gar beibehalten, aber die Unordnungen haben deshalb nicht aufgehoͤrt. Das iſt allerdings eine Thatſache, welche nicht beſtritten werden kann, aber welche gegen dieſe ungluͤückliche Nation nichts beweiſt, als daß ſie ſich hinſichtlich ihres ge⸗ ſellſchaftlichen Zuſtandes noch in der Kindheit befindet. Die Griechen wollten eine geſetzmäͤßige Verfaſſung bilden, dies beweiſt wenigſtens ihr natuͤrliches Hinneigen zu einem geord⸗ neten Zuſtande; aber waren ſelbſt die Maͤchtigſten und Ein⸗ flußreichſten unter ihnen im Stande, die Grundlagen zu einem ſolchen Gebäude zu entwerfen? Sie unternahmen es den⸗ noch, und mit Huͤlfe einiger Fremden und derer unter ihren Landsleuten, welche ſich mit Nutzen in Europa umgeſehen hatten, lieferten ſie wenigſtens einen Entwurf, den aber Nie⸗ mand von ihnen Kraft genug hatte in Ausfuͤhrung zu brin⸗ gen, obſchon man ſich in drei Verſammlungen alle Muͤhe damit gab. Aber weil ein Kind weder ſchrelben und leſen, noch ſich wie ein vernuͤnftiger Menſch betragen kann, ſoll man daraus folgern, daß es ihm an Verſtand mangelt, oder daß man kein gebildetes Weſen daraus machen koönne? Wenn dieſes Kind genug vorgeſchritten iſt, um das Beduͤrfniß zu fuͤhlen, ſich zu unterrichten; wenn es ſeine Beſchraͤnktheit einſteht und geſteht, wenn es Lehrer von Euch verlangt, werdet Ihr es denn noch immer mit der Behauptung: daß nichts mit dieſem Kinde anzufangen ſei, zuruͤckweiſen? So feß der Fall mit Griechenland, im ſiebenten Jahre ſeiner politiſchen Exiſtenz; es forderte einen Lehrer, und hat ihn in Capodiſtrias gefunden. Werden der Spectateur⸗Oriental, der Courrier de Smyrne und die uͤbrigen Feinde der Grie⸗ chiſchen Sache nun noch ſagen, daß die Griechen nicht faͤhig ſind eine Nation zu bilden. Sie moͤgen ſchreien ſo viel ſie wollen, Thatſachen werden die beſte Widerlegung ſein.

Schon vor der Ankunft des Praͤſidenten haben wir nicht angeſtanden, in unſerm Blatte Nr. 21 auszuſprechen: daß er die Nation, die ihn zu ihrem Oberhaupt gewählt hat, mehr zu unterrichten, als zu regieren noͤthig haben werde. Um ſich davon zu uͤberzeugen, ſo wie wir uns durch einen achtjaͤhrigen, ununterbrochenen Aufenthalt in Griechenland und durch die ſorgfältigſte Beobachtung des National⸗Cha⸗ rakters uͤberzeugt haben, braucht man nur das in’s Auge zu faſſen, was in Griechenland von dem Moment an geſchehen iſt, wo die Zuͤgel der Regierung in ſolche Hande kamen, welche im Stande waren, alle Zweige der Verwaltung mit dem allgemeinen Wohl in Verbindung zu bringen; und wo man ſich uͤberzeugte, daß Geſetze, welche die oͤffentlichen Frei⸗

eiten, das Leben, Eigenthum und die Ehre der Buͤrger zu ſbes vermochten, endlich in's Leben traten.

Wir duͤrfen wohl fragen, ob der neue Praͤſident nicht jeden ſeiner Befehle, ohne irgend eine heftige Umwäͤlzung, hat ausfuͤhren laſſen koͤnnen? er bedurfte nichts, als Feſtigkeit des Willens, die jedem Gouvernement eigen ſein muß; ja, wir fragen ſogar, welcher Rath oder welcher Vorſchlag des Praͤſidenten nicht mit Eifer ergriffen und auch der Buchſta⸗ be befolgt iſt?

Man hat geſehen, wie nur durch ſein Erſcheinen und auf ſeine einfachen Vorſtellungen die ſcheußliche Seeraͤuberei verſchwunden iſt); unſere Seeſoldaten und unſere Land⸗ Truppen haben ſich mit gutem Willen den fuͤr noͤthig gehal⸗ tenen Einrichtungen unterworfen; das Volk hat allenthalben jede nur wuͤnſchenswerthe Bereitwilligkeit gezeigt; die Anfuͤhrer unſerer braven Palikaren haben von ſelbſt auf ihren Grund verzichtet, um jeden beliebigen aus ſeinen Haͤn⸗ den zu empfangen; ſelbſt Diejenigen unter unſern Landsleu⸗ ten, welche durch ihre unfriedfertigen Leidenſchaften ſo viel Unheil uͤber unſer Vaterland gebracht, und ihren Privat⸗ Vortheil ſo oft der allgemeinen Wohlfahrt vorgezogen ha⸗ ben, waren die Erſten, welche das Beiſpiel eines ſtrengen

*) Es iſt faſt keine FvangemasFeeger nöthig eweſen, um den Griechiſchen Archipel von den Piraten zu ſaͤnbern; diejeni⸗ en, welche man gegen Karabuſa anwendete, dienten mehr dazu, ie geraubten Gegenſtaͤnde, welche daſelbſt aufgehaͤuft waren, wieder zu erlangen, als der Sceraͤuberei zu ſteuern, welche ſchon faſt ganz aufgehort hatte. (Anmerk. der Griech. Biene.)

