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zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung RNr. 107.

6 Fe Han von Wellington beſuchte geſtern Morgen e. Maj. im Windſor⸗Park. 8 Hr. Lawrence, d.He eaniſch. Geſchaͤftstraͤger, ver⸗ richtete geſtern Geſchäfte im auswärtigen Amte.

Lord Leveſon Gower hatte geſtern eine Zuſammenkunft

mit dem Herzoge von Wellington im Schatzkammer⸗Amte. Es ſind Deheſchen⸗ 58 vom 4ten d., von Sir Fred.

dams im auswaͤrtigen Amte eingegangen.

2 Endlich, ſagt der Courier, ete wir Nachrichten aus Liſſabon. Die Depeſchen des Herrn Fr. Lamb ſind vom 8ten d., aber wie wir hoͤren, bringen ſie durchaus keine Nachricht von den Bewegungen der belden Armeen, indem jede Com⸗ muniration mit den Provinzen abgeſchnitten iſt. Die Stim⸗ mung in der Hauptſtadt wird als ſehr duͤſter geſchildert. Die Einwohner werden durch den Argwohn und die Arreti⸗ rungen Seitens des Gouvernements in Furcht erhalten. Wenn auch die Fortſchritte der Conſtitutionellen nicht ſo raſch ſind, wie wir es wünſchen, ſo wird doch die Lage Dom Mi⸗ nel's immer kritiſcher. Ein großes Huͤlfsmittel zur Durch⸗ füßtung der einmal kund gethanenen Abſichten iſt die Haͤrte, und je kritiſcher und hoffnungsloſer ſeine Lage wird, um ſo oöͤfter nimmt er ſeine Zuflucht zu ihr. Den Berichten aus Liſſabon zufolge vermehren ſich die Verhaftungen und Ein⸗

kerkerungen ſtuͤndlich; ein unvorſichtig ausgeſprochenes Wort

ein von Porto erhaltener Brief das Tragen eines be⸗ ſondern Kleldes oder einer beſondern Farbe werden als Symptome der Nichtanhaͤnglichkeit an ſeine Sache angeſehen und alsbald mit Einkerkerung beſtraft. Die Gefaͤngniſſe ſind uͤberfuͤllt und 8 der Verhafteten wird auf nahe an 2000 geſchaͤtzt. ir wollen, fährt jenes Blatt fort, eine ſummatiſche Ueberſicht der Nachrichten geben, welche ſowohl durch Privat⸗Briefe, als durch die oͤffentlichen Blaͤtter, von Liſſfabon eingegangen ſind. Mit letzteren werden wir bald ertig ſein. Unter den Augen Dom Miguel's gedruͤckt, kann man nicht von ihnen erwarten, daß ſie irgend eine Mitthei⸗ lung machten, auf die man ſich verlaſſen duͤrfte. Es wird auch nicht mit einer Zeile der Operationen der conſtitutio⸗ nellen Armee erwähnt. Dagegen findet man Decrete, durch welche verſchiedene Officiere ernannt werden, die große Armee zu kommandiren die Bildung von Freiwilligen⸗ Batalllons befohlen allen Leuten, welche Waffen haben, angedeutet wird, dieſelben unter Strafe, als Rebellen betrach⸗ tet zu werden, auszuliefern, und allen Soldaten, welche ſich gegen das legitime Gouvernement aufgelehnt haben, Amneſtie verſprochen wird. Die fruͤheren Depeſchen des

errn Fred. Lamb und die von Porto ließen die conſtitu⸗ tlonnelle Armee von Porto aus anruͤcken, und hier erwartere man, daß die naͤchſten Depeſchen die Nachricht von ihrem nahen Vorruͤcken an die Hauptſtadt bringen wüͤrden. Es iſt ein Grundzug in unſerer Natur, daß wir uns verſtimmt fühlen, wenn das, was wir erfuͤllt zu ſehen wünſchen, nicht ſchnell in Erfuͤllung geht

zwere well et were done quickly.

