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₰ zu rechtfertigen die gefetzliche Ordnung zur
Regierung die Befugniß, der Preſſe mittelſt der Ce Schranken zu ſetzen und wird, obgleich es von Einigen fuͤrt unwirkſam, von Andern fuͤr zu ſtrenge gehalten wird, den beabſichtigten Zweck, die Unterdruͤckung des Preß⸗Unfugs,
gewiß erreichen. Es iſt moͤglich, daß meine Worte falſch ausgelegt werden; nichts in der Welt wird mich aber an
der Erfuüͤllung meiner Pflicht hindern, und ich werde zu allen Zeiten die Wahl meines Monarchen dadurch ſuchen, daß ich bei meiner Verwaltung Grundlage nehme. Niemals werde ich mich, weder in Geſinnungen noch in Handlungen,
vppon der ehrwuüͤrdigen Geiſtlichkeit, zu der ich gehoͤre, tren⸗
unwide einiſt ich erklüre aber, daß ich weder als Biſchof noch als Mi⸗
nen, weil dieſelbe ſtets den ihr von der Religion, dem Köͤ⸗ nige Und dem Geſetze vorgezeichneten Weg verfolgen wird. Noch habe ich ein Wort über den Vortrag zu ſagen, wo⸗ mit geſtern die gegenwaͤrtige Berathung geſchloſſen wurde. Ein R. (Herr von Corcelles) hat behauptet, daß der Jeſuitisme uͤber ganz Frankreich verbreitet ſei und ſeine 5 ehliche Macht ſogar über des Miniſterium ausübe:
niſter femals von dieſem Geſpenſte, womit man uns ſchrek⸗ ken will, erreicht worden bin. Der Kirchſprengel, welchen ich verwaltet habe, hat den Einfluß jener angeblich ſo maͤch⸗ tigen und ehrgeizigen Maͤnner niemals erfahren; auch bin ich bel Uebernahme meines gegenwärtigen Miniſteriums auf keinen
von ihnen geſtoßen Man entwirft von ihnen ein falſches und un⸗ gerechtes 8
öffentliche Achtung, und ich laſſe gern ihrer Tugend, ihrer Redlichkeit und ihrer Uneigennützigkeit Gerechtigkeit wider⸗ fahren. Die Frage, welche ſie betrifft, iſt ernſt und wichtig.
ild. Perſoͤnlich betrachtet, haben ſie Anſpruch auf die
Da ich vielleicht binnen Kurzem meine Meinung daruͤber in
dem Conſeil des Königs abzugeben hahben werde, ſo habe ich vorher gehaͤſſige Beſchuldigungen von ihnen abwälzen wollen.
Sss iſt allerdings Pflicht, die Geſetze des Landes in Ausfuͤh⸗
rung
84 dieſelben achten und als huͤtzliche Gehuͤlfen
zu bringen; aber auch Pflicht, unſchuldige Maͤnner nicht Es iſt nicht wahr, daß die Biſchoͤfe Biſchoͤfe moͤgen rachten;z aber ſie
verunehren zu laſſen. En von den Jeſuiten beherrſcht werden; 9 et
1 behaupten ihre voͤllige Unabhaͤngigkeit, und erwapten ehrfurchts⸗
erfuͤllen.
man von der Religion und den Dienet
Achtung, unk man wird bald keine Klage lboöͤren, bhß es dem wahrhaft nationalen Geiſtlichkeit haceh-
voll die Befehle des Koͤnigs, um dieſelben gewiſſenhaft zu Will man aufrichtig und ernſtlich ein enges An⸗ ſchließen des Prieſterſtandes an die Verf⸗
r. B Iſſtant hielt eine lange Rede gegen den Ent⸗
wurf. Er meinte, daß wenn, wie der Miniſter ſolches be⸗ haupte, die Biſchöfe und Seelſorger in dieſem Augenblicke
mehr als je geachtet wuͤrden, die Einfuͤhrung des vortiegen⸗ den Geſetzes um deſto üͤberfluͤſſiger erſchiene, da die etwanigen Mißbraͤuche der Preſſe nur einen ſo geringen Eindruck auf die Gemuͤther gemacht haͤtten; wenn die Geiſtlichkeit an An⸗
ſehen verloren habe, ſo ſei lediglich der Verdacht, den ſie in
Betreff ihrer Geſinnungen verbreitet habe und der durch die
Rede des Miniſters ſchwerlich ganz entfernt worden ſein
moͤchte, daran Schuld; dieſer Verdacht werde aber ſchwinden, ſobald man die Geſetze des Landes gewiſſenhaft in Ausfuͤh⸗ rung bringe; oh aber dieſes Letzter eder Fall ſei, und ob das
Land in Betreff der Jeſuiten völlig unbeſorgt ſein koͤnne, wolle er
gewandterer Redner uͤberlaſſen.
