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dieſem Mißbrauche ein Ende zu machen, und zwar um ſo mehr, als die gedachte Kaſſe in dieſem Jahre eine ſehr beträchtliche Ein⸗ nahme gehabt habe, denn unter den 76 neuen Pairs befinde ſich, wenn anders die Verordnungen in Ausführung kaͤmen, kein einziger, welcher nicht fuͤr ſein Patent 1000 bis 1200 Fr. zu entrichten habe. (Beifall zur Linken.) Hr. v. Verbis beſtand auf den Antrag der Commiſſion. an muͤſſe, meinte er, von dem Geſichtspunkte ausgehen, daß der Ertrag der Pa⸗ tent⸗Stempelung bisher zur Verfuͤgung des Koͤnigs geſtan⸗ den habe; die Commiſſion habe einem ſolchen Mißbrauche abhelfen wollen, ſie glaube aber nicht, daß man dieſer Ab⸗ huͤlfe eine ruͤckwirkende Kraft geben duͤrfe. Der See⸗Mi⸗ niſter außerte ſich uͤber den Gegenſtand in folgender Art; „Wenn wir hier,wie bei allen Gelegenheiten, die Bahn der geſetzlichen Ordnung betreten wollen, ſo iſt es uns vlelleicht erlaubt, die Vergangenheit zu vertheidigen, wenn gleich die⸗ ſelbe einige Mißbraͤuche darbietet. Es iſt nicht unſere Abſicht das Verdienſt der Penſionairs zu unterſuchen; mir ſcheint aber, daß man Unrecht hat, wenn man die auf die Patent⸗Gebuͤhrenkaſſe angewieſenen Penſionen mit den uͤbrigen auf gleiche Linie ſtellt. Es iſt allerdings eine unläugbare Thatſache, daß der Koͤnig auf dieſe Kaſſe Penſionen bewilligt hat, die auf dem ewoͤhnlichen Wege nicht zu erwerben geweſen ſeyn wuͤrden; o haben z. B. Gerichts⸗Perſonen, welche noch nicht das erforderkiche Dienſt⸗Alter hatten, ein Jahrgeld erhalten. (Laͤrm. Herr Bavoux, Dupont und Andere: Daran hat man Unrecht gehabt.) Sie haben ganz recht, daß Sie fuͤr die Folge eine Regel daruͤber feſtſtellen wollen, aber ſeit dem Jahre 1814 genießt einmal der Koͤnig in dieſer Beziehung eines unbeſchränkten Rechts. Wollen Sie nun den Monar⸗ chen wortbruͤchig machen? Man behauptet, daß ein Miniſter einem ſeiner Verwandten eine Penſion gegeben habe. Te Miniſter haben aber keine Penſionen zu vergeben; der Koͤnig he⸗ willigt ſie. Wir moͤgen daher dafuͤr Sorge tragen, daß aͤhnliche Mißbraͤuche kuͤnftig wegfallen; aber wir koͤnnen nicht auf die Folgen einer Beſugniß zuruͤckkommen, die der Monarch ſeit der Wiederherſtellung der Monarchie unbedingt ausgeuͤbt hat.“ Der Graf Alerander von Laborde erklärte, daß er der Kammer bloß bemerklich machen wolle, wie unſchicklich es eey, ſtets den Namen Sr. Majeſtät von der Rednerbuͤhne ſerab, auszuſprechen. Der Köoönig kann nicht fehlen! dieſes ſey der Urſatz der conſtitutionnellen Regierung. Hr. Hyde de Neuville ſah ſich hierdurch veranlatt zum zwei⸗ tenmale die Tribune zu beſteigen; der gedachte Satz, aͤußerte er, ſey ihm ſehr wohl bekannt; Niemand wiſſe deſſer wie er, daß man ſich hinter den Namen des Koͤnigs nicht ver⸗ bergen duͤrfe, und daß, wenn ein Uebel exiſtire, die Mi⸗ niſter allein dafuͤr verantwortlich ſeyen; nichts deſto weniger müſſe er aber, ohne daß er befuͤrchte dadurch dem Monar⸗ chen zu mißfallen, deſſen Namen wiederholen, um bei ſeiner erſten Behauptung zu bleiben, daß nicht die Miniſter, ſon⸗ dern der Koͤnig die Penſionen bewillige. Nach dieſer Erklä⸗ rung wurde das obige Amendement des Hrn. Pelet: „daß von der Einnahme und den Ausgaben der Patent⸗Gebuͤh⸗ ren⸗Kaſſe der Kammer kuͤnftig Rechnung abgelegt werde,“ angenommen. Ein Gleiches geſchah demnäͤchſt mit dem gan⸗ zen Artikel. Die Berathungen uͤber die folgenden Artikel und uͤber die Ausgaben der verſchiedenen Miniſterien wur⸗ den auf den folgenden Tag verlegt.

