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wußte zwar, daß waͤhrend des Aufenthalts der Goelette zu Nodon keine Spur von Peſt ſich daſelbſt gezeigt hatte; daß die Gefangnen dei ihrer Einſchiffung alle geſund waren, und daß ſie ſeit ihrer Ruͤckkehr nach Griechenland 14 Tage lang, ohne den mindeſten Unfall, allenthalben frei umher gegangen waren; endlich daß auch auf dem Veneto, der uͤber 60 die⸗ ſer Gefangnen an Bord genommen hatte, nicht das leiſeſte Symptom einer anſteckenden Krankheit bemerkt wurde; aber der Steuermann hatte kurz vor ſeinem Tode erzaͤhlt, er habe ſich waͤhrend ſeines Aufenthalts in Modon, gegen den Be⸗ fehl des Veneto, nicht mit den Tuͤrken zuſammen zu kom⸗ men, verleiten laſſen, mit einem Albaneſer zu zechen, und einen Shawl von ihm zu kaufen, den er, aus Furcht beſtoh⸗ len zu werden, die ganze Zeit, ſo lange er ſich am Vord der Goelette befand, verſteckt gehalten habe, ohne das Packet zu öͤffnen; als er aber bei der Ruͤckkehr nach Hauſe den Shawl ſeiner Frau gezeigt habe, ſei er ploͤtzlich von einem heftigen Kopfweh befallen worden. Der von dem Praͤ⸗ ſidenten, als ſich dieſe Nachricht in Aegina verbreitet hatte, nach Hydra geſchickte Arzt zog hieraus den voreiligen Schluß, daß der Shawl verpeſtet ſein muͤſſe, und erſtat⸗ tete vom paniſchen Schrecken ergriffen, ohne naͤhere Unter⸗ ſuchung, einen hoͤchſt allarmirenden Bericht. Der Praͤſident erklärte auf der Stelle Hydra und Spezzia in Quaran⸗ taine, und hob alle Communicationen zu Lande und zur See in ganz Griechenland auf, An dem Tage, wo dieſe Anord⸗ nung hier (in Aegina) bekannt gemacht ward, wurde die Kirche daſeldſt geſchloſſen, alle Arbeiten hoͤrten auf, alle an⸗ kommenden Schiffe wurden zuruͤckgewieſen, und den Einwoh⸗ nern befohlen, ohne dringende Urſache ihre Haͤuſer nicht zu verlaſſen. In derſelben Nacht (vom 4. auf den 5. Mai) erſchien ploͤtzlich eine Abthellung des Fabvierſchen Corps auf der Inſel, ſtellte in allen Straßen der Stadt Poſten aus, und errichtete eine Hauptwache auf dem Platze. Dieſer Zu⸗ ſtand der Dinge dauerte bis zum 12ten, wo die allgemeinen Klagen der Einwohner, und die einſtimmige Erklaͤrung der Aerzte, daß nicht nur keine Spur von Peſt auf der ganzen Inſel zu finden ſei, ſondern vielmehr der vollkommenſte Ge⸗ ſundheits⸗Zuſtand herrſche, die Local⸗Regierung noͤthigten, die Inſel für rein zu erklaͤren. Der Praͤſident, Graf Capo⸗ diſtrias, welcher einige Tage vor Hydra und Spezzia zuge⸗ bracht hatte, wo der Ruſſiſche Vice⸗Admiral Graf Heyden am Bord des Azoff zu ihm geſtoßen war, kehrte am 11ten nach der Rhede von Aegina zurück, und ſtieg geſtern, den ben, ans Land. Die Ruſſiſchen Linien⸗Schiffe Azoff und Alexander⸗Newosky und das Engliſche Linien⸗Schiff Warſpite hatten ihn auf dieſer Fahrt begleitet. eeute iſt auch eine övS Fregatte auf dieſer Rhede vor Anker gegangen Waͤhrend obiger Geſtalt mehrere Tage lang, aus Vorſicht gegen die Verbreitung der Peſt, alle Verbindung zwiſchen den verſchiedenen Diſtricten und Dorfſchaften abgeſchnltten war, wurde auf Befehl des Praͤſidenten eine Maaßregel ausgefuͤhrt, die zwar dem Geiſte der Nation ſehr zuwider iſt, deren Nothwendigkeit jedoch die Regierung ſchon lange lebhaft gefühlt hatte: es wurde naͤmlich allenthalben zur Entwaft⸗ nung des Volkes geſchritten, und Jedermann, mit Aus⸗ nahme des im Solde des Staats ſtehenden Militairs, ver⸗ boten, kuͤnftighin Waffen zu fuͤhren. Dieſe Maaßregel wurde auch in Aegina vollzogen. Zu gleicher Zeit war laͤngſt den Kuͤſten des Griechiſchen Continents und ber Inſein eine Quarantaine⸗Linie aufgeſtellt worden, „um,“ wie ſich hier eins der Mitglieder des Panhellenion'’s aus⸗ druͤckte, „Griechenland in den Kreis des civiliſirten Europa uE“

