eer. ſeit ſechs Jahren die ⸗Regierung gewarnt hatte, um ſie aufzuklaͤren, unterſtuͤtzt dieſe jetzt, da ſie ihre eigenen wahren Grundſaͤtze bei ihr findet. Die andere Mei⸗ nung hingegen, welche es bisher fuͤr Pflicht gehalten hatte, deer Regieruug ſtets mit der Treue eines Soldaten zu folgen, hat ſich auf die Seite einer Oppoſition geſchlagen, die zu

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lebhaft iſt, als daß ſie nicht einige Verwunderung erregen ſollte. Allein die Oppoſition, welche gewoͤhnlich eine Verlegenheit dar⸗ bietet, wird hier ein Vortheil, denn die Angriffe, welche der Koͤnigliche Wille und die Vollfuͤhrer deſſelben erfahren, ſind wenig populaͤr, und alſo minder ſchaͤndlich. Eine ſo piötz⸗ lich entflammte Oppoſition ſchadet ſich ſelbſt in einer Kam⸗ mer, die in hohem Sinne politiſch und vermittelnd iſt. Sie konnte eine ſchoͤnere Rolle darin ſpielen, und das Organ des voorrigen Miniſteriums hatte uns dazu Hoffnung gemacht, wenn näͤmlich die ritterlichen Vertheidiger der Regierung ſich von deren Principien nicht aus dem Grunde losgeſagt haͤt⸗ ten, daß der Koͤnig in ſeiner Weisheit die Macht in andere Haͤnde gelegt hat.“ Der Meſſager des Chambres giebt folgende Auszuͤge aus Privatbriefen von Porto: das 15te Infanterie Regi⸗ ment in Almeida hat ſich fuͤr Dom Pedro erklaͤrt und bleibt dort, um die Waffen und Munitions⸗Vorraͤthe zu beſchuͤtzen. Da dieſelben bedeutend ſind, und ſich in dieſer Stadt Waffen füͤr 800 Mann befinden, ſo iſt dieſer Zuwachs wichtig. Das Regiment beſteht aus 800 Mann. Die Conſtitutionnellen haben in allen Scharmuͤtzeln, die im Norden vorgefallen ſind, geſiegt, und Ueberlaͤufer von Liſſabon und der Umge⸗ gend treffen alle Augenblicke bei der Avant⸗Garde im Suͤ⸗ den ein, die der alte Oberſt des 16 Regiments, Vasconcel⸗ befehligt. 2 Die uotidienne faͤhrt fort Nachrichten aus Portugal in ihrem Sinne zu geben; der Conſtitutionnel meint, daß s in der Welt bald nur noch zwei Fuͤrſten geben werde, welche vor der Ouotidienne und der Gazette de France Gnade finden, naͤmlich Ibrahim Paſcha und Dom Miguel.

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Der Courrier Frangais will wiſſen, daß der am 23. „hier eingetroffene erſte Legations⸗Secretair bei der dieſſei⸗ Aigen Geſandtſchaft in Liſſabon, Graf von Vaudreuill, wel⸗ Icher die Reiſe zu Waſſer in 5 ¾ Tagen zuruͤckgelegt hat, der AKReegierung die Nachricht uͤberbracht habe, daß der Infant Dom Migquel am 27. zum abſoluten Koͤnige ausgerufen werden ſollte.

Paris, 23. Juni. Aus Gefälligkeit gegen das Mini⸗ ſterium, welches jetzt bei der Majoritaͤt der Kammer in ſo hoher Gunſt ſteht, hat letztere keinen ernſten Verſuch ge⸗

macht, die Preß⸗Vergehen vor die Geſchwornen⸗Gerichte zu

brringen. Die Juſtiz⸗Behoͤrden 128 es ſehr zufrieden, daß ſöolches nicht geſchehen. Sie behaupten naͤmlich, die Jury ſei in Meinungs⸗Sachen durchaus nicht zuläſſig, und wenn man ſie, beſonders in Hinſicht der periodiſchen Schriften zu⸗ Aiehe, ſo wuͤrde eine gaͤnzliche Strafloſigkeit entſtehen. Die En⸗ 8 thuſiaſten der Jury beſchuldigen dagegen die Gerichtshoͤfe, daß ſie ihr aus Corporations⸗Geiſt uͤberhaupt abgeneigt ſeien. Hoͤrt man

die Congreganiſten, die, als ob eine Feuersbrunſt die Kirche er⸗ griffen haͤtte, nach Loͤſchgeraͤthen umher irren, ſo ſollte man mei⸗

nen, eine neue Revolution waͤre uͤber Frankreich ausgebrochen;

fuͤr ſie ſind Jeſuiten und Chriſtenthum ein und daſſelbe.

