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8 t li zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr.
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Neueſte Nachrichten vom Kriegs⸗Schauplatze.
Im Lager bei Babadagh den 3. (15ten) Juni 18280. Der letzte Kriegs⸗Vericht enthielt die Uebergabe von Iſatſchi die Vollendung der Bruͤcke uͤber die Donau.
Die ganze Nacht vom 30. auf den 31. Mat (10. 12. Junl) hat das Corps des Generals Rudzewicz welches ſich auf dem linken Donau⸗Ufer befand, dieſe Bruͤcke paſſirt.
Am 31. (12. d. M.) fruͤh wurde das Hauptquartier des Kaiſers von Satunnow, bis unter die Mauern von Iſat⸗ ſchi verlegt. Sr. Majeſtaͤt wurden daſelbſt von einer De⸗ putatlon von Moldauern erwartet, welche ſich in der Gegend des Kloſters zum Heiligen Nicolaus ohnweit Iſatſchi nie⸗ dergelaſſen hatten. Dieſe Deputation brachte dem Kalſer Brod und Salz dar, und empfahl ſich dem Schutze Sr. Majeſtaͤt. Sie wurde mit Gnade empfangen und ſaͤmmt⸗ lichen Militair⸗Behoͤrden der Befehl ertheilt, das Kloſter zum Heiligen Nicolaus beſonders zu ſchuͤtzen.
Am 1. (13.) Juni folgte das Corps des General Rud⸗ zewicz ſeiner unter dem Befehl des General⸗Lieutenants Ru⸗ diger ——— vache Tags zuvor den Weg na abadagh eingeſchlagen hatte.
1 Majeſtat — am 1. (13.) Juni mit dem Haupt⸗ quartier dieſelbe Richtung. An dieſem Tage iſt nichts von Bedeutung vorgefallen. Wir paſſirten einen Hohlweg, der ſich von Iſatſchi an durch Wäaͤlder und Berge ungefaͤhr 30 Werſte lang nach dem Dorfe Frikaczedézeé He;, und einen romantiſchen Anblick gewährt. Auf einer Anhoͤhe in der Naͤhe dieſes Dorfes wurde am Abend dieſes Tages das Lager des Kaiſers aufgeſchlagen. Wir ſind nirgends auf den Feind geſtoßen, und iſt derſelbe nicht einmal be⸗ merkt worden. Die Einwohner von Frikaczerdézé und der in der Umgegend belegenen Doͤrfer haben bei unſerer Annäherung die Flucht ergriſſen. Bald erfuhren wir von Türken welche die Koſaken einbrachten, daß die Einwoh⸗ mer der Bulgarei, ſowohl Chriſten als Mahumedaner von demſelben Haſſan⸗Paſcha, welcher uns den Uebergang uͤber die Donau zu verwehren ſuchte, gezwungen worden waren, ihre Wohnungen zu verlaſſen. Am 2. (14.) Juni ſetzte ſowohl der Kaiſer, als auch das Hauptquartier Sr. Maje⸗ ſtͤt und das Corps des General Rudzewicz den Weg nach Babadagh fort. Das Land war weniger durchſchnitten, jedoch ſtießen wir ebenfalls nicht auf den Feind. Unweit Babadagh begegnete der Kaiſer einer S. M. entgegenge⸗ fandten Deputation der Koſaken des Nekrazower⸗Stam⸗ mes, (ſie fuͤhren dieſen Namen nach ihrem Chef). Dieſe Koſaken haben in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts Rußland in Folge eines Aufſtandes verlaſſen. Seit dem fanden unſere Truppen ſie in der Bulgarei nicht nur als hartnaͤckige, ſondern auch als gefaͤhrliche Feinde, welche ſich in Waͤldern aufhielten, einzelne Abtheilungen anfielen und die Communicationen abzuſchneiden ſuchten. Sie waren der Vereinigung mit ihren ehemaligen Landsleuten ſtets ab⸗ geneigt. Als dieſe Deputation des Kaiſers anſichtig wurde, warf ſie ſich Sr. Majeſtaͤt zu Fuͤßen, uͤberreichte Brod und Salz und bot indem ſie die Gnade Sr. Maj. anflehte, Allerhoͤchſtdenenſelben ihre Dienſte und unbedingte Huldi⸗ gung an. Die freiwillige Unterwerfung dieſes Koſaken⸗ Stammes iſt eine hoͤchſt wichtige Begebenheit, da dadurch nicht nur die Linie unſerer Operatlonen geſichert, ſondern auch bedeutende Vortheile erlangt werden können. Fernere Deputationen der Koſaken des Nekraſower Stammes aus andern von ihm bewohnten Gagenden, treffen unaufhoͤrlich im Lager Sr. Majeſtaͤt ein. Die Deputirten des Dorfes Kamién haben zwei aus Matszyn nach Schumla mit De⸗ peſchen zuruüͤckkehrende Tuͤrkiſche Couriere aufgegriffen und uns ausgeliefert. 5 8 Tuͤrkiſchen Cer be ne ſind von aſſan Paſcha zur Flucht gezu e ; einige Ein⸗ ſaſſen 85 8n 81 jedoch nach Babadagh zuruͤckgekehrt, welcher Ort in einem angenehmen Thale liegt und ſich durch ſorgfaͤltig und ſogar prachtvoll ausgebaute Kaſernen, auszeich⸗ net. Dieſelben waren fuͤr die neuen Türkiſchen regulairen Truppen beſtimmt. Drei Tauſend Mann koͤnnen Platz darin finden. .
Unſere Vorpoſten ruͤcken vorwaͤrts; der Feind laͤßt ſich nirgends ſehen. -
Ein geſtern Abend von Anapa eingetroffener Courier
bringt Nachricht von bedeutenden Vortheilen, die unſere
Truppen und die Flotte, welche dleſe Stadt belagern, er fochten habe.
