vieler Armenier nach dem nunmehr Ruſſiſchen Orte Etſch⸗ miazin. Die Haͤupter der eutichianiſchen Armenier, groͤß⸗ tentheils Banquiers der Großen des Reichs, hatten ſchon kange das Emporkommen der katholiſchen Armenier, ihrer natuͤrlichen Gegner, ebenfalls meiſt Wechsler der Paſcha’'s und Tuͤrkiſchen Miniſter, hoͤchſt ungern geſehen. Es galt jetzt, den Unmuth des Sultans uͤber jene Auswanderungen von ſich abzuwaͤlzen. Sie fuͤrchteten, die Regkerung moͤchte ſich aus dieſem Anlaſſe auf ihre Koſten Finanz⸗Huͤlfsquellen eröͤffnen; und zugleich wollten ſie die Abweſenheit des Fran⸗ zoͤſiſchen Botſchafters, als Beſchuͤtzers der katholiſchen Re⸗ ligion im Orient, benutzen, um ihre Gegenparthei wo moͤg⸗ lich auf alle Zeiten zu unterdruͤcken, und ſich dadurch eines aus⸗ ſchließlichen Einfluſſes bei der Regierung zu verſichern. So wen⸗ dete denn die ſchismatiſche Parthei Alles an, um dem Sultan ſeine katholiſchen Unterthanen als eine gefaͤhrliche, Fraͤnkiſch und Ruſſiſche geſinnte, auswaͤrtige Verbindungen unterhaltende Secte, verdaͤchtig zu machen. Es ward ihnen nicht ſchwer, dies zu bewerkſtelligen, denn an der Spitze der ſchismati⸗ ſchen Parthei ſteht des Großherrn Guͤnſtling, der Selihdar⸗ Aga und der Muͤnzdirektor Kaſas⸗Arutin, der die Verfol⸗ gung durch ſeinen Einfluß und die ihm zn Gebote ſtehen⸗ den nnermeßlichen Reichthuͤmer leitet. Naͤchſt ihm wirkt aufs Thaͤtigſte der Ober⸗Architekt Kirkar Chalfa, welcher gegenwaͤrtig die neuen, ſehr bedeutenden Caſernenbauten dirigirt und beim Sultan freien Zutritt hat, ferner der ſchismatiſche Patriarch Karabet, ſein Cuadjutor Paul Amien, der Inſpektor der Pulverfabriken, Simon, die Banquiers 85 e⸗ * 8 Reis⸗Effendt, Aga⸗Bogos und Piſchmiſch⸗Oglu und noch gegen 20 andere, worunter Dſcha⸗ nik Aga, Ssſhel Ogla⸗ Aſchinan, Oglu und Saggebgim Arutin, die Vorzuͤglichſten. Durch dieſe ward das Mini⸗ ſterium gewonnen. Der Titel „Katholikos“, den der ſchis⸗ matiſche Patriarch zu Ertſchmiazzin fuͤhrt, wurde benutzt, um dem Sultan die Meinung beizubringen, als ſeien die Aus⸗ wanderer Katholiken geweſen. Hlerauf erſchienen die be⸗ kannten großherrlichen Fermane, in denen die Vertreibung vieler Tauſende nach Aſten angeordnet war; und um die eigentliche Abſicht der ſchismatiſchen Parthei zu verſtecken, wurde die Verfolgung auf Alle ausgedehnt. Der Verluſt, den die kathollſche Cerre durch den Verkauf ihrer Haͤuſer um den 10ten bis 20ſten Theil ihres Werthes, durch die gewaltſame, eilige Ueberſiedelung und Entziehung ihres Ge⸗ werbes erlitten, iſt nicht zu berechnen. Sie iſt als gaͤnzlich ſa Grunde gerichtet anzuſehen. igionsverfolgungen (2!), darum wurde das Wort Katholik in den Fermans nicht genannt, es hieß: die Angoriſche Secte habe ſich in Gehorſam zu fuͤgen. Der Patrtarch forderte alle katholiſche Armenier bei ſchwerer Strafe auf, ihren Glauben abzuſchwoͤren: wer nicht Folge S. wurde verbrannt. Mehrere Jungfrauen Armeniſcher Nation leb⸗ ten in der Zurzakgezcgen eit⸗ als ſogenannte Religioſen, im Schooße ihrer Familien. Dieſe wurden als Con⸗ cubinne der katholiſchen Prieſter und Aufwieglerinnen geſchildert, in den Fermans ſo benannt, ſofort mit Gewalt und zur Nachtzeit aus den Haͤuſern geholt und in die Patriarchats⸗Gefaͤngniſſe gebracht, mehrere Kranke unter ihnen durch Laſtträger ehe geſchleppt, viele mit Stockſchlaͤgen gemißhandelt. Frauen und Maͤdchen wurden, mit Ketten um den Hals, durch die Gaſſen getrieben, und zuletzt nach Kleinaſten deportirt. Auch der Grlechiſche Pa⸗ triarch, unter deſſen Aufſicht die katholiſchen Aleppiner ſtan⸗ den, erhielt Befehl, ihnen anzukuͤndigen, daͤß ſie ſich bei ähnlichen Strafen zur Griechiſchen Rellgion bekennen muͤß⸗ ten. Seit den Vorſtellungen der fremden Geſandten iſt die Verfolgung den Tuͤrkiſchen Polizeibehoͤrden uͤbertragen worden, um die wahren Urheber zu bemaͤnteln. Die Ver⸗ folgung geht ſomit aus dem Innern des Serails aus, wo es einigen Integrirten mit Huͤlfe des beſtochenen Selih⸗ dars, des maͤchtigſten aller Guͤnſtlinge, gelungen iſt, den ohnedies ſchon aufgereizten Sultan zu verleiten. Vorzuͤg⸗ lich ſcheint man dem Sultan uͤber die große Zahl der im Turkiſchen Reiche lebenden Katholiken, die ſich wohl

