gen den Orden frei, und erklaͤrt, daß er kein Geluͤbd: irgend einer Art abgelegt habe. Der Bittſteller giebt hierauf die nachſtehende Liſte der in Frankreich beſtehenden Jeſuiten⸗ Anſtalten, ohne jedoch einen anderen Beweis dafuͤr anzufuͤh⸗ ren, als die oͤffentliche Bekanntheit, oder die beſondere Kennt⸗ niß, die er waͤhrend ſeines Umgangs mit den Jeſuiten dar⸗ üͤber erlangt hat. Dieſe Anſtalten beſtaͤnden danach in Pa⸗ ris, Montrouge, Vitry an der Seine, Saint⸗Acheul, Naney, Auray⸗Sainte⸗Anne, Laval, Montmorillon, Bordeaux, Tou⸗ louſe, Avignon, Alf, Forcalquier, Lyon, Dole, Strasburg und Billom (im Ganzen 17), außer an mehreren ande⸗ ren Orten, wo, nach der Behauptung des Bittſtellers, die Jeſuiten ſich unter der Hand ebenfalls eingeſchlichen haͤtten. Derſelbe macht darauf aufmerkſam, daß in den meiſten dieſer Anſtalten die Jeſuiten eine wirkliche religioͤſe Corporation bilden, indem ſie ſich durch ein ewiges Geluͤbde binden, und 1 der Regel des heiligen Iguatius

folgen. Er ſchließt mit dem Antrage, daß eine ſolche Ver⸗ * g der Geſetze nicht ferner geduldet werde, daß man b 5v durch ein neues wirkſameres Geſetz die Jeſuiten als eine geiſtliche Geſellſchaft gaͤnzlich abſchaffe, und den Gerichts⸗ höͤfen einſchaͤrfe, die Uebertreter des Geſetzes vor ihre Schran⸗ ken zu laden. Aus allen jenen Thatſachen ſchloß der Be⸗ richterſtatter,

daß ſich an der Exiſtenz der Geſellſchaft Jeſu iihn Frankreich kaum mehr zweifeln laſſe; Jedermann wiſſe, daß Pius VII. dieſelbe im Jahre 1814 foͤrmlich wiederher⸗ geſteit habe; vor zwei Jahren habe

der Miniſter der geiſt⸗

lichen Angelegenheiten deren Exiſtenz in Frankreich laut eingeſtan⸗ den, und ſetzt liefere Hr. von la Roche⸗Arnauld noch daß Frankreich eine Provinz

Beweis, 7 des Ordens ſei, indem dieſer darin ſeine Obern habe, ddie, den Statuten gemaͤß, eine regelmaͤßige Gewalt ausuͤbten, und Befehle von einem Chef erhielten, der im Auslande reſidirte. Von der andern Seite laſſe ſich nicht in Abrede ſtellen, daß jene Geſellſchaft geſetzlich verboten ſei; es koͤnne mithin hier gar nicht auf die Schwierigkeit ankommen, welche die Ver⸗ reibung der Jeſuiten etwa darbieten moͤchte, waͤren die Geſetze dunkel, ſo müußten ſie erlaͤutert, waͤren ſie mangel⸗ kheaft, ſo muͤßten ſie ergänzt, waͤren ſie ſchlecht, ſo muͤßten ſie paruͤckgenommen werden; bis dahin komme es aber vor allem

darauf an, ſie in Ausführung zu bringen. (Beifall zur Lin⸗ ken, Murren zur Rechten.) „Wir haben,“ fuhr der Redner fort, „bei der Eroͤffnung der diesjaͤhrigen Sitzung zwar ſchoͤne Worte vernommen, die Sie, meine Herren, nicht ver⸗ geſſen haben werden: „Die wahre Kraft der Throne beruht,