In Betreff der innern Organiſation des Lande der letzteren Zeit verſchiedene Ferfügungen eh nhe,n- Durch ein Decret vom 25ſten v. M. wird der Griechiſche Staat in dreizehn Departements (Twjncra), ſteben in Mo⸗ rea und ſechs auf den Inſeln eingetheilt. Die außerordent⸗ lichen Commiſſaire (Berazros* Eafroνι) in den ſieben De⸗ partements der Morea ſind ernannt und zum Theil bereits i Functionen getreten. In ihren Inſtructionen vom 28ſten April wird ihnen eine Elementar-⸗Arbeit aufgetragen, welche Grundlage des Adminiſtrations⸗Gebaͤudes dienen ſoll.

den Commiſſairen iſt darin vorgeſchrieben, fur Zaͤhlung der Einwohner zu ſchreiten, Liſten, worin die Grundbeſitzer, die Landbauer, die Schaͤfer, die Handwerker, die Seeleute und die Handelsleute beſonders cläſſificirt ſind, zu entwer⸗ fen, nachzuforſchen, ob Geburts⸗ oder Sterbe⸗ Regiſter vorhanden ſind, den Zuſtand und die Beduͤrfniſſe des Volkes zu erheben, über die Wahl der Dimogeronten (Volks⸗Aelteſten), welche die Municipalitaͤten der Flecken, Gemeinden und Diſtricte bilden, zu wachen die Kirchen, die Klöͤſter und uͤberhaupt den Clerus zu beaufſichtigen,

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die Schulen zu unterſuchen, und fuͤr den

richt, welche einzufuͤhren, ihre Aufmerkſamkeit auf

Verbeſſerungen zu richten, welche bei Erhebung der Staats

Einkuͤnfte, ſowohl zu Gunſten des Volkes, als zum des Schatzes Statt finden koͤnnen, auf das ſorgfaͤltigſte

den National⸗Guͤtern (welche großentheils entweder von Priva⸗ 8

Beſten 3

ten oder von den vorigen Regierungen uſurpirt worden ſind) nach⸗ 22

zufragen, gemeinſchaftlich mit den Dimogeronten Streithaͤndel 2 e 1 Jedem dieſer Commiſſaire ſind einige Soldaten beigegeben (in Allem

zu ſchlichten, und endlich die Polizei zu organiſiren. 200 Mann unter dem Capitain Makrijannl) und die Miliz des Departements oder die bewaffnete Macht, welche die Regierung fuͤr dienlich erachten duͤrfte, iſt ſeinen Befehlen untergeben. Fuͤr die ſechs Inſel⸗Departements ſind die außer⸗ ordentlichen Commiſſaire noch nicht ernannt.

Wahl der Dimogeronten feſt, und beſtimmt ihre Attribute.

In den Finanzen iſt noch wenig geordnet. Die Staats⸗ Einkuͤnfte beruhen; 1) Auf den Zehnten, 2) auf den Abga⸗ ben von Manufacturen, 3) auf den Zoͤllen, 4) auf einigen

vom 28ſten April ſetzt die Zahl und die Art und Weiſe der

Acciſen und Taxen (dieſe vier Zweige ſind verpachtet), 5) auf

den Priſen, 6) auf den freiwilligen Contributionen, 7) auf der

National⸗Bank. Der Praͤſident hat die unter der vorigen Regie⸗ rung fuͤr dieſes Jahr abgeſchloſſenen Pacht⸗Contracte annullirt, wodurch 50,000 harte Thaler mehr in den Schatz gefloſſen ſind.

