zur Allgemei

nen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr.

188.

1. Unterthanen und Guͤter durch die gewaltſame Ergrei⸗ fung und Beſchlagnahme der Briefe der Engliſchen Kauf⸗ jeute, in denen Wechſel bis zu einem hohen Betrage und andere werthvolle und wichtige Documente enthalten waren, begangene Unrecht. Unſere Regierung wird nun auf unmittel⸗ bare Entſchädigung und Genugthuung fuͤr ſolche Verletzung der Nationen vntkageie hen Kauff

i einer Verſammlung der Portugleſt Kaufieute,

welche gleich nach Ankunft E. Nachrichten aus Porto ge⸗

2 barrſche; die Meinung, die letzten Berichte von ſeyen uͤbertrieben.

Das Schiff Chicheſter iſt mit der Poſt von Buenos⸗ Aöres vom 21. zscke 24 aus Monte Video vom 26. und mit der aus Rio⸗Janeiro vom 18. Mai ange⸗ ommen.

Nach Privat⸗Nachrichten aus Rio⸗Janeiro vom 17ten Mai war der Kaiſer über das, was er bis dahin bereits von dem Benechmen ſeines Bruders in Portugal brfahren hatte, hoͤchſt entrüſtet; es werde, heißt es darin, ald ein Braſiliſches Geſchwader bei Madeira und Gibraltar erſchei⸗ nen, um naͤthigenfalls die Portugieſiſchen Haͤfen zu dlokiren.

Der Bericht des Sheriffs der Grafſchaft Clare uͤber Herru O Connell's Wahl iſt ſchon beim Kron⸗Amte einge⸗

gen.

Am Morgen des 5. Juli erhielt der genannte Sheriff

zwei Proteſtationen gegen 8 O Connell'’s Erwäͤhlung, die

eine von mehreren Freiſaſſen, die andre von einem gewiſſen

G. Docan unterzeichnet. Nichts deſte weniger ergab ſich bei

der Abſtimmung zu Gunſten Htn. O Connell’s eine Mehrheit

von 1075 Stimmen, ſo daß er (wie geſtern im Supplement gemeldet), fuͤr erwaͤhlt erklärt wurde. Dieſe . ver⸗ urſachte ein Freudengeſchrei im Wahlzimmer, welches ſogleich von der außerhalb harrenden Menge wiederholt wurde, und ſich bald durch die ganze Stadt verbreitete. Darauf erſchie⸗ nen beide Candidaten vor der Wahlverſammlung, welche

Hr. 9 Tonnell, dem ſich ſein Freund, O'Gorman Mahon,

ein ſchoͤner junger Mann, mit dem gruͤnen Bande des Ve⸗

freier⸗Ordens umhangen, zur Seite ſtellte, auf folgende

Weiſe anredete: „Wenn ich bedenke, daß ich jetzt als Repra⸗

ſentant der Grafſchaft Clare hler ſtehe⸗ nicht durch mein

eignes 29, wEEe 829 ben Volks verfechte, ſo . 2 27

on ne (Beifall.) Lange ſchon war ich der iekliche Repräſentant meiner Landsleute, ihres Unrechts,

8 Klagen, ihrer Hoffnungen jetzt erſt darf ich mich

be Raeche ſo nennen. ( eifall.) Wenn ich den groͤßeſten

n i meines Lebens und Eigenthums Eurer Sache aufge⸗ be, ſo din ich jetzt wichtig belohnt, da ich fuͤhle

aopfert da em Vaterlande nuützlich ſeyn werde. (Veifall.)

daß ich v ehrenwerthen Gegner erklaͤre ich hier feierlich

Meinem 8 ich gegen ihn als Vertheidiger der öͤffentlichen

88. 22 etreten bin, kein perſoͤnliches Gefuͤhl mich erregte

wünſche, daß alles vergeſſen ſey, was ich Rau⸗

ausgeſprochen habe. (Hoͤrt, hoͤrr!) Wie ſoll ich aber

meinen Dank gegen die Einwohner von Clare ausdruͤcken?

