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b.] Lord Granvill, iſt vorgeſtern fruͤh von hier nach London abgereiſt. Sein Nachfolger wird unverzuüͤglich hier erwartet. — Der Moniteur enthält jetzt gleichfalls das neue Geſetz woegen der ſaͤhrlichen Reviſion der Waͤhler⸗ und Geſchwornen⸗ ELſſten; daſſelbe iſt vom 2ten d. M. (nicht vom 10ten) datirt, 8 . von den Miniſtern der Juſtiz und des Innern contra⸗ ſignirt. Die Commiſſion, welche den Auftrag hat, die Propoſi⸗ tion des Herrn Labbey de Pompieères, das vorige Miniſte⸗ — in den Anklageſtand zu verſetzen, zu pruͤfen, hat nun⸗ 8 mehr ihre Arbeiten vollendet und Herrn Girod zu ihrem Berichterſtatter gewaͤhlt. Von den verſchiedenen Geruͤchten, wwomit man ſich ſeit geſtern uͤber den von der Commiſſion gefaßten Beſchluß herumträgr, theilt der Meſſager des Chambres die nachſtehenden, als die wahrſcheinlichſten mit. Die Commiſſion haͤtte ſich danach darauf beſchraͤnkt, die 4 amtlichen Maaßregeln des vorigen Miniſteriums zu unter⸗ ſnuchen, die Vergehen und pflichtvergeſſenen Handlungen, weelche die oͤffentliche Meinung demſelben zur Laſt legt, nach Gebuͤhr zu erwägen, und dieſelben Elemente, aus denen die e ung des Hrn. Labbey de Pompieres hervorgegangen ·t,.
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rundlage ihres Beſchluſſes anzunehmen. Es ſcheint, daß jene Unterſuchung zu lebhaften Discuſſionen und ſehr ver⸗ ſchiedenen Meinungs⸗Aeußerungen Anlaß gegeben hat, und man glaubt, daß dee Bericht die Spuren davon an ſich tragen werde. Ein Theil der Mitglieder ſoll der Meinung geweſen ſeyn, iim Namen der Commiſſion einen ſtrengen Tadel uͤber die geſammten Handlungen des vorigen Miniſteriums auszuſpre⸗ chen, zugleich aber zu erklaͤren, daß der Anklage vor der Hand keine Folge zu geben ſey. Dieſe Meinung haͤtte, wie man behaupten will, Anfangs Eingang gefunden und wäre ſogar nahe daran geweſen, die Majoritaͤt fuͤr ſich zu gewin⸗ nen, wenn nicht einige Mitglieder ſich derſelben entſchieden widerſetzt und durch gewichtige Bemerkungen der Waagſchale einen andern Ausſchlag gegeben haͤtten. Dieſem zufolge wuͤrde nunmehr die Commiſſion durch das Organ ihres Be⸗ richterſtatters ihre Meinung dahin aͤußern: daß zur Inſtrui⸗ rung eines Prozeſſes gegen die vorigen Miniſter gegruͤndete Urſache vorhanden ſey.
Die mit der Peäfung des Geſetz⸗Entwurfes wegen der Dotation der Pairs⸗Kammer beauftragte Commiſſion hat den Baron Lepelletier d' Aulnay zu ihrem Verichterſtatter ge⸗ waͤhlt; man glaubt, daß dieſer ſeinen Bericht gleich nach der Beendigung der Berathungen uͤber das Ausgabe⸗Budget abſtatten werde.
In einem Privat⸗Schreiben aus Marſeille heißt es: „Von Seiten der Directoren der aufgehobenen kleinen geiſt⸗ lichen Schulen ſind Umlaufs⸗Schreiben an die Eltern der darin befindlichen Zöglinge gerichtet worden, worin man die⸗ ſelben auffordert, ihre Kinder vorläufig zuruͤck zu nehmen und ſie ſpaͤterhin nach der Schweiz und Piemont zu ſchicken, wohin die guten Vaͤter ſich zuruͤckziehen wuͤrden, um der Verfolgung zu entgehen. an hat bemerkt, daß jene Schreiben groͤßtentheils an die Muͤtter der Kinder gerichtet waren. Wenn uͤbrigens die Jeſuiten ſich anſchicken, ihr Heil anderswo zu verſuchen, ſo ſind dagegen die Kapuziner weit entfernt, das Feld zu raͤumen, und das hieſige Kapuzi⸗ ner⸗Kloſter hat ſich noch ganz kürzlich mit ſehr huͤbſchen jun⸗ gen Leuten rekrutirt.“
Eine Schauſpieler⸗Truppe, welche ungefähr aus 25 Mit⸗ beſteht, iſt im Begriffe, ſich am Bord des Schiffes ulalia in Marſeille nach Halty einzuſchiffen.
