Zeit lang die Unordnungen in Portugal naͤhren koͤnnten. Der Platz Elvas, an ſich ſelbſt feſt und von Spanien nur durch die Guadiana getrennt, ſchien ihnen der einzige geeignete Punkt, und nun wurde Alles in Thaͤtigkeit geſetzt, um ſich des Gou⸗ verneurs und der Garniſon dieſes Platzes zu verſichern. Geld und Verſprechungen wurden nicht ohne Erfolg verſchwendet, denn die Garniſon von Elvas und ihr Chef ſcheinen Dom Miguel ergeben. Jedoch konnte man nicht fliehen, vhne das Loos der Waffen verſucht zu haben, dieſer Verſuch iſt un⸗ gluͤcklich ausgefallen. Die Öfficiere der alten Armee, welche der Kriegs⸗Miniſter, Graf von Rio⸗Pardo, unter dem Corps der Liſſaboner Garniſon behalten hatte, haben ſaͤmmtlich in den letzten Tagen ihre Entlaſſung eingereicht, als ſie ſahen, daß man gegen eine Armee kaͤmpfen ſolle, die ſich fuͤr den alleinigen legitimen Koͤnig von Portugal, Pedro IV., ſchlaäͤgt. Alle Umſtaͤnde, vereinigt mit der Niederlage des Generals Mezquitela, haben Dom Miguel und die Seinigen belehrt, daß der Zeitpunkt, Liſſabon zu verlaſſen, fuͤr ſie immer naͤ⸗ her ruͤcke, und demzufolge wird Se. Hoheit an dem genann⸗ ten Tage abreiſen, nicht, um ſich an die Spitze der Armee zu ſtellen, wie er vorgiebt, ſondern um ſich nach Elvas zu begeben, und von da nach Spanien hinuͤber zu gehen, wenn die Umſtaͤnde ihn dazu noͤthigen, woran nicht zu zweifeln iſt. Die Koͤnigin⸗Mutter wird ihrem Sohne heimlich folgen.
Eine Engliſche Kriegsbrigg, die am 4ten Morgens von Porto abgeſegelt iſt, iſt den 5ten mit Devpeſchen fuͤr alle bei Dom Miguel accreditirten diplomatiſchen Agenten hier an⸗ gekommen. Sie alle haben binnen wenig Stunden ihre Ant⸗ wortſchreiben abgefertigt und die Brigg iſt noch an demſel⸗ ben Abend wieder abgeſegelt; den Inhalt dieſer Depeſchen kennt man noch nicht; man hat nur bemerkt, daß die Mi⸗ niſter von Rußland und Daͤnemark ſeit dem Empfange der⸗ ſelben die Wappen ihrer Regierungen von den Facaden ihrer n haben abnehmen laſſen, und es verbreitet ſich das
eruͤcht, daß bald alle fremde Repraͤſentanten ſich nach Porto begeben werden. Der General Claudino, Ober⸗Be⸗ fehlshaber der Armee der Junta, hat mehrere Bataillone von National⸗Freiwilligen in Braga und Guimaraës errich⸗ tet. Der Courier der Algarven iſt geſtern nicht angelangt, und nach den Berichten einiger aus dieſer Provinz angekom⸗ mener Perſonen, iſt dieſer Mangel an Communication einer Reaction zu Gunſten Dom Pedro's zuzuſchreiben, welche durch das Regiment der Milizen von Beja, welche im Marſch waren, um die Conſtitutionellen in den Algarven zu zuͤgeln, bewirkt worden iſt. Dom Miguel hat uͤberdies den Kummer gehabt, zu ſehen, daß die Flotille in Faro ſich gegen ihn erklärt hat. Dieſe, aus einer Corvette und zwei Briggs beſtehend, hat Faro verlaſſen, um nach Porto zu gehen und fuͤhrt alle Conſtitutionellen der erſtern Stadt mit ſich, welche ſich an Vord dieſer drei Schiffe zuruͤckzogen, ſobald ſie den Abfall der Linientruppen erfuhren.