Paris, 3. Juli. Seit dem 1. Juli ſind wieder 266 Emigrauten⸗Entſchädigungs⸗Anſpruͤche fuͤr guͤltig befunden und in das große Buch der oͤffentlichen Schuld eingetragen worden. Der Geſammt⸗Betrag der eingeſchriebenen Liquida⸗ tionen belief ſich am Ende d. M. in Capital auf 695,825,767 Fr., in Renten auf 20,874,986 Fr. Derſelbe hat ſich ſonach im Laufe des Monats Juni um mehr als 10 Millionen gehoben.

Herr Dupont von der Eure iſt zum Praͤſidenten der zur Pruͤfung des Geſetz⸗Entwurfes wegen der Dotation der Pairs⸗Kammer beauftragten Commiſſion ernannt worden.

Man glaubt, daß der General Andreoſſi uͤbermorgen in der Pairs⸗Kammer uüͤber vier oder fuͤnf Bittſchriften, welche ſich auf die Aufloͤſung der Pariſer National⸗Garde beziehen, Bericht abſtatten werde.

Mehrere Pariſer Blätter berichten, daß die mit der Pruͤfung des Vorſchlages des Herrn Labbey de Pompieres beauftragte Commiſſion den Marſchall Herzog von Reggio und die alten Chefs der zwoͤlf Legionen der Pariſer he⸗ tionalgarde vorgeladen haben. Dieſe Herren ſollen als Zeugen über die Verabſchiedung dieſer Garde, die wahr⸗ ſcheinlich einen der Anklagepunkte bilden wird, vernommen werden. „Man weiß noch nicht,“ fuͤgt die Gazette de France hinzu, „ob der Herzog von Reggio dieſer Ladung Folge leiſten werde. Die Commiſſion hat außerdem von

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.Svs ditt aälts kb. 1 „S mehreren Behoͤrden die Mittheilung von Dokumenten ver⸗ langt, die ſich auf den Vorſchlag des Herrn Labbey de

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Pompieères beztehen.“

Da die Guotidienne bisher den, von dem Erzbiſchofe von Paris unterm 28. Mat an den Koͤnig erſtatteten Be⸗ richt uͤber die geiſtlichen Secundair⸗Schulen ihren Leſern nicht mitgetheilt hatte, ſo iſt dieſelbe jetzt von dem Polizei⸗ Praͤfekten angewieſen worden, ſolches, unter Berechnung der gewoͤhnlichen Inſertions⸗Gebuͤhren, zu thun, zu welchem Be⸗ hufe ſie nunmehr zu ihrer Nummer vom iſten d. M. ecine beſondere Beilage liefert.

