in der Sitzung vom 18ten den Commiſſicns⸗Bericht abgeſtat⸗ tet hatte, ſollte am 27ſten beginnen.
Paris, 27. Juni. Der Meſſager des Chambres macht auf die veraͤnderte Sprache aufmerkſam, welche ſich ſeit eini⸗ ger Zeit in der Quotidienne in Bezug auf das Villeleſche Miniſterium offenbart. Vor nicht gar langer Zeit griff die⸗ ſes Blatt noch die vorigen Miniſter mit einer Lebhaftigkeit und Beharrlichkeit an, die zuweilen an Ungerechtigkeit graͤnzte; jetzt tritt ſie dagegen zu deren Vertheidigung auf, und das bisher wohl unterhaltene Feuer der Oppoſition gegen die Gazette de France iſt ploͤtzlich erloſchen, um einem gemein⸗ ſchaftlichen Kriege gegen die jetzige Verwaltung Platz zu machen. 2
Dem Journal du Commerce zufolge, verſammelt ſich die Commiſſion, der die Pruͤfung des Vorſchlages wegen An⸗ ſchuldigung des vorigen Miniſteriums obliegt, taͤglich des Morgens Zegen 11 Uhr und ſetzt ihre Berathungen mehrere Stunden lang fort, weshalb auch Hr. B. Conſtant in der obigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer fehlte; gleichwohl iſt ſie mit der Unterſuchung noch bei Weitem aicht genug vorgeſchritten, um ſchon an die Ernennung eines Beuicht⸗ erſtatters haͤtte denken zu koͤnnen, wie ſolches das Journal des Debats vor einigen Tagen behauptet hatte.
„Der Courrier-frangaſs glaubt, daß man damit umgehe, die General⸗Direction fuͤr Ackerbau und Geſtuͤte im Mini⸗
ſterium des Innern, welche ſich gegen väͤrtig in den Haͤnden 2 errn Syrieys de Mayrinhac befindet, gaͤnzlich eingehen zu laſſen.
Der Conſtitutionnel klagt uͤber die leeren Baͤnke, die er in den letzten Sitzungen der Deputirten⸗Kammer wahrge⸗ nommen hat; als man uͤber das Preßgeſetz berathſchlagt habe, ſeien 388 Deputirte zugegen geweſen, in der obigen
itzung vom 25ten aber, habe man zuletzt nur 228 Anwe⸗ ſende gezhlt. „Wir wiſſen wohl“ fuͤgt dieſes Blatt hinzu, „daß die Hitze druͤckend iſt, aber die Auflagen ſind es nicht minder, und die Waͤhler ſind wohl berechtigt, einige Puͤnkt⸗ lichkeit von denjenigen Deputirten zu erwarten, die ſie einem rachſuͤchtigen Miniſterium gegenüͤber, zur Wahrnehmung der
tereſſen des Landes ernannt haben. Wir 22 in der
That an zu glauben, daß der Vorſchlag des Hrn. Benj. Conſtant, die Namen der abweſenden Mitglieder in dem
rotocolle zu verzeichnen, ſehr erſprießlich war; wenn die achen ſo fortgehen, ſo werden, ſtatt des Protocolls, nun⸗ mehr die Zeitungen dem gedachten Vurſchlage genuͤgen muͤſſen. Wir hoffen, daß am näͤchſten Freitag, wo die Berathungen uͤber das Budget beginnen, Frankreichs Man⸗ datarlen ſich puͤnktlich auf ihrem Poſten einfinden werden.“ℳ Daſſelbe Blatt warnt das Publikum und die Kam⸗ mern vor der klugen Taktik, mit welcher das Villéleſche Mi⸗ niſterium in ſeinen beiden Blaͤttern (der Quotidienne und der Gazette de France) die öffentliche Aufmerkſamkeit von dem Anklageakt abzuleiten ſucht, invem es ſich zum Vertheidiger der Religion aufwirft. „Indem es (jagt jenes Blatt) die ſchwere Anklage, welche auf ihm laſtet, zu vergeſſen ſcheint, entbrennt es von gluͤhendem Eifer füͤr die Sache der Re⸗ ligion, der