weiſen. Hiergegen opponirte ſich der General Coutard; derſelbe behauptete, daß, da die Charte dem Monarchen das Recht einraͤume, alle Offiziere der Land⸗ und See⸗Macht zu ernennen, die Entlaſſung des Hrn. Lorière nichts als die geſetzliche Ausuͤbung des Koͤniglichen Vorrechts ſei; eben ſo wenig komme dem Bittſteller die Verfaſſung vom Jahre X zu ſtatten, da nach derſelben dem erſten Conſul ebenfalls das Recht zuſtand, alle Beamten und Offiziere zu ernennen und abzuſetzen. Es blelbe ſonach nichts uͤbrig als uͤber die gedachte Bittſchrift zur Tages⸗Ordnung zu ſchreiten. Der General Gérard nahm ſich des Hrn. Lorière, als eines braven und loyalen Militairs an, der ſich unter ſeinen Be⸗ fehlen durch ſein glaͤnzendes Betragen auf dem Schlacht⸗ felde bei Montereau den Oberſten⸗Grad erworben habe. Als General der alten und neuen Armee muͤſſe er (Gérard) gegen den Mißbrauch von Gewalt proteſtiren, wodurch der Bittſteller, der ſich nun ſchon achtmal mit ſeiner Beſchwerde an die Kammer gewandt habe, im Jahre 1820 ſeiner Stelle beraubt worden ſei, und wodurch man einen Grundſatz einzu⸗ fuͤhren ſuche, der die beiligften Rechte, den Preis des ver⸗ goſſenen Blutes fuͤr das Vaterland verletze. Der Reduer

gab ſein Bedauern zu erkennen, daß die Anſichten des Ge⸗

nerals Coutard in dieſer Sran mit den ſeinigen nicht uͤbereinſtimmten, da Derſelbe ſich billig mit ihm haͤtte vereini⸗ gen ſollen, um zu Gunſten der Armee ſichere Buͤrgſchaft gegen Eigenſinn, Gewalt und Willkuͤhr zu erlangen. Der Redner machte bei dieſer Gelegenheit auf fruͤhere Verordnun⸗ gen aus den Jahren 1727, 1750 und 1768 aufmerkſam, wo⸗ nach Militairs fuͤr gewiſſe Vergehen zwar abgeſetzt werden konnten, jedoch nur in Folge des Ausſpruches eines Kriegs⸗ Rathes; und fuͤgte hinzu, daß ſogar ein Unter⸗Offizier nur durch einen ſchriftlichen Caſſtrungs⸗Befehl haͤtte abgeſetzt werden koͤnnen; auch der Kriegs⸗Miniſter habe noch kuͤrzlich (in der Sitzung vom 12. April) erklaͤrt, daß man einen milt⸗ tairiſchen Grad nur in Folge eines Urtheils verlieren koͤnne; es komme ſonach nur noch darauf an, die hochwichtige Frage zu unterſuchen, ob der Kriegs⸗Miniſter das Recht habe, nach Gefallen einem Officier jede Art von Beſoldung zu nehmen? Der Redner beleuchtete hierauf nochmals das ganze Sach⸗ Verhaͤltniß; er berief ſich auf die Aeußerung ſelbſt des Hrn. Hyde de Neuville in der Sitzung vom 18. Marz 1826, daß jeder Franzöſiſche Officier der Launen eines