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11““ 5 2 ſchallen; und wenn man vollends bedenkt, daß das Uebel taͤglich zunimmt, und daß, ungeachtet der ſtets wachſenden Forderun⸗ gen, man ſich doch noch zu dem traurigen Geſtaͤndniſſe genoͤthigt ſieht, daß die Staats⸗Verwaltung uͤberall vernachlaͤßigt wird, daß die Vollendung der Kanaͤle und der traurige Zuſtand unſerer Landſtraßen, — ein Gegenſtand der Schande fuͤr eine große und reiche Monarchie, — die kuͤnftigen Budgets aufs neue zu belaſten drohen; wenn man bedenkt, daß unſere feſten Plaͤtze ſchlecht unterhalten ſind, waͤhrend unſere Nach⸗ haren ihre Graͤnzen mit einer doppelten Linie von Feſtungen verſehen, welcher wahre Vaterlandsfreund wuͤrde da nicht einen tiefen Schmerz empfinden und einen betruͤbten Blick auf jenen Abgrund werfen, welcher alle Erzeugniſſe des Volks⸗Reichthums zu verſchlingen droht?“ Nach dieſer Ein⸗ leitung beleuchtete der Redner die verſchiedenen Ausgaben der Miniſterien und verlangte Erſparniſſe in allen Zweigen der Verwaltung. Der Kriegs⸗Miniſter gab einige Auf⸗ ſchluͤſſe uͤber die Ausgaben ſeines Miniſteriums und bemüte ſich namentlich die von dem General Gérard in der Sitzung vom 20ſten angefuͤhrten Thatſachen zu widerlegen; die Garde bilde nicht den fuͤnften, ſondern hoͤchſtens den achten Theil der ganzen Armee, und der Vergleich, den man zwi⸗ ſchen den Garde⸗ und Schweizer⸗Regimentern aufgeſtellt habe, ſei ſchon in ſofern ganz irrig, als dieſe fuͤnfhun⸗ dert Mann mehr zaͤhlten, als jene. Der General la Lafayette warf zuvoͤrderſt einen Blick auf den gegenwär⸗ tigen geſellſchaftlichen Zuſtand in Frankreich, und wies auf die Vortheile hin, die aus der Revolution fuͤr denſelben ent⸗ ſprungen ſind; er war indeſſen der Meinung, daß, waͤhrend die Nationen vorwaͤrts ſchritten, die Regierungen beſtändig uruͤckzugehen ſtrebten. Zum Beweiſe fuͤhrte er den großen Luxus in der Landes⸗Verwaltung, die zahlloſen Beamten, das Centraliſations⸗Syſtem, den Ueberfluß an Generalen und Generalſtaͤben, den Mangel an Soldaten, und den Um⸗ ſtand an, daß eine Nation, die fruͤher ganz und gar unter den Waffen geſtanden habe, jetzt desorganiſirt und entwaffnet ie ein beſiegtes Volk daſtehe; hiezu komme noch die oͤffent⸗ ſicF. Schuld, die ſeit den letzten 15 Jabren bedeutend ange⸗ woachſen ſei, und eine uͤbermäßige Civil⸗Liſte. Die Koſten fuͤr das peinliche Gericht gaben dem Redner Anlaß, aber⸗ mals den Wunſch zu aͤußern, daß die Todesſtrafe und das 8 Brandmarken ganzlich abgeſchafft werden möchten. Nachdem ddeerſelbe dem Miniſter der auswäͤrtigen Angelegenheiten ei⸗ 8 nige Rathſchlaͤge ertheilt hatte, kam er auf die, wie er ſich aͤüußerte, ungluͤckliche und ſtrafbare Expedition in Spanien zu ſpre⸗ 8 Ichen, und wandte ſich von dort zu den neuen Amerikaniſchen Staa⸗ ecten. „Wie kann Frankreich“ agte er „die Verblendung ſo weit treiben, daß es ſich, ungeachtet des Undanks, den es in GSpanien eingeerndtet hat, hartnäckig weigert, die Unabhaͤn⸗
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Hierauf ging der edner zu dem öͤffentlichen Unterrichte über, und lobte es, Departement des Cultus ge⸗
e jener Staaten anzuerkennen?“
