E Zeitungs⸗Nachrichten. .“ Ausland.
8 Rußland.
St. Petersburg, 14. Juni. Aus Bolgrad vom 21. Mai (2. Juni) wird gemeldet:
Geſtern geruhte Se. Majeſtaͤt der Kaiſer, begleitet von Seinem Generalſtabe, dem Franzoͤſiſchen Geſandten Herzoge von Mortemart, dem Hannoͤveriſchen Geſandten General⸗ Lieutenant Doͤrenberg und dem in Koͤnigl. Preußiſchen Dien⸗ ſten ſtehenden Major Thun, das 3te Corps auf einer herr⸗ lichen Ebene zwiſchen der Stadt und dem Lager, die Revue paſſiren zu laſſen. Die 7te, 8te und 10te Infanterie⸗Divi⸗ ſion mit ihrer Artillerie, und die ste Diviſion und 3te Hu⸗ ſaren⸗Diviſion mit ihrer reitenden Artillerie, zogen an Sr. Katſerl. Majeſtaͤt in Parade vorbei. Der Monarch, Deſſen Gegenwart das ganze Heer mit unausſprechlichem Entzuͤcken erfuͤllte, wuͤrdigte die Ordnung und das geſunde Ausſehen der Mannſchaft, ſo wie den guten Zuſtand der Pferde, der Bezengung Seines Allergnaͤdigſten Wohlwollens. Am Abende war Se. Maj. bei dem Zapfenſtreiche zugegen. Das Lager, das auf einem ſanften Abhange laͤngs dem See Jalpuch liegt, gewaͤhrt einen maleriſchen Anblick, und die Ordnung und Reinlichkeit darin verdienen alles Lob. Dieſen Morgen empfing der Kaiſer die befriedigendſten Nachrichten uͤber die Fortſchritte der Belagerung von Brallow, die unter der ei⸗ frigen und unablaͤſſigen Aufſicht des Großfuͤrſten Michael Pawlowitſch betrieben wird, worauf Se Maj. Sich mit dem Chef Seines Generalſtabes, General Rudzewitſch, nach dem Orte verfuͤgte, wo der Uebergang uͤber die Donau ver⸗ anſtaltet wird. Die Vorbereitungen hierzu ſind durch das ungewoͤhnliche Austreten dieſes Fluſſes verzoͤgert worden, werden aber bald beendigt ſein, ungeachtet aller der bedeu⸗ tenden Hinderniſſe, mit denen man bei dem Bau eines, meh⸗ rere Werſt langen Dammes zu kaͤmpfen hat, der die tiefſte Stelle des Fluſſes erreicht.
— Mittels ——— vom 10. (22.) Mai aus dem Dorfe Kapaſi, vor Brallow, haben Se. Maj. der Kaiſer dem Ober⸗Befehlshaber der 2ten Armee, Feldmarſchall Grafen von Wittgenſtein, fuͤr die Raſchheit und dem guten Erfolg, mit welchem die, ſeinem Commando anvertrauten Truppen die ganze Moldau und den groͤßten Theil der Wallachei beſetzt haben, ſo
nung und Mannszucht Hoͤchſt Ihren Dank zu bezeigen geruht. Auf den Rapport des Feldmarſchalls haben Se. Maj. dem Commandeur der zweiten Brigade der 4ten Uhlanen Diviſion, General⸗Major Geismar, Hoͤchſt Ihre beſondere Zufriedenheit wegen der raſchen Bewegung, bezeigt, welche die unter ihm ſtehende Truppen⸗Abthellung gegen Bukareſt ausgefuͤhrt und wodurch ſie dieſe Stadt vor der feindlichen Invaſion gerettet hat. Mittels deſſelben Tagesbefehls ſind 11 Obriſten zu General⸗Majors befoͤrdert und dem General⸗ Major Baron Geismar das Commando der 1 Düviſion rei⸗ tender Jaͤger uͤbertragen worden. Am 18ten v. M. iſt zu Dorpat die Wittwe des Feld⸗ marſchalls, Fuͤrſten Barclay de Tolly geſtorben. In Bezug auf den, in der Hamburgiſchen Abend⸗Zei⸗ tung (Boͤrſen⸗Halle) vom 28. Mai d. J. enthaltenen, aus Stockholm, 16. Mai datirten Artikel: „Von St. Peters⸗ burg iſt die Nachricht eingegangen, daß der, beim Kaiſer reſidirende Miniſter⸗Staats⸗Secretair fuͤr Finnland Frhr. v. Rehbinder auf ſein Anſuchen in Gnaden mit Penſion ent⸗ laſſen worden ſei, dieſe Stelle auch fuͤr die Zukunft aufge⸗ hoben werden und der Kaiſerl. General⸗Gouverneur von Finnland General⸗Adjutant Zakrzevſki die Funktionen derſel⸗ ben mit bekleiden und zu dieſem Behuf-ſeinen Aufenthalt von Helſingforſſ nach St. Petersburg verlegen duͤrfte. Man glaubt, daß noch bedeutendere Aenderungen folgen duͤrften.