Waren ſie von mir erkauft? (Nein, nein!) Eine Welt

wuͤrde ſie nicht erkaufen! Waren ſie durch mich in F geſetzt? O nein; ich habe keine Mittel dazu. ve nn c

mir verfuͤhrt? Nein! Denn ſie wußten, daß

üe- radicalen Reformator wenig zu berwarten 5 (Beifall und Geläaͤchrer.) ich erkläre, daß ich ein radicaler Reformator bin. Rauſchender Beifall.) Welch ein Unter⸗ ſchied iſt zwiſchen dieſer Jo* .n Wahl und der Brutalität der Engliſchen Wahlen. - ging der Redner auf die Auseinanderſetzung der Geſehlichkeit ſeiner Wahl ein, und meinte, er düͤrſe 28 S9. im Parlamente ſitzen und ſtummen. Ditſen nn Herr Veſey Fitz⸗ gerald von Reuem auf, nachdem er nen, die ihn zu un⸗ terſtuͤtzen geſucht, ſeinen innigſten 22 geſagt hatte. „Den Eid, fuhr er ſort, welcher den Parlaments⸗Mitgliedern vor⸗ geſcheiehen iſt, beklage ſch. Es iſt b5 zum erſten Male, daß ich den Widerwillen ausſpreche, übe chen ich dagegen em⸗ pfinde. Kann ich 82 anders darüber denken, der ich aus einer becbehgn, ſe entſoroſſen und den Katholſten bliutsverwandt bin? Wenn der gelehrte d (Hr. O (Con⸗ nell), oder SrAIr. Anderer den Vorſchlag zu der Aufhe⸗ bung dieſes thut, ſo werde ich 3 gewiß aus allen

unterſtüͤten, (Lauter Beiſall), 8,v 0 g allen

unkten die allgemeinen Intereſſen des Landes vertheidi

veer Der Redner ſetzte ſich unter lauten vesfaheigee gungen nieder, worauf der Sheriff Hrn. O'Connell Gluͤck wuͤnſchte, und die Verſammlung auseinander ging. Die Auf⸗ regung wegen dieſer Wahl iſt in Irland allgemein. Als Hr. O Connell zu Limerick ankam, ſtroͤmte ihm das Volk entgegen und zuͤndete Freudenfeüer an. Da aber die Mit⸗ glieder der Aſſociation den Katholiken befohlen hatten, ru⸗ hig zu ſeyn, ſo hoͤrte man weder Laͤrmen, noch ſah man Betrunkene auf den Straßen, obgleich dies dem Iriſchen Character ſehr wenig ahnlich ſieht; ſolche Wunder bewirkt die Aſſociation. Folgendes iſt ein charackeriſtiſcher Zug aus der Geſchichte dieſer merkwuͤrdigen Wahl. Ein armer Mann kam nach Ennis und ſtimmte, gegen die Wuͤnſche ſeiner Fa⸗ mille, für Hrn. Fitzgerald. Ein Prieſter, welcher ihm be⸗ gegnete, rief ihm zu: „Der Fluch Gottes wird dich treffen, fuͤr das was du gethan.“ Dieſe Worte machten einen ſol⸗ chen Eindruck auf den Mann, daß er, als er mitten durch das Gedraͤnge und in der Hitze nach Hauſe geeilt war, ſich niederlegte und ſtarb. Sogleich rief man dies als „eine Handlung Gottes“ aus, und ſobald die Abſtimmung geen⸗ det war, zeigte ſich Hr. O'Connell auf einem Balcone, und erklärte dem Volkt, er vergebe dem geſtorbenen Suͤnder. Darauf nahm er ſeinen Hut ab, kniete nieder und bat die Verſammlung, mit ihm den Allmäͤchtigen anzuflehen, daß er dem Manne vergebe. In der Stadt Dublin haben die Volksaufreger eine Proclamation erlaſſen, wodurch den Einwohnern verboten wird, ihre Freude uͤber Hrn. Fitzge⸗ rald's Beſiegung durch Proceſſionen oder Illuminationen zu aͤußern. Dem TCourier efeſ⸗ haben ſie ſogar der Polizei angezeigt, ſie ſelbſt wuͤrden für die Erhaltung des Friedens ſorgen, die Dienſte der Polizei ſeyen daher nicht nöͤthig. Auch die katholiſche Aſſociation hat in einer öffentlichen Be⸗ kanntmachung die Kathollken davor gewarnt, dei der bevor⸗ ſtehenden Feier der Schlacht von Aughrim nicht ihrem Haſſe gegen die Orange⸗Parthei Luft zu machen. Eins der Mit⸗ glieder der Aſſociation hat angekuͤndigt, es werde naͤchſtens in einer Verſammlung den Antrag machen, daß die Namen aller Gutsbeſitzer und Geſchaͤftsfuͤhrer, welche das Volk wegen der Ausubung ſeiner Rechte verſolgen wuͤrden, in ein von der Aſſociation zu eroffnendes Buch eingetragen werden ſollten. Hr. O'Brien wird binnen Kurzem dem Parlamente eine Bittſchrift mehrerer Freiſaſſen der Grafſchaft Clare gegen die Aufnahme des Hrn. O Connell einreichen.

