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daß ein Deſicit vorhanden ſei, und ſtellt üͤber dieſen Gegen⸗ ſtand ſehr weitläuftige Berechnungen an, worin er unter andern die Spaniſche Schuld der 89 Millionen Fr. als ein Activum mit auffuͤhrt, und die Verſicherung hinzufügt, daß wenn Spanien dieſe Summe zuruͤckerſtattet haben werde, wozu es tractatenmäßig verpflichtet ſei, die flie⸗ gende Schuld ſich nur noch auf eben ſo hoch belaufen werde, als ſie im Jahre 1821 betragen habe. Der Meſſager des Chambres verſpricht die Antwort des Grafen Roy auf dieſe Rede in ſeinem naͤchſten Blatte mitzutheilen. „Außer dieſen beiden Reden“ ſagt das Journal du Commerce, „haben auch noch einige andere Vortraͤge das lebhafteſte Inte⸗ reſſe erregt, ſo wie denn uͤberhaupt die obige Sitzung der Pairs⸗Kammer geſtern das Geſpraͤch in allen Geſellſchaf⸗ ten war. Nachdem der General Belliard das Anleihe⸗Projeet vertheidigt hatte, ergriff der Graf von la Ferronnays das Wort und ſchülderte den gegenwaͤrtigen ernſthaften Charakter der politiſchen Lage von Europa in einer gehaltvollen Rede, die durch das ihr beiwohnende Gefuͤhl der National⸗ Wuͤrde einen tiefen Eindruck auf die Verſammlung machte. Die Behauptung des Redners, daß nach ſeinen Anſichten es nicht ſeine voͤllige Richtigkeit habe, wenn man im Jahre 1823 geſagt, daß man ſich entſchließen muͤſſe, entweder den Krieg in Spanien zu fuͤhren oder am Rheine zu kampfen, ſoll zu einer interreſſanten Explication zwiſchen dem Miniſter der auswartigen Angelegenheiten und dem Gr. v. Villeèle gefuͤhrt haben. Auch ſpricht man viel von der Rede des Herzogs Decazes, worin derſelbe den Krieg in Spanien, das Betragen der Spani⸗ ſchen Regierung, die Uſurpation des Infanten Dom Miguel und den rechtmaätzigen Widerſtand der Portugieſiſchen Armee in ſehr energiſchen Ausdruͤcken dezeichnet haben ſoll. Der Herzog wurde, ſagt man, von einem gewiſſen Theile der Kammer mehrmals heftig unterbrochen, und man widerſetzte ſich dem Drucke ſeiner Rede. Derſelbe erklaͤrte aber, daß dies auch nicht ſeine Abſicht geweſen ſei, worauf noch der Graf von la Ferronnays ebenfalls die Meinung aͤußerte, daß man beſſer thun wuͤrde, die Rede nicht dem Drucke zu uͤberlie⸗ ſfern, wenn gleich ihm dieſelbe, in keiner Art einen Tadel zu verdienen ſchiene.“
Das Journal du Commerce glaubt, daß die Propoſition des Herrn Labbey de Pompières, den Grafen von Villdle in Anklageſtand zu verſetzen, ſchon heue in der Deputirten⸗
ammer zur Sprache kommen werde. Mittlerweile aͤußert
ch das Journal des Débats uͤber das Villèleſche Miniſterium in folgenden heftigen Ausdruücken: „Das vorige Mintſterium bäͤtte ſich glücklich ſchäͤtzen ſollen, daß man ſich begnuͤgt hatte deſſen Andenken für ewige Zeiten zu brandmarken; es haͤtte für die Barmherzigkeit, womit das Publikum daſſelbe der Vergeſſenheit uͤbergeden wollte, erkenntlich ſein ſollen; aber ſtatt deſſen aufs neue die Offenſive gegen Frankreich zu er⸗ grelfen, den Bannfluch uͤber unſere Fretheiten, über unſere
Geſetze und unſere Schwüͤre auszuſprechen, der Regierung mit neuen Angriffen zu drohen, Köͤnig und Volk abermals von einander trennen zu wollen, und die Monarchie den
efahren einer neuen Revolution Preis zu geben, damit die Herren von Villeèle und Corbiere über unſere vergendete Fi⸗ nanzen, unſere verbannte Literatur und unſern unterdruͤckten
Geiſt in Frieden ſchalten und walten koͤnnen — ſo viel Ver⸗ wegenheit wird nicht unbeſtraft bleiben. Es giebt ein Mit⸗ tel dieſen Verſchwörungen gegen die öͤffentliche Ruhe end⸗ lich ein Ziel zu ſetzen; die Kammern haben daſſelbe bicher verſchmäht, und zwar aus Liebe zum Frieden, aus Ekel vor der Vergangenheit und aus Beduüͤrfniß des ruhigen Genuſſes der glüͤcklchen Zukunft, welche die Weisheit und Großmuth Carls N. ſeinen Kindern verſpricht. Wer weiß aber was
eſchieht 7 ° 1 521 der Feſtung Cadix und der Citadelle von Urgel ſoll endlich in einer Audienz, die der Graf von St. Prleſt in Saragoſſa bei Sr. katholiſchen Majeſtaͤt gehabt „ beſtimmt verabredet worden ſein.