“ Die St. Petersburgiſche Zeitung im neueſten Blatte erklaͤrt: „Wir ſind autoriſirt dagegen anzufuͤhren: daß der Staats⸗Sekretair des Großfuͤrſtenthumes Finnland Graf v. Rehbinder keinesweges entlaſſen, auch ſeine Stelle weder aufgehoben noch Jemandem anders uͤbertragen worden iſt, indem beſagter Herr Staats⸗Secretair bloß während der Abweſenheit Sr. Maj. des Kaiſers, die Allerhoͤchſte Erlaub⸗ niß erhalten hat, den Sommer in Finnland zuzubringen. Der Herr General⸗Adjutant Zakrzevſki aber iſt, kraft Aller⸗ hoͤchſten Ukaſes vom 19. April d. J. zum Miniſter des In⸗ nern ernannt, und verwaltet den Poſten des General⸗Gou⸗ verneurs und Corps⸗Commandeurs in Finnland nur, wie es in eben jenem Ukaſe lautet, bis auf weitere Verfuͤgung, naͤm⸗ lich bis zur Ernennung ſeines Nachfolgers in belden erſtge⸗ nannten Aemtern. eine Geſchaͤfte als Miniſter machen
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wie fuͤr die von den Truppen fortwaͤhrend beobachtete gute Orda
naturlich ſeinen Aufenthalt in St. — nothwendig Jener Zeitungs⸗Artikel iſt folglich ſeinem ganzen Inhalte nach, wie in ſeinen einzelnen Angaben, voͤllig grundlos und unrichtig.“ b 85 Nachrichten vom Kriegs⸗Schauplatz. 1 Ein außerordentliches Supplement der St. Petersburgi⸗ ſchen Zeitung enthaͤlt Folgendes: Aus dem Hauptquartier in Ismal, vom 19. (31.) Mai. Se. Majeſtaͤt der Kaiſer verbrachte zwei Tage mit Ih⸗ rer Majeſtaͤt der Kaiſerin in Odeſſa, und verließ die Stadt⸗ in der Nacht vom 17. (29.) auf den 18. (30.) Mai, um Sich nach Ismal zu begeben, woſelbſt Se. Majeſtaͤt am⸗ 18ten Nachmittags in hohem Wohlſein anlangte. Noch vor der Abreiſe aus Odeſſa, empfing Se. Majeſtaͤt den Bericht des Admiral Greigh, daß ein Tuͤrkiſches Detaſchement von
940 Mann, das aus Trebiſond der Garniſon in Anapa zur
Verſtaͤrkung zubeordert war, zuſammt den Schiffen, auf wel⸗ chen es ſich befand, durch unſer Escadre genommen worden. ſei. Zugleich fielen zwel Tuͤrkiſche Paſcha's, die dieſes De⸗ taſchement befehligten, und ſechs Fahnen in unſere Haͤnde. en Morgen (am 31.) geruhete Se. Majeſtaͤt Sich perſoͤnlich in die Quarantaine zu Ismal, wo ſich die Zapo⸗ roger Koſaken beſinden, zu begeben, und ihrem Hettmann eine Medallle mit dem Bildniſſe Sr. Majeſtaͤt zu verleihen. Dieſes Zeichen der Landesherrlichen Gnade emgfingen die Zaporoger mit dem Ausdrucke der aufrichtigſten Dankbarkeft, und ſchwuren einmuͤthig mit ihrem Befehlshaber, in Treu und Wahrheit Rußland zu dienen, auch gegen die Tuürken. — Darauf geruhete Se. Majeſtaͤt die Befeſtigungen von Isma! und einen Theil der Flotille in Augenſchein zu neh⸗ men. Dieſen Abend reiſt Se. Majeſtaͤt nach Bolgrad ab, um das 3. Corps die Revue paſſiren zu laſſen. 4 Die Nachrichten uͤber die Fortſchritte der Belagerung von Bra low lauten hoͤchſt befrledigend. Zwel unſerer Flotille ſind bei der Feſtung angelangt, und ſchon hat. man die Batterien der zweiten Parallele erbaut. 3 K — Das Journal de St. Petersbourg meldet Folgendes uͤber die 1 Operationen der Belagerung von Brallow vom 18. bis 21. Mai (30. Mai bis 2. Juni): —
Waͤhrend dieſer Tage ſind die Belagerungs⸗Arbeiten In.