Der Koran verbietet Re⸗

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auf einige Millionen belaufen mag, falſche Anſichten b zubringen. In allen Theilen des Reichs 8 bn, Befehle ergangen, mit der Erkläͤrung: Es ſollen küͤnftig keine andere Religions⸗Oberhaͤupter, als die zwei Patriar⸗ chen und der Ober⸗Rabbiner geduldet werden. Zu verwundern iſt, wie die Pforte nicht vielmehr im Gegentheil den guͤn⸗ ſtigen Augenblick der neuen allgemeinen Organiſation

nutzt hat, um ihren zahlreichen katholiſchen Unterthane wie den andern Religionspartheien, ein eigenes Oberhaupt, einen Patriarchen zu geben, deſſen Ernennung und Beſtä⸗ tigung auf eben dieſelbe Art, wie der andern Hrientaltſchen Patriarchen, z. B. des Libanon, geſchehen koͤnnte: ein Wunſch, den die katholiſchen Glaubensbekenner ſchon längſt allgemein Feernesſaser ſich vor den beſtaͤndigen Bedruͤcku

gen der ſchismatiſchen Patriarchen ſichergeſtellt zu ſeh Es wuͤrde dies im eigenen Intereſſe der Pforte liegen, an den Katholiken von jeher die treneſten Unterthanen hat wie ſich dies noch neulich im Laufe der Griechiſchen Re lution erwieſen hat. Bei weitem die Mehrheit derſelb in Konſtantinopel ſowohl, als in der Europäͤiſchen Tuͤrk⸗ in Kleinaſien, Syrien, Georgien, Aegypten, Armenier auf den Inſeln des Archipels u. ſ. w. ſchien dieß ſe

laͤngſt zu wuͤnſchen. Die Unzufriedenheit uͤber die 8 9 gung iſt ſelbſt unter den Tuͤrken allgemein und duͤrfte bald lauter ausſprechen, beſonders in den Tagen der K ſis, mit der das Reich, und die Hauptſtadt insbeſonde auf eine ſo furchtbare Weiſe bedroht iſt. b

Koͤnigliche Schauſpiele⸗

Montag, 2. Mai. Im Schauſpielhauſe: Ein Sonn⸗ tag aus Schelle’s Jugendleben, Poſſe in 3 Abtheilungen, von E. Raupach. (Als Vorſpiel zu den Schleichhaͤndlern.) Hierauf: Die Schleichhaͤndler, Poſſenſpiel in 4 Abtheilun⸗ gen von E. Raupach. S

In Potsdam: Das Concert am Hofe, komiſche Oper in 1 Aufzug. Muſik von Auber. . Preiſinger, den Ca⸗ pellmeiſter Aſtuccio, und Dlle. Roſer, Agathe als Gaſtrollen.) Hierauf zum Erſtenmale: Das Goͤtzenbild und der Tambour, großes Divertiſſement in 2 Abtheilungen, vom Koͤnigl. Bal⸗

letmeiſter Titus. Mittwoch, 4. Mal. Im Schauſplelhauſe: Der Mau⸗

rer, Oper in 3 Abthl.; Muſik von Anber. (Dlle. Roſer, Irma, als Gaſtrolle. Hierauf zum Erſtenmale: Das Goͤtzen⸗ bild und der Tambour, großes Divertiſſement in 2 Abthei- lungen, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Titus. 8

Koͤnigsſtaͤdtiſches Theater.

Montag, 2. Mal. Die Corſen. (Neu einſtudirt.) Sch ſpiel in 4 Acten, von A. v. Kotzebue. (Mad. Hailzinger⸗Neu⸗ mann Natalie.) Hierauf, auf Begehren: Die Braut aus Pommern. (Mad. Hatzinger⸗Neumann Clementine v Kronau.)

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 27. Mai.

Oesterr. 59 Metalliq. 87 ¾ %. Bank-Actien 1248. Dart. -Ob= ligat. 357 ½ 8. Russ. Eugl. Anleihe 82 ¾ ³. Russ. Anleihe Hamb.

Certific. g. 8 8 BZ“

1 E“

z Hamburg, 30. e J

Oezerr. 5 Metallig. 90 ¼ Partial-Oblig. 118. Bank-Actien Russ. Anl. Hamb. Certific. 87 ⅜, Geld. 2 .

¹ St. Petersburg, 23. Mai. Hamburg, 3 Mon. 9 8 1½1. Silberrubel 372. Wien, Z. ahhi ..

öproc. Metall. 91. Banl-Acüen 1043818. WIIN, 28. Mar. Mueanse.

Aufserhalb der Börse: Bank-Actien 1046 8 48 . 8*

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