ern der Unterſuchun 188 Pruͤfung des Geſetzes uͤber
Hr. B. Conſtant ging hierau
1 und erklaͤrte, daß das Vertrauen, welches ihm die neue Ver⸗
* waltung eingefloͤßt, ſo wie der Wunſch, endlich einmal mit den
ecrkennen laſſen; auch habe er darauf gerechnet, daß die
einiſtern einerlei Sinnes zu ſein, ihn Anfangs nur die drei Vortheile, die der Entwurf darbiete, näͤmlich die Abſchaffung der Cenſur, der Tendenz⸗Prozeſſe und des ö om⸗
miſſton einige weſentliche Aenderungen darin vornehmen werde; ſeine Erwartung ſei indeſſen in jeder Beziehung getauſcht worden; die Handlungen des Miniſteriums haͤtten ſeit der
8 Vorlegung des Geſetzes mit allen ſeinen Wuünſchen im grell⸗
ſten Widerſpruche geſtanden, und die Commiſſton, weit ent⸗
fernt, die Fehler des Entwurfes zu verbeſſern, haͤtte ſich
vielmehr noch ein beſonderes Vergnüͤgen daraus gemacht,
8 ſie zu vermehren; unter dieſen Umſtanden bliehe dem Ge⸗
ſete nur noch ein Verdienſt, nämlich das, daß es die Cen⸗ ſai auftzebe allein zu dieſem Bebufe ſei daſſelbe voͤllig uͤber⸗ — — doch mindeſtens unzureichend; denn von zweien Din⸗ und dann — waͤren die Miniſter conſtitutionnel geſinnt, oder ſie waren dace die Cenſur ohnedies nicht wieder einfuͤhren; die dunkle vnonſtitutionnel geſinnt, und dann wuͤrde nicht mehr als eine Geilveideutige Abfaſfung des Geſetzes ihnen ſondern ſie wuͤrden allans —,— daſſelbe zu umgehen, ganze Verfaſſung uͤber
nſur
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2 28 S 8 Lb Säernee 8 den Haufen zu ſtoßen ſuchen; man habe behauptet, daß das Geſetz ſchon deshalb unterſtuͤtzt werden muͤſſe, weil die Ver⸗ werfung deſſelben das jetzige Miniſterium ſchwaͤchen und leicht ein neues herbeifuͤhren moͤchte; dies ſei aber durchaus nicht ſeine Meinung, vielmehr glaube er, daß die Verwerfung des Entwurfes das Miniſterium zwingen werde, die Bahn der Verfaſſung ohne Ruͤckhalt zu verfolgen und die Candidaten der Congregation von der Verwaltung zu entfernen. Der Redner durchlief hierauf die verſchiedenen Artikel des Ge⸗ ſetzes, und beleuchtete die darin enthaltenen Beſtimmungen in einer ſehr ausfuͤhrlichen Discuſſion, welcher er es an Logik. und hervorſtechenden Bemerkungen nicht fehlen ließ, wohin wir ihm aber aus Mangel an Raum FSpin. folgen koͤn⸗ nen. Nach ihm trat der Großſiegelbewahrer zur Vertheidigung des Geſetz⸗Entwurfes auf. „Sie werden von mir nicht erwarten“ aͤußerte derſelbe, „daß ich auf die Rede, welche ich ſo eben vernommen habe, antworte; nicht durch einen glänzenden Vortrag wollen wir Sie, meine Herren, in der gegenwartigen Discuſſion zu perfuͤhren ſuchen; wir wenden uns bloß an Ihre Vernunft, an Ihr Gewiſſen und an Ihre Liebe zu dem Lande und zu dem Köͤnige; Gefällig⸗ keit verlangen wir von Ihnen nicht. Man behauptet, daß der Entwurf den Beſtimmungen des gemeinen Rechts und dem Inhalte der Charte zuwiderlaufe, und nachdem man die Ar⸗ beit ſtreng getadelt hat, ſchont man auch deren Verfaſſer⸗ nicht und beſchuldigt uns der Argliſt und des Widerſpruchs. Es ſei mir erlaubt, das Geſetz zu rechtfertigen. Das gemeine Recht beſteht nicht in der Anwendung derſelben Regeln auf alle Gegenſtände, ſondern in der unbedingten Anwendung derſelben Regeln auf den beſondern Gegenſtand, den ſie be⸗ treffen, und nur, wenn man in dieſer letztern Bezlehung Ausnahmen macht, verletzt man das gemeine Recht. Die Charte iſt unſer polltiſches gemeines Recht; ſie hat der Preß⸗ freiheit keine Schranken geſetzt; aber in allern Laändern, wo die Preßfreiheit eingefüͤhrt iſt, unterſcheidet man zwiſchen den gewohnlichen und den periodiſchen Erzeugniſſen der Preſſe⸗ 8 iſt ein großer Unterſchied zwiſchen elner Schrift und einer eitung.