Der Courier ſpricht folgendermaßen uͤber Hrn. O'Con⸗ nell's Erwählung: In den Augen des Herrn Butler und des Poſtboten iſt O'Connell jetzt Parlaments⸗Mitglied. Aber wer kann uns ſeine moraliſche Metamorphoſe erkläͤren ? Man leſe ſeine Rede. Er iſt mitleidig und beſchuldigt Hrn. Fitzgerald nicht laͤnger der ſchaudervollſten Gortesläſterung. Er iſt großmuͤthig und nennt die Vergehen ſeines Gegners nicht laͤnger „blutig und unchriſtlich.“ Während er den kurzen Triumph genießt, portofreie Briefe verſenden zu koͤn⸗ nen *), muß der Sheriff von Clare ſeine Erwählung dem Kron⸗Amte ankuͤndigen, und bald muß ſie auch dem Parlamente bekannt gemacht werden. Läßt ſie das letz⸗ tere als guͤltig zu, ſo muß es auch ein fuüͤr allemal ugeben, daß ein Katholik rechtmaͤßig erwäͤhlt werden zöoͤnne. Selbſt die, welche fruͤher ſo ſehr um die Eman⸗ cipation beſorgt waren, ſcheinen jetzt ſchlimme Folgen von den Iriſchen Prieſtern zu befuͤrchten. So ſagt ein Morgen⸗ blatt: „Wir fuͤrchten von der üe. Heuchelei der Prie⸗ ſter eine Folge, naͤmlich eine Reaction in der offentlichen

Neinung Englands, die dem Frieden und der Freiheit waͤh⸗ rend des kommenden halben Jahrhunderts gefaͤhrlich ſeyn wird. Wenn das Volk dieſes Landes nur argwohnt, daß die Emancipation eine Maaßregel der Paͤpſtlichen Hierarchie iſt, ſo mögen ſich die Katholiken von Irland darauf gefaßt machen, mit ihrem ſelbſtgeſchaffenen Ungluͤck nach Ober, Ca⸗ nada oder Neu⸗Sod⸗Wales zu gehen.“ Dieſe Stelle ent⸗ 82 die reine Wahrheit. Aber warum, Ihr Herren, ver⸗ ndert Ihr Euren Ton? Habt Ihr einen ehrbaren Buͤrger den Kopf ſchuͤtteln ſehen, und glaubt nun, ihm etwas Ue⸗ fern zu muͤſſen, was mehr nach ſeinem Geſchmack iſt? Die

*) Dies ſo wie das, waß weſter ohen vom Poſthoten geſagt iſt, beziebt ſich auf den Genuß der eraee enf welche ne Parlaments⸗Mitglieder ha . 1