die Gerichtshoͤfe,
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peinlichen Geſetzbuches vorhergeſehenen Fällen koͤnnen abgeſehen von den Beſtimmungen des Art.
10 des Geſetzes vom 9. Junt 1819, nach Maaßgabe der Schwere des Vergehens, die Suspendirung des Journals
— der Zeitſchrift fuͤr eine Zeit verfuͤgen, welche nicht laͤn⸗
ger als zwei Monate, und nicht geringer als 10 Tage ſein
darf. Waͤhrend dieſer Zeit bleibt die Caukion bel der Con⸗
ſignations⸗Kaſſe in Verwahrſam, und darf keine andere Be⸗ ſtimmung erhalten.“ — Der 16te Artikel wurde mit einem Zuſatz⸗Paragraph der Commiſſion ohne eine erhebliche Disenſſion in folgender Abfaſſung angenommen: 32 5
„ Art. 15. In Prozeſſen, welche ehrenruͤhrige Verlaͤum⸗ dungen zum Gegenſtande haben, duͤrfen, ſobald die Gerichts⸗ hoͤfe, dem Inhalte des 64ſten Artikels der Charte gemäaͤß, verordnen, daß die Verhandlung bei verſchloſſenen Thuͤren Statt finden ſolle, die Journale bei 2000 Fr. Strafe, weder die Thatſachen der Verlaͤumdung bekannt machen, noch einen Auszug der Promemorias oder ſonſtigen Schriften geben, worin dieſelben enthalten ſind. In allen Civil, und Crimi⸗ nal⸗Prozeſſen, die bei verſchloſſenen Thuͤren gefuͤhrt werden, duͤrfen ſie (die Zeitungen) bei gleicher Strafe nur den Ur⸗ theilsſpruch publiciren.594
Der 17te Artikel erlitt eine unbedeutende Aenderung durch die Annahme eines Amendements des Hru. Jacquinot de Pampelune; Folgendes iſt ſein Inhalt:
„Art. 17. Wenn, nach dem letzten Paragraphen des Artikels 23. des Geſetzes vom 17. Mai 1819, die Gerichts⸗ höͤfe, in Betreff der dem Prozeſſe fremden verlaͤumderiſchen Thatſachen, dem oͤffentlichen Miniſterium oder den Civil⸗ Partheien eine Einſchreitung vorbehalten haben, ſo duͤrfen die Zeitungen, bei derſelben Strafe, weder jene Thatſachen bekannt machen, noch einen Auszug aus den Beſchwerde⸗ Schriften geben, worin dieſelben enthalten ſind.“ Bevor die Kammer ſich hierauf mit dem 18ten und wahrſcheinlich letzten Artikel des Geſetzes beſchaͤftigte, be⸗ merkte der Praͤſident, daß zu dem 17ten noch verſchlebene zuſatz⸗Beſtimmungen in Antrag gebracht worden ſeien. In er erſten verlangte der Vicomte von Laboulaye, daß die eitungen gehalten ſein ſollten, die Reden der Deputlrten, bald dieſe es verlangen, ausfuͤhrlich, jedoch gegen Entrichtung der Inſertions⸗Gebuͤhren, aufzunehmen. „Oftmals,“ aͤußerte derſelbe, „berathſchlagen wir unter dem groͤßten Geraͤuſch, und ich haͤtte ihnen, wie z. B. eben jetzt, die ſchoͤnſten Dinge von der Welt ſagen koͤnnen, ohne daß Sie ein Wort davon verſtanden haͤtten.“ (Waͤhrend des halbſtuͤndigen Vortrags des Redners hatte naͤmlich, wie bei langweiligen Schauſpie⸗ len, eine allgemeine Converſation ſtatt gefunden.) Hr Peton zußerte ſcherzhafterweiſe, daß er dem Antrage des Hrn. v. Labonlaye beitrete, unter der Bedingung, daß die Depu⸗ tirten die doppelte Gebuͤhren⸗Taxe entrichteten. Der Vor⸗ ſchlag wurde natuͤrlich verworfen. Jetzt kam die Reihe an den ſchon ſeit lange vorbereiteten Antrag, die Preß⸗Ver⸗ gehen auf's neue den Geſchwornen⸗Gerichten zu uͤberweiſen; derſelbe ruͤhrt von den Herren Devaux, Méchin, v. Cormenin und v. Correlles her. Letzterer entwickelte die Propoſition und fuͤhrte zu Gunſten derſelben alle die Gruͤnde an, welche