Die 8000 halben Stipendien, welche die Koͤnigl. Verord⸗ nnung fuͤr junge Theologen ausgeſetzt, werden als eine unbe⸗ deutende Kleinigkeit verſchrieen; indeſſen iſt erwieſen, daß in der Provinz 300 Fr. zur Erziehung eines Juͤnglings voll⸗ kommen hinreichen, und daß mithin 150 Fr. eine ſehr we⸗ ſſenntliche Beihuͤlfe ſind. Es hat ſich das Geruͤcht verbrei⸗ teet, daß der Erzbiſchof von Paris, dem Biſchof von Beau⸗ vais, mit dem er fruͤher eng befreundet lebte, ſein Haus förmlich verboten habe. Der Proceß gegen das vorige Mitniſterium koͤnnte leicht eine ernſte Wendung nehmen. Die Aeußerung des See⸗Miniſters in der Sitzung vom Lüſten: „Wenn man uns ſtrafbar findet, ſo hat man ein Recht uns den Proceß zu machen!“ legen manche gleichſam fuͤr eine Aufforderung aus, die Sache zu verfolgen. Die liberale Parthei urthellt ſo: „Wenn in einem Volks⸗Aufſtande ein ſchuldiger Miniſter ums Leben kommt, ſo iſt die Folge da⸗ voon nichts weiter, als ein nachtheiliges Vorurtheil gegen die MNation; aber ein in Form Rechtens gefuͤhrter Proceß, laͤßt wwarnende Erinnerungen zuruͤck, und wie man auch immer über das Schickſal Straffords denken mag, es hat auf alle nachfolgenden Miniſterien in England gewirkt. Wir wer⸗ den nicht eher gegen Eingriffe in die Verfaſſung geſichert ſein, bis wir Miniſter, die ſich ſolches erlaubt haben, nach aller Strenge der Geſetze dafür beſtraft ſehen. Ein ſolches

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Beiſpiel lebt dann ganz gewiß in dem Gedaͤchtniſſe der kommen⸗