Seminarien, der Pfarrer, Biſchoͤfe und Rom'’s ſelbſt; es appelirt an die blindeſten und heftigſten Leiden⸗ ſchaften, und bedroht den Staat mit unbekannten Gefahren. Wir müͤſſen — v. Villéle und ſeinen Collegen Gerech⸗ tigkeit widerfahren laſſen; ihre Taktik iſt gut durchdacht ge⸗ weſen, alle Welt iſt davon hintergangen worden. In⸗ dem die Deputſrten⸗Kammer dieſes Miniſterium des Ver⸗ raths und der Erpreſſung anklagt, trifft es alle ungeſetzli⸗ chen und willkuͤhrlichen, Handlungen der letzten ſieben Jahre an der Wurzel. Die —P. und Herrſchaft der Je⸗ ſuiten ſind nur ein ſchwacher Thell der Akte, Frankreich jetzt Gerechtigkeit fordert. Wir koͤnnen es nicht oft genug wiederholen, die Anklage des Villsleſchen Miniſte⸗ riums iſt die Hauptangelegenheit; ſie umfaßt alle anderen. Die beiden Journale dieſes Mtniſtertums moͤgen uns, wenn es ihnen gefällt, von großen und kleinen Seminarien er⸗ zäͤhlen, wir werden von Verrath und Erpreſſung ſprechen, denn darum handelt es ſich. 18 9 Das Jeurnal des Débats widerlegt die Beſchwerden der Jeſuiten, welche uͤber Verletzung der Beſtimmungen der rre klagen. Frankreich, ſagt es, wird aus einer Ueber⸗ raſchung in die andere verſetzt. Die Geſellſchaft Jeſu, wel⸗ che von den Geſetzen verdammt wird und ſie verdammt, dieſe Geſ⸗ t ſtuͤtzt ſich jetzt zu ihrer Vertheidigung auf dieſelben. Im Namen der Freiheit proteſtiren gegen die Kö⸗ nigliche Autoritaͤt dieſe ewigen Geguer unſerer Zeiten, dieſe beſtändigen Vertheidiger des abſoluten Rechts der Koͤnige. In einer Philippica geben ſie als einziges Ziel ihrer Wuͤn⸗ ſche, Anſtrengungen und Grundſäͤtze, die Spaniſche Inquiſi⸗
füͤr welche.
tion an,
1“ 8
und nehmen als Mittel dazu die Freiheit der Ver⸗ einigten Staaten in Anſpruch. — Die neuen Apoſtel der Freiheit und Gleichheit verſtehen unter dieſen Worten Pri⸗ vilegien, Monopole und Macht. Sie rufen die Charte zu Huͤlfe, um ſich außer den Geſetzen oder uͤber eſelben zu ſetzen. Die Charte hat keinesweges die Preiheit der Aſſo⸗ ciation und des Unterrichts unter uns eingefuͤhrt. Die ver⸗ antwortlichen Miniſter waren veryſtichtet, mit Feſtigkeit die Geſetze zu handhaben, welche beiden Schranken ſetzen.
Der General⸗Lieutenant Misllis iſt am 18ten d. M. auf ſeinem Landſitze bei Marſezlle im 69ſten Jahre ſeines Alters plötzlich am Schlagftuße geſtorben. —
Aus Perpignan melder man, daß die Varioliden daſelbſt nicht bloß unter den Kradern, ſondern auch unter den Er⸗ wachſenen große Verheerungen anrſchten. Die Dauphine hat den huͤlfsbenurftigſten Familten eine Unterſtuͤtzung von 1000 Fr. waneßen laſſen. — 8
Die Stadt Langres, ſo wie die ganze umllegende Ge⸗ aend (mehr als 60 Gemeinden) ſind am 17ten d. M. von einem heftigen Hagelſchlage heimgeſucht worden. Man be⸗ rechnet den Verluſt auf 300,000 Franken. 72
Die hieſigen öffentlichen Blätter fahren fort, uͤber die Lage der Dinge in Portugal ſolche widerſprechende Geruͤchte ins Publikum zu bringen, daß es ſchwer ſeyn moͤchte, ſich daruͤber ein nur einigermaßen richtiges 1 zu bilden. Am unpartheilſchſten ſcheint das Journal des Débats zu ſeyn.
