Anſtrengungen verdoppelten, um die Pforte zur ſchnellen Abhuͤlfe der von Rußland aufgeſtellten Klagepunkte zu ver⸗ moͤgen. Allein die Pforte gefiel ſich in den Bemuͤhungen der chriſtlichen Maͤchte, und vernahm mit Ruhe alle Ver⸗ nunftgruͤnde, die zu ihrem Heile angefuͤhrt wurden, ohne ſie nur einer ernſtlichen Berathung zu wuͤrdigen. In der feſten Ueberzeugung, daß der Augenblick gekommen ſei, wo ſie den Freund vom Feinde unterſcheiden, und die maͤchtigſten chriſt⸗ lichen Nationen zu ihren Gunſten auftreten ſehen werde, um Rußland von jeder Unternehmung abzuhalten, ließ ſie in ihren Vertheidigungs⸗Anſtalten eine Lauheit eintreten, die mit dem fruͤhern Aufwande nicht im Einklange ſtand; ſie gab dadurch deutlich ihre Ueberzeugung zu verſtehen, daß es ſich weniger um die Sache des Ottomaniſchen Volkes, als um die des Europaͤlſchen Gleichgewichts handle, und daß in dieſem Falle die Integritaͤt des Tuͤrkiſchen Reiches als Axiom aufgeſtellt ſei. Die Koͤnigliche Thronrede in England, die Conferenzen, welche in Korfu ſtatt finden ſollten, hatten vorzuͤglich dazu beigetragen, die Pforte zu verblenden. Die Erklärung des Oeſterreichiſchen Cabjnets, daß es der Otto⸗ maniſchen Pforte ſeine moraliſche Unterſtuͤtzung verweigern muͤſſe, wenn der Divan ſich nicht beeile, dem Kaiſer von Rußland vollkommene Genugthuung zu leiſten, die Ermah⸗ nungen des Preußiſchen Hofes, die Bemuüͤhungen des Nie⸗ derländiſchen Geſandten in Konſtantinopel, die Pforte zur Nachgiebigkeit zu vermoͤgen, und dem Wunſche der Cabinette Englands und Frankreichs durch einen Act zu entſprechen, in welchem die Pforte den Hattiſcherif wiederrufte, den Trac⸗ tat von Akjerman zu erfuͤllen ſich verpflichtete, und die Ver⸗ mittelung der Maͤchte annaͤhme, gaben zwar einen ſprechen⸗ den Beweis, daß der Pforte keine andere Wahl uͤbrig blieb, als den Aufforderungen der Maͤchte Folge zu leiſten, oder das Gluͤck der Waffen allein zu verſuchen, und hätten wohl einen großen Eindruck auf den Divan machen ſollen. In⸗ deſſen konnten ſie eben ſo wenig, als ein Schreiben des Gra⸗ fen Guilleminot aus Korfu an den Admiral Rigny, das ein Muſter politiſcher Auffaſſungsgabe ſein duͤrfte, und zur Kennt⸗ niß des Sultans gebracht wurde, die Pforte vermoͤgen, ihre Lage zu erkennen, und die Frage in ihrem ganzen Umfange zur Zufriedenheit der Maͤchte zu loͤſen. Braſilien.

Pariſer Blaͤtter melden: die Briefe und Journale aus Rio⸗Janeiro, vom 20. April, enthalten lange Detatls uͤber die neulichen Vorfaͤlle in Rio und Bahla. In letzterer Stadt ſind 1200 Neger⸗Sklaven aufgeſtanden und haben Schrecken unter allen Einwohnern verbreitet. Der Gouver⸗ neur von Bahia hat eiligſt das Provinzial⸗ Neger⸗Regiment gegen ſie geſchickt, das mit ſolchem Ungeſtuͤme die Aufruͤh⸗ rer angriff, daß nur 200 entkommen ſind; die andern 1000 ſind mit dem Bajonnet niedergemacht worden. 8 ¹Die Unruhen in Rio wurden durch die Ankunft von 2000 Irlaͤndern verurſacht, welche kuͤrzlich, mit Genehmi⸗ 8 ung der Regierung, angeworben worden ſind. Dieſe Men⸗

