ſelbe kaum die Laſt des Budgets werde ertragen koͤnnen, ſind mehrere wichtige Geſetz⸗Entwuͤrfe auf einmal der Kam⸗ mer vorgelegt und von dieſer angenommen worden, und man hat überdies noch die Zuſtimmung derſelben zu einer Anleihe erhalten, wodurch den Beduͤrfniſſen unſerer durch angenblicktiche Ereig⸗ niſſe complicirten Politik genuͤgt werden ſoll. Aber auch außer⸗ heäalb der Kammern iſt das Miniſterium nicht muͤtzig geweſen. Daſſelbe hat nicht mehr jene Schroffheit gezeigt, welche bis⸗ her fuͤr Staͤrke gelten ſollte, aber nur Unzufriedenheit erregte. Dem Handel und Gewerbfleiße ſind verſchiedene Verguͤnſti⸗ gungen zu Theil geworden. Ein Gegenſtand erregte allge⸗ meine Unruhe: der öͤffentliche Unterricht war in unrechte Hande gerathen; durch eine Koͤnigliche Ordonnanz iſt die ge⸗ ſetzliche Ordnung wieder hergeſtellt worden. In Zeit von fuͤnf Monaten haben ſonach die Volks⸗Freiheiten wirkliche Garantien erhalten, zugleich aber auch die Miniſter feſten Fuß gewonnen; denn zur Ehre der Geſellſchaft muß man ſagen, daß dieſelbe Vertrauen zu der Regierung gefaßt hat, daß die widerſtrebendſten Anſichten ſich in kurzer Zeit verſchmol⸗ zen, und daß die Leidenſchaften der geſunden Vernunft Platz gemacht haben. 24 82 Die Gazette de France enthaͤlt einen langen Aufſat, worin ſie zu beweiſen ſucht, daß wenn die vorige Verwal⸗ tung wirklich ſo ſchlecht geweſen, als Manche es behaupten, wenigſtens kein aͤußeres Zeichen vorhanden ſey, welches einen Belag dazu liefere; Frankreich habe ſich, bei der Entlaſſung der vorigen Miniſter, mit aller Welt, ausgenommen mit einem Anfuͤhrer von Seeräͤubern, im Frieden befunden; das

ZSHeer ſey gut unterrichtet, wohl disciplinirt und von dem

beſten Geiſte beſeelt geweſen; Frankreichs finanzielle Lage ſey die vorzuͤglichſte von ganz Europa; im Innern des Landes habe diegroͤßte Ruhe geherrſcht; was die Handhabung der Geſetze betreffe, ſo ſeyen die beiden Haupt⸗Prinzipien, worauf das anze geſellſchaftliche Gebäude beruhe, die perſoͤnliche Frei⸗ eit und die Unverletzlichkeit des Eigenthums, ſtreng reſpec⸗ tirt worden; Ackerbau, Gewerbfleiß, Handel, Kuͤnſte und Wiſſenſchaften; Alles habe ſich im groͤßten Flor befun⸗ den, und wenn es ſonach unlaugbar ſey, daß die vori⸗ ten Miniſter viel Gutes geſtiftet, ſo liege es klar am age, daß man dieſes Gute dem errn von Villele bioß deshalb ſtreitig mache, weil daſſelbe ſein Entſtehen einem monarchiſchen und religiöſen Prinzipe, und nicht einem revolutionaͤren und philoſophiſchen zu verdanken habe; der Liberalismus wolle nun einmal nicht, daß man frei, ruhig,

gluͤcklich, reich u ächtig ſei, ſobald man andere, als die von ihm vorgeſe eenen Grundſätze dabei befolge. Das Jour des Débats widerlegt in einem mit hei⸗

eerer Laune geſchriebenen Aufſatze die 1 chauptung der Je⸗ ſuiten, daß ihre Exiſtenz ehen ſo feſt begruͤndet ſey, wie die 2 der Bourbons auf dem Throne. „Wenn man (ſagt jenes