zunaͤchſt dem göͤttlichen Schutze, in der Beobachtung der

dden authentiſchen

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Anträaͤgen zur Richtſchnur gedient. In der That muß die Nothwendigkeit der Aufrechthaltung der Geſetze jede andere Betrachtung in den Hintergrund ſtellen. Wir ſind gewiß weit entfernt, der Gewiſſensfreiheit in irgend einer Art zu nahe zu wollen; die Geſetze befolgen, heißt nicht die Reiigion eleidigen; Niemand wird behaupten, daß mit der Aufhebung des Jeſuiten⸗Ordens zugleich die katholiſche Re⸗ —x werde; dieſe beruht auf anderen Grundlagen. . —— eſen der Geſellſchaft Jeſu iſt mehr politiſcher, als religi 8 Irt; den Beweis davon liefern uns die zahlreichen Kirchenſtrafen, in welche ſie verfallen iſt, ſo wie der Wider⸗ ſtand, den ſie von Seiten einer, den Wiſſenſchaften nuͤtzli⸗ chen Geſellſchaft (Port⸗Royal) erfahren hat. Dies waren die Betrachtungen, die Ihnen Ihre Commiſſion am verfloſ⸗ ſenen Sonnabend unterlegen wollte. Seitdem ſind die bei⸗ den, Ihnen bekannten Verordnungen erſchienen. Die von der Regierung verfuͤgten Maaßregeln haben der Commiſſion hiinreichend geſchienen. Wir verlangen daher nicht eine noch groͤßere Strenge; aber Ihre Commiſſion ſchlaͤgt Ihnen vor, die gedachten Maaßregeln durch Ihre verfaſſungsmaͤßige Au⸗ ecorität zu unterſtuͤtzen, und demgemaͤß zu beſchließen: 1ſtens über die Bittſchrift des Herrn Mercier zur Tagesordnung zu ſchreiten, und 2tens die Eingaben der Herrn Salgnes und von la Roche⸗Arnauld, in ſofern ſie die Verletzung der Ge⸗ ſetze durch die Aufnahme eines in Frankreich nicht autoriſir⸗ ten Ordeng betreffen, dem Großſie elbewahrer, u. in ſofern ſie die geſetzwidrige Zulaſſung dieſes rdens bei der Leitung ver⸗ ſchiedener Unterrichts⸗Anſtalten angehen, dem Miniſter des oöͤffentlichen Unterrichts zu uͤberweiſen.“†⁄ Nach Beendigung dieſes, von der Verſammlung mit allgemeinem und anhal⸗ tendem Intereſſe vernommenen Berichts beſtieg der Vicomte von Conny die Rednerbuͤhne und aͤußerte ſich in folgender Art: „Auf allen Seiten ſind Leidenſchaften aufgeregt; bel der gegenwäͤrtigen Bewegung der Gemuͤther iſt es ſchwierig, ſich eines gewiſſen unruhigen Gefuͤhls zu Darf ch hoffen, daß meine ſchwache Stimme unter Ihnen Vorur⸗

Geſetze!“ Und dieſe Worte haben der Commiſſion bei ihren

hat verſcheuchen koͤnnen?

