88gh die Weigerung der Pforte zu verlaſſen genoͤthigt

waren.

Die Verhaͤltniſſe Rußlands zu der Tuͤrkei haben ſich zwar veraͤndert, aber dieſe Veraͤnderuͤng hat keinen Bezug auf die Griechiſche Angelegenheit; darum kann Rußland bei einer Verhandlung derſelben nicht ausgeſchloſſen werden, und es iſt vorzuſehen, daß man dem Groß⸗Vezier antworten werde: er moͤge zuerſt an die Ausgleichung mit Rußland den⸗ ken, ehe man der Vermittelung Folge geben koͤnne, da Ruß⸗ land als drittes Glied der Allianz nothwendig Theil an Allem nehmen muͤſſe, was in Bezug auf den Vertrag vom 6. Jun. geſchehen ſollte, und daß man ohne die offen erklaͤrte Be⸗ reitwilligkeit der Pforte, dieſen Vertrag anzunehmen, ſich auf Nichts einlaſſen koͤnne. Nur durch eine ſolche Antwort verliert der Divan die Hoffnung, die alte Zwietracht unter den chriſtlichen Maͤchten zu wecken und zu ſeiner Rettung, wie chemals, zu benutzen. Will man Nachgiebigkeit von ſeiner Seite, will man die baldige Endigung des Krieges, ſo muß er die Zuperſicht auf chriſtliche Huͤlfe verlieren. Nichts vortheilhafteres koͤnnte ihm geſchehen, als wenn ſeine Hoff⸗ nung auch nur ſcheinbar erfuͤllt wuͤrde.

Nord⸗Amerika. In demHauſe der Repraͤſentanten machte Hr. M⸗Hallen am 10. Ma hnſa den Vorſchlag, welcher geleſen und auf den Tiſch gelegt wurde: „daß der Praͤſident der Vereinigten Staaten erſucht werden ſolle, mit dem Engliſchen Gouver⸗ nement eine Unterhandlung zu eroͤffnen, um zu erlangen, daß entflohene Sclaven, welche in den Canadiſchen Provin⸗ zen eine Zuflucht ſuchen, ihren Herren ausgeliefert werden.“

1“ Merxiko.

E. Ein Schreiben aus Mexico vom 24. April (in der Ham⸗ urg. Boͤrſenhalle) meldet: Bravo und ſeine Mitverſchwor⸗ nen wandern eben jetzt in ein ſechsjaͤhriges Exil und die Parthei der Escoceſes iſt ſo geſchwäͤcht, daß ſie fuͤrs erſte die Ruhe des Landes nicht bedroht. Die Staats⸗Kaſſen ſind zwar ziemlich leer, und an eine Dividenden⸗Abzahlung

ſſſt vorlaͤuſig nicht zu denken; dagegen iſt aber Eſteva ganz

ddeer rechte Mann, die Sachen aufrecht, wenigſtens hinzuhat⸗ eceen, und geht der durch ihn dem Congreß vorgelegte Plan dlurch, das Tabacks⸗Monopol aufzuheben und dagegen direete

Taxen auf Land und auf Fruͤchte einzufuͤhren, ſo moͤchten,

bei richtiger Verwendung dieſer reichen und mannichfachen

Reſſourcen, die Staats⸗Revenuen bald einen Ueberſchuß

abwerfen. Jetzt ſind beinahe alle unverheiratheten, oder nicht

mit Eingebornen verehelichten Spanier’, fort, ſehr wenige werden zuruͤckbleiben; wer nicht ſeinen Paß zugeſchickt be⸗ kommt, fordert ihn, und da gerade die Spanier am erſten dem Gedanken an die Moͤglichkeit einer Wiedereroberung

Raum geben, ſo fuͤrchten ſie in einem ſolchen Fall fuͤr ihr

Leben, und eilen um ſo mehr aus dem Lande zu kommen. Fas dieſe Maſſe Auswanderer an Geld foetſchleppt, iſt un⸗

glaublich. Der Einfluß davon iſt ſehr fuͤhlbar und es wird

mit dem Handel noch taͤglich ſchlechter. Man befuͤrchtet eeine Blokade unſerer Haͤfen durch Spaniſche Fahrzeuge.

i Veracruz ſind die Geſchaͤfte außerordentlich flau, und

die Vorſchriften des neuen Tarifs werden mit der groͤßten

Strenge in Ausuͤbung gebracht, ſo, daß ein fuͤr Tampico

eſtimmter Theil der Ladung des, von Hamburg zu Ve⸗

racruz angekommenen Schiffes Free Ocean in letzterem

Platz loͤſchen und verzollt werden muß, weil laut Art. 22

die theilweiſe Entloͤſchung eines Schiffs nicht geſtattet wird.

Inland.

Ner rg. Die Gemeinde Spergau bei Merſeburg hat ſeit eini ahren aus eigenen Mitteln ein geraͤumiges Schulhaus erbaut, auf die Verſchoͤnerung ihrer Kirche eine CSunmme von 600 Rthlrn. verwendet, ihre Ortsarmen wohl⸗ ktbhaͤtig unterſtuͤtzt, bei auswaͤrtigen Ungluͤcksfaͤllen den Huͤlfs⸗ Se reichliche Unterſtuͤtzungen angedeihen laſſen, fuͤr

1

Nerſ

eine angemeſſene Verſchoͤnerung des Dorfes mannigfaltige im vorigen Jahre die am den Blitz beſchaͤdigte Kirche mit einem

Sorge auch noch

19. Junius dur eee;

EEIöq.