in der Deputirten⸗Kammer ſchon ſo oft dafür geltend gemacht worden ſind, und die ſich ſaͤmmtlich auf die einfache Behaup⸗ rung zuruͤckfuͤhren laſſen, daß eine ſtrenge Unpartheilichkeit nur von den Geſchwornen⸗Gerichten zu erwarten ſei. Hr. Amat widerſetzte ſich dem Antrage ſchon deshalb, weil in die⸗ ſem Augenblicke nicht von der Preſſe im Allgemeinen, ſondern nur von der periodiſchen Preſſe die Rede ſei; im Uebrigen, ſo ſei die Jury, ihrem Weſen nach, nur dazu berufen, uͤber Lhanfchen zu entſcheiden, und daher zu Erkenntniſſen in Angelegenheiten der Preſſe, wo es immer mehr oder weniger auf die Aus⸗ tegung einer Abſicht ankomme, nicht geeignet. Hr. v. Cor⸗ menin ſtellte einige ſehr lichtvolle und ausfuͤhrliche Betrach⸗ tungen uͤber dieſen Gegenſtand an. Er machte zuvörderſt darauf aufmerkſam, wie die Preß⸗Vergehen fruͤher mit zu den Verbrechen gerechnet und mit Leibesſtrafen belegt worden waͤren. Jene Vergehen gehoͤrten nach dem gemeinen Rechte ohne allen Zweifel vor die Geſchwornen⸗Gerichte, und daß man ſie den Zuchtpolizei⸗Gerichten uͤberwieſen habe, wäre Lem eigentlich eine Ausnahme von der Regel; die Preß⸗
ergehen waͤren Meinungs⸗Vergehen, wie die Geſchwornen Meinungs⸗Maͤnner wären; unter allen Vergehen waͤren un⸗ beſtreithar die der Preſſe die eigenwilligſten, unbeſtimmteſten und verſchiedenartigſten, und es waͤre ſonach weſentlich, daß ſte auch durch Maͤnner entſchieden wuͤrden, die ihnen gli⸗ chen, und die, wie jene, wechſelten; die Richter entſchieden immer nur nach dem Buchſtaben des Geſetzes, die Geſchwor⸗ nen nach dem Geiſte deffelben; man habe behauptet, daß die
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hungen der Faction ſo lange ſtrebten. Die
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Jury in Frankreich noch nicht, wie in England, naturaliſirt ſei: hieraus gehe aber noch keinesweges hervor, daß die 2g tung dem Lande nicht zuſage; „und wie koͤnnte“, fragte der Redner, „dieſelbe ſich auch bei uns einbuͤrgern, wenn wir ſie nicht allgemein annehmen?“ Herr von Cormenin widerſetzte ſich hierauf dem fruͤher gemachten Vorſchlage, fuͤr die Preß⸗Vergehen eine beſondere Jury niederzuſetzen. Er unterſuchte hlerauf die Geſetze üͤber die Geſchwornen⸗Gerichte, ſo wie die Art der Anfertigung der Geſchwornen⸗Liſten; ſeine Rede ſchien einen großen Eindruck auf die Verſammlung zu machen und wurde mit vlelem Beifalle aufgenommen. Am folgenden Tage ſollte die Disenſſion uͤber dieſen Gegenſtand fortgeſetzt werden. Zuglelch kuͤndigte der Praͤſident der Ver⸗ ſammlung an, daß Herr Gautier an dieſem Tage den Com⸗ miſſions⸗Bericht uͤber das Ausgabe⸗Budget abſtatten werde.
Paris, 19. Juni. Der Herzog von Caraman iſt vor⸗ geſtern nach Wien abgereiſt, um ſich bei Sr. Maj. dem Kai⸗ jer zu beurlauben. Man verſichert indeſſen, daß er bis zur Ankunft ſeines Nachfolgers, des Herzogs von Laval⸗Mont⸗ morency, deſſen Abreiſe nahe bevorſteht, in Wien verblelben. werde.
Die öffentlichen Blaͤtter enthalten einen Tagesbefehl, worin der dienſtthuende Major⸗Général, Marſchall Macdo⸗ nald, den Truppen, uͤber welche Sr. Maj. am verfloſſenen Sonnabend Heerſchau gehalten haben, im Namen des Koͤ⸗ nigs Hoͤchſtdeſſen Zufriedenheit uͤber ihre vortreffliche Hal⸗ tung zu erkennen giebt.