nicht 6 zenn 8 ger der Jeſuiten geweſen ſind, ſo iſt uns ein viel ge⸗ wichtigerer Beruf zu Theil geworden; wir ſind gewiſ⸗ ſermaaßen ihre Richter. Waͤhrend ſich ſo viele ankla⸗ gende Laute vernehmen laſſen, ſind die Rechte der Ver⸗ theidigung geheiligt. Waͤhrend die Machthaber, im Verein mit Ihnen, (hiebei deutete der Redner auf die linke Seite) Ihnen den Sieg gewaͤhren, werden Sie gewiß nicht wuͤn⸗ ſchen, daß die Geſchichte einſt von Ihnen ſagen koͤnne: Die Sieger haben die Beſiegten nicht anhoͤren wollen. Fern von mir ſei der Gedanke, den merkwuͤrdigen Prozeß zu wieder⸗ holen, welcher ſich im vorigen Jahrhundert erhob und den Untergang der Jeſuiten bezeichnete; dergleichen Ereigniſſe ge⸗ hoͤren der Geſchichte an. Wir muͤſſen die Begebenheiten vergangener Zeiten ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und unmittelbar auf die Frage uͤbergehn, welches die jetzige Lage der Jeſuiten in Frankreich iſt, in welchen Verhaͤltniſſen dieſelbe mit unſerm Grundgeſetze ſteht, und ob die freie Exiſtenz der Jeſuiten nicht aus dem Frriheits⸗Geſetze folgt, welches jetzt uͤber alle Gewalten der Geſellſchaft in Frankreich herrſcht. Die Charte erkennt die katholiſche Religion als Staats Religion an; folglich beſteht ſie durch geſetzliche Kraft mit ihren nothwen⸗ digen Attributen, mit vollkommener Gewiſſens⸗Freiheit und mit ihren gottesdienſtlichen Aſſociationen. Beeilen wir uns daher, in einem Lande, wo man nach freiem Willen Jude oder Mohamedaner ſein kann, eine Intoleranz zu verſcheuchen, welche um ſo gehaͤſſiger ſein wuͤrde, als ſie ſich gegen die als Staats⸗ Religion aner⸗ kannte katholiſche Religion richten wuͤrde. Die innerlichen Geſetze, welche die mit dem Namen Jeſuiten bezeichneten Geiſtlichen unter einander verbinden, ſind alſo die freie Aus⸗ uͤbung eines durch die Charte anerkannten Rechts; ſie koͤnnen der Unterſuchung der geſetzlichen Autoritaͤt nicht unterworfen ſein; dieſe Geiſtlichen ſind Franzoſen, und deshalb kann ſie Niemand des Genuſſes der vollkommenſten Freiheit berauben. Die aͤußere Seite ihres Lebens iſt ohne Zweifel der Aufſicht der Sraatsgewalt unterworfen; aber Nichts offenbart ihre Beſtrebung, ſich von derſelben zu befreien. Wenn ſie auf die Kanzeln treten und in den kleinen Seminarien unterrichten, ſo geſchieht dies mit der Zuſtimmung der Biſchoͤfe, welche Niemand ihr Recht, dieſelbe zu ertheilen, ſtreitig machen kaun. Man wuͤrde die Charte verletzen, wenn man eine Klaſſe von Franzoſen in der Ausuͤbung ihrer buͤrger⸗ lichen und religioſen Rechte ſtoͤren wollte. Auf dieſe Art, meine Herren, muß man das Freiheits⸗Geſetz auslegen, welches uns nach langem und blutigem Zwiſte zugeſtanden wurde. Wollte man einen andern Sinn hinein⸗ legen, ſo wuͤrde es ein Werkzeug der Unterdruͤckung und Tyrannei werden, und Frankreich einer inquiſitoriſchen, un⸗ würdiger Weiſe im Namen der Freiheit ausgeüͤbten, Gewalt unterworfen ſein. Die vorzuͤglichſte Einrede unſerer Gegner iſt Folgenden „Die Jeſulten, ſagen ſie, ſind dem Willen Rom's blind unterworfen; ſie verabſcheuen die Freiheiten un⸗ ſerer Kirche, ſo wie die verfaſſungsmaͤßigen Freiheiten, und wir widerſetzen uns ihnen, weil wir nicht Vertheidiger der abſo⸗ luten Gewalt fuͤr kuͤnftige Generationen empor kommmen laſſen wollen.“ Dieſe Beſchuldigungen ſind ſchwer; aber eben des⸗ halb muß man ſie nach Thatſachen und nicht nach dem Ge⸗ ſchrei der Partheien beurthellen; eben deshalb muß man den Zu⸗ ruf der Unwiſſenheit und des Fanatismus nicht trauen. Nach den Stuͤrmen der Revolution kehrten ſie in ihr Vaterland zuruͤck; das Ungluͤck hatte die Gemuͤther zu religioͤſen Geſinnungen und ernſten Gedanken gefuͤhrt; viele Famtlien vertrauten ihnen ihre Kinder an; der Conſul achtete ihren freien Unterricht. Tau- ſende von Zoͤglinge gingen aus ihren Schulen hervor. EEö““ ſind Goft, dem Koͤnige und unſern Freiheiten treu. Wenn dieſe Zoͤglinge ihre Collegien verlaſſen, ſo ſind ſie verwun⸗ dert und unwillig uͤber den Strom von Schimpfreden, welche man gegen ihre ehrwuͤrdigen Lehrer ausſtoßt. Ichh will Ihnen, m. H., meine Geſinnungen gäͤnzlich offenbaren. Sollten jemals die von den Jeſuiten geleiteten Anſtalten unterdruͤckt werden, ſo wuͤrde ich dem Koͤnige zurufen: Ehe ein ſolcher Schlag geſchieht, welcher weithin fuͤhlbar und von ſchrecklichen Folgen ſein wuͤrde... Hier ward der Redner von einem lauten Geläͤchter auf der linken Seite unterbrochen. Man vernahm die Aeußerung: „Das ſei ein Spaß!“⁷ worauf ein Mitglied * Rechten mit Ja antwortete. Andere Stimmen zur Rechten: Jal Jal! Der See⸗Miniſter erklärte, daß er zwar den Ge⸗ ſinnungen des Hrn. von Conny alle Gerechtigkeit widere⸗; fahren laſſe, daß er aber, als Miniſter des Koͤnigs, einige demſelben entſchluͤpfte Ausdruͤcke nicht unbeantwortet laſſen duͤrfe; ſo habe derſelbe ſich z. B. an einen Theil der Kammer (die

linke Seite) mit den Worten gewandt: „durch die Gewalthaber 1.