Miniſters uͤber⸗ hoben ſein muͤßte; dieſer Grundſatz ſei ſo wahr und allge⸗ mein anerkannt, daß ſchon im grauen Alterthume, als man dem Penophon gerathen habe, einen ſeiner Officiere, welcher in ei⸗ nem Kriegs⸗Rathe anderer Meinung als er geweſen, das Com⸗ mando eines Heerhaufens zu nehmen, der Griechiſche Feldherr erwidert habe: „Wenn ein Officier einen Rang erhalten und ihn vor dem Feinde geltend gemacht hat, ſo kann er ihn nur mit dem Leben verlieren.“ Der Kriegs⸗Miniſter erklärte: wie er die Beſchwerde des Bittſtellers mit Sorg⸗ falt gepruͤft habe, ſich aber nicht uͤberzeugen koͤnne, daß die⸗ ſelbe in irgend einer Art gegruͤndet waͤre. „Was wuͤrde,“ fragte er, „aus der Disciplin bei der Armee werden, wenn man diejenigen nicht beſtrafen koͤnnte, die, ohne ſich gerade eines geſetzwidrigen Vergehens ſchuldig zu machen, ſich Aus⸗ ſchweſſangen erlaubten, oder gefaͤhrliche Beiſpiele gaͤben?“ Uebrigens, fuͤgte der Miniſter hinzu, habe Herr Loriere durch die gegen ihn erlaſſene Verfuͤgung nicht ſeinen Grad, ſon⸗ dern nur ſein Gehalt eingebuͤßt und koͤnne, ſobald der Koͤ⸗ nig es fuͤr angemeſſen finde, wieder in den activen Dienſt berufen oder zu einer Penſion jngelaſſen werden; der Bitt⸗ ſteller habe aber dieſe Gunſt ſelbſt verſchmäͤht, wahrſcheinlich bloß in der Abſicht, um eine Gelegenheit zu haben, die Kam⸗ mer abermals mit ſeinen Klagen zu behegigen Nachdem noch der Vicomte Lemercier zu Gunſten des Lorière auf⸗ getreten war, verlangten einige Stimmen den Schluß der Discuſſton. Dieſem widerſetzten ſich aber mehrere Redner, unter Andern der General Sebaſtiani, welcher der Mei⸗ nung war, daß die Frage noch nicht reiflich genug eroͤrtert worden ſei; er aͤußerte: daß dieſelbe einer um ſo groͤßeren Beruͤckſichtigung werth waͤre, als von der Entſcheidung der Kammer vielleicht das Loos der ganzen Armee abhinge; er ſei weit entfernt, der Regierung das Recht ſtreitig machen zu wollen, in der Armee nur ſolche Officiere anzuſtellen, die ſie fuͤr faͤhig halte, ihr zu dienen, aber nimmermehr koͤnne er ihr die Befugniß einraͤumen, einen Officier ganz aus der Armee⸗Liſte zu ſtreichen und ihn jedwedes Einkommens zu be⸗ rauben; die Charte garantire den Officieren ausdruͤcklich den Genuß ihres Grades und ihres Soldes, und man koͤnne da⸗ her nicht ein Verſprechen zuruͤcknehmen, worauf die Erhal⸗ tung des Friedens und die Kraft der Regierung beruhe. Hr. Dupin der Aeltere meinte: daß, da die Militairs ſich