Das Zucht⸗Polizei⸗Gericht von Fougères im Depar⸗ tement der Ille und Vilaine hat uͤber eine wichtige Sache entſchieden. Man bezeichnet in dem Departement der Ille und Vtlaine und in andern Gegenden der Bretagne mit dem Namen der Louiſets, eine Sekte, deren Mitglieder das 1801 zwiſchen Napoleon und dem Roͤmiſchen Hofe ge⸗ ſchloſſene Concordat verwerfen und behaupten, daß die Re⸗ gierung nicht das Recht habe, die aͤußeren Einrichtungen des Cultus zu ordnen oder von einem Geiſtlichen einen Eid zu verlangen. Sie behaupten ferner, daß der Staat keine oöͤffentlichen Gebete anordnen koͤnne, daß das Geſetz, wel⸗ ches die freie Religionsuͤbung heilige, zugleich den Atheis⸗ mus heilige, daß in Sachen des religiöſen Glaubens To⸗ leranz und Mangel an aller Religion ein und daſſelbe ſeyen, daß die Intoleranz den Ruhm der Kirche begründet habe, und deren Kraft und unterſcheidendes Attribut ſey. Sie erheben ſich mit Heftigkeit gegen alle Freiheiten der galli⸗ kaniſchen Kirche, gegen alle Principien des Concordats von 1801, und alle daraus erfolgten Eöeen feiern die aufgehobenen Kirchen⸗Feſte, erkennen die Autorität des Papſtes nicht an, und beleidigen die Diener der Römiſchen Kirche. Sie ſtuͤtzen ſich auf einen Canon des Trien⸗ ter Conciliums, um zu beweiſen, daß das Geſetz, welches weltlichen Beamten die Feſtſtellung des Civilſtandes der Buürger uͤbergiebt, eine ſchreckliche Anmaßung ſey, gegen welche die Kirche den Bann ausſpreche. Sie verfluchen je⸗ den, der etwas dem Geſetze Gottes, wie ſie daſſelbe verſtehen, zuwiderlaufendes vorſchreibt. Sie greifen die Rechte an, welche der 9te Artikel der Charte garantirt. Eine Frau von dieſer Sekte hat neulich ſich Uieber ihre Habe abpfän⸗ den laſſen, ſtatt ihre Abgaben zu bezahlen; ſie behauptete, ihre Religion erlaube ihr nicht, eine Regterung, welche die Ketzerei geheiligt habe, durch Beiträge zu unterſtuͤtzen. Es ſcheint, daß die Louiſets ſeit einer Aufforderung der Be⸗ hoͤrde nicht mehr ſo zahlreiche Verſammlungen hielten; aber ſie behaupteten, daß man kein Recht habe, Verſammlungen in der Zahl von 15 bis 20 Perſonen zu hindern. Der Abbé Joſeph de Juvigny, Haupt der] Anti⸗Concordatiſten und die Wittwe Turin, Hauptmietherin des Hauſes, wo dieſe Verſammlungen Statt ſinden, ſind wegen Uebertre⸗ tung des 294. Artikels des peinlichen Geſetzbuches über die religiöͤſe Polizei, vor das Zuchtpolizeigericht gefordert wor⸗ den. Das Tribunat hat den Abbé fuͤr ſchuldig erkannt und zu 200 Franken Strafe und den Koſten verurtheilt.

Nachrichten aus Perpignan zufolge, haben ſich in den Gebirgen um Berga in Catalonien neue Banden gezeigt, von denen einige gut bewaffnet und gekleidet ſind, auch gut beſol⸗ det ſeyn ſollen, andere aber ſich als Raͤuber zeigen. So⸗ bald dieſe Nachricht nach Barcellona gelangte, ſetzte der General Monet ſich mit 300 Mann gegen Berga in Be⸗ wegung. Dieſe Colonne wird, wie man vermuthet, durch Truppenabtheilungen, die auf dem Marſche zu dem Gene⸗ ral ſtoßen werden, Verſtärkung erhalten.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. In der Sitzung des Oberhauſes vom 1. Juli überreichte Graf Grey eine Bittſchrift, in welcher das Haus erſucht wurde, die Maaßregel wegen der Abſchaffung der kleinen Noten reiflich in Erwaͤgung zu ziehen, bevor es dieſelbe annähme, da man befuͤrchten muͤßte, daß ſie von ſehr traurigen Folgen fuͤr das Gluͤck des Landes ſein wuͤrde. Der Bittſteller, hemerkte der edle Graf, habe beſonders einen Punkt hervorgehoben, und ſeine Behauptungen in Bezug auf denſelben mit hinreichen⸗ den Gruͤnden unterſtuͤtzt, naämlich den, daß bei ben bisheri⸗

en Angaben der Betrag der Circulation der kleinen Noten ei weitem nicht hoch genug angeſchlagen worden ſei. Der Betrag ſei um mehr als die Häͤlfte größer, wie der an einem andern Orte (im Unterhauſe) berechnete. Bei der Unter⸗ druͤckung der kleinen Noten wuͤrden daher die Banquiers ihre Zahlungen bedeutend verringern müſſen. Die Circulation betrage mehr als 5,000,000 Pfd. Demnaͤchſt trug der Red⸗ ner die Petition ihrer ganzen Länge nach vor, worauf Graf Stanhope aͤußerte, die im Geldumlaufe gemachten Ver⸗

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