und mit gefaͤllter Lanze bis unter die Thore der
dirt, der Feldmarſchall Fürſt von Wittgenſtein, der General Woynew und der ganze General⸗Stab des zweiten Armee⸗ Corps erwarteten Se. Maj. am Eingange dieſer Wohnung; den folgenden 8. (20.) Mai machten, Se. Majeſtaͤt in Be⸗ gleitung Ihres erlauchten Bruders und des Marſchalls und Thef des Generalſtabs, Grafen Diebitſch, einen Umritt durch die Vorpoſten und die am weiteſten hinausgeruͤckten militai⸗ riſchen Aufſtellungen, welche rechts und links die Feſtung zunaͤchſt einſchließen. Die Truppen fuͤhlten ſich bei der Er⸗ ſcheinung ihres Souverains, der auf dieſe Weiſe ihre Gefah⸗ ren theilte und ihrem Eifer und ihrer Tapferkeit Gerechtig⸗ keit widerfahren ließ, aufs Hoͤchſte erfreut. Am Abende ſſcchickten 8.* Maj. alle ſeit dem Anfange der Blokade ge⸗ mmachten Gefangenen, nachdem dieſelben zuvor mit einigen 100 Dukaten beſchenkt worden waren, in die Feſtung zu⸗ ruͤck. Ihre Ruͤckkehr erregte den innigen Dank des Paſcha's und aller Bewohner. Deſſenungeachtet konnten ſich die Tuͤr⸗ kiſchen Gefangenen doch nicht überzeugen, den Kaiſer geſe⸗ hen zu haben und eben ſo wenig kann die Beſatzung bis jetzt die Erſcheinung des maͤchtigen Beherrſchers von Ruß⸗ jand vor den Mauern der Feſtung begreifen. Sie feuert jedoch ſeit Seiner Ankunft nur ſehr ſelten und iſt wie von Erſtaunen uͤber das, was ſie ſieht und hoͤrt betroffen. Die Vorbereitungen zur Belagerung ſind durch die Entlegenheit der noͤthigen Materialien, die man uͤber 50 Werſt weit her⸗ holen muß, verzoͤgert worden.
UMeber die bisher ſtatt gehabten Ruſſiſchen Kriegs⸗Ope⸗ rationen ſind wir in den Stand geſetzt, nachſtehende aus⸗ fuͤhrlichere Mittheilungen zu machen:
Die gute Witterung iſt diesmal in unſeren mittäglichen Provinzen ſo ſpaͤt eingetreten und die Straßen ſind ſo lange unwegſam geweſen, daß die Operationen zur Zuſammenzie⸗ hung der Truppen unter den Befehlen des Feldmarſchalls, Grafen von Wittgenſtein, erſt mit dem Monate April haben beginnen koͤnnen. Am 20. April (2. Mai) hatte der Mar⸗ ſchall ſeine vorlaͤufigen Dispoſitionen beendigt und am 25. UApril (7. Mal) konnten üunſere erſten Colonnen uͤber den
Pruth gehen. An demſelben Tage wurde die Hauptſtadt
der Moldau beſetzt und ſchon am 30. April (12. Mai), fünf Tage nach der Eroͤffnung des Feldzuges, ſtanden un⸗ 8. 82 Truppen auch in Buchareſt und dehnten ihre Vorpoſten bis an
die Donau aus. Die LTuͤrkiſchen Feſtungen, welche ſich an den Ufern dieſes Fluſſes befinden, ſind der Hauptſtadt der Wallachei ſo nahe gelegen,
daß die Maͤrſche ungemein beſchleunigt werden mußten, um den Ottomaniſchen Truppen, welche aus einem von je⸗ nen feſten Plaͤtzen leicht auf Buchareſt haͤtten vordringen und dieſe Stadt in Aſche legen koͤnnen, zuvorzukommen.
Die Erhaltung der Stadt iſt gluͤcklicher Weiſe in dieſem Au⸗
genblicke geſichert; das Corps unter den Befehlen des Ge⸗ neral⸗Lieutenants Roth hat Buchareſt beſetzt. Das des Ge⸗ nerals Woynow iſt von Jaſſy aus auf die Feſtung Braillow marſchirt; einige unbedeutende Gefechte haben vor dieſem Platze, deſſen Beſatzung zu einer hartnaͤckigen Gegenwehr enrſchloſſen zu ſein ſcheint, ſtatt gefunden. Eine Abtheilung ausgewählter Tuͤrkiſcher Cavallerie ruͤckte unſeren Truppen entge⸗ gen, ſobald man deren Annaͤherung erfuhr; dieſelbe wurde aber von einem Vorpoſten der Uhlanen vom Bug zuruͤckgeworfen, Feſtung verfolgt.