8 Die Herausgabe eines Buches iſt eine Privat⸗ Heebeansg, die Gruͤndung eines Journals, ein oͤffentliches
nternchmen, welches einen gewaltigen Einfluß auf den ge⸗ ſellſchaftlichen Zuſtand und auf die oͤffemliche Meinung hat, weshalb auch die Geſellſchaft ein unbeſtreitbares Recht hat, zu verlangen, daß man ſie dabel vor jedem Mißbrauche ſchuͤte.
Aber, ſagt man, die Bedingungen in dem vorliegenden Ent⸗
wurfe beugen dieſfem Mißbrauche vor, wogegen die Charte nur von einer Unterdruͤckung deſſelben ſpricht; allein alle Polizei⸗ und Sicherheits⸗Geſetze ſind ebenfalls vorbeugend, und gewiß wird es Niemandem jemals eingefallen ſein zu behaupten, daß ſie deshalb mit der Charte unvereinbar ſeiens ja die re⸗ preſſiven Geſetze ſind ſelbſt praͤventiv, denn die Strafen wer⸗ den ja nicht aufgelegt, um die Geſellſchaft zu raͤchen, ſon⸗ dern um ſie vor der Kͤckkehr des begangenen Vergehens zu bewahren.“ Nachdem der Redner no aͤhnliche Beiſpiele für ſeine Meinung angeführt hatte, fuhr derſelbe alſo fort: „Man iſt uͤberhaupt in dieſer Beziehung in eine große Ge⸗ danken⸗Verwirrung gerathen; nicht von dem Schriftſteller wird ja eine Caution verlangt, ſondern von den Unternehmern der Zeitung; nicht von dem unbemittelten Gelehrten, ſondern von dem reichen Speeulanten, der ſein Geld zu einem lite⸗ rariſchen und politiſchen Unternehmen herglebt. Es iſt jetzt nicht die Zeit, den vorliegenden Entwurf in allen ſeinen ein⸗ zelnen Artikeln zu beleuchten; ſo viel koͤnnen wir aber ſchon jetzt verſichern, daß derſelbe unſere eigene Arbelt, die Frucht reiflicher Ueberlegung iſt; er mag Manchem deshald nicht beſſer erſcheinen; aber er iſt nicht, wie man behauptet hat, „aus dem un⸗ gezaͤhmten Wunſche der mit der Heuchelel im Buͤndniſſe ſtehenden abſoluten Macht“ entſtanden; ſein Zweck iſt nicht, „unſere Verfaſſung fuͤr immer uͤber den Haufen zu ſtoßen. ie Gefetze, welche wir Ihnen vorlegen, beruhen auf Treue und Glauben, und ſind in dem Intereſſe der Volksfrelheiten und des Thrones abgefaßt. Wir muͤſſen es daher bedauern, daß der vorige Redner (Hr. Benj. Conſtant) ſich von uns abge⸗ wendet hat; er verſichert, dies ſei unſere Schuld; Und doch iſt der Entwurf heute noch derſelbe, der er am 15. April war, und damals hielt der gedachte Redner ihn fuͤr eine weſent⸗ liche Verbeſſerung unſerer Geſetzgebung. Ich erkläre ſchließ⸗ lich, meine Herren, daß ich, gieſch meinem Vater, an den
man mich erinnert hat, die polltiſchen und geſetzlichen Frei⸗ heiten gegen die übertriebenen Forderungen Derer unabläͤſſig vertheidigen werde, die ſich ausſchließlich zu deren Verfäch⸗ tern aufwerfen und die mehr als einmal das Land gezwun⸗ gen haben, Ruhe und Friede unter dem et der will⸗ kuͤhrlichen Macht zu ſuchen.“
fuͤr die Verwerſung und Hr.
r. Salverte ſtimmte no Bier fuͤr die Annahme des