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Gehorſams und einer ehrenvollen Unterwuͤr

Man kann ſagen, daß ſie bei keiner Gelegenheit einig waren, als da wo es darauf ankam, ihre eigene Unfaͤhigkeit zu geſtehen, und das Schickſal Griechenlands in die Haͤnde des Mannes zu legen, den die Vorſehung und die Politik ganz beſonders zu deſſen Reformator ausgeſucht zu haben ſcheinen. Ja, wir geſtehen es offen, die Griechen Feben ſich in den ſieben Jahren des Kampfes und der Anarchie manche tadelnswerthe Unordnungen vorzuwerfen, obgleich dieſe jn kei⸗ nem Vergleich mit den blutigen Graͤueln ſtehen, v. ſich andere, auf einem bei weitem hoͤhern Grade der Civiliſation ſtehende Vöͤlker, bei aͤhnlichen Umwaͤlzungen haben zu Schul⸗ den kommen laſſen; und wenn man bedenkt, daß in dieſem langen Zeitraum kein Geſetz beſtand, daß alle Verbre⸗ chen eher beſchoͤnigt als beſtraft; daß die ausgezeichneteſten Verdienſte, die groͤßten Anſtrengungen nicht belohnt, die Maͤchtigen geſchmeichelt und die Schwachen gedruͤckt wur⸗ den, dann ſollte man, ſtatt nur aus den, im Verhaͤltniß gerin⸗ gen, vueſchmeifungen, zu folgern: daß die Griechen durch⸗ aus unfaͤhig waͤren eine ſelbſtſtaͤndige Nation zu bilden, lie⸗ ber einräumen: daß dieſes Volk nur durch eine faſt wunder⸗ bare Wirkung ihrer Religion, durch ihren natuͤrlichen Ab⸗ ſcheu gegen erbrechen und durch eine maͤnnliche Ausdauer im Ungluͤck, jetzt noch exiſtiren kann. Wenn auch der Spec⸗ tateur⸗Hriental und der Courrier de Smyrne den Griechen dieſe Gerechtigkeit nicht widerfahren laſſen, ſo werden dieſe durch die Theilnahme der Regierungen und der Vöͤlker Euro⸗ pa’'s, und beſonders durch eine guͤtige Vorſehung, welche ih⸗ nen den Mann ſchickte, den ſie zur Entwickelung ihrer Kraͤfte bedurften, reichlich entſchäͤdigt!

Koönigliche Schauſpiele.

Dienſtag, 10. Juni. Im Schauſpielhauſe: Der todte Gaſt, Luſtſpiel in 2 Abthellungen, mit einem Vorſpiele, von L. Robert. Hierauf: das Goͤtzenbild und der ambour, kroßen Divertiſſement in 1 Aufzug, vom Koͤnigl. Balletmei⸗ ſter Titus.

Koͤnligsſtädtiſches Theater. Dienſtag, 10. Juni. Der Dorfbarbier. Hierauf; Der Hahnenſchlag. Zum Beſchluß: Das Feſt der andwerker. Mittwoch, 11. Juni. Aſchenbroͤdel. Komi che Oper in 2 Acten; Muſik von Roſſint. (Herr Haizinger Prinz Ramiro.) Die bereits ausgegebenen, mit Montag bezeichneten Bil⸗ lets, bleiben zu dieſer Vorſtellung guͤltig.

2* ÜdieBi 2

8 Berliner Börse.

* 6 9.

Den 9. Juni 1828. 2 Amifl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuſs. Conir.) üEA FrAIC,el..] E St.-Schuld -Sch.] 4]† 90 89 ½ [pomm. Pfandbr.] ₰4 103 102 Pr. Engl. Anl. 18/ 5. [102 ¾ 102 Kur- u. Neum. do.“† 4 103 ½ Pr. Engl. Anl. 22 5 101 ¾ 101 Schlesische do. 4 104 ½ ,— B6 Ob inclLin 2 98 Pomm. Dom. 40 5 105 ¼ Kurm. Ob. m. I. C. 4 88 ½ 88 Märk. do. do. 5 88 Neum. Int. Sch. do. 41-8 —- 88 8 [Oapr. do. do. 5 io Berlin. Stadt-Ob.] 5 tos½ ꝗy— Rückst. C. d.Kmk-—- N47 ½ 47¼ Königsbg. do.) 4 86. 87 ⁄½ 40. 4o.d.Imb. 47 ½ 47⁄ Elbinger 4o. 5 96 98 8 Zins Sch. d. Kmb. 48 ¾ 48 ¼ Danz. do- in-Th. Z. 31, düiro d. Smk] —- 48 481. Westpr. Pfdb. X 4 94 ½ 94 nea diwc dito B. 4 91 HoHn. vollw. Duc. 20. Groſshz. Pos. do. 4 97¼ 97 ¾˖ Friedrichsd'or +4— 13½ 13 ½ Ostpr. Pfandbrf. 4 94 Discomo.. Auswärtige Börsen. London, 3. Juni. Consols schlossen zu *86 2. Portug. 5909. Mezican. 38.

Russ. 90½ 91; 90 ¾. . Celumb, 234-1. Brasil. 60 ¾ -1.

Gedruckt bei Hapn.

Redacttur John.