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v. Puymaurin erinnerte üͤberdies noch
3 an die traurige Lage, worin dergleichen Gefangene ſich befinden, indem mionatlich zu ihrem Unterhalt nur 20 Fr. gezahlt werden, wovon noch fuͤr verſchiedene Gegenſtaͤnde 6 Fr. in Abzug kommen. Dies iſt derſelbe Satz, der ſchon zu Zeiten Heinrichs IV. beſtand und eben die Geringheit deſſelben iſt Schuld daran, daß die Glaͤubiger die Verhaftung ihrer Schuldner ungebuͤhrlich ver⸗ lͤngern. Fuünf Vorſtellungen, die ſich auf dieſen Gegenſtand bezlehen, wurden, dem Antrage des Berichterſtatters gemaͤß, den Miniſtern der Juſtiz und der Finanzen üͤberwieſen. — Ein Coloniſt von Martiniqaue verlangte, daß der inlaͤndi⸗ ſche Runkelruͤben⸗Zucker mit einer VerbrauchsSteuer belegt werde, damit der Zucker aus den Colonien die Concurrenz mit ihm beſtehen koͤnne. Der Berichterſtatter war der Mei⸗ nung, daß Frankreich ſeinen Colonien ſchon Opfer genug bringe, als daß es noch daran denken koͤnne, der Fabrikation des Runkelrüͤben⸗Zuckers, welche den doppelren Vortheil ge⸗ waͤhre, daß ſie die Cultur des Bodens vermannigfaltige und ein neues Huͤlfsmittel fuͤr die Fuͤtterung des Viehes darbiete, hemmend in den Weg zu treten; er ſtimmte daher fuͤr die Tages⸗ Ordnung. Hr. Thenard machte bei dieſer Gelegenheit folgende Bemerkungen: Frankreich verbraucht ſaͤhrlich 70 bis 80 Millio⸗ nen Kilogrommen Zucker (etwa 1,350,000 bis 1,550,000 Etnr.) naͤmlich für etwa 100 Millionen Franken; es fabrizirt deſſen aber nur 2 Millionen Kilogrammen; durch die Cultur der Runkelruͤbe läßt ſich indeſſen erwarten, daß es binnen jetzt und dreißig Jahren ſeinen ganzen Bedarf an Zucker im Lande ſelbſt gewinnen werde. Es wuͤrde daher, meinte der Redner, in hohem Grade unpolitiſch ſeyn, wenn man einen neuen Nahrungszweig, welcher fuͤr die Ackerbau treibende Klaſſe von ſo hoher Wichtigkeit ſey und Anfangs mit ſo vielen Schwierigkeiten und Vorurtheilen zu kaͤmpfen gehabt habe, ſchon jetzt durch eine hohe Auflage unterdruͤcken wollte. Hr. Martin Laffitte war der Meinung, daß man durch eſne Aufmunterung der Fabrikation des Ruünkelruͤben⸗Zuckers den Colenten ſchaden wuͤrde. Als es zur Abſtimmung kam, wurde über die Eingabe, welche die Discuſſton veranlaßt hatte, dem Antrage der Commiſſton gemaͤß, zur Tages⸗Ord⸗ nung geſchritten. — Ein Gleiches geſchah mit der Vorſtel⸗ lung eines Herrn Sollier in Paris, worin derſelbe, zur gro⸗ ßen Beluſtigung der Verſammlung, kraͤftige Maaßregeln vorſchlug, um die jungen Leute vor den Verfuͤhrungen der Courtiſanen zu bewahren. — Der Antrag eines andern Pa⸗ riſer Einwohners, daß man die Eigenthuͤmer von Guͤter⸗
agen fuͤr jedes durch eine Ueberladung derſelben veran⸗ laßte Umwerfen veranrwortlich mache und ſie einer Geld⸗ ſtrafe unterwerfe, wurde, dem Antrage der Commiſſion zu⸗ wider, welche auf die Tages Ordnung angetragen hatte, dem Miniſter des Innern uͤberwieſen, da dieſer erklärte, daß er eben jetzt mit der Reviſion der auf das geſammte Lohn⸗ Fuhrweſen bezügllchen Verordnungen beſchaͤftigt ſei. — Ein ewiſſer Delairement beſchwerte ſich uͤber die Errichtung einer eiſtlichen Schule zu Ecouis, im Departement der Eure; er
