Berlin, Dienſtag den 24ſten Juni.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Deer bisherige Kammergerichts⸗Referendarius Loͤper iſt zum Juſtiz⸗Commiſſarius bei den Gerichten des Ruppinſchen Kreiſes, mit Anweiſung ſeines Wohnorts in Wuſterhauſen an der Doſſe, beſtellt worden.

Der bisherige Oberlandesgerichts⸗Referendarius Seli⸗ ger iſt zum Juſtiz⸗Commiſſarlus bei der Kreis⸗Juſtiz⸗Com⸗ miſſton und dem Land⸗ und Stadt⸗Gerichte zu Jaſtrow, ſo wie den Kreisgerichten zu Flatow, Krojanke und Zempel⸗ burg, mit Anweiſung ſeines Wohnſitzes in Jaſtrow, beſtellt worden.

Das 12te Stuͤck der Geſetz⸗Sammlung, welches heute ausgegeben wird, enthaͤlt: Die Allerhoͤchſten Cabinets⸗Ordres, unter Nr. 1149. vom 16ten v. M., wornach der Erbſchafts⸗Stem⸗ pel, welcher nach dem Tarif zum Stempel⸗Steuer⸗ 1 GSeſetz vom 7. Maͤrz 1822 von Strafen und Ab⸗ findungen aus Eheſcheidungs⸗Erkenntniſſen zu er⸗ Nr. 1150. Nr. 1151.

heben iſt, nicht weiter erhoben werden ſoll; vom 7ten d. M., die veraͤnderte Steuer⸗Einrich⸗ tung im Kreiſe Wetzlar betreffend, und unter vom 18ten deſſelben Monats, uͤber die Befreiung Derjenigen, welche das 16te Lebens⸗Jahr noch nicht vollendet haben, von der Klaſſen⸗Steuer. Berlin, den 24. Jun. 1828. Debits⸗Comtoir.

itungs⸗Nachrichten. An slan d

Frankreich. Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 14. Juni. (Nachtrag, die Verſetzung des Villèleſchen Miniſteriums in den Anklageſtand betreffend.) der Baron v. Montbel (ein Mitglied der rechten Seite) bemerkte, wie die vorige Verwal⸗ tung, ſchon ſeit Anbeginn der diesjaͤhrigen Sitzung, den hef⸗ tigſten Angriffen blosgeſtellt ſei; man habe indeß, ſtatt die

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Anklageſtand hinzu.

Thatſachen aufgefuͤhrt werden. . ans Tageslicht kommen und in dieſer Abſicht verlange ich,

nur wiederholt, jetzt fuͤge Herr Labbey de Pompieères ihnen noch das Verlangen einer Verſetzung der Miniſter in den „Es freut mich,“ aͤußerte der Redner, „daß endlich an die Stelle eitler Declamationen, wodurch die oͤffenliche Meinung nur zu lange irre geleitet worden iſt, Die Wahrheit muß endlich

daß die Propoſition des Hrn. Labbey de Pompieères in Er⸗

waͤgung gezogen werde, und daß die Kammer die angefuͤhr⸗

ten Facta aufmerkſam pruͤfe und unpartheiiſch daruͤber ur⸗ theile.“ (Lebhafte Senſation) Der Praͤſident verlas hierauf nochmals die Propoſition, deren Faſſung indeſſen von der⸗

enigen, in welcher Herr Labbey de Pompieères ſie im Laufe

ſeiner Rede vorgetragen hatte (vergl. das geſtrige Blatt d. Staats⸗Zeitung, Seite 4, Spalte 1, Zeile 43 bis 51) in ſofern weſentlich abweicht, als hier die Miniſter blos des Verſuchs den Koͤnig vom Volke zu trennen, und dieſem das Vertrauen des Monarchen zu entziehen, beſchuldigt wurden, ſwogegen in der Propoſition hiervon als von einer wirklich geſchehenen Thatſache die Rede war. Der

Mimniſter des Innern erklaͤrte, daß, wenn die Pro⸗ poſition in dieſer Abfaſſung (wie ſie auch den Buͤreaus zu⸗ gefertigt worden war) bliebe, er ſich derſelben widerſetzen!

er habe nicht Herrn Labbey de Pompidres erſucht, ſeinen XM““ Vorſchlag zuruͤckzunehmen, ſondern nur behauptet, daß deſ

dem Rufe: „Es lebe der Koͤnig!“ verließ der Miniſter die

vorgebrachten Beſchuldigungen zu beweiſen, dieſelben immer

muͤßte; nicht daß er ſich zwiſchen den Klaͤger und den .““ klagten ſtellen wollte; der Kammer allein Getas ete be⸗ Sce