Paris, 25. Jun. Als das Haupt des gegenwaͤrtigen Miniſteriums darf man nunmehr Hrn. Hyde de Neuville vetrachten; auch glaubt man ziemlich allgemein, daß er zum Praͤſidenten des Conſells ernannt werden wird; es iſt ihm gelungen, ſich das Vertrzuen und die Gunſt des Koͤnigs, nachdem Se Maj. ſich von ſeinen Fähigkeiten perſoͤnlich zu uͤberzeugen Gelegenhelt gehabt haben, in hohem Grade zu erwerben. Fuͤr das vorige Miniſterium wird daher die Hoff⸗ nung zur Wiederkehr mit jedem Tage geringer. — Der Er biſchof von Paris, Hr. v. Quelen, haͤngt die Fahne des U tramontanismus aus, um ſich bei dem Roͤmiſchen Hofe be liebt zu machen, und ſolchergeſtalt den Kardinalshuͤt bn er werben; es ſoll ihn ſehr gekraͤnkt haben, daß der Erzbiſcho von Rheims, Hr. v. Latil, ihm vor zwei Jahren vorgezo⸗ gen wurde; da indeſſen Hr. v. AQuelen bei dem hieſigen Hofe uüberhaupt nicht gut angeſchrieben zu ſeyn ſcheint, ſo durfte er nicht erwarten, daß man ſich in Rom fuͤr 8 verwenden wuͤrde. — Man hat die Bemerkung gemacht, daß die vorzüglichſten Redner
terungen und Herz⸗Krankheiten ſtarben. Manuel, Foy, ſo
wie fruͤher Chenler, llefern 5ö dem dö-e * ufrichtigkeit und
der Meinungen, wenn dieſer nämlich mit Ueberzeugung gefuͤhrt wird, treten Koͤrper und Gemuͤth ge⸗ meinſchaftlich in die heftigſte Spannung. keit in einem großen wiederhallenden Local von der Redner⸗ buͤhne herab zu ſprechen, fordert bei Weitem mehr Anſtren⸗
gung, als deſſen ein Engliſches Parlaments⸗Glied, welches von ſeinem Platze redet, bedarf, viel zur Erſchoͤpfung bei. Der Halbkreis mag eine ſehr paſ⸗ ſende Form fuͤr einen anatomiſchen Sectionsaal ſeyn, oder für ein Auditorium, wo der Proſeſſor, unten im Centrum
Frankreichs an Geföß, Exwene,
und traͤgt ganz gewiß 8828 1
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Die Nothwendige..
.
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ſitzend, ſeine Stimme nach oben ſendet; einer dellberirenden
Verſammlung iſt aber dieſe Form aus ſehr vielen Gruͤnden nach, Hr. Caſimir Périer verſpuͤrt die Fole⸗
theilig und verderblich.
gen davon, er, ein großer, kräftiger, ſtark gebauter Mann, beſfin,.
det ſich fortwaͤhrend in einem leidenden Zuſtande, der an Erſchöpea.
fung grenzt. Daher meidet er auch die Rednerbuͤhne, und ſeine ſnt oſt sedar Stimme iſt 8 8* roßbritanien und Irland. arlaments⸗Verhandlungen. In der S 3 des Oberhauſes vom 28ſten kam nichts von Wichtigkeit vor. Im Unterhauſe wurde Hr. Calcraft als neuer⸗ waͤhltes Mitglied vereldet. Antrag, 6— welche die Hoſtt uͤber einige Beſchwerden der St. Georgs Dampfſchiffahrt⸗
Geſellſchaft von Liverpool gemacht hatten. Die Geſellſchaft *
hatte ſich nämlich beklagt, daß das Poſt⸗Amt einige Dampf⸗
eingerichtet habe, welche dem Staate viel Geld IS
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oſteten und ihr ſelbſt viel ſchadeten. Nach der Bemerkung
Hr. G. Dawſon machte den eine Abſchrift der Mitthellung eingereicht werde, ords der Schatzkammer dem General⸗Poſtmeiſter
ſeit einiger Zeit wie SSee — Situng
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des Redners hat ſich die Anzahl der Briefe, welche zwiſchen Liverpool und Dublin geſendet werden, im vergangenen
Jahre um 590,000 vermehrt, waͤhrend der Verluſt des Pux..
blikums durch die Errichtung der Regierungs⸗Packetboote nuer
4300 Pfd. betragen hat. f welches die Geſchäfte zwiſchen England und Irland beſorgt,
belaufen ſich auf 100,000 Pfd. jährlich. Die Schatztammer hat, fuhr Hr. Dawſon fort, in Erwoͤgung der geringen Aus⸗
Die Einkuͤnfte des Poſt⸗Amts, 5
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