ichnete dieſelbe als eine geſetzwidrige Anſtalt, da ſie der Univerſitäͤt nicht unterworfen waͤre und Kinder darin aufge⸗ nommen würden, die ſich dem geiſtlichen Stande nicht wld⸗ meten, und verlangte daher die Inrücknahme der Verord⸗ nung, wodurch die Stiftung der Anſtalt bewilllgt worden iſt. Der Berichterſtatter trug auf die Ueberweiſung der Eingabe an die Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten und des öͤffentlichen Uuterrichts an, welchen Antrag die Kammer genehmigte. — Mehrere Einwohner von Lyon machten den Vorſchlag, in jedem Departement einen Zuſluchtsort fuͤr die⸗ ſenigen Armen zu ſtiften, welche ſich enöthigt ſaͤhen, ihr Le⸗ ben durch Betteln zu friſten. Die eußerung des Grafen von Lameth, daß die Congregatſonen und die Kloͤſter haupt⸗ ſaͤchlich die Bettelei beguͤnſtigten, erregte einiges Murren zur rechten Seite. Der Redner kehrte ſich indeſſen daran nicht, fondern fuͤhrte zum Beweiſe ein Departement und namentlich die Stadt Cöln an, wo es vor der Revolution 125 Klöſter gegeben wo aber auch ein Drittheil der Einwohner aus Bettlern be⸗ ſtanden habe; kaum ſeyen aber die Klöͤſter verſchwunden, ſo habe auch die Bettelet allmaͤlig nachgelaſſen. Nach einſgen andern Bemerkungen der Herren Pelet, von Laborde, Bacot de Romand und Krechm, welcher Letztere vorzuͤglich über die ſeit einiger Zeit in der Hauptſtadt eaglch überhags nehmende Bettelel Klage führte, wurde die betreffende Eingabe dem
Miniſter des Innern uͤberwieſen. — Ein ungemeines Ge⸗ läͤchter erregte das Anſinnen eines gewiſſen Mayer in Pa⸗
ris, daß jeder Eigenthuͤmer in Frankreich, der ein Einkommen von 30,000 Fr. 8 ſich bereit erklaͤren ſolle, einen Galee⸗ ren⸗Sclaven, deſſen Strafe in Jahresfriſt ablaufe, in ſeine Dienſte zu nehmen. — Roch ſollten die Bittſchriften meh⸗ rerer Wenbauer zur Sprache kommen; da dieſer wichtige
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den Zuſtand des Staats⸗Schatzes angezeigt. Was den Ueber⸗
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Gegenſtand indeſſen eine weitlaͤuftige Berathung erwarten laͤßt, ſo wurde der Bericht daruͤber auf den naͤchſten Sonn⸗ abend verſchoben, und die Kammer bildete ſich nach Aufhe⸗ bung der oͤffentlichen Sitzung in ein geheimes Comité.
Paris, 30. Juni. Am 2Pten haͤtte der Herzog von Laval⸗Montmorency, deſignirter Botſchafter am Kalſerlich⸗ Oeſterreichiſchen Hofe, in St. Cloud eine Privat⸗Audijenz bei Sr. Maj. dem Koͤnige.
Morgen gehen das 2te und 5te Garde⸗ Regiment nach St. Cloud ab, um das 1ſte und Ate Regiment, welche zum Theil nach Courbevoie, St. Denys und Vincennes verlegt werden, abzuloͤſen. 1 8
In dem geheimen Ausſchuſſe, nach Aufhebung der obi⸗ gen Sitzung der Deputirten⸗Kammer, entwickelte unter an⸗ dern Hr. Jacquinot de Pampelune ſeine Propoſttion wegen Ermaͤßigung der Geſetzgebung uüber die Verhaftung der Schuldner. Der Baron Moͤchjn ſoll bei diefer Gelegenheit, nach einer deshalb von ihm angeſtellten gruͤndlichen Unter⸗ ſuchung, die Verſammlung darauf aufmerkſam gemacht ha⸗ ben, daß unter den in Sainte⸗Peélagie Schulden halber Verhafteten ſich auch nicht ein einziger beſtnde, welcher vom einem Pariſer Handlungs⸗Hauſe erſten, zweiten, ja ſelbſt dritten Ranges, obgleich dieſelben ungeheure Summen zu fordern haben, geſetzt worden ſey. Die Kammer hat uͤber die gedachte Propoſition noch keinen Beſchluß gefaßt.