Lande mit vielem Erfolge gefoͤrdert worden; man hat vo der zweiten Parallele ab eine fliegende Sappirung um die dritte Parallele anfangen zu koͤnnen, eroͤffnet.
Am 20. Mai (1. Juni) des Morgens ward auf allen Barkerien unſerer rechten Seite ein ſtaͤrkeres Feuer begon⸗
nen und Abends um 7 Uhr ſprengte eine, aus der Moͤrſer⸗
Batterie geworfene Bombe ein bedeutendes Pulver⸗Magazin in der Feſtung, welches ſich hinter dem mittlerm Thore befand, in die Luft. ſchiedene Abtheilungen der feindlichen Infanterie von 7 Uhr Morgens an, einen Ausfall aus dem Platze zu machen, und nachdem deren etwa 800 Mann beiſammen waren, naͤ⸗ ſie ſich uns in einer unregelmaͤßigen Maſſe in der
ichtung gegen eine von den Batterien unſerer linken Flanke hin. Von zwei Compagnien des 38 Chaſſeur⸗Regiments, welche dieſe Batterie vertheidigten, wurden Schuͤtzen abge⸗ ſchickt und dieſe hatten bald ihr weiteres Anruͤcken gehemmt. in dieſem Augenblicke begann ein lebhaftes Gewehrfeuer und alle Cavallerie⸗Reſerven ruͤckten mit ihrer reitenden Artillerle dem Feinde entgegen, um ihn in die Flanke zu nehmen. Als der Major Guſeff, welcher die beiden zur Vertheidigung der Batterie befehligten Chaſſeurs⸗Conwpagnien essben⸗ ſah, daß die Tuͤrken gegen das Gewehrfeuer kraͤftig Stand hielten, ſo warf er ſich auf ſie, draͤngte ſie zuruͤck und zwang ſie, die Flucht zu ergreifen. Wir hatten bei dieſer Affaire 5 Todte
und 25 Verwundete, unter denen kein Offizier iſt. Der
Verluſt des Feindes muß betraͤchtlich geweſen ſein, denn un⸗ geachtet der Sorgfalt, die er anwendete um, ſeine Todtem und Verwundeten mit ſich hinweg zu bringen, blieben doch 7 auf dem Schlachtfelde liegen. —
Frankreich.
Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 14. Juni.
In dieſer Sitzung, einer der wichtigſten, die bis jetzt ſtatt gefunden hat, entwickelte Hr. La bbey de Pompidres, nachdem der Präͤſident die Kammer auf die Nothwendigkeit aufmerkſam gemacht hatte, in einer Discuſſion, die gleichſam den Charakter einer gerichtlichen Verhandlung an ſich traͤgt, dem Redner mit der ungeſtöoͤrteſten Ruhe zuzuhoͤren, ſeine Propoſition wegen Verſetzung des vorigen Miniſteriums in den Anklageſtand. Gleich zu Anfang der Sitzung war die Verſammlung beſonders zahlreich und faſt alle Deputirte waren im Coſtuͤm. Hr. Labdey de Pompieres druͤckte ſich im Allgemeinen in ſolgenden Worten aus: „Meine Herren!
1“
Diviſtonen
Auf unſerer Linken begannen ver⸗
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9 2.