für die Buͤrger ſchluͤgen, dieſe dagegen auch wieder jenen zu Colonieen beſchäftigt ſei; man hababe en

Huͤlfe kommen muͤßten, wenn es auf die Aufrechthaltung ih⸗ rer Rechte ankaͤme; der Soldat, deſſen 27 8 . jede andere Profeſſion, ſeine freie Wahl waͤre, verdiente es aber ganz vorzuͤglich, daß ſeine Exiſtenz gegen die Launen der Willkuͤhr geſchuͤtzt werde. Die Eingabe des Lorieère wurde hierauf dem Kriegs⸗Miniſter uͤberwieſen und in dem Nach⸗ weis⸗Buͤreau deponirt. Der Antrag eines Doctors der Rechte zu Paris, Namens Guillard, worin derſelbe ver⸗ langte, daß die Wittwen der bei der Univerſitaͤt angeſtelle ten Beamten kuͤnftig auf eine Penſion Anſpruch machen koͤnnten, wurde von Herrn Carl Dupin unterſtuͤtzt⸗ von dem Miniſter des oͤffentlichen Unterrichts aber fuͤr unzulaͤſſig erklaͤrt, da der Etat der Univerſität. es nicht geſtatte, den Wittwen Penſionen auszuſetzen. Hr. Benj. Conſtant unterſuchte die gegenwaͤrtige Orga-⸗ niſation der Univerſitaͤt und tadelte die große Anzahl der dabei angeſtellten Beamten, wodurch das Einkommen der Profeſſoren geſchmaͤlert, und das Loos ihrer Wittwen wahr⸗ haft bedauernswerth wuͤrde. Und doch, fuhr der Redner fort, ſei es zu wuͤnſchen, daß der Unterricht groͤßtentheils nur verheiratheten Maͤnnern anvertraut werde; er behalte ſich daher auch vor, ſobald das Budget der Univerſitaͤt zur Sprache kommen werde, die Aufmerkſamkeit der Kammer ſowohl auf dieſen Punkt, als auf einen zweiten nicht min-⸗ der wichtigen, naͤmlich auf die Univerſitäts⸗Gebuͤhren, zu. lenken, und darauf anzutragen, daß alle Unterrichts⸗Anſtal⸗ ten ohne Ausnahme, dieſen Gebuͤhren unterworfen werden, da jede Ausnahme ſchon an und für ſich eine Ungerechtigkeit, in dem vorliegenden Falle aber ganz beſonders nachtheilig. ſei. Die gedachte Bittſchrift wurde hierauf dem Mi⸗ niſter des öͤffentlichen Unterrichts uͤberwieſen. er Advocat Iſambert begehrte, als Mandatarius der farbigen Maͤnner 2 von Martinique und namentlich der ꝛc. Biſſette und Fabien,— die Vermittelung der Kammer, Behufs einer Veraͤnderung 2 der Colonial⸗Geſetzgebung. Der See⸗Miniſter erklaͤrte: daß er die Bittſteller bereits vorgelaſſen, und ihnen verſpro⸗ chen habe, ihre Beſchwerden mit der groͤßten Sorgfalt zu= pruͤfen; er habe dieſes auch wirklich gethan, und in dieſem Augenblicke werde in ſeinen Buͤreaus ein Entwurf wegen Anwendung des Franzoͤſiſchen Geſetzbuches auf die Colonſeen ausgearbeitet, bei welchem man darauf bedacht ſein werde., die Sicherheit der Colonleen mit den unverjährlichen Rechte 5 der Menſchheit in Einklang zu bringen. Der Graf Alexan⸗ der von Laborde machte auf die traurige Lage der Ein-⸗ wohner von Martinique und Guadeloupe aufmerkſam; der im Jahre 1685 von Ludwig XIV. fuͤr die Colonieen her⸗ ausgegebene ſogenannte „Schwarze Codex“ habe bald noch allzu menſchlich geſchienen, weshalb durch ſpäͤtere Verordnungen die farbigen Maͤnner den erniedrigendſten Bedingungen unterworfen worden ſelen; ſie koͤnnten kein Vermaͤchtniß, keine Schenkung annehmen; es ſei ihnen ver⸗ boten, ſich unter einander Monſieur und Madame zu be⸗ titeln; ſie duͤrften auf keiner oͤffentlichen Promenade erſchei- nen und ſich im Theater nicht neben die Weißen ſetzen; die Verordnung vom Jahre 1755 ſchließe ſie ausdruͤcklich von jeder Stelle eines Procurators, Notars oder Caſſirers aus, indem, heißt es darin, es unmoöoͤglich ſei, in einer ſo niedri-— gen Menſchenklaſſe, wie die der Mulatten, ehrliche Maͤnner 5 finden. Dieſe Aeußerung erregte große Unzufriedenheit i der Verſammlung und der Vicomte von Laboulahpe bemerkte, daß es unpaſſend ſei, dergleichen Dinge von der Tribune herab zu verkuͤndigen. Das Decret vom 13. Märzz 1803, fuhr glelchwohl Herr von Laborde fort, beſage aus druͤcklich, daß diejenigen farbigen Maͤnner, die innerhalb dreii- Monaten nicht den Beweis ihrer Freiheit fuͤhren, als Sclaven betrachtet und an den Meiſtbletenden verkauft werden koͤngen⸗ und neuerdings noch habe man aus einem beruͤchtigten Pro⸗ 22 erfahren, daß, wenn die Mulatten ſich mit chen cheußlichem Syſteme unzufrieden bezeigen, ſi⸗ ht, ge⸗ brandmarkt, und auf die Galeeren beer en. Herr Juͤngſt habe ein Mulatte in einem leichten Streite mit einem Weißen, von dieſem einen Dolchſtoß erhalten, woran er g⸗-⸗-. ſtorben ſei, der Moͤrder habe aber dafuͤr nur eine einjaͤhrige. Gefaͤngniß 27 erhalten; ein junger funfzehnjaͤhriger Sclave habe den Lr uch, ſeinem Herrn zu entlaufen, mit dem Tode, wozu der Koͤnigl. Gerichtshof auf Martinique ihn verurtheilt, 5 8 buͤßen muͤſſen; die Mutter deſſelben aber ſei condemnirt wora, den der Hinrichtung ihres Sohnes beizuwohnen, warum? weil ſie denſelben bei ſich aufgenommen und ihm Nahrung gereicht haͤtte. Nach Herrn Salverte beſtieg nochmals ——2 See⸗Miniſter die Rednerbuͤhne, um wiederdoie e 8

e 3 i ſi ſetzgebun verſichern, daß er mit der Reviſion der 2 4

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