Gedruckt be

*

nicht unbedeueenden Koſten⸗Aufwande wieder hergeſtellt. Eben ſo hat die Gemeinde zu Preſſel, Ephorie Eilenburg, nicht nur aus eigenen Mitteln ein neues ſehr zweckmaͤßiges Schul⸗ haus aufgefuͤhrt, ſondern auch aus eigenem Antriebe das Schulgeld bedeutend erhoͤhet, und dadurch die Schulſtelle in Preſſel zu einer der eintraͤglichſten erhoben. Die daſige I Kirche iſt von derſelben Gemeinde durch eine neue Orgel mit einem Koſten⸗Aufwande von faſt 800 Rthlr. ſehr ver⸗ ſchoͤnert worden. Beide Gemeinden haben durch dieſe man⸗ nigfaltigen Aufopferungen ihren Sinn fuͤr Gemeinwohl auf ruͤhmliche Weiſe beſtaͤtigt. 8

Koslin. Am 9. Juni ging der Fiſcher Parnow aus dem Fiſcherdorf Laſe, an dem Wuſſeckenſchen Strande und bemerkte da, ſeitwaͤrts hinter den Duͤnen, einen ſchlafen⸗ den Seehund. (Phoca vitulina). Der Mann hatte nur einen leichten Stecken in der Hand, dennoch ſchlich er hinan, warf ſich ſchnell mit dem ganzen Gewichte ſeines Koͤrpers auf ihn und verſetzte ihm einen Schlag uͤber den Kopf. Der Seehund erhob nun ein gewaltiges Brummen und Sträͤu⸗ ben, wurde aber mit ſchnellen und kraͤftigen Fauſtſchläͤgen auf Naſe und Kopf ſo uͤbel und blutig zugerichtet, daß er vöͤllig betaͤubt und erſchoͤpft allen Widerſtand aufgeben mußte. Der Fiſcher ſchleppte dann ſeine Beute hoͤher zu den Duͤ⸗ nen hinauf und toͤdtete ſie dort vollends. Das Thier war maͤnnlichen Geſchlechts, hatte in der Laͤnge 4 ½ und im Um⸗ fange 3 Fuß. b 3

Trler. Die Zahl ſäͤmmtlicher Medicinal⸗Perſonen im Regierungs⸗Bezirke Trier betrug Ende 1827 „369“ nehm⸗ lich, 31 promovirte Aerzte, 6 Wuntdeaͤrzte 1ſter Klaſſe, 20 Wundärzte 2ter Klaſſe, 22 Apotheker, 6 Thieräaͤrzte, 284 Hebammen. Zu den Koſten des Medicinalweſens brachten die Gemeinden des hieſigen Bezirks fuͤr das vergangene Jahr die Summe von 10,680 Rthlr. 26 Sgr. 11 Pf. auf. Die Tauf, und Trau⸗Gebuͤhren betrugen fuͤr dieſen Zeitraum 1047 Rthlr. 9 Sgr. welche vorſchriftsmaͤßig zur Unterſtuͤtzung duͤrftiger und verdienſtlicher Hebammen verwender werden.

Konigliche Schauſpiele. *

Dienſtag, 1. Juli Im Schauſpielhauſe. Auf Begeh ren: Iſidor und Oiga, Trauerſpiel in 5 Abtheil., von E. Raupach. (Dlle. Muͤller, vom K. K. Hoftheater zu Wien: Graͤfin Olga, als Gaſtrolle.

Mittwoch, 2. Juli. Im Opernhauſe, zum Erſtenmale: Oberon, Koͤnig der Elfen, romantiſche vee. in 3 Ab⸗ theil., nach dem Engliſchen des J. R. Planché füͤr die Deutſche Buͤhne uͤberſetzt, von Theodor Hell. Muſik von C. M. v. Weber. Ballets vom Koͤnigl. Balletmeiſter Telle.

Koͤnigsſtaͤdtiſches Theater.

Montag, 30. Juni. Oberon. Komiſche Zauber⸗Oper in 3 Akten.

Dienſtag, 1. Juli. Zum Erſtenmale; Der Kobold. Luſtſpiel in 4 Akten nach Collée von Juͤnger. Hierauf, zum Erſtenmale wiederholt; Die Berliner in Wien. Liederpoſſe in 1 Akt von Cari von Holtei.

Auswartige Börsen.

b Amsterdam, 24. Juni. 8 Oesterr. 5pCt. Metalliq. 90 ¼. Bank-Actien 1308. Loose zm 2 100 Fl. 180. Part. Obligat. 308. Russ. Engl. Anl. 84 ⅞. Russ. Anl. Hamb. Certific. 82 ½. 8 Hamburg, 27. Juni. Oesterr. 5pCt. Metalliques 93 ½, Pact-Oblig. 122 ⁄¾. Ruas. Engl. Anleihe 89 ½. Ruas. Anl. en Certific. 84 ½. St. Petersburg, 20. Juni. u Hamburg, 3 Mon. 9⅛. Silberrubel 372 ⅞. Kop. 5pCuge

Inscriptionen 88

5proc. Metall. 92 ⅛. Bank-Acüen 1081. ““

i Hayn.⸗