Aber wir ſollten bedenken, daß die Conſtitutionellen ich⸗ 6. 84 be ſaln haben, welche nicht allein Muth fonee nch e t erfordern. Man darf nicht vergeſſen, daß ein fal⸗ e chritt hoͤchſt unheilvoll werden kann, und daß Ueber⸗ ng böſe Folgen haben könnte, die durch zu ſpaͤt entfaltete Umſicht nicht wieder gut gemacht werden. Sie hatten ſich der Gefuͤhle und Anſichten verſchiedener Theile von Portugal zu verſichern, ſich durch Zuſammenziehung von Streitkrͤften aus mehreren Städten zu verſtaͤrken, fuͤr das Land, welches ſie im Rucken laſſen, Sorge zu tragen, verſchledene Miniſter einzuſetzen, und uͤberhaupt alle die Vorkehrungen zu treffen, welche die Wichtigkeit ihres Unternehmens erheiſchte. Alles dies war nicht, und konnte nicht das Werk eines Tages ſein. Wir verwellen beſonders bei dieſem Gegenſtande, weil in der Stadt eine Stimmung herrſcht, als ob die Ereigniſſe keinen ſo erfreulichen Anblick gewaͤhrten, wie man erwartet hat. Auf geſagt, obige Nachrichten keinen ſolchen Ein⸗ emacht. Aus den Pewvat, Briefen geht bervor, daß das Haupt⸗ 8 der coͤnſtitutionellen Armee in Coimbra, und ihre vant⸗Garde in Pombal iſt, und daß das Vorruͤcken der Truppen nicht ſo beeilt wird, weil man irgend eine Bewe⸗ zung oder Demonſtrarion in Liſſabon erwartet. Die Berichte Fbes die Conſtitutionellen ſind uͤbrigens unbeſtimmt und ſel⸗

ten, und das aus ſehr triftigen Gruͤnden. Es herrſcht in 111

Liſſabon eine ſolche Furcht, und die Spione ſind dermaßen haͤufig, daß Niemand eine Nachricht zu erhalten, oder 8 Wort uͤber die Conſtitutionellen zu ſprechen wagt.

Die Avant⸗Garde von Dom Miguel’'s Armee war in Leirla, und er ſelbſt will derſelben, an der Spitze der Armee, folgen, nachdem er zuvor durch eine Proclamation erklärt hat, daß er den Verrath und die Verraͤther in eigener Per⸗ ſon und an der Spitze ſeiner treuen Anhaͤnger zuͤchtigen wolle. Wie treu dieſe uͤbrigens ſind, kann man leicht aus den folgenden Umſtaͤnden abnehmen: Es wird in Liſſabon erzaͤhlt, daß zwiſchen den Avant⸗Garden der beiden Heere nahe bei Leiria ein Gefecht Statt gefunden habe; aber gerade als das Paket⸗Boot im Begriff iſt abzuſegeln, raunt man ſich in's Ohr, daß die Avant⸗Garde der großen Armee un⸗ ter ſich Streit bekommen, und daß das 8te Jäaͤger⸗ und 7te Cavallerie⸗Regiment, nebſt der Artillerie, das 16te Infante⸗ rie⸗Regiment angegriffen 182 Die Verwundeten dieſes Regiments ſind bereits in Liſſabon angekommen. Die uͤbri⸗ gen Truppen, ſagt man, ſind alsdann zu den Conſtitutio⸗ nellen uͤbergegangen.

Dies iſt das Weſentlichſte der Nachrichten, welche durch die beiden Paket⸗Boͤte vom 4ten und 10ten d. M. aus Liſſabon gebracht ſind; und wir ſchließen mit der Ueberzeu⸗ gung, welche wir von Anfang an gehabt haben, daß der endliche Erfolg und Triumph Dom Miguel’s unmöglich iſt. Er hat, wie wir es vorausgeſagt haben, das Land in einen Buͤrger⸗Krieg verwickelt; aber das Elend, was durch denſel⸗ ben herbeigefuͤhrt wird, obgleich groß, wird doch wahrſchein⸗ lich nur von kurzer Dauer ſein und der, welcher ihn her⸗ vorgerufen hat, wird wahrſcheinlich und verdientermaßen das Opfer deſſelben werden.