Der Officier, welcher das Tuͤrkiſche Corps anfuͤhrte, wurde getödtet, und einige Funfzig Mann wurden zu Gefangenen gemacht. Am 3. (15.) Mai wurde eine der Vorſtaͤdte von Brallow, deren Einnahme zur Eroͤffnung der Belagerungs⸗ Arbeiten unumgaͤnglich noͤthig war, nach einem zwar lebhaf⸗ ten, jedoch nicht anhaltenden Widerſtande von Seiten des Feindes, mit Sturm genommen. Es erfolgte hierauf die Einſchließung des Platzes; aber der hohe Waſſerſtand der Donau einerſeits, ſo wie anderſeits die Nothwendigkeit, die zur Aufertigung der Schanzkoͤrbe erforderlichen Materialien aus einer Entfernung von mehr als 50 Werſten herbeizu⸗ ſchaffen, geſtatteten die Eroͤffnung der zweiten Parallele erſt iinn der Nacht vom 13ten auf den 14ten (25ſten auf den 2eFſten) d. M. Mehrere Batterieen ſind bereits aufgefuͤhrt, und wenn man von den erſten Wirkungen ihres Feuers auf die Zukunft ſchließen darf, ſo hat man alle Urſache ſich einen ſchnellen und entſcheidenden Erfolg zu verſprechen. Der Groß⸗ uͤrſt Michael Kalſerliche Hoheit, leitet in Perſon die Be⸗ lagerung von Brallow. Der Kaiſer hat ſich am 8ten ſelbſt dahin begeben und iſt bis zum 13ten daſelbſt verblieben. Seine Majeſtaͤt haben alle Poſten, alle Arbeiten beaufſich, tigt und alle Umgebungen des Platzes in Augenſchein ge⸗ g Der Austritt der Donau iſt ſo bedeutend geweſen, doa
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es jetzt phyſiſch unmoͤglich iſt, auf denjenigen Puniten pfes klagbar geworden war, die ſaͤmmt 8 CCqaäa 8 2 1 * 1 8 “ 8 =
unfern Ismail⸗ uͤber den Fluß zu gehen, wo wir ihn zu uͤberſchreiten wuͤnſchten, und wo ein ſehr anſehnliches Ar mee⸗Corps ſich vereinigt findet, welches bereit iſt, in die Bul⸗ garei vorzudringen, und ſeine Operationen mit Nachdruck und Schnelligkeit auf dem rechten Ufer der Donau fortzu⸗ ſetzen. Der Kaiſer hat dieſen Zwiſchenraum benutzt, um 3 Tage zu Bender und zu Odeſſa bei Ihrer Majeſtaͤt der Kal⸗ ſerin zuzubringen. fluſſe der Weide, welche jenſeits der Donau zu finden fuͤr
uns ſo weſentlich iſt, die Witterung niemals guͤnſtiger—
geweſen als jetzt. Auf dieſe Weiſe erleiden wir durch das Anwachſen dieſes Fluſſes keinen weſentlichen Zeit⸗Verluſt, und werden wir in Maſſe denſelben uͤberſchreiten, ſo bald er in ſein gewoͤhnliches Bette zuruͤckgetreten ſein wird. Der ſo⸗ wichtige Zweig der Armee⸗Verwaltung iſt auf die wuͤn⸗ ſchenswertheſte Weiſe organiſirt. Zwieback, Fleiſch, Mehl,
Inzwiſchen iſt dem nachhaltigen Ueber⸗
Branntwein, nichts fehlt dem Soldaten, und Transportwagen,
welche mit Ochſen beſpannt und geeignet ſind, der Armee in allen Bewegungen zu folgen, bieten ihr fuͤr mehrere Monate die voͤllig Subſiſtenz⸗Mittel, wohin ſie ihre Richtung auch nehmen mag, dar. Alle Tuͤrkiſchen Plätze an der Donau ſcheinen wohl verproviantirt und mit hinreichenden Garni⸗ ſonen verſehen zu ſein. Was die Heere betrifft, welche uns die Türkei gegenuͤber ſtellen wird, ſo ſcheinen ſich dieſe weder concentrirt noch feſt organiſirt zu haben. Einige Truppen⸗ Bewegungen haben in Bosnien ſtatt gefunden; man ſpricht⸗ von der Vereinigung eines Corps bei Schumla und einer Armee zu Adrianopel, uͤber welche der Großherr den Befehl⸗ in Perſon