— Das Journal du Commerce enthaͤlt Folgenbes: „Wir erhalten ſo eben auf außerordentlichem Wege die Nachricht daß der Infant Dom Miguel ſeinen Ungerechtigkeiten die Krone aufgeſetzt, und an Spanien die Fluͤchtlinge ausgelie⸗ fert hat, weſche ſich noch in Liſſabon befanden. Dieſe Un⸗ gluͤcklichen ſind am Bord eines Schiffes gebracht und nach einem Spaniſchen Feln gefuͤhrt worden; es befinden ſich mehrere Abgeordneten zu den Cortes, ausgezeich⸗ nete Militairs und andere in Spanien zum Tode verur⸗ theilte Perſonen, die ſich, im Vertrauen auf die, ſelbſt von Barbaren geehrten, Rechte der Gaſtfre dſchaft. 5 tugal begeben hatten. Der Inſant dr n ſche, 129 856 des Kaiſers von Marocco im Jahre 1821 2.1*. vr⸗ men koͤnnen, welcher damals “ b
un große Menge Spaniſcher
Proſcribirter in ſeine Staaten aufnahm, und mit Verach⸗
tung die Geld⸗Anbietungen zuruͤckwies, welche die Spani⸗
ſche Regierung ihm machen ließ, um ihn zur Auslieferung
jener Fluͤchtlinge zu bewegen.“ 6 8 1 8. n.
Neapel, 11. Junij. Die beiden, am Krater des Ve⸗ ſuvs (wie geſtern erwähnt) bemerkten Mundungen 8 ch zu einer einzigen geſtaltet, aus welcher Flammen nnd
auch desgleichen große Aſchenmaßen aufſteigen und Steine ausgeworfen werden, die jedoch nicht uͤber den Krater hin⸗ auskommen, ſondern in die Muͤndung ſelbſt zuruͤckfallen. Dieſes donneraͤhnliche Getoͤſe iſt r, geworden, ſo daß es in Zwiſchenraͤumen von nicht me ſtatt findet. Tuͤrkei.
Ein Privatſchreiben aus Pera vom za Mal (im neue⸗ ſten Blatte der Allgemeinen Zeitung) enthaͤlt Nachſtehendes: Ich hatte Gelegenheit⸗ mich mit einem Dolmetſcher einer fremden Miſſion, der bei der Pforte in großem Anſehen
1A61“
“
r als vier Minuten
ſteht und taͤglich in dem Pforten⸗Palaſt⸗ zu thun hat, zu9 unterhalten. Er gab mir einige Aufklaͤrung uͤber die geger:— waͤrtigen politiſchen Verhaͤltniſſe zwiſchen den veeew"w Maͤchten und der Ottomaniſchen Pforte, und ſprach mit . vieler Freimuͤthigkeit. Die Pforte, ſagte er, duͤrfte bis zur Abreiſe der Botſchafter Englands, Rußlands und Frankreichs ziemlich mit der Politik der Europaͤiſchen Cabinette bekannt geweſen ſein, und auch hinreichenden Takt beſeſſen haben, um ſich auf den wahren Standpunkt zu denken, aus wel⸗ chem allein ihre damalige ſchwierige Lage beurtheilt und ihre Politik geleitet werden ſollte. Die ruhige Maͤßigung, welche allen Schritten des Divans, ſelbſt nach dem merkwuͤrdigen Ereigniſſe von Navarin, voranging, ließ deutlich ſehen, daß die Pforte ſich nicht mehr fanatiſchen Rathſchlaͤgen unter⸗ worfen hatte, daß ſie ſich zu dem Europaͤiſchen Voͤlkerbunde zaͤhlte, und Alles zu vermeiden gedachte, was ſie dieſes Vereins, in welchem ſie ſich vielleicht fuͤr zu nothwendig be⸗ trachtete, unwuͤrdig machen konnte. In dieſer Vorausſez⸗ zung ſoll ſie die Annahme der Vermittelung vom 6. Juli verweigert und die Schlacht von Navarin, welche die Tuͤr⸗ kiſchen Befehlshaber herbeigefuͤhrt zu haben beſchuldigt wur⸗ den, nicht als Vorboten großer kriegeriſcher Begebenheiten angeſehen haben, da ſie glaubte, daß die Europaiſchen 1111“] mirale von dem Gegentheil uͤberzeugt ſeien, und nur die Schuld 38 von ſich abznwenden ſuchen muͤßten, um der Verantwort⸗ lichkeit zu entgehen; wodurch ſie den zwar truͤgeriſchen, ihr jedoch zuſagenden Beweis aufſtellten, daß es nicht in der Abſicht