Das Jeournal du Commerce vom 13ten enthaͤlt Folgen⸗ des: „Geſtern hat der hieſige Spaniſche Botſchafter einen Ceurier nach Bilbao an ſeinen Monarchen abgefertigt. Man perſichert, daß dieſes in Folge von Depeſchen geſchehen ſei, dis er aus London erhalten habe, und wonach die Britiſche
eZlerung erklaͤrt haben ſoll, daß, falls der Spaniſche Hof 88 Abſichten Dom Miguel'’s unterſtuͤtzen ſollte, England
Truppen nach Porto zur Vertheidigung der Sache Dom Pe⸗ dres ſchicken würde, weil ſodann der casus foedleris fuͤr daſ⸗ ſelb: eintrare. — Aus Pampelona meldet man, daß der Koͤnig und kie Königin dieſe Stacr am ten d. M. verlaſſen hatten um ſich nach San Sebaſtian zu begeben. Ein Unfall hatt⸗ lelcht Ihren Maſeſeäͤten das Leden koſten koͤnnen. Ein
numphyvogen, der auf der Grenze zwiſchen dem Koͤnigreiche
Navarra und der Provinz Guſpuzcoa aufgefuͤhrt worden war, wurde in dem Augenblicke durch einen heftigen Wind⸗ ſtoß umgeworfen, als der Wagen, worin die Allerhoͤchſten Peerſchaften ſich befanden, unter demſelben wegfahren wollte. Mehrere Perſonen ſind bedeutend beſchädigt worden.“
Der Moniteur enthaͤlt folgenden Nekrolog; Alexander Jakob Bernhard Law Marquis von Lauriſton, Pair, Mar⸗ ſchall und Ober⸗Jaͤgermeiſter von Frankreich, Ritter der Kö⸗ niglichen Orden, Großkreuz der Ehrenlegion und des Ordens vom heiligen Ludwig, deſſen Tod in der Nacht vom 16 ten zum iiten d. M. erfolgte, ward den 1. Februar 1768 zu Pondſchery geboren. Sein Vater war lange Zeit Gouver⸗ neur der Franzoͤſiſchen Beſitzungen in Indien und ſein Ur⸗ großvater Miniſter, ſo daß der Verſtorbene ſchon als Kind Muſter in den Gliedern ſeiner eigenen Familie vor ſich hatte, die ſeine Anlagen zum Staatsmanne, wie zum Helden ent⸗ wickeln konnten. Sogar ſeine Bruüder konnten ihm fuͤr den letztern Zweck Anregung geben; denn ſie befanden ſich unter der Zahl derer, die den la Peyrouſe auf ſeiner kuͤhnen Fahrt begleiteten.
