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Schwierigkeiten bei dem Uebergange unſerer tapferen Trup⸗ pen uͤber die Donau, unweit Iſſaktſchi, am 27ſten v. M. (6. Juni.) iſt noch Folgendes nachzuholen:
Die Nieder⸗Donau hat bei der weiten Ausdehnung ihres ſumpfigen Flußthales ſtets große Hinderniſſe dargeboten. In dieſem Jahre vermehrte dieſelben noch das ungewoͤhnlich hohe Austreten des Waſſers, weshalb ſchon bei guter Zeit thaͤtige Maaßregeln ergriffen werden mußten, um einen Fa⸗ ſchinenweg von mehr als 5 Werſt Länge zu bauen. Dieſe Arbeit wurde dem Ingenieur⸗Generai⸗Major Ruperti aufge⸗ tragen, und eine Pionir⸗Brigade nebſt einer Anzahl von nahe an Zweitauſend Soldaten der oten Infanterie⸗Diviſion und 1000 Landesbewohner täͤglich, dazu und zur Aufſtellung der Bruͤcken uͤber die Fluß⸗Muͤndungen und die in die Do⸗ nau ſich ergießenden Baͤche angewendet.
Endlich wurde, nach außerordentlichen Anſtrengungen, am 25. Mai. (b. Juni.) der Damm bis an den Strom der Donau ſelbſt fortgefuͤhrt. Dieſe Arbeiten erregten na⸗ tuͤrlich die Aufmerkſamkeit des Feindes, der, mit Benutzung ſeiner vortheilhaften Lage auf dem rechten Ufer, die Anhoöͤhen bei denen einzig der Uebergang ſtatt finden konnte, mit Trup⸗ pen und Verſchanzungen bedeckte. Seine Hauptbatterie von 9 Kamonen befand ſich auf der rechten Flanke ſeiner Poſition hart am Fuße des Berges; links von derſelben waren eine weite Redoute und zwei andere Batterien errichtet, die mit Kanonen von großem Calibre ausgeruͤſtet, eine weite Strecke
weg, die Donau hinab ihr Feuer wirken ließen. Um den
UHaebergang mit Hoffnung des Erfolgs unternehmen zu köͤn⸗
naen, wurde eine Batterie von 25 Kanonen der rechten Flanke der feindlichen Poſition gegenuͤber, angelegt.
Die vom Capitain des 1ſten Ranges Patanioti befehligte Abtheilung der Donau⸗Flotille, in Ismail, beſtehend aus 8 Kanonierboͤten und 4 Jollen, erhielt Ordre, nach dem Ueber⸗ gangs⸗Orte zu eilen, woſelbſt auch 26 Kauffahrer und eine Menge Zaporoger mit ihren Boͤten eintrafen.
b ach der gegebenen Dispoſition, begann am 27. Mal (8. Jun.) um 3 Uhr Morgens, von unſerer Batterie eine naachdruͤückliche Kanonade, die von dem Kanonenfeuer der Fllotille unterſtuͤtzt, die Tuͤrkiſchen Batterien, welche uns den UHebergang verwehren wollten, bald zum Schweigen brachte. Milttlerweile ſetzten unſere Truppen fortwährend auf den Kaufmanns⸗Fahrzeugen und den Kaͤhnen der thätigen Zapo⸗ roger hinuͤber, trotz dem reißenden Laufe der Donau und dem heftigen Feuer der Feinde. 2 Ein Theil der Jaͤger⸗Brigade, und von der oten Divi⸗ ſion die Regimenter Alexopol und Krementſchug, unter Be⸗ fehl des Diviſtons⸗Commandeurs General⸗Lieutenant Barto⸗ lomaͤi I. und des General⸗Majors Fuͤrſten Gortſchakow, Chef vom Stabe des 3ten Corps, landeten in Kurzem am jenſeitigen Ufer, wo ſie mehr als eine Werſt im tiefen Sum⸗ pfe wateten. Dieſe unter dem Ober⸗Befehle des Generals voon der Infanterle, Rudzewitſch, ſtehenden Truppen, bemaͤch⸗ tigten ſich der Anhöhen, die der Feind, bei dem entſchloſſe⸗ nen Vordringen unſerer Truppen, fluͤchtigen Fußes verließ, woobei den Siegern zwei Läger und 20 Kanonen auf den Batterien, in die Hände ſielen. Auf einer derſelben flog eein Pulver⸗Keller in die Luft. Die Zahl unſerer Verwundeten und Todten an dieſem LTage belief ſich auf 112 Mann. Zu den erſtern gehoͤrt der Fllotille⸗Befehlshaber, Capitain vom erſten Range Patanioti, (der demungeachtet das Commando fortſetzte und bei dieſer Ge⸗ legenheit wichtige Dienſte leiſtete), und der Lieutenant Clay⸗ hills, Adjutant des Chefs vom Stabe des öten Corps. 