deaß man denſelben von dem 1 trennt habe; er fand indeſſen, daß auf dieſen Gegenſtand, namentlich auf den Elementar⸗Unterricht, nicht genug ver⸗ wendet wuͤrde, meinte, daß elne Summe von 5 Millionen ſdafuͤr nicht zu hoch ſein moͤchte, und verlangte, daß man in deem naͤchſten Jahre das oͤffentliche Unterrichts⸗Weſen ganz neu organiſtre. In Betreff des Kriegs⸗Miniſteriums berief 8 88 der Redner auf dasjenige, was der erfahrene. General
8 Gérard uͤber dieſen Gegenſtand bereits geſagt habe. Die Aulusgaben des See⸗Miniſteriums gaben ihm Anlaß uͤber den Sclavenhaudel zu ſprechen, zu deſſen gänzlicher Unterdruͤk⸗ ekevung er den Vorſchlag machte, dieſes ſchimpfliche Ge⸗ wpoeerbe der Seeraͤuberei gleich zu ſtellen, wie ſolches bereits iihnn den Vereinigten Staaten und in England der Fall
ſei. Ueber die Ausgaben des Finanz: Mintſteriums wollte der Marquis von Lafayette, wie er ſich aͤußerte, der Meinung nicht vorgreifen, welche an einem gelegeneren Drte von einigen ſeiner Collegen, die mit dem Gegenſtande vertrauter als er waͤren, abgegeben werden wuͤrde. Der See⸗Miniſter trat zur Widerlegung des vorigen Redners zum zweiten Male auf. Es ſei, meinte er, au Frankreichs Rednerbuͤhne wohl eben nicht paſſend, die Behauptung auf⸗ zuſtellen, daß, waͤhrend die Nationen vorwaͤrts gingen, die Regierungen Sa ſchritten. Letzteres ließe ſich von der Franzöͤſiſchen Regierung gewiß nicht ſagen; ebenſo habe Hr. v. Lafayette geäußert, Frankreich ſtehe entwaffnet, wie ein erobhertes Land, da; wie faſch dieſe Anſicht ſei, wuͤrde ſich bald zeigen, wenn Frankreich angegriffen werden ſollte; kein Franzoſe wuͤrde ſodann zuruͤckbleiben, um zur Vertheidigung des Vaterlandes die Waffen zu ergreifen. on dem Spa⸗ niſchen Kriege habe der vorige Redner behauptet, daß er eine nngla tiche Expedition geweſen ſei. Hier wurde der
iniſter von einer Stimme zur Rechten mit der Bemerkung⸗
unterbrochen: Man habe ſich ſogar des Ansdrucks ſtrafbar 8
bedient; „man haͤtte ſagen ſollen: ſchändlich“ fuͤgte Hr. von Corcelles hinzu; „Meine Herren“ aͤäußerte Herr Hyde de Neuville, „man mag uͤber dieſe Expedition denken, wie man will; aber man ſollte doch nicht vergeſſen, daß ſie auf Befehl des Koͤnigs von Frankreich ſtatt gefunden, ſie einen Bourbon mit Ruhm bedeckt, den andern be⸗ freit hat; uns vor allen iſt es vielleicht erlaubt, hieran zu erin⸗ nern, da unſere Meinung ſchon damals war, daß, wenn Soldaten ſich empoͤrten, ware es auch, um dem Evangelium den Sieg zuzuwenden, man ſie nichts deſtoweniger bekaͤmpfen muͤßte, weil das Gute niemals aus dem Boͤſen entſpringen koͤnnte. (Stimme zur Rechten: Hierdurch wird die Junta zu Porto verdammt!) Wir ſind auch heute dieſer Meinung noch, und glauben, daß es eben ſo wenig erlaubt ſei, ſich gegen einen rechtmäͤßigen Koͤnig, der eine Tharte verweigert, aufzulehnen, als gegen einen rechtmäßigen Koͤnig, der eine ſolche bewilligt hat. Wir haben geglaubt, daß es unſere Pflicht ſei, dieſe Bemerkung zu machen, damit man wohl wiſſe, daß, wenn es hier Perſonen giebt, welche die Spanlſche Expedition verdammen, (Mehrere Stim⸗ men zur Linken: Ja, es war ein ſchaͤndlicher Krieg!) es deren auch giebt — und ich gehoͤre mit darun⸗ ter — die aufs neue dazu rathen wuͤrden, wenn der Koͤnig von Spauͤien in Madrid gefangen ſein ſollte.