Nach dem am 18. (30. Mai) ſtattgefundenen bereits bekannten Gefechte, iſt Anapa enger eingeſchloſſen worden und alles ließ erwarten, daß ſich die benachbarten Tſcher⸗ keßen ruhig verhalten werden. Nichtsdeſtoweniger ſah man am 28. (9. Juni) mit Tagesanbruch die Anhoͤhen, welche Anapa umgeben, von dieſen Bergbewohnern beſetzt und ſie attaquirten unſere Vorpoſten. Die Beſatzung von Anapa benutzte dieſen unerwarteten Angriff zu einem Ausfalle. Der Feind wurde jedoch voͤllig geſchlagen. Die Tuͤrken, von Anapa abgeſchnitten, konnten nicht dahin zuruͤckkehren und wurden mit dem Bajonett gegen das Meer gedraͤngt, wo⸗ ſelbſt viele den Tod fanden, waͤhrend diejenigen, welche ſich durch die Flucht laͤngſt der Kuͤſte retten wollten, von unſe. ren bewaffneten Schiffen eingeholt wurden. Es iſt eine be⸗ ſpannte Kanone und ein Munitions⸗Wagen genommen wor⸗ den. Die Bergbewohner wurden ebenfalls zerſtreut und 12 Werſte weit von unſern Truppen verfolgt. Dieſer Sieg iſt durch die zweckmaͤßigen Anordnungen und die perſoͤnliche Tapferkeit des General Adjudanten Fuͤrſten Menzykow er⸗ fochten worden. Man ſah ihn uͤberall wo Gefahr drohte. Der Kaiſer hat ihm den Georgen Orden dritter Klaſſe ver⸗ liehen. Der Feind hat 300 Mann auf dem Schlachtfelde gelaſſen, ohne diejenigen welche ertrunken ſind oder ſich von * Felſen in den Abgrund geſtuͤrzt haben. Unter den Gebliie-⸗«;, benen befindet ſich der Tſcherkeßen⸗Fuͤrſt Gomruk. Bei der Abſendung des Couriers war dem Fuͤrſten Menzykow unſer Verluſt noch nicht vollſtaͤndig bekannt, er wußte jedoch, daß 5 Officiere und 70 Soldaten verwundet worden.
Die Belagerung von Anapa ruͤckt bedeutend vorwärts; unſere Arbeiten ſind bis auf 80 Klafter von den Mauern vorgeſchritten. Die auf den Baſtionen befindlichen Kanoo,“ nen durch unſere Artillerie demontirt, und die Lage des Platzes iſt dadurch ſchwieriger geworden, daß der groͤßte S—e Theil der Truppen, welche beim letzten Gefechte geweſen,
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nicht in die Feſtung zuruͤckgekehrt, ſondern nach den Ge⸗ birgen geflohen ſind. Von den zehn Tuͤrkiſchen Schiffen welche im Hafen vor Anker gelegen, ſind drei von unſerer Flotte in den Grund gebohrt und drei durch unſere vom Kapltain Nemitnow befehligten bewaffneten Schaluppen in der Nacht vom 25. auf den 26. (6. 7. Juni) genommen wor⸗ den. Das Tan derſelben wurde abgeſchnitten und die Schiffe trotz des Tuͤrkiſchen Kanonen⸗ und Gewehrfeuers weggefuͤhrt.
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Nachrichten aus Czernowitz vom 13. Jun. zufolge ö der Koͤnigl. Preuß. General Graf von Noſtiz neöſt den ihm beigegebenen Officieren am Abend des 11. daſelbſt eingetrof⸗ fen, und am 13. Morgens weiter nach Jaſſy gereiſt. — 8 Die Beſatzung von Bralla hat neuerlich einen Ausfall ge. macht, bei welchem 600 Turken zu Gefangenen gemacht ſein ſollen. Das Gefecht ſoll ſehr heftig und der Verluſt von Seiten der Ruſſen ebenfalls nicht unbedeutend geweſen ſein. Die Belagerer, welchen es gelungen iſt, mehrere Breſchen zu bewerkſtelligen, haben ſich den Feſtungswerken dergeſtalt genaͤhert, daß ſie bereits gegen das Feuer der Tuͤrkiſchen Batterie in Sicherheit ſind. Man haͤlt die Uebergabe von Bralla um ſo mehr für nahe bevorſtehend, als die Ruſſi⸗ ſchen Truppen, welche ſich auf dem rechten Ufer der Donau befinden, die Verbindung der Garniſon mit dem entgegenge⸗ ſetzten Ufer dieſes Fluſſes unterbrochen haben.
Nach Briefen aus Korfu vom 2. Juni iſt einige Tage zuvor, ein Tuͤrkiſches Schiff, in Begleikung eines Franzöͤſi⸗ ſchen, von Navarin kommend, daſelbſt eingelaufen. Ein tuͤrkiſcher Parlementair, der ſich am Bord des erſtgenannten Schiffes befand, hat mehrere Unterredungen mit dem Gene⸗ ral Adams und dem Grafen Guilleminot gehabt, und man will wiſſen, daß er im Namen Ibrahim's Paſcha erklaͤrt habe, daß, wenn die vereinigten Escadern fortführen, die Zufuhr der Lebensmittel nach Morea abzuſchneiden, er — der Paſcha — ſich genoͤthigt ſehen wuͤrde, das Lanb rings⸗ umher zu verwuͤſten. — Die vorgedachten beiden Fahrzeuge haben ſich wieder entfernt, ohne daß man das Ergebniß der mit dem Parlementair ge
ogenen Verhan 1 rung gebracht hat. eeres .