Außerordentliche
zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗
Beila
Neueſte Nachrichten vom Kriegs⸗Schauplatze.
J i Satunnow, den 27. Mai (8. Juni) 1828. Die 2 Uebergang uͤber die Donau verſpaͤtet hatten, indem dieſer Fluß aus ſeinem Bette getre⸗ ten war, ſind bereits bekannt gemacht worden. Die ſchwie⸗ rigſten Arbeiten, um mitten im Strome einen Damm zu bilden, wurden in einigen Tagen und zwar in einem Umfange von circa 4 Werſt ausgefuͤhrt; bald gelangten wir an das Ufer, wo die Bruͤcken geſchlagen werden ſollten. Der Feind hatte jedoch dieſe Verzoͤgerung nicht unbenutzt gelaſſen und Schanzen auf dem in ſeinem Beſitz geweſenen Donau⸗uUfer, bis an das Thor von Izaksza aufgefuͤhrt, auch ſolche mit Geſchuͤtz verſehen, indem er die Abſicht zu erkennen gab/ uns den Uebergang zu verwehren. Seine Stellung war ſehr vortheilhaft, da das Tuͤrkiſche Donau⸗Ufer eine Kette von verſchiedenen Anhoͤhen welche das jenſeitige Ufer (die Ruſſiſche Grenze) beherrſchen. 4 8 Tuͤrkiſche Batterien beſchoſſen uns. Der rechte Fluͤgel des Feindes war durch einen Sumpf und der linke durch die Batterien der Feſtung Izaksza ge⸗ deckt. . 1 Dieſe Stellung mußte genommen werden, um den Ueber⸗ gang zu bewerkſtelligen. Es wurde demnach eine — der Jaͤger zu Fuß auf Barken, welche Kaufleuten gehoͤren und zu dieſer wichtigen Operation dienten, bei Ismail con⸗ centrirt. Sie ging unter Escorte einer Abtheilung unſerer Flotille unter Segel. Auf der andern Seite hatten ſich zwei Corps unter dem Befehl des Generals Kudzewicz auf dem Punkte vereinigt, wo man den Uebergang beabſichtigte. Der Kaiſer begab Sich am 22ſten (a. St.) Abends zu dieſen Corps, mit welchen ſich die bei Ismail eingeſchiffte Abtheilung ver⸗ einigt hatte. Nachdem Se. Maj. die noͤthigen Befehle zur Vertreibung des auf dem jenſeitigen Ufer aufgeſtellten Fein⸗ des ertheilt hatten, verfuͤgten Sich Allerhoͤchſtdieſelben nach dem Lager der Regimenter Czerwinog und Pultawa. Hier wurde ein feierlicher Gottesdienſt gehalten, um die Huͤlfe des Allmaͤchtigen in dieſem entſcheidenden Augenblick⸗ zu rflehen. 8 2. Am. 27ſten Nachts Ein Uhr befanden Sich Se. Maj. der Kaiſer auf einer Anhoͤhe am Eingange des nach der Donau fuͤhrenden Dammes. Mit Tages⸗Anbruch fing eine
fuͤhrt hatten, um die Türkiſchen Batterien zum Schweigen zu bringen, in Gemeinſchaft mit unſerer Flotille zu feuern an. Die Tuͤrken erwiderten unſer Feuer lebhaft. Nichts⸗ deſto weniger beſtiegen unſere Truppen die Barken, und 8 der Hettmann der Zaporogskiſchen Koſaken, welcher mit ſei- nen Truppen auf dieſem Punkte eingetroffen war, um ſich unter den Schutz des Kaiſers zu ſtellen, bot Sr. Majeſtaͤt ſeine leichten Schiffe nebſt Mannſchaft an, und legte ſobald die⸗ ſelben beſtiegen waren, den thaͤtigſten und erſprießlichſten Eifer an den Tag. Um das Tuͤrkiſche Ufer erreichen zu koͤnnen, waren unſere Truppen theils dem Feuer des feindlichen Ge⸗ ſchuͤtzes ausgeſetzt, theils mußten ſie tiefe Suͤmpfe paſſiren. Es wurden aber alle Hinderniſſe uͤberwunden. Der Befehls⸗ haber der Flotille, Capitain Panajotti, obgleich ſchon beim Beginn des Gefechtes verwundet, hat dennoch ſeinen Poſten nicht verlaſſen. Gegen 11 Uhr waren die feindlichen Bat⸗
noͤthigen Arbeiten
terien, nachdem eine derſelben in die Luft geſprengt und circa 30 Mann dabei getoͤdtet und verwundet wurden, in unſerer Macht. Acht Bataillone und einige Stuͤcke Geſchuͤtz wurden ans Land geſetzt und der Feind floh nach der Feſtung Iaksza, indem er eine von den Vorſtaͤdten derſelben in Brand geſetzt hatte. Die Tuͤrken haben 12 Kanonen, 2 Moͤrſer und 1 Haubitze verloren. Unſer ganzer Verluſt be⸗ traͤgt hoͤchſtens 50 Mann, der des Feindes iſt unbekannt.
Waͤhrend dieſes glorreichen Gefechtes wurde die Donau unter dem Tuͤrkiſchen Feuer paſſirt. Es ſind nunmehr die Hinderniſſe, welche dem Bau der Bruͤcke entgegen geſtan⸗ den hatten, gehoben, und wird derſelbe binnen zwei oder drei Tagen vollendet ſein. Der Kaiſer hat den Hettmann der Zaporogskiſchen Koſaken zum Oberſten ernannt und ihm das Offizier⸗Kreuz des St. Georgen⸗Hrdens verliehen, ihm auch 10 Soldaten⸗Kreuze fuͤr die unter ihm ſtehenden Trup⸗ pen zuſtellen laſſen.
Am 28ſten paſſirten vier Koſaken vom Schaluppe die Donau,
Don in einer um einen bequemen Punkt zur Lan⸗ dung zu ermitteln und brachten die Nacht auf Tuͤrkiſchem Gebiet zu. Se. Majeſtaͤt haben ſie dafuͤr mit dem Soldaten⸗ Frgun⸗ des St. Georgen⸗Ordens beehrt und zur Garde be⸗ rdert. In dieſem Augenblicke nehmen wir die vom Feinde auf⸗ gegebene Stellung ein, und unſere Truppen ſind mit den
Batterie von 24 Stuͤück Zwoͤlfpfuͤndern, welche wir aufge⸗
zur Deckung der Bruͤcke beſchaͤftigt.