8 * Blatt) in die Vertheidiger der Jeſuiten dringt, ſo geben ſie u, daß die ehrwuͤrdigen Väter die Charte, die Preßfreiheit,

die religiöſe Toleranz, kurz, unſere neuen Inſtitutionen we⸗ nig lieben; aber nur ſie ſollen es verſtehen, die Liebe gegen die Bourbons einzuflößen, nur in Saint⸗Acheul wiſſe man den Köͤnig zu lieden. Darin triumphirt der Jeſultismus, dies iſt ſeine ſtolze Antwort auf alle Anklagen. Tie ſind die Apoſtel und Miſſionaire des Royalismus. Hortenſtus ſuchte auch den raͤuberiſchen Verres zu vertheidigen, weil er ein großer Feldherr ſey. Wir wollen dieſen alten Sophismus vernichten und beweiſen, daß die Jeſuiten ſich ohne Grund einbilden, ſie allein verſtänden es, die Liebe zum Koͤnige zu lehren. Wir wollen glauben, daß ſie ſich in der That dieſe Fähigkeit zumuthen, aber hier tritt dieſer ungluͤckliche Geiſt des Widerſtrebens gegen die Zeit hervor, der die Jeſuiten immer irre fuͤhrt. Dieſe Väter nennen den Koͤnig einen adſoluten ohne Widerſtand herrſchenden Monarchen. Frankreich aber ſieht auf ſeinem Throne einen conſtitutionnellen Koͤnig, der durch die Liebe ſeines Volks, wie das Volk durch ſein kö⸗

nigliches Wohlwollen gluͤcklich jſt, einen Köͤnig, der unſere Freiheite tzlich beſchwore , ohne einen Schleier oder Mantel eineids zwiſchen ſeine Hand und das Evange⸗

lium legen zu laſſen. Dies iſt der Koͤnig, den Frankreich kennt und bewundert. * Prediger der abſoluten Herrſchaft, iſt dies der Eurige. heologen des Despotismus, wie erklärt Ihr den Schwur von Rheims? Ihr ſchweigt davon, aber wir ſprechen laut von demſelben. Die Frömmigkeit,

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heute mit Begeiſterung; denn der Glaubde des Fuͤrſten hei⸗ ligt unſere vor Gott beſchworenen Freiheiten. Um die Liebe für den Köͤnig zu lehren, reicht es nicht hin, den Kin⸗ dern zu ſagen: liebt den Koͤnig; es handelt ſich nicht darum, Papageten abzurichten, die den Ruf: Es lebe der Koͤnig! wiederhoſen koͤnnen. Heutzutage iſt mehr nöthig, als ein

welche Ihr gegen Frankreſch zu richten hofftet, ſegnen wir

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Berlin zu begeben, um an der daſelbſt im Monat

Royalismus der Routine und der Formalitaͤten. Bedenkt was die Religion in eueren Händen geworden iſt. Ihr habt eine Geſchaͤfts, und Ceremonienſache daraus gemacht, ihr habt den Cultus von dem Gedanken getrennt. Was iſt ge⸗ ſchehen? Die durch euere Kirchen⸗Disciplin entartete Reli⸗ gion hat ſich der Philoſophie gegenuͤber ſchwach gezeigt. So entehrt ſind euere Lehten, daß ſie euch zwingen, gegen die Tugenden gleichguͤltig zu ſeyn, welche den Koͤnig zum Gegenſtand der Liebe ſeines Volkes machen. Zoͤglinge auch nach der Urſache des Freudengeſchreies fragen, das den Koͤnig begruͤßte, als er die Cenſur vernichtete, ſo ſchweigt ihr. Nur die Tugenden abſoluter Koͤnige verſteht ihr zu loben, nur dem Despotismus ſtreut ihr euern encdauch Ihr ruüͤhmt euch alſo ohne Grund, daß ihr die Liebe zum Koͤnige lehret. Die Unkenntniß des Geiſtes unſers Jahr⸗ hunderts leitet euch immer irre. Obgleich eure un eſchickten Hände Alles, was ſie berührt haben, verdarben, precht ihr doch von euern Dienſten, ihr haltet euch fuͤr eben ſo ewig in Frankreich wie die katholiſche Religion und die Familie des heiligen Ludwig. Eure Provinzialen verkuͤnden, daß eure Exiſtenz ſo feſt ſeſt, wie die der Bourbons auf dem Throne, das heißt nach eurer Meinung, Frankreich haͤngt eben ſo ſehr an den Jeſuiten, als an ſeiner Religion und ſei⸗ nen Koͤnigen. Welcher Stolz und welche Verblendung! Eine intrigante Sekte zieht das unſterbliche Gluͤck unſerer Koͤnige zu der Ruhe ſeines abentheuerlichen Geſchickes herab. Sorgt fuüͤr euer Schickſal, das Koͤnigthum wird für das ſei⸗ nige ſorgen.“ 1