der großen Maͤchte liege, der Pforte Zwang anzuthun, daß die Verbuͤndeten nur auf diplomatiſchem Wege den Traktat vom 6. Juli aufrecht erhalten, nie aber coactixe Maaßregeln anwenden wuͤrden, und daß dieſer Akt mehr dazu beſtimmt ſei, ſich gegenſeitig in Schranken zu halten, als das Ottomaniſche Reich feindlich zu behandeln. Neben dieſem Argumente trug der Tuͤrkiſche Glaube, daß der Mos⸗ lim kein Seemann ſein ſolle, wie ein Geſetz des erſten K lifen Omar vorſchreibt, das ſeinige bei, um die Schlach von Navarin in ein minder grelles Licht ſtellen, und die Ehre und Intereſſen der Ottomaniſchen Nation weniger an- gegriffen ſehen zu wollen, als man allgemein glauben konnte. Die Drohungen der drei Botſchafter, Konſtantinopel zu ver⸗ laſſen, machten aus demſelben Grunde, daß die Pforte die Botſchafter nicht autoriſirt glaubte, ſich von ihren Poſten zu entfernen, anfaͤnglich keinen großen Eindruck, beleidigten aber den Stolz des Großſultans dergeſtalt, daß der Befehl erlaſ⸗ ſen wurde, die Sieben⸗Thuͤrme herzuſtellen, und die Bot⸗ e zuruͤck zu halten, bis die Pforte von den Hoͤ⸗ en ſelbſt in Erfahrung gebracht habe, ob es ihr Wille ſei, die freundſchaftlichen Verhaͤltniſſe aufzuheben und ihre Re⸗ praͤſentanten abzuberufen. Nur mit übe konnte man den Großherrn uͤberreden, den laͤngſt abgekommenen Gebrauch der Einthuͤrmung nicht wieder anzuwenden; nur mit Muͤhe konnte man die Firmans zur Abreiſe erhalten. Die Entfer⸗ nung der Botſchafter von Konſtantinopel gab das Signal zu den ausſchweifendſten Maaßregeln, und es ſchien, daß die Pforte ſich dadurch gleichſam an den Botſchaftern raͤchen und ihre Verantwortung nur um ſo ſchwerer machen wollte; denn ſeit dem Ereigniſſe von Navarin bis zur Abreiſe der Botſchafter hatte der Fraͤnkiſche Handel wohl Beein⸗ traͤchtigungen erfahren, doch war bis dahin weder die Si⸗ cherheit der Perſonen gefaͤhrdet, noch Confiscation verhaͤngt worden. Die Beſchwerden, welche die Pforte auf directem Wege an die Hoͤfe von London, Paris und Petersburg uͤber das Verfahren ihrer Repraͤſentanten gelangen ließ, blieben einerſeits uneroͤrtert, waͤhrend man ſie andererſeits mißbil⸗ ligte, und die Pforte zu vermoͤgen ſuchte, in die Schranken der Maͤßigung zuruͤck zu kehren, und ſich in die Stipulatio⸗ nen des Traktats vom 6. Juli zu fuͤgen. Selbſt die neu⸗ tralen Maͤchte richteten Ermahnungen an den Divan, und der Sardiniſche Geſandte erhielt von ſeinem Hofe den Auf⸗ trag, ſich durch kraͤftiges Einſchreiten um das Wohl Euro⸗ pa's verdient zu machen, damit die Pforte der Stimme der Vernunft Gehoͤr gebe, und ſich durch keinen unuͤberleg⸗ ten Schritt der groͤßten Gefahr ausſetze. Alles dieſes blieb fruchtlos; die einmal betretene Bahn ward verfolgt, und neben den Bedruͤckungen der Chriſten und Beeintraͤch⸗ tigungen des Fraͤnkiſchen Handels wurde noch der un⸗ lͤckliche Hatti⸗Scherif an die Ayans erlaſſen, und mit vie⸗ 2 Freigebigkeit in dem Pforten⸗Palaſte ausgetheilt. Das Maaß der politiſchen Suͤnden war nun uͤberfuͤllt, der Tag des Strafgerichts erſchien, und die Pforte, ihren ſchwachen Kraͤften allein uͤberlaſſen, ſah ſich dem maͤchtigen Rußland Preis gegeben. Die Erklaͤrung des Ruſſiſchen Hofes, den eigenen Weg gehen und ſich Genugthunng verſchaffen zu
wollen, machte zwar, daß die Europaͤiſchen Kabinette ihre