Die New⸗Yorker Zeitung erwaͤhnt einer ſonderbaren Thatſache: „In dem Augenblicke,“ ſagt dieſelbe, „wo wir
dieſe Zeilen ſchreiben, ladet ein Schiff, welches im Begriff
ſteht, nach Gibraltar unter Segel zu gehen, Malaga⸗Wein und Cacgo, waͤhrend ein anderes Schiff, welches kuͤrzlich aus Gibraltar angekommen iſt und mit jenem Bord an Bord liegt, Malaga und Cacao von dort gebracht hat.“ Großbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. (Nachtrag zu dem 12g Bericht uͤber die Sitzung des Unterhauſes am 11. uli.) Nachdem der Kanzler der Schatzkammer ſeine Rede eſchloſſen hatte, trug der Praͤſident des Ausſchuſſes olgende Reſolution vor: „Es iſt die Meinung des Aus⸗ ſchuſſes, daß, um die der Reglerung bewilligten Gelder zu decken, eine Summe von 3,012,650 Pfd. in Schatzkammer⸗ Scheinen ausgegeben werde, welche für das Jahr 1827 er⸗ hoben ſind und jetzt fuͤr den Dienſt von 1828 gebraucht wer⸗ den ſollen. — Darauf ſprach Herr Maberly wie folgt: Dies iſt das erſte Mal ſeit vielen Jahren, daß der Sin, king⸗Fonds von einem Miniſter fuͤr etwas Anderes ausgege⸗ ben wird, als wofuüͤr man ihn gewoͤhnlich haͤlt, das erſte Mal, daß ein Kanzler der Schatzkvmmer anerkannt hat, der
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Sinking⸗Fonds werde durch Anleihen geſchaffen und ſey eine Taͤuſchung. Ich freue mich, daß man endlich zu geſunder Vernunft und Redlichkeit gelangt iſt. Von Hrn. Pier bis zu 7 Canning hatte jeder Finanz⸗Miniſter die Taͤuſchun
im Gange erhalten, bis der Letztere endlich zugab, daß der Sinking⸗Fonds eine folche ſey. Der ſehr ehrenwerthe Hert (der Kanzler der Schatzkammer) hat dieſes Zugeſtaͤndniß noch verſtaͤrkt, indem er hinzufuͤgte: „jene Taͤuſchung ſolle nicht länger mehr dauern.“ Leider hat ſie, ſo lange ſie dauerte, dem Lande beiſpielloſen Schaden zugefuͤgt. Der Bericht des Finanz⸗Ausſchuſſes empſiehlt, daß nach dem 5. Januar 1829 — eine Reduction der unfundirten Schuld bis zum Betrage von 12 Millionen ſtatt finden ſolle, und, wenn ich des ſehr ehrenwerthen Herrn Aeußerungen richtig deute, ſo ſtimmt er damit uberein. Geſchieht dies, ſo werden wir die Circula⸗ tion der Noten bis zu jener Ausdehnung verringern und dann muͤſſen die Schatzkammer⸗Scheine fundirt oder aus dem Markte genommen werden. Es liegen einem ſolchen Vor⸗ haben bedeutende Schwierigkeiten im Wege, denen vorzubeu⸗ gen die Pflicht des Kanzlers der Schatzkammer iſt. Ich bin verſichert, derſelbe wird mit Klugheit und Vorſicht handeln, beſonders da er noch lange Zeit zur Vorbereitung auf die Gefahr hat. Das bis jetzt befolgte Syſtem hat das Land ſo ſehr zuruͤckgebracht, daß es ſich nicht einmal die Zeit des Friedens zu Nutze machen kann, um ſeine zerruͤtteten Huͤlfsquellen wieder in Stand zu ſetzen. Es iſt keine Frage, daß waͤhrend eines Krieges gar keine Reduction ſtatt finden koͤnne. Die Miniſter haben von Jahr zu Jahr ihre Lage verſchlimmert; trotz der Warnungen, welche von dieſer Seite des Hauſes an ſie ergangen ſind. Endlich findet man, daß meine Anſicht von der Sache die richtige war, und der ſehr ehrenwerthe Herr iſt im Begriff, die von