den Geſchlechter, und wird die Miniſter im Zaume halten.“

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Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. (bFortſetzung des geſtrigen Berichts uͤber die Sitzung des Unterhauſes vom 23. Juni.) Hr. M. A. Taylor ſprach folgendermaßen: Die Motion, welche ich aufzuſtellen im Begriff bin, braucht weiter keine Rechtfertigung, als den Grundſatz, daß die Re⸗ praͤſentanten des Volks ein Recht haben, uͤber die Ausgabe der oͤffentlichen Gelder zu wachen, in welcher Form dieſelben auch der Schatzkammer zufließen moͤgen. Es iſt eine Ver⸗ letzung der Rechte des Parlaments, wenn die Regierung ſich ohne deſſen Zuſtimmung des oͤffentlichen Geldes bemaͤch⸗ tigt, und, ſobald ſie dies veruͤbte, war ſie einer Vernachläͤſſi⸗ gung, einer ſtraffaͤlligen Vernachlaͤſſigung ihrer Pflicht ſchul⸗ dig. Wir alle erinnern uns des ſchrecklichen Krieges, welcher ganz Europa verwuüͤſtete. Waͤhrend ſeiner Dauer erhielten viele Britiſche Unterthanen Forderungen gegen Frankreich. Durch den Vertrag von Paris im Mai 1814 wurde feſtge⸗ ſtellt, daß das genannte Koͤnigreich die zur Befriedigung jener Anſpruͤche beſtimmten Summen einer eigens dafuͤr nie⸗ dergeſetzten Commiſſion auszahlen ſollte. Die Commiſſaäͤre begannen ihre Liquldations⸗Unterſuchungen, und handelten ohne Zweifel als rechtliche Maͤnner. Zufaͤllig wurde im 6ten Jahre der jetzigen Regierung eine Acte erlaſſen, welche die Commiſſaͤre der Waͤlder und Forſten ermäͤchtigte, die Erb⸗Einkuͤnfte der Krone für gewiſſe Zwecke zu verwenden. Nach der Acte des 4ten Jahres des jetzigen Koͤnigs haͤtten dieſelben dem Conſolidations⸗Fond gewidmet werden müſſen, allein da gerade der Buckingham⸗Pallaſt im Bau begriffen war, ſo ſollten die Commiſſaͤre mit Hintanſetzung des erwaͤhn⸗ ten Fonds zum Neubau dieſes Pallaſtes jaͤhrlich 70,000 Pfd. hergeben. Duͤrfen nun aber die Miniſter, wenn irgend eine uͤberſchuͤſſige Geldſumme vorhanden iſt, dieſelbe aus eigener Machtvollkommenheit zur Ausführung irgend eines Planes beſtummen, beſonders waͤhrend das darüͤber zu urtheilen befugte Parlament verſammelt iſt? Nein! Auch wuͤrde durch die Aa⸗ frage beim Parlamente die Sache nicht um eine Woche verzoͤgert worden ſeyn (Hoͤrt, hoͤrt!), da es gewiß ſogleich ſeine Zu⸗ ſtimmung gegeben haben wuͤrde. Mein ſehr ehrenwerther Freund, der damalige Ober⸗Commiſſair der Waͤlder und For⸗ ſten, befand ſich, als man die gedachte jͤhrliche Geldzahlung von ihm forderte, in einer ſehr uͤbeln Lage, denn er hatte keinen Schilling in der Taſche (Gelaͤchter); waͤre mir das paſſirt, ſo wuͤrde ich mich ebenfalls in ſchlechten Umſtänden befunden haben. (Gelaͤchter; Hoͤrt, hoͤrt!) Man ſchickte deshalb an den Ober⸗Commiſſalr der Liquidations⸗Unterſu⸗ chungen und ließ ihn fragen, ob er keine uͤberfluͤſſigen Gel⸗ der in Haͤnden habe. Bei dieſer Sendung waren auch Lord Liverpool, Lord Goderich und Hr. Canning betheiligt. „Ich glaube,“ antwortete er, „ich habe 300,900 Pfd., von denen 250,000 zu Eurer Verfüͤgung ſtehen.“ „Gut,“ ward dar⸗ auf erwidert, „wir wollen ſie gebrauchen.“ (Geläͤchter.) Zuerſt ſollten nur 100,000 Pfd. geliefert werden; das Geld ward am 10. Maͤrz 1826 abgegeben, aber am 30. erſt der Revers daruͤber ausgeſtellt. (Hoͤrt, hoͤrt!) Außerdem fand man es fuͤr gut, dieſe Summen in eine Anleihe zu verwan⸗ deln, und deshalb wurde in den Schatzkammer⸗Buͤchern an⸗ gemerkt, das Geld ſei auf Zinſen geliehen. Wer wuͤrde aber etwas davon erfahren haben, wenn es nicht durch großen Zufall ans Licht gekommen waäͤre? (Hoͤrt, hoͤrt) Es war eine privative, verborgene, abſichtlich verheimlichte Anleihe. (Hoͤrt, hoͤrt!) Der ſehr ehrenwerthe Herr auf der anderen Seite (Hr. Herries) mag immerhin lachen; fuͤr das Land giebt’'s hierbei nichts zu lachen. Ich moͤchte nur wiſſen, ob und woher die Schatzkammer die Macht hat, eine ſolche Anleihe zu machen; ob die Commiſſion fuͤr die Waͤlder und Forſten ein Recht hatte, ſich darauf einzulaſſen. Ich antworte auf beides, meiner vollen Ueberzengung nach, mit Nein! (Hoͤrt, hoͤrt!) Mein Antraggiſt folgender: „Es geht aus den dem Hauſe vorgelegten Documenten und Pa⸗ jeren hervor, daß die Commiſſion fuͤr die Liquidation der An⸗ eache Britiſcher Unterthanen gegen die Franzoͤſiſche Regierung zu verſchiedenen Zeiten und ohne das Parlament zu befragen der Commiſſion fuͤr die Waͤlder und Forſten auf Befehl der Lords der Schatzkammer folgende Summen ausg hat: am 10. März 1826: 100,000 Pfd.; am 8. Febr. 1827; 35,000 Pfd.; am 26. Maͤrz 1827; 100,000 Pfd.; am 30. Juni 1827: 15,000; zuſammen 250,000 Pfd. Es ſcheint ferner dem Hauſe, daß die Anwendung von uͤberflüͤſſigen Geldern zu Zwecken, die nicht vom Parlamente genehmigt ſind, eine Verletzung der Drivilegien deſſelben und eine uͤble Verwaltung der Staats⸗Gelder in ſich ſchließt. „(Hoͤrt, hoͤrt, hoͤrt. Hr. Herries meinte, wenn die angegebe⸗ nen Thatſachen wahr ſeien, ſo befaͤnde ſich der Character der Lords Liverpool und Goderich und der des Hrn.