2 Vorzuglich ausgezeichnet haben ſich als Befehlshaber noch: der Chef vom Generalſtabe der 2ten Armee, General⸗ Adjutant Kißelew; der Commandeur der 2ten Brigade der gten Infanterie⸗Diviſion, General⸗Major Helwig und der Hetmann der unter Rußland zuruͤckgekehrten Zaparoger,
HGHbriſt Gladkoi, der durch ſeine Kaltbluütigkeit, Geiſtes gegen⸗
wart und Raſtloſigkeit ſeinen Koſaken als Muſter voranging⸗ 2 Als der Anfuͤhrer der Tuͤrkiſchen Streitkraͤfte, (deren Anzahl ſich bis an 15tauſend erſtreckte) nach Iſſaktſcht (das, wwie ſchon gemeldet, am 30ſten (11. Juni) ſich, in Anweſen⸗ heit Sr. Majeſtaͤt des Kaiſers ergab,) retirirte, ſteckte er die Vorſtadt in Brand, ſo auch die der Feſtung Tultſchi. Der Oeſterreichiſche Beobachter meldet: Nachrichten aus Bukureſt vom 16. Juni zufolge hatten einige hundert Mann Tuͤrken bei Oltenitza uͤber die Donau geſetzt, um die daſelbſt zum Bruͤckenbau geſammelten Materlalten zu zerſtoͤ⸗ ren, ſich aber bei Annäherung der Ruſſen ſogleich wieder .6 ſenſeitige Donau⸗Ufer nach Totorkan (Turtukay) zu⸗
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g8 Rußland. St. Petersburg, 28. Juni.
8 Am 25ſten d. iſt hier die Trauerbotſchaft von dem unvermutheten Ableben Seiner Koͤnigl. Hoheit des regierenden Großherzogs von Sachſen⸗ Weimar, eingegangen.
Se. Maj. der Kaiſer haben reich Polen eine Medaille, als Auszeichnung fuͤr menſchen⸗
geruhet, fuͤr das Koͤnig⸗
freundliche Handlungen zu ſtiften. Sie wird am St. Sta⸗ nislaus⸗Bande getragen, und fuͤhrt auf der Hauptſeite das Bildniß Sr. Maj., auf der Kehrſeite die Inſchrift: „za wratowanie ginacychd („fuͤr Lebensrettung⸗.
Die Nordiſche Biene enthäͤlt folgende intereſſante No⸗ tizen aus Moskwa: Im vorigen Monate hat man in Rjä⸗ ſan, unweit dem Feſtungswalle, einen unterirdiſchen Gang entdeckt, der aus alterthuͤmlichen Zlegeln gemauert iſt und in einem Gewoͤlbe beſteht, das auf Pfeilern ruht. In einem Seitengang hat man, des vielen Waſſers wegen, noch nicht hineindringen koͤnnen. Wahrſcheinlich ſtammt dieſer Sou⸗ terrain aus den Zeiten der Fuͤrſten von Rjaͤſan. Aehnliche Ueberreſte alter Gewoͤlbe finden ſich im Kreml an. mehreren Orten. Karamſin ſagt: „Hier waren die Graͤber der Fuͤr⸗ ſten und Bojaren, die dort ihre Haͤuſer hatten.“ Aus dem Pallaſte fuͤhrte nach dem Moskwafluſſe ein verborgener Gang fuͤr den Fall der Gefahr. Sollte es nicht dieſelbe Bewandniß mit dem unterirdiſchen Gange in Rſäſan haben?
Im Dorfe Meſchtſcherina, 20 Werſt von der Stadt Kolomna (Gouvernement Moskwa) hat im Mai d. J. ein betraͤchtlicher Erdfall ſtatt gefunden. Aus dem Abgrunde ſtroömte Waſſer hervor und man vernahm einen unterirdiſchen. dumpfen Donner.