Uebrigens ſind es bisher bloß die Inſeln, die etwas abwerfen; * Ibrahim⸗Paſcha's Anweſenheit in Morea iſt ein Hinderniß, daß

die Zehnten der dort angebauten Laͤndereien nicht verpachtet werden koͤnnen, weil die Pachtluſtigen, ſo lange Ibrahim feſten Fuß auf der Halbinſel hat, in beſtaͤndiger Beſorgniß ſchweben, daß die Aegyptier die Erndte abholen duͤrften.) Die Koſten der unmittelbaren Erhebung verzehren beinahe den ganzen Ertrag. Die Priſen in den fruͤheren Jahren leider eine nur zu ergiebige Quelle ſind zum Gluͤck fuͤr die Europaͤiſche Handels⸗Schifffahrt, jetzt von geringem Be⸗ lang. An freiwilligen Beitraͤgen iſt ſeit Errichtung der Na⸗ tional⸗Bank, welche Zinſen fuͤr die Einlage verſpricht, na⸗ mentlich aus dem Peloponnes, faſt gar nichts eingegangen. In die Bank ſind bisher nahe an 100,000 Colonnale einge⸗ legt worden. Die in der hieſigen Zeitung enthaltenen Liſten der Contribuenten ſind nicht genau, weil manche wirklich ein⸗ gelegte Summen fehlen, und dagegen andere aufgefuͤhrt werden, welche bloß Schuldforderungen an die Regierung ſind, die ihr von den Glaͤubigern gewiſſermaßen geſchenkt worden, in der Hoffnung, wenigſtens die Zinſen dafuͤr zu erhalten.

Die richterliche Gewalt iſt noch nicht conſtituirt. Es giebt weder Tribunale (außer dem Priſen⸗Gericht) noch Rich⸗ ter, noch eine oͤffentliche Macht, um die Vollziehung der Geſetze zu ſichern; ja es giebt eigentlich gar keine Geſetze, die eine feſte Norm zur Entſcheidung in Civil⸗Rechts⸗Strei⸗ tigkeiten enthalten. ſchiedenen Voͤlkerſchaften Griechenlands, die ſehr von einan⸗ der abweichen, dienen allein zur Richtſchnur in ſolchen Faͤllen. Das Roͤmiſche Recht, welches vor der Revolution von den Biſchoͤfen und Primaten zur Grundlage ihrer Entſcheidungen genommen wurde, iſt beinahe ganz in Abnahme gerathen. Nicht beſſer ſieht es mit der Criminal⸗Geſetzgebung aus. Einige Praͤvaricatoren, Seeraͤuber, Falſchmuͤnzer u. ſ. w. ſind allerdings ins Gefaͤngniß geſteckt und irgend ein ſubal⸗ terner Raͤuber und Moͤrder beſtraft worden; allein die Straf⸗ barſten, auf die Jedermann mit dem Finger zeigt, gehen frei

Die Sitten und Gewohnheiten der ver⸗

umher, weil man es ihrer Familien⸗Verbindungen wegen

nicht wagt, ſie zur Verantwortung zu zlehen. Als correctio⸗ nelle Maͤcht beſteht auch keine Paite Einige Aufſichts⸗ und Sanlkaͤts⸗Maaßregeln ſind Alles, was in dieſem Zweige bisher verfuͤgt worden iſt.

Der Praͤſident thut nichts ohne die mittelbare oder un⸗

mittelbare, immer aber nur ſcheinbare, Mitwirkung des Panhel-l

lenions. Dieſer oberſte Rath wird von den Herren Mau⸗

*) Nachrichten aus Korfu vom 2. Juni zufolge war daſelbſt in den letzten Tagen 8 ein Tuͤrkiſches Fahrzeug, mit ei⸗

nem Abgeordneten Ibrahim⸗Paſcha's an Bord, unter Geleit eines Franzoſiſchen Kriegsfahrzeuges, angelangt. Dieſer Abge⸗ ordnete hatte eine Unterredung mit dem Lord⸗Ober⸗Commiſſair General Adam und dem General Guilleminot, worauf er wie⸗ der nach Navarin zuruͤckkehrte. Wie verlautet, ſoll Ibrahim⸗ Paſcha angezeigt haben, daß er ſich, wenn man fortfahre, ihm alle Zufuhr von Lebensmittein zur Seec abzuſchneiden, genbthiget ſehen werde, den Unterhalt fuͤr ſeine Truppen, durch Incurſto⸗ nen ins Innere des Landes zu ſuchen eine Drohung, welche Ibrahim⸗Paſcha ſchon fruͤher einmal nszeſge ge hatte. (An⸗ merk des Oeſterr. Beobachters. Vergl. die Außerordentliche

Beilage zu Nr. 167. der Staats⸗Zeitung)