ten, was indeſſen der Praͤſident nicht zugab, da, dem Re⸗ glement zufolge, ein Berichterſtatter waͤhrend ſeines Berichts nicht unterbrochen werden darf. Dem Journal des Debats zu⸗ folge war von nichts als von einem uͤber dem Ruhe⸗Altar ange⸗ rachten Anagramme die Rede, welches unter einem Kreuze die drei Buchſtaben J. H. S. (Jesus hominum Salvator) den gewoͤhnlichen Namenszug uüͤber dem Allerheiligſten, ent⸗ haͤlt. Von jeder Seite des Ruhe⸗Altars waren zwei Me⸗ daillons, auf deren einem ſich die, mit einem Kreuze ver⸗ ſchlungenen Griechiſchen Buchſtaben 7f. (die Anfangs⸗ Buchſtaben von Jronus), auf dem andern aber die verſchlun⸗ genen Lateiniſchen Buchſtaben A. M. (Ave Maria) befanden. Es gelang dem Präͤſidenten nur mit Muühe es dahin zu bringen, daß Herr Pavée de Vandoeuvre ſeinen Bericht fortſetzen konnte. Die meiſten Bittſchriften, woruͤber der⸗ ſelbe Vortrag machte, hatten ein bloß oͤrtliches Intereſſe. Ein Hr. Dudouit verlangte daß man 1) die Spielhäuſer ſchließe, 2) den Deputirten Diaͤten bewillige, und 3) den Wiſſenſchaften eine groͤßere Aufmunterung als bisher ange⸗ deihen laſſe. Den erſten Theil der Eingabe bevorwortete Hr. Salverte, indem er zugleich die Verſammlung darauf aufmerkſam machte, wie es ſeit einiger Zeit in Paris Rou⸗ lette- Bänke gäbe, die an unbefugten Orten gehalten wuͤr⸗ den. Den zweiten Theil der Eingabe unterſtuͤtzte Herr Carl Dupin unter heftigem Murren der rechten Seite. Es gebe Departements, meinte derſelbe, wo man, um Mitglied der Kammer zu ſein, nur 6 bis 700 Franken an Steuern zu zahlen brauche, und unmöglich koͤnnte ein Deputir⸗ ter, bei einem ſo mößigen Vermögen, 100 bis 120 Meilen weit nach Paris kommen und daſelbſt ſechs Monate lang zubringen, ohne in Geld⸗Verlegenheit zu gerathen. Er verlangte daher, daß fuͤr dergleichen Deputirte ein Un⸗ terſtützungs⸗Fonds gebildet würde. „Wir werden dies nim⸗ mer zugeben!“ rief man hier zur rechten Seite. Der Vi⸗ comte Du Tertre äußerte ſich uͤber den Gegenſtand in fol⸗ gender Art: „Es wird mir nicht viel Muͤhe koſten, die An⸗ ſichten des vorigen Redners zu widerlegen. Wir verlangen keine andere Belohnung als den Beifall unſerer Committen⸗ ten und die gewiſſenhafte Ueberzeugung, daß wir unſere ichten erfüllt haben. Allerdings ſind einige von unſeren ollegen von dem Gluͤcke nicht beſonders beguͤnſtigt, und fuͤr I— eine lange Abweſenheit vom Hauſe allerdings ein roßes bre Gegend zurückkehren, der öͤffentlichen Achtung zu er⸗ frenen. Man ſpricht von der Unabhäͤngigkenr 8 puticten; wer dleſe Unabhoͤngigkeit aber nicht in ſeinem Vu⸗ ſen traͤgt, verdient das Vertrauen ſeiner Mitbuürger nicht; man gebe ihm 10, 20, 30,000 Fr. und er wird doch nicht zufrieden ſein.“ Ueber den obigen zweiten Antrag des Hrn. douit wurde hlerauf faſt einſtimmig zur Tages⸗Ordnung geſchritten; die Herren C. Dupin und Girod waren die ein⸗ zigen, die denſelben unterſtützten. — Die Eingabe eines Hrn. Föcard in Lyon, worin derſelbe darauf antrug, die Errich⸗ tung der dem Andenken Ludwigs XVI. und ſeiner Famtllie gewidmeten Monumente, zu beſchleunigen, wurde, nach einer Rede, worin der Vicomte von Conny dem hingeopfer⸗ ten Monarchen, ſo wie der Koͤnigin, Madame Ellſabeth und dem Herzog von Enghien