Nachrichten aus dem Hafen von Petropaulowſk Kamt⸗ ſchatka) zufolge, iſt der Fiſchfang im vergangenen Sommet ſehr ergiebig geweſen. Obſt und Huͤlſenfruͤchte ſind weniger
erathen, als in den vorherigen Jahren, wegen der haͤufigen. usbruͤche des Vulkans Aoatchine, der am 27. Juli ſich wle⸗ der geoͤffnet hat. In den Monaten September und Okto⸗ ber Feen heftige Winde. Der Winter hat ſich mit dem 10. November eingefunden. Frankreich.
Pairs⸗Kammer. In der Sitzung vom 28. Jun. erfolgte zuvörderſt die Aufnahme des Herzogs von ien, welcher bereits im Jahre 1813 die Pairs⸗Wuͤrde Iere. hatte, wegen unzurelchenden Alters aber bis jetzt noch keinen Sitz in der Kammer nehmen konnte. Der Geſetz⸗Entwurf üͤber die periodiſche Preſſe wurde hierauf einer ommiſſion üͤberwieſen, welche aus folgenden ſtehen Mitgliedern beſteht: dem Grafen von Baſtard, den Herzoͤgen von Broglie, von Briſſac und von Levis, dem Abbé von Montesqulon, dem Baron Portal, und dem Grafen Simeon. Vier Geſetz⸗ Entwuüͤrfe, wodurch eben ſo viel Departements zur Erhebung⸗ einer außerordentlichen Steuer ermächtigt werden, wurden demnaͤchſt mit 112 Stimmen gegen 1 angenommen. Den Reſt der Sitzung fuͤllte die Erneuerung der Bureau's.
eputirten⸗Kammer. Die Sitzung vom 28ſten
un. war, wie alle Sitzungen am Sonnabend, den bet der Kammer eingegangenen Bittſchriften gewidmet. Ueber den Vorſchlag eines Einwohners zu Iſſondun (Indre), bei Er⸗ oͤffnung der jährlichen Sitzungen der Kammer eine Commiſ⸗ ſion zu ernennen, welche die in dem verfloſſenen Jahre etwa ſtatt gefundenen Verletzungen der Charteruͤge, wurbꝛ zur Tages⸗ Ordnung geſchritten. — Die Eingabe eines Parifer Einwohners, worin derſelhe, aus Beſorguſß, daß nach Bewilligung des Budgets die Jeſuſten aufs Neue egen die Verfaſſung und die Ruhe des Landes auftreten mö ten, den Wunſch äußert, daß beide Kammern fuͤr diesmal das Budget nur bedin⸗ gungsweiſe annehmen moͤchten, erregte großes Gelaͤchter; es wurde natuͤrlich daruͤber ebenfalls zur Tages⸗Ordnung ge⸗ ſchritten. — Mehrere Schulden halber Verhaftete verlang⸗ ten die Abſchaffung der gefaͤnglichen Haft, oder wenigſtens eine Milderung in der eG derſelben. Der Bericht⸗ erſtatter, (Hr. Etienne) hielt es, wie alle ſeine Vorgaͤnger, fuͤr unumgaͤnglich noͤthig, dieſen Theil der Geſetzgebung zur revidiren und ihn mit dem wahren Intereſſe des Handels⸗ ſtandes, ſo wie mit den Grundſaͤtzen einer geſunden Moral und dem heiligen Rechte der Menſchlichkeit in Einklang zu bringen. Um zu beweiſen, wie ungerecht das Geſetz ſei, wel⸗ ches fremde Schuldner zu einer endloſen Haft verurtheile, während einheimiſche Schuldner nicht länger als fuͤnf Jahre feſtgehalten werden duͤrfen, fuͤhrte der Gr.2 Alexander von Laborde das Beiſpiel eines Amerikaners, Namens Swan, an, welcher jetzt bereits ſeit 20 Jahren in Sainten Pelagie ſchmachtet, ſo wie das eines gewiſſen Peacock, eines Englaͤnders von Geburt, welcher fuͤr eine in England con⸗ trahirte Schuld, nun ſchon acht Jahre lang ſitzt. Der Baron
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