Die Portugieſiſchen Kaufleute, welche beſtimmt hatten, daß eine Medallle zum Andenken an Dom Miguel's Ruͤck⸗

kehr nach Portugal geſchlagen werden ſollte, haben den Be⸗ ſchluß gefaßt, die ſchon geſchlagene Medaille ſolle wieder ein⸗

geſchmolzen werden.

Der Courier bemerkt in Bezug auf die letzte Verſamm⸗ lung der katholiſchen Aſſociation, dieſe wolle von Sicherheiten nichts wiſſen. „Wir muͤſſen,“ faͤhrt er ironiſch fort, „die Citadelle ohne Bedingungen uüͤbergeben. Wir muͤſſen ihnen den vollſtaͤndigen unbedingten Beſitz einräumen.“

Wie wir neulich meldeten, wurde dem Unterhauſe eine

Bittſchrift von den Mitgliedern des Vereins der Well'ſchen calviniſtiſchen Methodiſten zu Gunſten der Katholiken einge⸗ reicht. Dieſe Congregation laͤßt jetzt bekannt machen, daß ſie der in Rede ſtebeuden Petition ihre Sanction nicht gege⸗ ben habe.

Der Courier vom 18ten, dem Jahrestage der Schlacht von Waterloo, enthäͤlt große Lobeserhebungen auf den Her⸗ zog von Wellington. „Moͤgen wir,“ ſagt er, „noch lange den Helden beſitzen, welcher das Hauptwerkzeug zu jenem erhabenen Siege war! Moͤge er an der Spitze des Cabinets eben ſo gluͤcklich ſein, als er es an der Spitze der Armeen war!“

Daſſelbe Blatt aͤußert ſich ſehr ſcharf uͤber die neuliche Debatte des Unterhauſes wegen der Indiſchen Stempel⸗Taxe. Es geht ſo weit, die Aeußerung des Sir J. Mackintoſh, ein Land, welches nicht gleiche Vortheile habe, muͤſſe auch nicht gleiche Laſten tragen, geradezu fuͤr Unſinn zu erklaͤren.

Am 18ten fand ein großes Mittagsmahl zur Feier der Aufhe⸗ bung der Teſt⸗ und Corporations⸗Acte Statt. Se. Köͤnigl. Ho⸗ heit der Herzog von Suſſer fuͤhrte den Vorſitz. Die Lords John Ruſſell, Holland, Dacre, Althorp, Carnarvon, Ebring⸗ ton und King, ſo wie Sir F. Burdett, Hr. Brougham,

r. H. Grattan und Hr. Hobhouſe waren zugegen. Der Courfer macht hieruͤber folgende Bemerkungen? Dieſe Feſt⸗ lichkeit wurde ganz im Engliſchen Styl gefeiert das heißt, die Geſellſchaft gab ein gutes Mittagsmahl, welches ſchlech⸗ ten Reden vorherging; und was uns anbetrifft, ſo goͤnnen wir unſeren Gegnern, wenn ſie einen Triumph erringen, recht gern ein wenig Ausgelaſſenheit. Jedoch ſelbſt dann koͤnnen wir keine Unverſchaͤmtheit leiden. Die Anmaßung eines Talents, welches ſich feiner ſelbſt bewußt iſt, iſt ertraͤg⸗ lich, aber ſelbſtgefällige Ungereimtheit unangenehm, und wir wollten einige Leute mit aller Sanftmuth darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß es ihnen nicht gut anſteht, ſich Freiheiten

heraus zu nehmen, welche man wohl einem Herrn Brougham * * 7 8 *

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