ſches, welche aus der verdorbenſten Menſchenklaſſe dem Zu⸗ fall nach zuſammengerafft worden, haben ſich Ausſchweifun⸗ gen aller Art hingegeben. Durch Trunkenheit zur Wuth gereizt, liefen ſie durch alle Straßen, beleidigten, ſchlugen, und pluͤnderten die Einwohner. Es mußten Natlonal⸗Truppen ge⸗ gen dieſe beſoldeten Fremdlinge geſchickt werden. Der engliſche Oberſt, der in Braſtliſchen Deenſten ſteht, u. mit ihrer Werbung 1 beauftragt war, iſt von dem Kriegsminiſter abgeſetzt worden. weell er ſeinen Auftrag ſchlecht ausgfuͤhrt hat. Nach einigen Tagen ſchien der Kaiſer, auf Bitten des Grafen Rio⸗Pardo die Wiederanſtellung des Oberſten zu wuͤnſchen, und befahl dem Kriegs⸗Miniſter, die Verordnung der Wiederanſtellung auszufertigen. Dieſer aber, welcher dieſe Genugthuung der ganzen Stadt Rio⸗ Janeiro, die durch dieſe Horde undisci⸗ plinirter Fremden in Verwirrung geſetzt war, ſchuldig zu ſein glaubte, weigerte ſich, die Verordnung zu unterzelchnen, und gab ſeine Entlaſſung beim Kaiſer ein, der ſie im erſten Augenblicke angenommen hatte. Als er aber ſah, daß die andern Miniſter nicht nur das Benehmen des Kriegs⸗Mi⸗ niſters billigten, ſondern auch auf ihre eigene Entlaſſung dran⸗ gen, und einen Miniſter nicht verlieren wollte, der das oͤffentliche und ſein Vertrauen beſitzt, nahm ſein, dem Oberſten, gegebe⸗ nes Verſprechen zuruͤck, und bat den Miniſter, das Porte⸗ feuille wieder zu uͤbernehmen und nicht weiter an das Vor⸗ Pbhlers zu ee Dieſes Benehmen 8. edro hat ihm in noch höherem Grade die Liebe aller Ein⸗ wohner erworben. e Seaee

Jagnd,, 8 Duͤſſeldorf. Im Kreiſe Solingen wird für die Auf⸗ echthaltung der Schul⸗rdnung forrwäͤhrend mit gutem Er⸗

folge gewirkt. Damit die Duͤrftigen die Schul⸗Verſaͤumniſſe ihrer Kinder nicht mit dem Mangel an den noͤthigen Klei⸗ dungsſtuͤcken entſchuldigen koͤnnen, wird durch freiwillige Beitraͤge und Zuſchuͤſſe aus dem Schulgelde, welches auch diejenigen zu entrichten haben, von deren Kindern ohne ge⸗ hoͤrige Entſchuldigung die Schule verſaͤumt worden iſt, fuͤr die Beſchaffung der Kleidungsſtuͤcke nach Moͤglichkeit geſorgt.

In der Buͤrgermeiſterei Barmen, Kreis Elberfeld, ſind die Schul⸗Localien der meiſten Schul⸗Gemeinden jetzt in ei⸗ nem trefflichen Zuſtande. Die Koſten dazu ſind theils durch Vermaͤchtniſſe und Schenkungen, theils durch Sammlungen in den Schul⸗Bezirken und außerhalb derſelben in der Sammt⸗ Gemeinde aufgebracht worden.

In den Jahren 1826 und 1827 wurden im hieſigen Regierungs⸗Bezirk neu erbaut: 56 Schulhaͤuſer (80 evange⸗ liſche und 26 katholiſche); 19 beſondere Lehrerwohnungen (9 evangeliſche und 10 katholiſche); ferner ſind 11 neue Schulklaſſen (6 evangeliſche und 5 katholiſche) eingerichtet worden.

Fuͤr Schulbauten reſp. Reparaturen iſt verwendet 2

a) fuͤr evangeliſche 52,892 Rthlr. 7 Sgr. 1 b) ² katholiſche 3

23

48,630 2 b 3 Fuͤr Utenſilien und Lehr⸗ 3 aeSe 1 825 Apparate: 8

a) fuͤr evangeliſche 6,161 FAmsFgFse

b)“ katholiſche 7,765 29 11

An Gehalts⸗Zuſchuͤſſen: 272729 ) fuͤr evangeliſche 44,025 S2 92

r2.b) katholiſche 38,8242 ⸗„ 7 . a,

Summa 198,301 Rthlr. 6 Sgr.