mir ſchon längſt vorgeſchlagenen Maaßregeln anzunehmen. Wir ſollen jetzt eine Sinking⸗Fonds⸗Acte haben, und ohne Weilteres bloß den Ueberſchuß der Einnahme fuͤr die Tilgung der Schuld ver⸗ wenden. Aber fuͤr welchen Theil der finanziellen Verhält. niſſe ſoll jener Ueberſchuß gebraucht werden? Ich halte es fuͤr das Beſte wenn man die eine Haͤlfte deſſelben zur Ver⸗ ringerung der Schuld, die andere zur Reduction der Abgaben ⸗ Laſt anwendet. — Hr. Leyceſter freute ſich ſehr, daß man jenes ruhmvolle, oder vielmehr unruͤhmliche Stück Unſinn, den Sinking⸗Fonds, los werden ſollte. — Demnäͤchſt erhob ſich Hr. Hume. Fuͤnf Jahre ſchon, ſagte er, habe ich ge. aͤußert, das Syſtem, Anleihen zu machen, um den Sinking⸗ Fonds zu unterhalten, ſey irrig und ſchaͤdlich. Dies wurde mir aber geradezu abgelaͤugnet. Das Unterhaus berief den Finanz⸗Ausſchuß, um die Ausgaben des Landes während der letzten 10 Jahre zu unterſuͤchen, und derſelbe hat verſucht, die Finanzen von 1816 bis jetzt zu berechnen, um zu zeigen, wie große Verluſte uns der dauernde Sinking⸗Fonds zugefuͤgt hat. Es iſt Schade, daß der ſehr ehrenwerthe Herr (der Kanzler der Schatzkammer) ſeine Meinung uͤber den letzten Punkt nicht deut-⸗ lich ausgeſprochen hat. Jedoch iſt es ein Troſt, daß er uns Hoff nung gemacht hat, er werde die Uebel eines ſolchen Syſtems für die Zukunft vermeiden. Unter Herrn Pitt's Syſtem konnte nie eine andere Mehr⸗Einnahme ſtatt finden, als ſolche, die die Regierung ſich ſelbſt machte. Kein Staat kann durch den Handel mit ſeinen eigenen Sicherheiten gluͤcklich werden, b und dieſer iſt doch die Folge einer vollen Anwendung von Herrn Pitts Maaßregeln. Es wuͤrde eine wahre Wohlthat fuͤr das Land ſeyn, wenn wir, ſtatt mit unſern eigenen Si cherheiten zu handeln, einen reellen Ueberſchuß bewirkten und dieſen zur Ausloͤſchung der Schuld und Regierungs Laſten anwendeten. Seit einigen Jahren hat kein Kanzler der Schatzkammer ein Budget vorgetragen, welchem ich nicht widerſprochen haͤtte, indem ich immer meine Behauptung mit gewichtigen Documenten unterſtuͤtzte. Iſt mir jemals geantwortet worden? Nein, man laͤugnete bloß. Wußte man Documente gegen mich vorzuhringen? Niemals! Jetzt will ich, theils nach den vor dem eas⸗ abgege⸗ benen Zeugniſſen, theils nach eigenen Beobachtungen, die Verluſte angeben, welche der Sinking⸗Fonds ſeit dem Jahre 1816, ſeit welcher Zeit immer im Durchſchnitt ein jährlicher Ueberſchuß der Einnahme über die Ausgabe vorhanden war, dem Lande verurſacht hat. Der Ueberſchuß war hinreichend, alle Anleihen zu verhindern, wenn die Regierung nicht ohne Unterlaß jenem verderblichen Syſteme gefolgt wäͤre. Nach Bezahlung aller Ausgaben war vom 1. Jan. 1816 bis zum 1. Jan. 1828 ein Ueberſchuß von 35,000,000 Pfd. Hin ſichtlich der hieruͤber beigebrachten Papiere muß ich bemerken, daß ſich darin eine Summe von 29 Millionen findet, für die keine Rechenſchaft abgelegt worden iſt. Ich legte dies dem Finanz⸗Ausſchuſſe vor, der jedoch meine Einwendungen uͤberſtimmte und die Sache zu unterſuchen verweigerte. Was
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