uͤbernehmen werde. Je nachdem unſere active Armee vorſchreitet, wird dieſelbe durch die Reſerve unter Befehl des General⸗Lieutenants Grafen von Witt in der Moldau und Wallachei erſetzt werden. Das Kaiſerl. Heer iſt mit dem lebhafteſten Enthuſiasmus von den Einwohnern⸗ der beiden Fuͤrſtenthuͤmer aufgenommen worden, und beob⸗ achtet eine Disciplin, welche mit Recht bewundert wird. Krankheiten irgend einer Art haben ſich bis jetzt weder vor⸗ Brailow noch ſonſt irgendwo gezeigt. In den bis jetzt ſtatt⸗ gefundenen Gefechten haben wir 60 Verwundete und einige Todte gehabt. Unter den Letztern befindet ſich ein Koſaken⸗ Oberſt, dem beim Anbruche des Tages in den Trancheen ſchlafend durch eine Kanonen⸗Kugel der Kopf weggeriſſen. wurde. b Der Kaiſer hat Odeſſa verlaſſen um ſich nach Ismaik zu begeben. 88 Majeſtaͤt ſo wie Ihro Majeſtaͤt die re⸗ gierende Kaiferin erfreuen ſich des Allerhoͤchſten Wohlſeins. Frankreich. Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 31. Mai. Bei. Eroͤffnung der Sitzung wurden zwei Commiſſionen zur Pruͤfung der beiden Geſetzentwuͤrfe wegen der Anleihe der 4 Millionen Renten und wegen des, dem Kriegs⸗Miniſter zu bewilligenden Zuſchuſſes von 300,000 Fr. ernannt. Die erſtere, als die wichtigere, beſteht aus dem Herzoge von Levis, den Marquis von Mortemart und von Orvilliers, den Gra⸗ 2 von Argout, von Lavillegontier und Mollien, und Hrn. livier. der Herzog von Sabran uͤber verſchiedene Bittſchriften’, die zu einer Disecuſſion Anlaß gaben, in deren Laufe zehn ver⸗ ſchiedene Mi Die naͤchſte
Sitzung wurde auf den 3. Juni anberaumt. Deputirten⸗Kammer.
Sitzung vom 31. Mat.
Hierauf berichteten der Baron von Barante und
leder der Pairs⸗Kammer das Wort ergriffen.
Alle Zugänge zu dem Sitzungs⸗Saale waren an dieſem Tage
ſchon von des Morgens fruͤh an von einer Maſſe Neugiexi⸗
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ger dergeſtalt belagert, daß man ſich genoͤthigt ſah, die wacht⸗
habenden Poſten zu verſtärken. Der Grund zu dieſem un⸗
gewöhnlichen Andrange war das Geruͤcht, weiches ſich ſeit
Kammer
einigen Tagen in Parls verbreitet hatte, daß die 8e. 889 Kescheite 8es n82s
in dieſer Sitzung den Bericht uͤber die Bittſchrift d von Laroche⸗Arnault gegen die Jeſuiten vernehmen wuͤrde. Inzwiſchen war dieſe Nachricht ohne Grund, und die ge⸗ dachte Bittſchrift duͤrfte daher erſt in 8 oder 14 Tagen zur Sprache kommen. — Zu Anfang der Sitzung zeigte der Praͤſident der Verſammlung den Tod des fen von Bryas, eines der Deputirten des Hehettements des Pas de Calais⸗ an, Hr. Calemard von la Fayetre ch uͤber verſchiedene Privat⸗Rerclamationen. — Ein Pariſer⸗ Advokat, Namens Grand, verlangte die Abſchaffung der ge⸗ ſetzlichen Beſtimmung, wona Fnegiſes, der Eivits Parthel ſelhſt dann zur Laſt fallen, wenn dlieſe den Prozeß gewonnen hat, ſobald näͤm⸗
lich der Verurtheilte außer Stande iſt, jene Koſten zu
bezahlen, Als einen Beweis fuͤhrte der Bittſteller den
Prozeß gegen den beruͤchtigten Abbé Contrafatto an, wo.
die Mutter, die wegen des ihrem Kinde angerbanen Schim⸗
berichtete demnöͤchſt
die Koſten eines Crimmal⸗
lichen Prazeßkoſten
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