den verdienten Tribut der Ehrfurcht und Bewunderung zollte, dem Mini⸗ ſter des Innern uͤherwieſen. — Ein Herr Vautour 8 Rochefort machte den Vorſchlag, von den ſaͤmmtlichen Steuerpflichtigen des Landes, ſo wie von den Civil⸗ und Militair⸗Beamten und Penſionairen eine außerordentliche Steuer von einer Centime auf den Franken zu erheben und daraus einen Fonds zu bilden, woraus die vor Gericht ge⸗ ſtandenen und frei geſprochenen Individuen eine Un ¹ terſtuͤtzung erhalten ſollten. Herr Bavoux, ohne weiter die vorge⸗ ſchlagene Art der Bildung eines Unterſtuͤtzungs⸗Fonds 928. chutz nehmen zu wollen, machte auf die traurige Lage der geſchuldigten aufmerkſam, die, oftmals nach einer mehr⸗ monatlichen, ja zuweilen jährigen Haft, ohne irgend einen Erſaß fuͤr die erlittenen Drangſale und ohne Mittel fuͤr die Zukunft, freigeſprochen werden. Der Großflegel⸗ ewahrer beſchränkte ſich darauf, die Meinung des Herrn vonr zu widerlegen, als ob die Beamten des oͤffentlichen
Min ſteriams üder die Freiheit der Buͤrger leichtweg ſchal⸗
unten; die Verhaftung geſchehe in der Regel auf di er gel ie — — ſtructions⸗Richter, und nur in ſeltenen
ntrag des Procurators oder ſeiner S ſtitute; daß uͤbrigens 2 Behoͤrde dabel bö fahre, gehe ſchon daraus hervor, daß von den angeſchuldig⸗ ten Individuen in der Regel nur der dritte Theil freigeſpro⸗ — werde und auch dieſer nicht ſowohl aus Strafloſigkeit „ weil es an hinlänglichen Beweiſen zur Verurthellung
1“ 1“
Opfer; dafuͤr haben ſie ſich aber auch, wenn ſie in De⸗ T
. 81— 1 fehle: im Uebrigen, ſo ſel die Haft nie ſo lang, al⸗ Herr Bavoux es behaupte, und er glaube nicht, daß jemals ein Beklagter ein oder zwei Jahre lang geſeſſen habe. Der Graf von Laborde erinnerte, daß in England eine beſondere Geſellſchaft zur Unterſtuͤtzung der von den Ge⸗ richten freigeſprochenen Individuen beſtehe, und verlangte die Ueberweiſung der erwaͤhnten Bittſchrift an den Groß⸗ ſiegelbewahrer. Dieſer Autrag fand indeſſen keine Unter⸗ ſtuüͤtzung und es wurde uüͤber die Bittſchrift zur Tages⸗Ord⸗ nung geſchritten. Ein Gleiches geſchah in Betreff einer Ein⸗ gabe mehrerer Aerzte von St. Auentin (Dept. des Aisne), worin dieſe Klage führten, daß die mitleidigen Schweſtern vom Orden des heil. Vincenz von Paula ihre Kranken ohne Zuziehung eines Arztes behandelten, und ihnen ſelbſt Arzenelen berei⸗ teten. Der Miniſter des Innern erklaͤrte, daß er zwar nicht wiſſe, in wie fern dieſe Ordens⸗Schweſtern die beſte⸗ henden Reglements wegen der Verordnung und Vertheilung von Medicamenten beobachteten, aber das wiſſe er, daß ſie von keinem perſönlichen Intereſſe geleitet wuͤrden, und daß ſie bei ihrem frommen Geſchaͤfte bloß der Stimme der Menſchlichkeit und des Wohithuns folgten. Herr Cheva⸗ lier-Lemore berichtete uͤber andere Petitionen. Der An⸗ trag eines Herrn Valant zu Paris, auf Abſchaffung der Todes⸗Strafe und des Brandmarkens, wurde dem Nach⸗ wels⸗Buͤreau zugeſtellt. In einer andern Lottſchrift beklagte die Wittwe Olivier in Chalons ſich, daß der Biſchof dieſer Stadt einigen Perſonen das Abendmahl verweigert und elnen Geiſtlichen von ſeinem Amte ſuspendirt habe, unter dem Vorwande, daß ſie Janſeniſten ſeien; die Bittſtellerin gab zu, daß ſie nicht