“ Hr. Jars, ſo wie der Graf du Moncel und der Gene⸗ ral Lafont, ſprachen uͤber die Ausgaben des Kriegs⸗Mini⸗ ſterlums, und die beiden Letzteren beſtritten namentlich Das⸗ jenige, was der General Gérard fruͤher uͤber die General⸗ Stabe, die Garde, und die Schweizer⸗Regimenter geaͤußert hatte. Der Baron Lepelletier d'⸗Aulnay ließ ſich da⸗ gegen hauptſaͤchlich uͤber das Miniſterium des Innern aus. Am Schluſſe der Sitzung wurde dem Praͤſidenten berichtet, daß nach der erſten Rede des See⸗Miniſters von einer der Zuhörer⸗Tribunen herab, Beifall erſcholleu ſei; er erklaͤrte, daß er, wenn dies noch einmal geſchehe, die Tribune, in
welcher man die Achtung gegen die Kammer verletzt habe,
ſofort werde raͤumen laſſen, da ein jeder lauter Tadel oder Beifall den Tribunen ſtreng verboten ſei. Nachdem noch der General Sebaſtiani uͤber die Waffen⸗ und Pulver⸗Fabri⸗ cation geſprochen hatte, wurde die Discuſſion geſchloſſen. Am folgenden Tage erwartete man, daß der Berichterſtatter ſein Roͤſumé machen wuͤrde. G
Paris, 25. Juni. Das Journal des Débats macht darauf aufmerkſam, daß die Parthei des vorigen Miniſte⸗ riums in der obigen Sitzung der Pairs⸗Kammer unter An⸗ fuͤhrung der Herren v. Villele und Corbidre nicht gluͤcklicher geweſen iſt, als am verfloſſenen Sonnabende unter Hrn. v. Peyronnet, obgleich diesmal nicht von einem Artikel, ſon⸗ dern von einem bloßen Amendement dazu die Rede geweſen ſei; man duͤrfe, meint jenes Blatt, jetzt mit ziemlicher Ge⸗ n. auf die Annahme des Wahlliſten Geſetz⸗Entwurfes rechnen.
Der Meſſager des Chambres giebt eine Ueberſicht deſſen was das neue Miniſterium in dem Verlauf der fuͤnf Monate ſeiner Verwaltung, fuͤr die Befeſtigung des Throns und die Ausfuͤhrung der Charte gethan hat: „Nach ſo vielen wich⸗ tigen Berathungen,“ ſagt dieſes Blatt, „welche ſeit mehre⸗ ren Monaten in beiden Kammern ſtatt gefunden und dem Lande die troͤſtende Gewißheit gegeben haben, daß die re⸗ praͤſentative Regierung nicht ein eitles Spiel, ſondern das getreue Abbild des geſellſchaftlichen Zuſtandes iſt, wird es uns erlaubt ſein, zwei allgemeine Thatſachen feſt zu ſtellen, welche fuͤr die Bewahrer der Macht wie faͤr die Organe der öͤffentlichen Melnung gleich ehrenvoll ſind. Die einen haben ihren einmal angenommenen Charakter behauptet, die andern alle ihre Pflichten erwogen und erfuͤllt. Das neue Mini⸗ ſterium konnte Anfangs nur Verſprechungen geben, aber, was es verſprach, war zu gleicher Zeit der Wunſch eines durch alle Arten von Despotismus ermuͤdeten Volkes; was es verſprach, war die geſetzliche Hrdnung, und eine groß⸗ herzige Nation vertraute ſeinem Worte. Jeden Tag hat das Miniſterium eine Verpflichtung erfuͤllt, und eine ſeiner freiwillig gemachten Schulden abgetragen. Das Preß⸗Geſetz, ungeachtet des mehr ſebhaften als gegruͤndeten Tadels, den es erfahren, hat eine wahrhafte geſetzliche Ordnung in die Circulation der Gedanken gebracht, ohne Beſchraͤnkung, ohne Monopol, aber nicht ohne Garantie. Das Wahlgeſetz macht end⸗ ſich achtjaͤhrigen Klagen ein Ende, und iſt eine Quelle der Si⸗ cherheit fuͤr die Buͤrger und der Wuͤrde füͤr die Beamten der Verwaltung. Die beiden Verordnungen über die geiſt⸗ lichen Schulen haben die Erfuͤllung der in der Thronrede
emachten Verſprechungen vollendet. Dies iſt die erſte hatſache, die nicht allen Zeiten gemein iſt, daß naͤmlich die
daß