Alexander Lauriſton wurde, um ſich insbeſendere zum tuͤchtigen Soldaten auszubilden, von ſeinem Vater in die Artillerie⸗Schule nach Paris geſendet und die Fortſchritte, die er hier in den Kriegsw ſſenſchaften machte waren ſo hervor⸗ ſtechend, daß er ſchon mit 16 Jahren zum Officier, und mit 25 zum Oberſten befoͤrdert wurde. Er hatte ſich eine Zeitlang vom activen Dienſte zuruͤckgezogen, ward aber wenige Tage nach dem 18. Brumalre von dem damaligen erſten Conſul in der Artillerie aufs Neue angeſtellt und zum Generalſtabe genommen. 1803 wurde er General⸗Major und 1806 Ge⸗ neral⸗Leutenant. Unterdeß hatte er zu verſchiedenen Malen in Staats⸗Geſchaͤfren unterhandelt, hatte im October 180t die Rarificationen des Friedens⸗Tractats nach England ge⸗ bracht, und ihm war es zuzuſchreiben, daß 1805 die Einig⸗ keit zwiſchen den beiden groͤßen Reichen im Norden und im Suͤden Europa's ſo lange erhalten wurde. 1805 ward er zum Gouverneur von Braunau ernannt; in glelcher Eigen⸗ ſchaft befand er ſich 1806 zu Raguſa, 1809 zu Venedig; in demſelben Jahre belagerte er Raab; 1813 ſiegte er bei Gold⸗ berg. Ueberall zeigte er, beſonders aber auf dem Schlacht⸗ felbe, den entſcheidenſten Muth und eine unerſchuͤtterliche Feſtigkeit des Willens. Nach der Schlacht bei Lewpzig mußte er ſich ergeben; aber er that dies erſt, nachdem jede andere Hoffuung verſchwunden war. Die Reſtauration erſolgte. Lauriſron befand ſich unter denen, welche ſich mit wahrer Ergebenheit und ungeheuchelter Treue dem recht⸗ maͤhigen Koͤnige zugeſellten Seine Aufnahme war ſo, wie der Held und der Freund des Vaterlandes ſie erwarten konnte, und vierzehn Jahre, welche ſeit dieſem Zeit⸗ raume verfloſſen, vermehrten aufs Bedeutendſte die Anzahl der ihm gewordenen Gnadenerwelſe. Zu dieſen gehoͤrten die Wuͤrde eines Pairs von Fraukreich und eines Commandeurs der Koͤniglichen Garden. Aber auch er fuhr fort, dem Lande fortwährend die ausgezeichnerſten Dienſte zu leiſten. Im Commando der Garde, wie in der Pairs⸗Kammer; in dem Kriege, der Spanien von dem revolutionairen Joche befreite, wie im Miniſterium fand er fortdauernd Gelegen⸗ heit, die Koͤniglich: Guͤte zu verdienen. So erhielt er auch uͤberall die ehrendſte Anerkennung. Der Koͤnig, die Miniſter, der Hof, die Pairs⸗Kammer, das Heer: Alles ſtimmte in ſein Lob, und gewiß iſt's, daß das Andenken die⸗ ſes im Felde eben ſo braven, als im Frieden liebenswuͤrdigen Mannes in dem Herzen eines Jeden, der je mit ihm in Beruͤhrung trat, ſich unaufhöͤrlich erhalten wird. 8
Paris, 19. Juni. Bei der vorgeſtrigen Prozeſſion zur Feier des Frohnleichnams⸗Feſtes bemerkte man, daß dem Kö⸗ nige, ungeachtet Seines hohen Alters, die Knlebeugungen und Niederknieungen, welche die Ceremonie erfordert, nicht die mindeſte Beſchwerde zu verurſachen ſchienen; die Haltung Sr. Maj. war noch eben ſo jugendlich als Ehrfurcht gebie⸗ tend. — Dem Herzoge von Oeleans gehört bekanntlich das, an das Palais Royal ſtoßende Thüäatre francais, wofuͤr er jährlich einen ſehr bedeutenden Miethszins, angeblich 80,000 Fr. bezieht. Gleichwohl wird die Geſellſchaft dieſes Thea⸗ ters ſich nach einem andern Lokal umſehen muͤſſen, da der— Herzog das Gebaͤude anderweitig benutzen will. Im Fall⸗ ſich die Sach: nicht noch ausgleichen laſſen ſollte, werbei die Franzoͤſiſchen Schauſpieler, va die Hauptſtadt unmoͤglich ſeines eigentlichen Natkonal⸗Theaters lange entbehren kann, wahrſcheinlich von dem Saale Beſitz nehmen, weicher in der rue nenve des petits champs, place Mallet, ſeiner Volleu⸗ bung nahe iſt und Anfangs der Truppe des Theaters Fay⸗ deau beſtimmt war, die alsdann wird lehen muͤſſen, wo ſie anderswo untertommt; denn auch ſie muß das Lokal, wo ſe