Man hat die Bemerkung gemacht, daß die obige von der Pairs⸗Kammer ernannte Commiſſton zur Pruͤfung des Geſetz⸗Entwurfes wegen der periodiſchen Preſſe, mit Aus⸗ nahme des Grafen Simeon, ganz aus denſelben Mitgliedern beſteht, welche ſich im vorigen Jahre mit dem von der Re⸗ gierung zuruͤckgenommenen Prehgeſetze beſchaͤftigen ſollten; die Stelle des Grafen Simeon erſetzte damals der Graf Porcalis, welcher zugleſch Praͤſident der Commiſſion war.
Der Meſſager des Chambres ſpricht in ſeinem neueſten Blatte die Hoffnung aus, daß das Budget in dieſer Sitzung unicht der Gegenſtand ſo langer und heftiger Debatten ſeyn werde, wie dies namentlich in den letzten Jahren der pori⸗ gen Verwaltung der Fall war. Das neue Miniſtertum habe durch eine Reihe von Maaßregeln ſeine Liebe fuͤr die geſetz⸗ liche Ordnung und fuͤr den Geiſt der Charte Fe. und duͤrfe daher erwarten, daß es Vertrauen finden werde. „Line ſolche Stellung (faͤhrt der Meſſager fort) muß na 8 tuͤrlich die Discuſſion des Budgets vereinfachen. Es ſchein uns, daß in Hinſicht des neugebildeten Cabinets durchaus nur von einer rein finanziellen Rechnung die Rede ſeyn koͤnne. Die Vergangenhett betrifft daſſelbe nicht, und Be⸗ ſchuldigungen gegen ein gefallenes Syſtem wuͤrde uns min⸗— deſtens als muͤßig erſcheinen in Vergleich mit den wichtigen Pflichten, welche der Vorſchlag des Herrn Labbey de Pom pieres der Wahl⸗Kammer auferlegt.“
In Bezug auf dieſen Aufſatz ſagt der Conſtitutionnel: „Wir koͤnnen uns nicht genug uͤber die ſeltſame Forderung des miniſteriellen Journals wundern. Wenn man daſſelbe ſprechen hoͤrt, ſo ſollte man faſt glauben, daß es Pflicht der Kammer ſei, nachdem die Miniſter gute Geſinnungen an den 1 Tag gelegt haben, alle oöͤffentlichen Ausgaben ohne Weitet.. res zu bewilligen. Uns ſcheint indeſſen, je loyaler das Miniſterium ſich zeige, je mehr müſſe daſſelbe wünſchen, daßs man die zukuͤnftigen Beduͤefniſſe einer ſtrengen Pruͤfung unterwerfe. Hat man der vorigen Verwaltung zu miß⸗ braͤuchlichen und unnützen Ausgaben Fonds hergegeben, wozu ſoll man ſie der ſetzigen ebenfalls bewilligen? Warum, wenn Vergeudungen ſtattgefunden haben, ſoll man die Quelle der⸗ ſelben nicht verſtopfen? Wozu noch dieſelben Summen, wenn man nicht mehr dieſelben Bedürfniſſe hat? Die Beſtechung iſt immer koſtſpielig; die geſetzliche Ordnung iſt haushaͤlte⸗ riſch. Es wuͤrde uns daher ſehr betruͤhen, wenn, nachdem die jetzigen Miniſter auf das Syſtem Ahrer Vorgäͤnger * zichtet haben, ſie noch deren Budget erben wollten, und wir hoffen, daß die Deputirten nie vergeſſen werden, daß ihre erſte Pflicht darin beſteht, mit dem Gelde ihrer Committen⸗
ten öoͤkonomiſch umzugehen.“ Sürri va 1 Der üehaumng de Chambres weiſt die Beſchuldigung
gder Finanz⸗Miniſter ein falſ⸗ der Gazette de France, daß der Finanz⸗M ein falſches Deficit angekuͤndigt habe, zurück. Er habe kein einziges
Wort von der vorigen Verwaltung geſagt, er habe ſie nicht angeklagt, ſondern nur ſeiner Pflicht gemaͤß den Deputirten
ſchuß der Einnahmen betrifft, ſagt der Meſſager, der ſich
ſche Falle des letzten Miniſteriums ergeben Ho, 5 ſch B
ſitzen wir nicht die thoͤrichte Anmaßung der Gazette, die als
Organ jenes Miniſteriums demſelben Alles, ſogar Tle guten
Eresten, zuſchsieb; wir ſagen nur, daß die Sicherheit, wel e S
das Intereſſe Aller gefunden, das Glei 87