Magdeburg, 28. Juni. Zu dem diesjaͤhrigen hieſigen Wollmarkte, welcher am 24ſten d. begonnen hat und am 27ſten beendigt worden iſt, ſind nach den Angaben der Woll⸗ Producenten in den Thoren ungefähr 9500 Centner Wolle, mit⸗ hin 933 Centner mehr als im vorigen Jahre, eingegangen. Hier⸗ von ſind bis zum 27ſten Abends auf ſe⸗ mettcen azsen 8466 Centner abgewogen und praͤſumtive verkauft; was nicht verkauft worden, iſt bei einigen hieſigen Handelshäuſern zum Ver⸗ kauf niedergelegt. Aus dem Auslande, vorzuͤglich aus dem Hannoͤverſchen, war eine nicht unbedeutende Parthie Wolle zu Markte gebracht; auch aus den entfernteren Theilen der Provinz war diesmal mehr Wolle hier als ſonſt, und es wuͤrde ſonach eine groͤßere Quantitaͤt vorhanden geweſen ſein, als auf einem der fruͤheren hieſigen Maͤrkte, wenn nicht ſchon vorher bedeutende Verkaͤufe Statt gefunden haͤtten. Da⸗ gegen wurden aber auch viele Woll⸗Produrenten, welche ſonſt den Markt beſucht hatten, beſonders aus dem Anhaltſchen, vermißt. Kaͤufer hatten ſich in groͤßerer Zahl, als je zu⸗ vor, eingefunden, jedoch mit wenig Kaufluſt, und viele reiſten ab, ohne etwas gekauft zu haben. Eingegangene ungüͤnſtige Nachrichten, namentlich von dem, in den Vereinigten Staa⸗ ten von Nord⸗Amerika gelegten Eingangs⸗Zoll auf Tuch, ſol⸗ len hierbei von Einfluß geweſen ſein. ichtsdeſtoweniger iſt im Durchſchnitt zu 15, 10 und 5 pEt. höͤher verkauft worden, als auf dem vorjährigen Markte; enige Verkaͤufer haben jedoch nur den vorjaͤhrigen Preis und ſelbſt 10 und 5 pCt. weniger erhalten.

Poſen. In den beiden Richtungen von Poſen nach den Marken und nach Schleſien iſt im Jahre 1827 mit An⸗ legung von Kunſtſtraßen der Anfang gemacht. Fuͤr die Rich⸗ tung nach den Marken ſteht vortaͤufig der Punkt Pinne und fuͤr die Richtung nach Schleſien der Punkt Polniſch⸗Preſſe feſt. In beiden gedachten Richtungen iſt im vorigen Jahre das Planum vollendet worden und zwar, fuͤr die Sase na den Marken, auf der Strecke von Pinne bis Podrzavie nach Poſen zu, mit 2527 Ruthen, fuͤr die Straße nach Schleſten auf der Strecke von Komornick his Poſen mit 3000 Ruthen.

Vermiſchte Nachrichten.

In dem Maſſtuͤck des Aſiatic Journal ſinden ſich „Be⸗ merkungen uͤber Herrn Milll;s Geſchichte des Brittiſchen In⸗ diens“ welche indeß weit treffender als Bemerkungen gegen dieſes Werk zu bezelchnen waͤren, da ſie ſaͤmmtlich die Be⸗ hauptungen und Angaben deſſelben beſtreiten und nur zum Zwecke haben: Herren Mill's Anſichten zu widerle⸗ gen Dieſer behauptet nemlich, die Brittiſch⸗Oſtindiſche Compagnie verdanke, als eine Handels⸗Geſellſchaft ihren ganzen Urſprung und ihr Beſtehen einem gehaͤſſigen und unpolitiſchen Monopol⸗Syſteme, ihr Daſein habe den Han⸗

aͤltniſſen der Britiſchen Nation bedeutend geſcha⸗ E1 8 „.eIA .

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