ſcheidung in der Sache und er waͤre im Voraus uͤberzeugt,

daß ſie ſich dabei nur von ihrer Vernunft, Weisheit und Gerechtigkeitsliebe leiten laſſen wuͤrde; aber in der Propoſi- tion hieße es, daß die vorigen Miniſter den Koͤnig voom Volke getrennt, daß ſie dieſem das Vertrauen des Monarchen entzogen haͤtten; man ſpraͤche ſonach nicht von einem bloßen Verſuche, ſondern von der wirklichen Ausfuͤhrung eines ſo ſtrafbaren Verbrechens und gegen beide Thatſachen muͤßte er ſowohl vor Frankreich, als vor ganz Europa proteſtiren. Als Hr. Labbey de Pompieres hierauf aͤußerte, daß er auch blos von einem Verſuche geſprochen habe, verwies der Miniſter ihn auf den klaren Inhalt ſeiner Propoſition, welche er nicht zuruͤckgenommen habe. Dieſe Aeußerung erregte einigen Tumult. Nach wiederhergeſtellter Ruhe fuhr Herr von Martignaec fort: man ſchiene ihn mißverſtanden zu haben;

ſen Inhalt mit des Verfaſſers jetziger Erklaͤrung im Wider⸗ ſpruch ſtehe; es bliebe demſelben unbenommen, ſeine Propo⸗ ſition zuruͤckzunehmen; fuͤr jetzt koͤnne er (der Miniſter) ſich aber nur an den woͤrtlichen Inhalt derſelben halten. Hr. v. Martignac erklaͤrte hierauf, daß der Koͤnig weder jetzt noch je⸗ mals von ſeinem Volke getrennt ſein werde, und provocirte dieſerhalb auf die eigenen Geſinnungen der Verſammlung. Der lebhafteſte Beifall begleitete ſeine Rede, und unter

Rednerbuͤhne. Herr Labbey de Pompisres berief ſich auf ſeinen Vortrag bei Entwickelung ſeiner Propoſition, worin er ausdruͤcklich blos von einem Verſuche geſprochen habe; hiernach ſei auch dieſe Propoſition ſelbſt zu modifici⸗ ren; wenn uͤbrigens, fuͤgte er hinzu, die vorigen Miniſter ihren Plan nicht durchgeſetzt haͤtten, ſo laͤge es blos daran, daß ſie vor der Verwirklichung deſſelben von dem Schauplatz haͤtten abtreten muͤſſen. Hr. Ravez verlangte, daß der Vorſchlag getheilt werde, ſo daß derſelbe ſich nur mnis uͤber Verletzungen der Verfaſſung und der Rechte des Volks, ſo wie uͤber Erpreſſungen erſtrecke; denn anzunehmen, meinte er, daß der Monarch von ſeinem Volke geſchieden, daß die⸗ ſem das Vertrauen des Koͤnigs entzogen worden ſei eine ſolche Vorausſetzung koͤnne einem wahren Vaterlandsfreunde 1 4 nie in den Sinn kommen, und verletze jegliches Gefuͤhl Ser A Ehre und Gerechtigkeit. Der General Sébaſtiani außerte, daß der Miniſter des Innern der Kammer nur habe Gerech⸗ tigkeit widerfahren I wenn er von deren Liebe und rgebenheit fuͤr den Koͤnig, ſo chen das die Nation ſtets an ihren Herrſcher knuͤpfen werde; es handele ſich hier blos darum, ob, nach⸗ dem Hr. Labbey de Pompidres ſeinen Antrag ſelbſt modi⸗ ficirt habe, man ihn noch zwingen wolle, denſelben ganz zuruͤckzunehmen und durch einen andern zu erſetzen; er ſeiner Seits habe nichts dagegen, wenn nur die Sache dadurch 8 keinen Aufſchub leide und die Unterſuchung ſofort vor ſich gehe. Es aͤußerte ſich hierauf einige Unſchluͤſſigkeit in der Verſammlung; mehrere Stimmen (namentlich der Graf von la Bourdonnaye) verlangten, daß man ſich ſogleich in die 5 . Buͤreaus zuruͤckziehe; der See⸗Miniſter bemerkte aber, . wie dies reglemensmaͤßig nicht eher geſchehen koͤnne, als bis g eine neue Propoſition deponirt worden ſei, oder Hr. Labbey 1 de Pompidres die ſeinige zuruͤckgenommen habe. Dies Lottere i geſchah ſofort und Hr. Labbey de Pompieres legte dagegen an die Stelle der zuruͤckgenommenen Propoſition eine andere auf das ga Buͤreau nieder. Hiergegen erhob ſich aber Hr. Ba bey und vfre wies die Verſammlung auf das Reglement, wonach eine eine mal entwickelte Propoſition nicht zuruͤckgenommen werden 8 kann, ſobald von Seiten der Kammer Einſpruch geſchieht. Mehrere Deputirte beſtiegen zugleich die Rednerbuͤhne. Herr

wie von dem unaufloͤslichen

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