der letzten Tage allgemein das Gerücht verbreitet, daß unter den Auſpielen ſeines edlen Freundes die Bewilligung zu einem Waffenſtille ſtande zwiſchen den Regierungen von Braſilien und Buenos⸗
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