in ihrem eigenen Namen, ſondern in dem eines Verwandten handle, und verlangte, nachdem ſie ſich dieſerhalb ſchon um⸗ ſonſt an den Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten gewen⸗ det hatte, daß der Biſchof von Chalons angehalten werde, dem von ihm ſuspendirten Geiſtlichen ſein Gehalt, ſo wie eine Summe von 300 Fr. als Erſatz fuͤr das von ihm ein⸗ gebuͤßte Meß⸗Honorar zu zahlen. Die Commiſſion trug auf die Tages⸗Ordnung an, und die rechte Seite der Kammer ſchien neugterig, wie ihre Gegner dieſen Antrag aufnehmen wuͤr⸗ den. Aber der Baron Möchin beſtieg die Rednerbuͤhne und ſagte: „Ich werde mich gewiß der Tages⸗Ordnung nicht wi⸗ derſetzen, denn es handelt ſich hier um einen Gegenſtand, welcher der Gerichtsbarkeit der Kammer in keiner Art un⸗ terworfen iſt; ich habe aber gehoͤrt, daß der Berichterſtatter geäußert, man habe uͤber die in der Bittſchrift enthaltenen hatſachen von dem Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten naͤhere Auskunft verlangt, und hierin hat die Commiſſion gefehlt; die Sache betrifft lediglich die geiſtliche Disciplin, und es kommt uns nicht zu, uns in dergleichen Augelegenhei⸗ ten irgend zu miſchen.“ Nach dieſer Erklaͤrung, welche von der rechten Seite mit großem Beifalle aufgenommen wurde, ſchritt die Verſammlung uͤber die Sache zur Tages⸗Ordnung. Am Schluſſe der Sitzung kamen noch 10 Bittſchriften von ehe⸗ maligen Coloniſten von St. Domingo zur Sprache, worin dieſe einige Beſorgniſſe uͤber die Vertheilung des erſten Fuͤnf⸗ theils der ihnen bewilligten Entſchaͤdigung, ſo wie über die Bezahlung der vier letzten Fuͤnftheile, wovon zwei Termine ſchon abgelaufen ſind, aͤußerten. Der Berichterſtatter erin⸗ nerte an die Koͤnigliche Verordnung, wodurch die Republik Hatti, mittelſt einer unter die ehemaligen Coloniſten zu ver⸗ theilenden Entſchaͤdigungs⸗Summe von 3 Millionen Franken, von Seiten Frankreichs anerkannt worden iſt, und gab den Wunſch zu erkennen, daß der Koͤnig auf diplomatiſchem Wege die Republik an die von ihr uͤbernommenen Verpflichtungen erinnern laſſen moͤchte, zu welchem Behufe er auf die Ueber⸗ weiſung der gedachten Bittſchriften an den Miniſter der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten antrug. Der Graf von Laborde beleuchtete die Verhältniſſe Frankreichs zu der Republik Halti und unterſtuͤtzte den Antrag der Commiſſion; ein Glelches that Hr. Laisné de Villevéque. Hr. v. Formon glaubte, daß es Sache der Regierung ſei, die Coloniſten von St. Do⸗ mingo, inſofern die Republik ihnen nicht gerecht werden ſollte, zu entſchaͤdigen, und verlangte daher, daß man die Bittſchrif⸗ ten dem Großſiegelbewahrer zuſtelle. Dieſer Vorſchlag wurde indeß verworfen und dagegen der Antrag der Commiſſion, die Bittſchriften dem Grafen v. la Ferronnays zu uͤberwei⸗ ſen, n 1e
Paris, 9. Juni. er Moniteur theilt er noch eine Koͤnigliche Verordnung vom 87584b, nach das Standbild Ludwigs XV. zu Pferde auf — del in den Elyſaͤiſchen Feldern errichtet werden ſoll.
In dem Moniteur und dem Meſſager des Chambres lteſt man folgenden Artikel: „Mehrere Zeitungen haben an⸗ gezeigt, daß ein Off⸗ und Defenſiv⸗Alllanz⸗Tractat zwiſchen
dem Deſterreichiſchen und Sardiniſchen Hofe abgeſchloſſen wor⸗