In der obigen Sitzung der Pairs⸗Kammer hat der Mi⸗ niſter des Innern, wie der Meſſager des Chambres behaup⸗ tet, die fuͤr die Deputirten und die Waͤhler beleidigenden Betrachtungen, welche der Marquis von Forbin des Iſſarts Tages zuvor uüͤber den Wahlliſten⸗Geſetz⸗Entwurf angeſtellt hatte, ſiegreich widerlegt.
Die hieſigen Zeitungen ſprechen ſich heute, wie zu er⸗ warten war, ſehr lebhaft uͤber die, in Betreff der Secun⸗ dair⸗Schulen ergangenen beiden Koöniglichen Verordnungen aus, welche den einen eben ſo viel Unmuth als den andern Freude verurſacht haben, von einigen liberalen Blaͤttern aber, als eine unzureichende Maaßregel, mit zlemlicher Gleichguͤl⸗ tigkeit betrachtet werden. Es duͤrfte nicht unintereſſant ſein, dieſe verſchiedenartigen Anſichten kurz zuſammenzufaſſen. „Die von uns geſtern mitgetheilten Verordnungen“ (ſagt die Gaz. de Fr. Leroͤffnen die religtoͤſe Verfolgung, nach welcher die Bemif⸗ hungen Familienvaͤter, welche ihre Soͤhne in den 7 oder 8 unterdruͤckten Seminarien erziehen ließen, moͤgen eilen, ſie von dort abzuholen, die Lehrer, de⸗ nen ſie ſie anvertraut hatten, ſind proſertbirt! Freiheit und Toleranz ſind in der Charte, wenn der Royalismus trium⸗ phirt, unter dem Liberalismus heißen dieſe beiden Worte: Monopol, Unterdruͤckung und Verfolgung. Väter, die ihr eure Kinder durch Diener eurer Religiön erziehen laſſen woll⸗ tet, ihr koͤnnt es jetzt nur, indem ihr ſie uͤber die Graͤnze ſchickt; oder ihr muͤßt ſie dem Univerſitäts⸗Monopol uͤberge⸗ ben; ſo will es die Freiheit! — Ihr hieltet darauf, daß eure Kinder in der Religion des Staats erzogen wuüͤrden, und hofftet, es zu koͤnnen, als ihr die Lemk eh⸗ die Moſcheen, die Synagogen in der Hauptſtadt geöffnet ſahet. Ihr waret im Irrthum. Weil euer Glaube der des Staats und des größten Theils der Franzoſen iſt, iſt den Prieſtern, denen ihr die Erziehung eurer Kinder anvertraut habt, nicht erlaubt, mit dieſer fortzufahren, wenn ſie nicht einen Schwur uͤber ihren Glauben ablegen! Was wolltet ihr? Herr Benj. Con⸗ ſtant hat es ſo gewollt, er gehoͤrt einer andern Religion an, als ihr, er zieht die verheiratheten Profeſſoren den Celibatalrs vor, er iſt Feind aller Monopole; aber er ſchuͤtzt trefflich die Freiheiten euxer Kirche, und ihr koͤnnt keinen beſſern Ordner eures Glaubens und des Erziehungs⸗Syſtems eurer Kinder wählen. Die Verordnungen, mit denen man ſeit funfzehn
Tagen die Freunde des Königthums und der Religion bedrohte, ſtehen endlich im Moniteur; ſo triumphirt die Revolution! mit tiefer Bexruͤbniß ſchreiben wir dieſe Zeilen⸗ Alle Verantwortlichkeit dieſer Maaßregeln fällt auf die Mi⸗ niſter, die ſie unterzeichnet haben. Dieſe Verantwortlichkeit iſt ſchwer r Beide, ſie iſt es doppelt fuͤr den einen, deſſen geheiligter Charakter allein eine erhabene Hand gegen das Wohl der Staats⸗Religion ſicher machen konnte: ein Biſchof ſchlug dem Koͤnige vor, üͤber die Intereſſen der Biſchöfe zu beſtimmen, wie konnte Mißtrauen in der Seele der Chriſten entſtehen? der Geiſt der Revolution hat dieſe Veordnungen entriſſen, man erkennt ihn an den beiden Hauptzuͤgen, die ſie charakteriſiren: der Zerſtoͤrungsgeiſt und die Tyrannei.“ Noch heftiger äͤußert ſich die Quotidienne in einem Ar⸗
tikel, den ſie „Verfolgung der katholiſchen Kirche“ über⸗ ſchreibt. „Endlich“ (ruft ſie aus) „iſt das Gewebe ſo vieler
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