„Man verſichert“ ſagt der Courrier Francals, „daß in einer der haͤufigen Conferenzen, die zwiſchen einem Por⸗ tugieſiſchen Diplomaten und einem unſerer Miniſter ſtatt ge⸗ funden haben, Letzterer foͤrmlich erklärt hat, daß der Infant Dom Miguel von der Franzoͤſiſchen Regierung als Koͤnig von Portugal nicht anerkannt werden wuͤrde, ſo lange der⸗ ſelbe zu ſeiner Thronbeſteigung nicht die Einwilligung ſeines Bruders Dom Pedro erhalten habe. .

In Cherbourg iſt kuͤrzlich eine neue Fregatte in See ge⸗ worden, welche den Namen „die ſchoͤne Gabriele“ uͤhrt.

Niederlande.

Bruͤſſel, 8. Jult. Seine Maj. der König haben auf den Vorſchlag Seiner Königl. Hoheit des General, Kriegs⸗ Commiſſairs, die Armee in fuͤnf Diviſtonen und zehn Vri⸗ gaden eingetheilt. Die Diviſionen werden nicht ausſchließ⸗ ſich von General⸗Lieutenants, ſondern auch von General⸗ Majors befehligt werden, eben ſo werden nicht ausſchließend die General⸗Majors die Brigaden commandiren, ſondern auch die Oberſten werden das Commando derſelben uͤbernehmen können. Auf dieſe Weiſe köͤnnen in Kriegszeiten und wenn die Umſtände es verlangen, dieſe oberen Officiere zu einem Commando, welches uͤber ihrem Grade ſteht, berufen wer⸗ den. Aus dieſem Grunde müſſen ſie ſich in Friedenszeiten außer den andern Parthieen ihres Dienſtes, die Kennt⸗ niß des Lagerns und der Evolutionen erwerben. Die er⸗ fahrnen Milttairs billigen ſehr dieſe neue Anordnuug. An die Stelle der Agenten des Kriegs⸗Departements werden Militair⸗Intendanken treten. Es wird Intendanten, Unter⸗ Intendanten der zweiten Klaſſe, Adjuncte und Adſpiranten geben. Zu Letzteren werden nicht ſchließlich Unter⸗Offi⸗ bot⸗ ſondern auch andere junge e xien. welche Fä⸗

igkeit und Neigung zur Kriegs⸗Adm ion zeigen. Auch

der Generalſtab wird auf den Beduͤrfniſſen e⸗ Dienſtes ge⸗ maͤßere Weiſe organiſirt werden. Das Corbs der Mineurs und Sapeurs ſtand außer allem Verhaͤltniß mit dem Dienſte, welchen die Zahl unſerer Befeſtigungswerke, im Fall einer Vertheidigung derſelben, erfordert. Anderer Seits iſt die Unterweiſung eines Mineurs und Sapeurs nicht das Werk eines Tages, es hedarf dazu regelmaͤßiger Uedungen, die in Kriegszeiten unm ſind. Eine neue Organiſation war alſo von großer Wiehkigkeit. Dieſes Corps wird ſich auf 3 Bataillone belaufen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 8. Juli. Eine nicht unbedeutende Anzahl ausgezeichneter Schwediſcher Gelehrten iſt geſonnen, ſich nach Septem der Statt findenden Zuſammenkunft von Aerzten und Natur⸗ forſchern aller Länder Theil zu nehmen. Als die vorzüglich⸗ ſten unter ihnen nennt man den beruͤhmten Profeſſor Ber⸗ zelius, den Botaniker, Profeſſor Dahlmann, den der Anatomie Retzius, den Chemiter Ballenſtädt und noch mehrere andere Gelehrte der Univerſitäͤten zu Upſala und

Wenn euere

Profeſſor